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Altklausuren

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by Cathérine C.

Erläutern Sie zunächst die drei struktur- und erkenntnisgeschichtlichen Eckpfeiler („Revolutionen“) der Moderne nach Müller. Erläutern Sie daraufhin, was Beck unter der „Zweiten Moderne“ versteht. Nehmen Sie Stellung zu der Frage, ob man auch beim Übergang von der Ersten zur Zweiten Moderne von einer „Großen Transformation“ im Sinne Polanyis sprechen kann. Begründen Sie Ihre Antwort. (SoSe23, WS24/25)

Beginnend mit der ökonomischen Revolution in England in 1750, wurden Produktions- und Lebensverhältnisse der Menschen grundlegend verändert.


Daraufhin folgte die Politische Revolution in Frankreich in 1789, bei der die Monarchie abgeschafft, demokratische Staatsfunktionen etabliert und die Gleichheit vor Gesetz durch Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit gefordert wurde.


Abschließend mit der in Deutschland stattfindenden Kulturellen Revolution, bei dem der Mensch als Individuum ins Zentrum rückte und Prozesse der Individualisierung, Durchsetzung eigener Interessen, eigener Rechte und eigener Lebensvorstellungen zentral waren. Wissenschaft wurde elementar und der gesellschaftliche Fokus wanderte zu expressiven Ebenen wie Kunst und Bildung


Ulrich Beck verstand unter der zweiten Moderne eine reflexive Moderne der von ihm diagnostizierten Risikogesellschaft. Menschen waren erstmals dazu in der Lage die von sich selbst produzierten Risiken, wie Umweltschäden durch ökonomisiertes Verhalten, reflexiv zu erkennen und anzunehmen.


Polanyi definierte die große Transformation als maßgebliche strukturverändernde Transformationsprozesse, die tiefgreifende Veränderungen vornehmen. Daher kann man nicht von einer großen Transformation sprechen, da durch bestehende funktional Differenzierte Teilsysteme keine Verantwort für die erkannten Probleme übernommen wird und somit die große Transformation ausbleibt. Die Teilsysteme gehen stattdessen in einen Teufelskreis der Unverantwortlichkeit und Nicht-Zuständigkeit.

Erläutern Sie zunächst Durkheims analytisches Verständnis von Religion und Webers Einschätzung der gesellschaftlichen Bedeutung von Religion in modernen okzidentalen Gesellschaften. Beschreiben Sie sodann ein zeitgenössisches Phänomen aus dem religiösen Feld, das Sie selbst schon einmal beobachtet haben. Deuten Sie dieses Phänomen vergleichend aus der Perspektive Durkheims und Webers. (WS22/23, WS23/24)

Durkheim konstituiert, dass Religion nicht im Individuum in Form eines individuellen Glaubensbekenntnisses entsteht, sondern als Ausdruck und Spiegel der Gesellschaft durch das kollektive Leben. Religion ist für ihn eine moralische Gemeinschaft von Gläubigen und unterteilt die Welt in 2 Bereiche: Heiliges, als etwas Abgesondertes, Tabuisiertes, was durch Verbote geschützt wird und Profanes, der alltägliche Bereich, welche Distanz zu den Heiligtümern halten müssen. Die religiöse Überzeugung ist die Vorstellung darüber, was heilig und was profan ist, welche dann durch Riten, sogenannten Handlungsregeln befolgt wird.

Somit ist Religion nach Durkheim ein soziales Phänomen, das verschiedene Funktionen vorweist. Denken und Wissen sind nach Durkheim sozial geprägt und Religion stellt eine Grundkategorie des Denkens dar. Sie bietet Deutungsmuster und Klassifikationen, durch die Menschen ihre Welt verstehen. Dabei ist Religion sowohl ein Denksystem (kognitiv) als auch ein Symbolsystem (ästhetisch). Auf makrosozialer Ebene wirkt Religion integrativ, stärkt den Zusammenhalt und ist Pol kollektiver Erregung. Auf mikrosozialer Ebene ist Religion sinnstiftend, fördert Disziplin, Kraft und hilft bei der Bewältigung schwieriger Emotionen, Situationen.

Max Weber hingegen beobachtet, dass internalisierte Werte der (vor allem protestantischen) Religion, wie Berufsethos, Selbstdisziplin und innerweltliche Askese zu einer Rationalisierung des eigenen Handelns führen, welche er als historischen Motor der Modernisierung bezeichnet und den modernen Kapitalismus begünstigt. Er sieht also einen Einfluss des individuellen Glaubens auf die Gesellschaft.

Ein aktuelles Beispiel aus dem religiösen Feld wären die Missionare der Mormonen, indem sie im öffentlichen Raum Menschen ansprechen oder Hausbesuche machen. Aus Durkheims Perspektive ist das Missionieren ein religiöses Ritual, das zeigt, was für die Gemeinschaft heilig ist, die Grenzen zwischen heilig und profan markiert und die kollektive Identität stärkt. Zugleich stiftet es Integration und bindet die Mitglieder enger zusammen, was zu einem Moment der kollektiven Erregung führt.

Aus Webers Perspektive zeigt sich hier die Bedeutung des individuellen Glaubens für gesellschaftliches Handeln: Die Missionierenden folgen einer streng rationalisierten Praxis, die wie ein Beruf organisiert ist. Durch Selbstdisziplin und Askese wird das religiöse Ethos in konkretes Handeln umgesetzt, was an Webers Analyse der protestantischen Arbeitsethik erinnert.

Erläutern Sie zunächst anhand eines Beispiels, was Weber unter sozialem Handeln versteht. Entwickeln Sie daraufhin ein Beispiel, anhand dessen Sie die vier Merkmale sozialer Tatbestände nach Durkheim erläutern. Diskutieren Sie anschließend, wo sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Konzepte des sozialen Handelns und der sozialen Tatbestände sehen. (SoSe23)

Nach Weber ist ein Handeln sozial, wenn es am Verhalten anderer orientiert ist und dessen Sinn sich auf Andere bezieht. Wenn beispielsweise jemand Geld an eine Obdachlosenunterkunft spendet, handelt diese Person sozial, da sie gezielt auf andere Menschen bezogen handelt. Je nach Motivation, kann dies zweckrational (man hat Geld übrig und möchte dies umverteilen), wertrational (man versteht die prekäre Lage dieser Menschen und möchte ethisch handeln), affektuell (man sieht einen Obdachlosen und hat Mitleid) oder traditional (weil es in der Familie oder auch Gesellschaft üblich ist) sein.


Durkheim definiert einen sozialen Tatbestand (fait social) durch folgende vier Merkmale, die ich am Beispiel der Begrüßungsform des Händeschüttelns darstellen möchte: Soziale Tatbestände sich äußerlich, das heißt nicht angeboren, man erlernt sie durch Erziehung, oder Sozialisation. Ein Baby kommt nicht händeschüttelnd zur Welt. Jeder Tatbestand beinhaltet einen sozialen Zwang, wenn man dieser Konformität der Begrüßung nicht nachkommt, muss man mit Ablehnung oder Missbilligung rechnen, da Menschen einen als unfreundlich und ablehnend lesen würden. Des weiteren sind Tatbestände allgemein, dh. In der Gesellschaft weitverbreitet und sie sind unabhängig vom Verhalten anderer. Das bedeutet, dass man Menschen grüßt, unabhängig davon ob diese einen zuerst grüßen.

Beide Ansätze beschreiben, weshalb sich Menschen in einer gewissen Art und Weise innerhalb der Gesellschaft verhalten. Weber geht dabei eher subjektivistisch vor, indem er intrinsische Motivationen in den Vordergrund stellt, Durkheim hat eine objektivistische Perspektive, bei der die Umwelt maßgeblich Einfluss auf das Handeln der Menschen nimmt.

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Cathérine C.

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