Was ist der Grundgedanke des Behaviorismus in Bezug auf intervenierende Variablen?
Behaviorismus (Watson, Skinner) lehnt die Einführung nicht-beobachtbarer psychologischer oder physiologischer Variablen ab, da diese den Erklärungswert nicht erhöhen und Theorien verkomplizieren. Ziel ist die Vorhersage von Reaktionen auf Basis beobachtbarer Stimuli.
Was ist das Gegenargument nach Miller (1959) zur behavioristischen Sichtweise?
Die Berücksichtigung intervenierender Variablen (z. B. „Durst“) kann Theorien vereinfachen und verständlicher machen, indem sie innere Zustände als Erklärungsfaktor nutzen.
Was ist latentes Lernen?
Lernen, das ohne Verstärker erfolgt und dessen Ausdruck verstärkerabhängig ist. Es basiert auf kognitiven Prozessen wie Erwartungsbildung und dem Erstellen kognitiver Landkarten (Tolman, 1948).
Was versteht man unter „kognitiven Landkarten“?
Mentale Repräsentationen räumlicher Gegebenheiten, die es erlauben, flexibel alternative Wege zum Ziel zu wählen, anstatt nur feste Reiz-Reaktions-Ketten zu folgen.
Wie unterscheiden sich Lernen durch Einsicht und graduelles Lernen?
Beim Lernen durch Einsicht (Köhler, 1921) erfolgt die Problemlösung plötzlich nach einer Latenzphase („Aha-Moment“) durch Umstrukturierung der Wahrnehmung. Graduelles Lernen erfolgt schrittweise durch Versuch und Irrtum.
Wer ist der Begründer der sozialkognitiven Lerntheorie und was ist ihr Kerngedanke?
Albert Bandura; Menschen lernen durch Beobachtung anderer (Modelle) und übernehmen Verhaltensweisen, ohne sie selbst auszuführen.
Welche zwei Punkte unterscheiden Beobachtungslernen von reinem operanten Konditionieren?
Lernen kann ohne eigenes Verhalten und ohne direkte Rückmeldung erfolgen.
Es können komplexe Verhaltensmuster erlernt werden.
Welche vier Phasen beschreibt Bandura für das Lernen am Modell?
Aufmerksamkeit – Wahrnehmung des Modells.
Gedächtnisprozesse – Speicherung der Beobachtung.
Reproduktion – Fähigkeit, das Verhalten selbst auszuführen.
Motivation – Bereitschaft, das Verhalten zu zeigen, oft verstärkungsabhängig.
Was zeigte das Bobo-Doll-Experiment (Bandura et al., 1961)?
Kinder, die ein Modell für aggressives Verhalten belohnt sahen, zeigten später selbst häufiger aggressives Verhalten (stellvertretende Verstärkung). Bestrafung verringerte die Wahrscheinlichkeit aggressiven Verhaltens.
Was ist stellvertretende Verstärkung?
Der Lernende verändert sein Verhalten basierend auf den Konsequenzen, die ein anderes Individuum für ein Verhalten erhält.
Welche moderne Entdeckung unterstützt die Idee des Beobachtungslernens auf neurobiologischer Ebene?
Spiegelneuronen (Rizzolatti et al., 2002) – Nervenzellen, die sowohl bei der eigenen Handlung als auch beim Beobachten der Handlung eines anderen aktiv sind; wichtig für Imitation, Spracherwerb, Verhalten und Empathie.
Was ist implizites Lernen?
Lernprozess ohne explizite Instruktion zur zu erwerbenden Leistung; zeigt sich in Verhaltensänderungen, ohne dass der Lernende die zugrunde liegenden Regeln oder Zusammenhänge verbalisieren kann.
Was versteht man unter dem Lernen versteckter Kovariation?
Unbewusstes Erlernen einer Korrelation zwischen Merkmalen (z. B. Haarlänge und angenommene Freundlichkeit/Intelligenz), ohne dass diese Regel bewusst benannt werden kann.
Was zeigte Rebers Experiment zu künstlichen Grammatiken (1967)?
Personen können Buchstabenfolgen, die nach einer unbekannten Regel aufgebaut sind, später korrekt nach „grammatikalisch“ oder „nicht-grammatikalisch“ klassifizieren – über Zufallsniveau, ohne die Regel explizit angeben zu können.
Was ist die serielle Reaktionszeitaufgabe und was zeigt sie?
Aufgabe, bei der sich Reizfolgen wiederholen; Teilnehmer reagieren mit der Zeit schneller, obwohl ihnen die Regelhaftigkeit nicht bewusst ist. Unterbricht man die Sequenz mit Zufallsfolgen, verschlechtert sich die Leistung.
Welche zentrale Erkenntnis liefert die serielle Reaktionszeitaufgabe für das implizite Lernen?
Menschen können komplexe Sequenzen und Muster unbewusst erwerben und nutzen, selbst ohne bewusste Wahrnehmung der Regel.
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