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Antike Gattungstheorie

AG
by Adele G.

Platons Gattungstheorie

  1. Einleitung:

    • Die Frage betrifft die Unterscheidung und Einteilung der Dichterzeugnisse nach ihrem Gattungsbegriff.

    • Erste Überlegungen dazu stammen von Platon in seiner Politeia (um 390-370 v.Chr.).

  2. Platon’s Unterscheidung der Dichter:

    • Dichter sprechen entweder als sie selbst (diégesis), lassen andere sprechen (mímesis) oder mischen beides.

  3. Drei Arten von Dichtungen (laut Platon):

    • Dithyrambos: Dichter sprechen als sie selbst (erzählen).

    • Drama: Dichter lassen andere sprechen (nachahmende Darstellung, z.B. Tragödie und Komödie).

    • Epos: Mischung aus beiden (z.B. Ilias von Homer – teilweise Erzählung, teilweise Dialoge der Figuren).

  4. Bedeutung der Unterscheidung:

    • Diese Unterscheidung zwischen Erzählen und Nachahmung (tell vs. show) ist heute noch wichtig in der Erzähltheorie.

    • Sie beschreibt Verfahrensweisen innerhalb der Erzählkunst und ist weniger eine Grundlage für Gattungsdefinitionen.

  5. Missverständnis der modernen Gattungstrias:

    • Die Trennung von Lyrik, Drama und Epos basiert nicht direkt auf Platons Klassifikation.

    • Dithyrambos ist ebenfalls eine erzählende Dichtung, nicht nur eine hymnische Chorlyrik.

    • Lyrik als Gattung gibt es bei Platon nicht – er ordnet diese dem Gesang zu.

  6. Historische und moderne Perspektive:

    • Das moderne Verständnis von Lyrik ist oft auf gesungene Gedichte oder Songtexte ausgerichtet.

    • Platons Einteilung betrifft nur erzählerische Gattungen.

  7. Schlussfolgerung:

    • Gattungstrias Lyrik/Epik/Dramatik ist keine selbstverständliche Einteilung, sondern historisch gewachsen.

    • Andere Künste und Medien beeinflussen die Bestimmung von Gattungen.


Aristoteles

1. Platons Redekriterium 🧠

  • Platon's Kriterium: Ein systematisches Kriterium, das jedoch auf einem anderen Dichtungsbegriff beruht als unser heutiger.

  • Das Redekriterium wurde von Platon eingeführt, wird aber erst durch die Poetik des Aristoteles wirkmächtig.

2. Aristoteles' Poetik 📜 (ca. 335 v. Chr.)

  • Aristoteles definierte in seiner Poetik das Redekriterium weiter und schuf die erste große Gattungstheorie.

  • Aristoteles unterscheidet Dichtungen anhand dreier Kriterien:

    • Mittel der Nachahmung 🎭

    • Gegenstände der Nachahmung 👥

    • Modus der Nachahmung 🎤

3. Mittel der Nachahmung 🖌️

  • Nachahmung kann mit verschiedenen Mitteln erfolgen, ähnlich wie ein Maler Farben verwendet:

    • Rhythmus 🥁

    • Sprache 🗣️

    • Melodie 🎶

  • Beispiel: Flöten- und Zitherspiel nutzen Melodie und Rhythmus, während die Tanzkunst nur Rhythmusverwendet.

4. Gegenstände der Nachahmung 🌍

  • Aristoteles erklärt, dass die nachgeahmten Gegenstände immer „handelnde Menschen“ sind. Diese können:

    • Idealisiert (besser dargestellt) ✨

    • Realistisch (möglichst ähnlich) 🤔

    • Karikiert (schlechter dargestellt) 🤡

  • Diese Unterscheidung gilt nicht nur für Dichtkunst, sondern auch für Malerei und andere Künste.

5. Modus der Nachahmung 🎭

  • Aristoteles definiert drei mögliche Arten der Nachahmung:

    • Berichten (z. B. Homer als Erzähler) 📖

    • Erzählen in der Rolle eines anderen 🎭

    • Szenische Darstellung (alle Figuren sind handelnd) 🎬

  • Bei der Nachahmung durch Berichten kann der Erzähler:

    • Entweder in der Rolle eines anderen sprechen

    • Oder als er selbst berichten, wie im Dithyrambos (Lyrik).

6. Unterschiede zu Platon 🤔

  • Im Unterschied zu Platon reduziert Aristoteles die drei ursprünglichen Fälle auf zwei:

    • Drama: Figuren treten als handelnde Personen auf 🎭

    • Berichten/Erzählen: Erzählende Darstellungen durch den Dichter 📚

  • Lyrisches Sprechen wird bei Aristoteles nicht berücksichtigt – es gibt keine Theorie des lyrischen Sprechens 🎤❌.

Zusammenfassung 📚

  • Aristoteles’ Poetik führt eine spezifische Differenzierung von Nachahmung ein, die heute noch relevant ist für Literaturtheorie.

  • Wichtige Kategorien: Nachahmung durch Mittel, Gegenstände und Modus.

  • Die Gattungsbezeichnung für Werke, die nur Sprache verwenden, wie z. B. die Sokratischen Dialoge, wird von Aristoteles als zu unklar angesehen.


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Adele G.

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