Q: (Folie 6) Warum gilt die Wissenschaftsfreiheit in Forschung und Lehre in Deutschland als „Schutzschild“ für Forschende?
A: Sie schützt Forschende vor Fremdbestimmung, Zensur und politischer Instrumentalisierung – ähnlich wie Presse- oder Kunstfreiheit.
• Trotzdem müssen Gesetze, Werte und moralische Normen eingehalten werden
• Forschende sind verpflichtet, ethisch zu handeln
Q: (Folie 8) Welche zwei Aspekte von Ethik sind in der Psychologie besonders wichtig – und worum geht es jeweils?
Forschungsethik → Schutz der Würde & Wohlbefindens der Teilnehmenden
Wissenschaftsethik → Sicherstellen, dass Erkenntnisse regelkonform & überprüfbar sind Merke: Keine Menschen oder Tiere in unethischer Weise schädigen – keine Ergebnisse erfinden oder stehlen.
Q: (Folie 9) Was steht bei der Forschungsethik im Mittelpunkt?
A: Verantwortungsvoller Umgang mit Teilnehmenden:
• Schutz vor unnötiger Belastung oder Beeinträchtigung
• Würde & Wohlergehen wahren
• Vorab planen & dokumentieren, wie die Ethik eingehalten wird
• Oft Pflicht zur Prüfung durch eine Ethikkommission
Q: (Folie 10) Warum ist Forschungsethik ein Schutzmechanismus – und was war früher das Problem?
A: Ziel: Wissen vermehren, um das Leben zu verbessern – aber Teilnehmende dürfen nicht schlechter gestellt werden als vorher.
Früher fehlten verbindliche Standards → es kam zu schwer belastenden oder schädigenden Experimenten.
Q: (Folie 13) Was passierte im Little-Albert-Experiment – und warum ist es ethisch extrem kritisch?
A: Watson (1920) konditionierte einem 9 Monate alten Baby Angst an:
• Präsentation einer weißen Ratte + lautes Schlagen auf Eisenstange → Angst
• Nach Wiederholungen: Angst auch vor ähnlichen Reizen (Maske, Kaninchen)
Problem: Kind massiv belastet, keine Einwilligung, keine Entlastungsmaßnahmen.
Q: (Folie 15–18) Was wollte Milgram mit seinem Experiment herausfinden?
A: Wie weit gehorchen Menschen einer Autoritätsperson – auch wenn dies anderen schadet?
• Probanden glaubten, sie verabreichen steigende Elektroschocks (bis 450 V) an „Schüler“
• In Wirklichkeit: Schauspiel, keine echten Schocks
• Autorität (Versuchsleiter) nutzte nur verbale Aufforderungen – keine Gewalt
Q: (Folie 21–22) Was zeigte das Milgram-Experiment über Gehorsam?
A:
• 65 % der Teilnehmenden gingen bis zur „tödlichen“ Maximalspannung
• Schon geringe Autoritätssignale reichten, um Menschen zu potenziell tödlichem Verhalten zu bringen
• Kernaussage: Gehorsam kann moralisches Handeln überstimmen
Q: (Folie 24) Welche ethischen Probleme gab es beim Milgram-Experiment?
Psychische Belastung → Stress, Zittern, Stottern
Täuschung → falsche Rollenvergabe, vorgetäuschte Schocks & Reaktionen
Fehlende Transparenz → wahres Ziel nicht offengelegt
Q: (Folie 25) Was geschah in der „Monster-Studie“ (1939) – und was war das Ergebnis?
• 22 Waisenkinder: Gruppe 1 → positive Sprachtherapie, Gruppe 2 → ständige Kritik & Beschimpfung
• Ziel: Stottern künstlich erzeugen
• Folge: Viele Kinder in Gruppe 2 entwickelten lebenslange Sprachstörungen
• 2007: Entschädigung & öffentliche Entschuldigung
Q: (Folie 27) Was passierte in der Robber’s-Cave-Studie (1954)?
• Kinder in Sommercamp ohne Wissen, dass es ein Experiment ist
• Zwei Gruppen → manipulierte Wettkämpfe → Aggressionen
• Lösung: Gemeinsame Problemlösung (Wasserreparatur) → Spannungen lösten sich
Problem: Keine Einwilligung von Eltern & Kindern
Q: (Folie 28) Was lief schief im Stanford-Prison-Experiment (1971)?
• Studierende als „Wärter“ & „Gefangene“ in künstlichem Gefängnis
• Schnell extreme Rollenübernahme → Misshandlungen
• Mehrere Teilnehmer schwer belastet → Studie vorzeitig abgebrochen
Q: (Folie 29–35) Warum ist der Fall David Reimer eines der drastischsten Ethikbeispiele?
• Nach OP-Unfall als Baby → von Psychologe Dr. Money zu Mädchen umerzogen
• Diente als „Beweis“ für Theorie, dass Geschlecht rein kulturell geprägt ist
• Jahre der Täuschung und psychischen Belastung
• Später Rückumwandlung zu Mann → schwere Depression, Suizid mit 38
Q: (Folie 36–39) Worum ging es bei der Facebook-Studie (2014) zur „emotionalen Ansteckung“?
• 689.003 Nutzer – Newsfeeds wurden manipuliert: mehr positive oder mehr negative Posts
• Ergebnis: Stimmung der Nutzer passte sich an
Problem: Keine informierte Einwilligung, Nutzer wussten nicht von Teilnahme
(Folie 44–45) Was ist die „Deklaration von Helsinki“ – und warum ist sie auch für Psychologie wichtig?
• 1964 vom Weltärztebund (WMA) veröffentlicht
• Enthält 37 Regeln zu Forschung am Menschen
• Ursprünglich für Medizin, heute auch Standard in psychologischer Forschung
• Wird oft im Methodenteil wissenschaftlicher Studien erwähnt
Q: (Folie 46) Welche 8 ethischen Prinzipien gelten für psychologische Experimente?
Psychische & physische Unversehrtheit
Transparenz der Untersuchung
Vermeidung von Täuschung
Freiwilligkeit der Teilnahme
Vertraulichkeit wahren
Aufklärung nach dem Experiment
Einverständniserklärung unterschreiben
Genehmigung durch Ethikkommission
Q: (Folie 47–48) Prinzip 1: Wann ist psychische & physische Unversehrtheit gewährleistet – und wann nicht?
✅ OK: kurze Stressaufgaben, harmlose Fragen (wie im Alltag)
❌ Nicht OK: Trauma-auslösende Reize, körperliche Risiken ohne Not
Merke: Belastung darf nicht größer sein als Alltagsstress
Q: (Folie 49–52) Prinzip 2: Was bedeutet Transparenz der Untersuchung?
• Probanden müssen wissen: Was passiert? Warum?
• Info über Zweck, Dauer, Risiken, Datenschutz, Entschädigung
• Umsetzung: Probandeninformation vor Teilnahme
• Muss Recht auf Abbruch enthalten
Q: (Folie 53) Prinzip 3: Warum soll Täuschung vermieden werden?
• Täuschung kann Selbstwert beeinträchtigen
• Beispiel: falsches Thema angeben (Konzentration statt Psychopathie)
• Nur zulässig, wenn keine andere Methode möglich & wissenschaftlicher Wert hoch
Q: (Folie 54–55) Sonderfall: Wann ist Täuschung in Forschung erlaubt?
Kein Risiko für Teilnehmende
Keine alternative Methodik
Hoher wissenschaftlicher Nutzen
Detaillierte Aufklärung danach Beispiel: Flirtverhalten beobachten ohne Vorwarnung
Q: (Folie 56) Prinzip 4: Was bedeutet Freiwilligkeit der Teilnahme?
• Keine Teilnahme unter Zwang oder Druck
• Achtung bei Abhängigkeiten (Gefängnis, Klinik, Vorgesetzte)
Q: (Folie 57–58) Prinzip 5: Wie wird Vertraulichkeit gesichert?
• Datenschutz: Ergebnisse anonymisieren (Zahlencode statt Name)
• Keine Rückschlüsse auf Person in Veröffentlichungen
• Keine Weitergabe ohne Erlaubnis
Q: (Folie 59) Prinzip 6: Was gehört zur Aufklärung nach dem Experiment?
• Täuschungen offenlegen
• Entschädigungen/VPN-Stunden auszahlen
• Möglichkeit für Fragen & Ergebnisbericht anbieten
Q: (Folie 60–62) Prinzip 7: Was ist eine informierte Einverständniserklärung?
• Schriftliche Zustimmung nach vollständiger Aufklärung
• Enthält: Ziele, Methoden, Risiken, Datenschutz
• Ausnahme: risikolose, non-reaktive Methoden (z.B. öffentliche Beobachtung)
Q: (Folie 63–64) Prinzip 8: Was macht die Ethikkommission?
• Prüft Studien mit mehr als minimalem Risiko
• Erfordert: Ethikantrag + Probandeninformation + Einverständniserklärung
• Positives Votum = Durchführung erlaubt, negatives = Überarbeitung nötig
Q: (Folie 78) Welche Dokumente brauchst du für einen Ethikantrag an der MSH?
Ethikantrag
Probandeninformation
Einverständniserklärung (+ ggf. weitere Anhänge)
Q: (Folie 87) Welche 9 Infos muss die Probandeninformation enthalten?
Zweck der Studie
Ablauf & Dauer
Datenschutz
Mögliche Risiken
Gründe für Abbruch
Nutzen für TN/Allgemeinheit
Regelungen bei vorzeitigem Ausstieg
Versicherung während Teilnahme
Kontakt für Fragen
Q: (Folie 89) Was steht typischerweise in einer Einverständniserklärung?
• Zustimmung zur Datenerhebung & -verarbeitung (pseudonymisiert)
• Veröffentlichung nur in anonymisierter Form
• [Optional] Zustimmung zu Materialentnahme (Blut, Gewebe) & Lagerung
• [Optional] Zustimmung zur Datenweitergabe in anonymisierter Form
Q: (Folie 90–91) Datenschutz: Was ist Anonymisieren vs. Pseudonymisieren?
• Anonymisieren → Daten so verändern, dass Person nicht identifizierbar ist (außer mit unverhältnismäßig großem Aufwand)
• Pseudonymisieren → Name durch Kennzeichen ersetzen, um Identifizierung stark zu erschweren
Q: (Folie 93) Wie gehst du mit psychisch belasteten Teilnehmenden um?
• Belastende Inhalte vorher klar ankündigen
• Bei Vor-Ort-Tests: auf professionelle Hilfe verweisen, Notfallnummern geben
• Bei Online-Umfragen: Handlungsempfehlung & Hilfskontakte bereitstellen
• Bei akuter Gefahr: 112/110 anrufen
Q: (Folie 94) Beispiel für Handlungsempfehlung in Online-Umfragen, falls Vpn belastet?
Telefonseelsorge – anonym, kostenlos, 24/7 erreichbar:
• 0800 111 0 111
• 0800 111 0 222
• www.telefonseelsorge.de
Q: (Folie 97) Was ist der Unterschied zwischen Forschungsethik und Wissenschaftsethik?
• Forschungsethik → Schutz von Teilnehmenden bei Datenerhebung
• Wissenschaftsethik → Regeln guter wissenschaftlicher Praxis, um Fehlverhalten zu verhindern – gilt für alle Publikationen, auch ohne Datenerhebung
Q: (Folie 99) Welche 5 Regeln guter wissenschaftlicher Praxis nennt die DFG?
Arbeiten nach den Regeln der Wissenschaft
Kritische Reflexion aller Ergebnisse
Sicherung von Primärdaten
Korrekte Zitationen & Autorenschaft
Keine Sabotage von Forschungstätigkeiten
Q: (Folie 100) Was bedeutet „Arbeiten nach den Regeln der Wissenschaft“?
• Methoden = aktuell & wissenschaftlich fundiert
• Einhaltung von Testgütekriterien (Objektivität, Reliabilität, Validität)
• Unsaubere Forschung = unethisch → falsche Ergebnisse & Ressourcenverschwendung
• Schwerster Verstoß: Datenfälschung
Q: (Folie 107–110) Was ist der wichtigste Mechanismus zur Qualitätssicherung wissenschaftlicher Ergebnisse?
A: Peer-Review → Begutachtung durch Fachkolleg*innen
• Formen: Open, Blind, Double Blind
• Ziele: Fehler vermeiden, Überinterpretation verhindern
• Ethik im Review: Keine Befangenheit, sachlich bleiben, Zeit nehmen, Expertise haben, Vertraulichkeit wahren
Q: (Folie 111) Wie lange müssen Primärdaten in Deutschland mindestens aufbewahrt werden – und warum?
• 10 Jahre
• Zweck: Nachvollziehbarkeit, Aufdeckung von Fälschungen, Qualitätssicherung
• Speicherung an der Forschungseinrichtung, Datenschutz beachten
Q: (Folie 112) Was gilt bei Zitaten und Autorenschaft als ethischer Standard?
• Alle Quellen korrekt kennzeichnen (z.B. APA-Style)
• Kein Plagiat (Text, Übersetzung, Bild, Ideen)
• Autorschaft nur bei maßgeblichem Beitrag – keine Gefälligkeitsautoren, keine Auslassung von Mitwirkenden
Q: (Folie 113) Was fällt unter „Sabotage“ in der Wissenschaft?
• Beschädigung, Zerstörung oder Manipulation von Geräten, Unterlagen, Software
• Ziel: Arbeit anderer Forschender behindern oder unmöglich machen
Q: (Folie 114–116) Wofür ist der Sozialpsychologe Diederik Stapel berüchtigt?
• Mindestens 50 Fälle von Datenmanipulation & -erfindung
• Publizierte spektakuläre, aber gefälschte Ergebnisse (z.B. Müll erhöht Vorurteile)
• Folge: 58 Artikel zurückgezogen, Entlassung, gerichtliche Auflagen
• Selbst Biografie darüber enthielt Plagiate
Q: (Folie 105–106) Warum ist der Einsatz von ChatGPT-generierten Quellen wissenschaftsethisch problematisch?
• KI kann fiktive Literaturangaben erfinden
• Keine echte Datenbankabfrage → führt zu fehlerhaften Zitaten
• Ergebnis: Ablehnung von Artikeln oder Durchfallen bei Abschlussarbeiten
Q: (Folie 121) Wie kann man Verstöße gegen Wissenschaftsethik verhindern?
• Mehr Transparenz bei Daten & Analysen
• Offenlegung von Rohdaten & Methoden (Open Science)
• Stärkung von Peer-Review & Replikationsstudien
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