(Folie 6) Welche Hauptunterschiede gibt es zwischen „heiße“ und „kalte“ Gewalt?
Heiße Gewalt (Hot Violence, Soziopath):
Reaktiv & defensiv → fühlt sich bedroht
Hoch emotional → impulsive Aggression
Spontane, unkontrollierte Wutreaktion
Kalte Gewalt (Cold Violence, Psychopath):
Proaktiv & instrumentell → verfolgt Ziel (z. B. Geld)
Geplant & emotionslos → Opfer wird kalkuliert geopfert
(Folie 7) Warum gilt Antonio Bustamente als Beispiel für „heiße Gewalt“?
1986 Einbruch → vom Bewohner überrascht
Reaktion: Wut & Totschlag → impulsiv, ohne Nachdenken
Festnahme: noch mit blutverschmierten Fingern beim Einlösen der Schecks
👉 Typisch: spontane, hyperemotionale Gewalt
(Folie 7) Woran erkennt man beim Videobeispiel den Psychopathen als Fall von „kalter Gewalt“?
In Therapie → angebliche Reue über Kindesmissbrauch
Im Tagebuch → Fantasien von Abschlachten
Psychotherapeut als „dummer Idiot“ verspottet
Verhalten: emotionslos, eiskalt, kontrolliert
(Folie 9) Welche zwei Gehirnareale sind bei Gewalttätern besonders wichtig?
Präfrontaler Kortex (PFC):
Handlungsplanung
Verhaltenskontrolle
Emotionskontrolle
Problemlösen
Amygdala: •
Teil des limbischen Systems
Verarbeitung von Emotionen, v. a. Angst & Wut
(Folie 10) Wie prüften Raine et al. (1997), ob der PFC bei Gewalt eine Rolle spielt?
Aufgabe: Taste drücken, wenn „0“ auf dem Bildschirm erscheint • Sehr monoton (alle 3–6 sec eine Null) → erfordert Kontrolle & Ausdauer
Messung: PET-Scanner → Aktivierung im PFC sichtbar
Idee: Gewalt hängt mit verminderter Kontrollfähigkeit zusammen
(Folie 11) Wie testeten Contreras-Rodriguez et al. (2014), ob die Amygdala bei Gewalt relevant ist?
Aufgabe: Betrachten emotionaler Gesichtsausdrücke
Ergebnis: Amygdala reagiert besonders stark auf Angst- und Wut-Gesichter
Messung: PET oder fMRT → Aktivierungsmuster sichtbar
(Folie 12) Welche Gehirnaktivierungen zeigen Soziopathen (Hot Violence)?
PFC: weniger aktiv → schwache Kontrolle
Amygdala: stärker aktiv → übermäßige Emotionen
Folge: Emotionen „sprudeln“ unkontrolliert hoch
(Folie 13) Welche Gehirnaktivierungen zeigen Psychopathen (Cold Violence)?
PFC: stärker aktiv → hohe Kontrolle
Amygdala: schwächer aktiv → kaum Emotionen
Folge: emotionsloses, hochkontrolliertes Verhalten
(Folie 14–15) Zeigen alle Gewalttäter dieselben Gehirnschäden?
Nein → Läsionen in verschiedenen Regionen
Darby et al. (2018): 40 Verbrecher, sehr unterschiedliche Schäden
Gemeinsame Vermutung: Areale gehören zum „moralischen Netzwerk“ des Gehirns
(Folie 15–16) Wie zeigt das Trolley-Problem, welche Gehirnareale moralische Entscheidungen steuern?
Option 1: Vermeidung, andere direkt zu verletzen → Aktiviert PFC & anterioren Temporalkortex
**Option 2: Nützlichkeitserwägung („1 statt 5“) ** → Aktiviert Sulcus intraparietalis
(Folie 17) Was bedeutet das für Gewalttäter mit Gehirnläsionen?
Läsionen oft im PFC & anterioren Temporalkortex
Genau die Areale, die für „Vermeidung andere direkt zu verletzen“ nötig sind
Folge: niedrigere Hemmschwelle, direkt Gewalt anzuwenden
(Folie 19) Welche Faktoren können den Präfrontalen Kortex (PFC) schädigen?
Physische Einwirkungen:
Kopftrauma (Unfall, Sport, Misshandlung)
Schütteltrauma bei Säuglingen
Gehirnquetschung & Blutungen → Nervenzellen zerstört
Psychische Einwirkungen:
Vernachlässigung & Missbrauch → chronischer Stress
Dauerstress → Abbau von PFC-Neuronen
Weitere Ursachen: •
Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft → gestörtes Gehirnwachstum
Epigenetische / genetische Faktoren → seltene Vererbung von Wachstumsstörungen
(Folie 20–21) Welche Rolle spielt die Kindheit bei der Entstehung psychopathischen Verhaltens?
Neurobiologe Gerhard Roth: → „Ursachen liegen in Misshandlung, Trauma, Vernachlässigung in der Kindheit“
Frühkindliche Erfahrungen prägen die Stress- und Emotionsregulation → erhöhen Risiko für Gewalt
(Folie 22) Bedeutet eine PFC-Unterfunktion automatisch, dass jemand ein Gewalttäter wird?
Nein. Beispiel: Prof. Adrian Raine • Sein Gehirn zeigt PFC-Unterfunktion wie bei einem Hot-Violence-Täter • Er ist trotzdem kein Mörder
Schlussfolgerung: Biologische Voraussetzungen ≠ zwangsläufige Gewalt
(Folie 23) Welche biologischen Indikatoren gibt es für Gewaltbereitschaft?
Hinweise:
Schäden im PFC und/oder in der Amygdala
Störungen im moralischen Netzwerk
Genetische Anlagen für Gewalt
Aber:
Wirken nur als Vorbedeutung, nicht zwingend → Umwelt entscheidet mit
Positive Einflüsse (z. B. liebevolle Eltern) → Risiko sinkt
Negative Einflüsse (z. B. Missbrauch, Vernachlässigung) → Risiko steigt
(Folie 25–26) Was sagt die forensische Psychiaterin Nahlah Saimeh über die Therapie von Sexualstraftätern?
Täter wie „Herr Müller“ werden nie Gewalt als falsch empfinden
Gewalt bleibt für sie reizvoll
Therapieansatz: Täter lernt, seine Impulse selbst streng zu kontrollieren → Vergleichbar mit einem Alkoholiker, der dauerhaft nicht trinken darf
Wichtig: bleibt lebenslange Gefahr
(Folie 27) Wie wirkt das Antidepressivum Fluoxetin (SSRI) bei Gewalt-Therapie?
Wirkung:
Blockiert Wiederaufnahme von Serotonin
Serotonin bleibt länger im synaptischen Spalt → bessere Signalübertragung
Studie (George et al., 2011):
Alkoholabhängige Gewalttäter → 12 Wochen Therapie
Gruppe 1: Fluoxetin + Verhaltenstherapie
Gruppe 2: Placebo + Verhaltenstherapie
(Folie 28) Welche Effekte zeigte die Kombination aus Fluoxetin + Verhaltenstherapie?
Weniger Reizbarkeit bei gewalttätigen Männern
Stärkere Abnahme der Gewalt gegenüber Partnern & Familie
Fazit: Erhöhter Serotoninspiegel = weniger Aggression
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