Was bedeutet Usability Engineering?
einen Prozess zu gestalten, der die Erkenntnisse aus MCK in den Entwicklungsprozess einfließen lässt
Die Gebrauchstauglichkeit wird parallel zum Software Engineering berücksichtigt
Der Benutzer muss in den Entwicklungsprozess einbezogen werden
Dies bedeutet nicht, dass der Benutzer bestimmt, welche Funktionalitäten erstellt werden (User dictated), sondern, dass der Benutzer beobachtet, befragt etc. wird und dann das Entwicklungsteam bestimmt, was das System beinhaltet
Dabei sind die Ziele des Managements oft hoch und die Ressourcen gering
Begriff: Engineering
Die strukturierte, methodische, prozess- und phasenorientierte Vorgehensweise
Das Phasenmodell nach Sarodnick und Brau
Analyse der Arbeit und des Arbeitsumfeldes
Analyse der Benutzgruppen
Bestimmung der Anforderungen
Entscheidung über Funktionalität und Ableitung eines Handlungs- und Bedienungskonzeptes
Entwicklungsbegleitende Evaluation und Verbesserung des Systems
Einführung und Schulung
Weiterentwicklung
Anschließend werden diese 7 Schritte in 4 Phasen verdichtet und innerhalb jeder Phase wir iterativ vorgegangen!
Die 4 Phasen
Analysephase
Konzeptphase
Entwicklungsphase
Einführungsphase
Arbeitsschritte der Analysephase
Arbeits-, Prozess- und Systemanalyse (Datenerhebung)
Erhebung von Nutzeranforderung
Arbeits-, Prozess-, und Systemanalyse
Ermitteln der Arbeitsaufgabe
Ermitteln der Arbeitsanforderungen
Ermitteln der Arbeitsprozesse
Ermitteln der Systemlandschaft
Ermitteln der Arbeitsbedingungen
Fragestellungen und Vorgehen in der Analysephase
Wer sind die Benutzer des Produkts? (Bestimmung der Benutzergruppen und Zielmärkte, Fähigkeiten, Erfahrungen, Branchenspezifika, Kulturkreis)
Welche Arbeitsaufgaben fallen in dem Einsatzbereich an?
Welche Aufgaben führen die Benutzer mit dem Produkt tatsächlich durch?
Welches Wissen wird für die Aufgaben benötigt?
Wie häufig werden welche Aufgaben durchgeführt? (Unterscheidung von Routineaufgaben und seltenen Aufgaben, Unterteilung in einfache und komplexe Aufgaben)
Wie werden die Aufgaben bearbeitet?
Unter welchen Zeitvorgaben müssen welche Aufgaben durchgeführt werden? (Klassifizierung der Aufgaben hinsichtlich Dringlichkeit, zeitlicher Abhängigkeit untereinander, Zielzeiten)
Welches Wissen benötigen die Benutzer, um ihre Aufgabe zu bewältigen? (Schulungen, Zugangsrechte)
Wie sind die Aufgaben miteinander verknüpft?
In welcher tatsächlichen Umgebung wird das Produkt genutzt? (Umgebung beschreiben: Labor, Büro, mobil; Umgebungsverhältnisse beschreiben: Licht, Lärm, Ablenkung)
Wie stellt sich der Datenzugriff für den Benutzer dar? (Ein oder mehrere Arbeitsplätze, verschiedene Ein- oder Ausgabegeräte, z.B. anderer Druck an anderem Arbeitsplatz, mobile Anbindung etc.)
Welche weiteren Produkte und Hilfsmittel verwendet der Benutzer? (Mappen, Ordner, Karteikarten, Abgleich mit Handy, Datenauslagerung auf DVD, Datenversand mittels E-Mail)
Wenn es mehrere Benutzer gibt wie kommunizieren diese untereinander? (Wer kommuniziert wann mit wem und welche Daten über welche technischen Hilfsmittel werden dabei ausgetauscht? Gibt es vorgegebene Kommunikationswege und werden diese manchmal umgangen? Wenn ja, wie und warum?)
Wie ist das Vorgehen im Fehlerfall bzw. bei Zwischenfällen (Was sind Fehler- oder Zwischenfälle für den Benutzer und wer wird wie benachrichtigt?)
Welche Ausnahmen oder Komplikationen sind denkbar?
Welche Hard- und Software wird derzeit eingesetzt?
Manchen Sie einen Vorschlag, wie man vorgehen könnte, um die Fragestellungen beantwortet zu bekommen.
Da wir am Anfang der Analysephase ja noch zu wenig Wissen über die Benutzer haben, kann beispielsweise die Befragung von Mitarbeitern erfolgen, die Kontakt zu den Benutzern haben.
Wie war „Gebrauchstauglichkeit“ definiert und was haben diese Fragen mit der Gebrauchstauglichkeit zu tun?
Gebrauchstauglichkeit ist das Ausmaß, in dem ein Produkt durch bestimmte Benutzer in einem bestimmten Nutzungskontext genutzt werden kann, um bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufrieden stellend zu erreichen.
Die Fragen ermitteln den Nutzungskontext und geben Informationen über den Benutzer und seine Aufgaben und Ziele. Sie sind somit die Ausgangsbasis für die Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit.
Wie sollten nun die Ergebnisse aus den Fragestellungen aufbereitet werden?
Um die Benutzer plastisch darzustellen, sollten Personas erarbeitet werden
Die Prozesse, die einzelnen Arbeitsaufgaben und die damit verbundenen Randbedingungen sollten möglichst grafisch aufbereitet werden
Im einfachsten Fall können sie an einer Tafel die Grafiken der Prozesse skizzieren und abfotografieren
Grafiken haben den großen Vorteil, dass sie Informationen kompakter wiedergeben und viel häufiger beachtet werden als reine Texte
Ergebnisverwertung
Die umsetzbaren Ergebnisse sollen alle direkt strukturiert in die Konzeptionsphase einfließen
Ergebnisse die aus der Analysephase gewonnen werden können
Protokoll, Personas und grafische Darstellung der Prozesse
Wie viele unterschiedliche Einsatz- und Verwendungszwecke sind in den zukünftigen Phasen zu berücksichtigen?
Wie viele verschiedene Benutzerklassen (Anfänger, Gelegenheitsbenutzer etc.) müssen in den zukünftigen Phasen in die Evaluation mit einbezogen werden?
Ist eine internationale Benutzeranalyse sinnvoll? Wie viele unterschiedliche Sprachen und Kulturkreise sind in die weiteren Evaluationen einzubeziehen?
Arbeitsschritte der Konzeptphase
Arbeitsgestaltung und Prozessdefinition
Entscheidung über Systemfunktionalitäten
Konzepterstellung
Es wird entschieden, welche Prozesse und Arbeitsschritte wie abgebildet werden und wie das Gesamtsystem im Groben funktionieren soll!
Woraus besteht das interdisziplinäre Team in der Konzeptphase
Usability-Experten
Arbeitsgestaltern
Organisationsentwicklern
Systemdesignern
Fragestellungen und Vorgehen in der Konzeptphase
Welche Interaktionsmöglichkeiten gibt es für die häufigsten Aufgaben?
Welche Interaktionsmöglichkeiten werden für nicht so häufig benutzte Aufgaben daraus abgeleitet?
Wie sehen die Abhängigkeiten zu anderen Aufgaben aus?
Wann liegen dem Benutzer welche fachlichen Informationen vor und reichen diese in der Praxis aus den Arbeitsergebnissen zu erstellen
Mit welchen Metaphern soll gearbeitet werden?
Welche Möglichkeiten gibt es, die Prozesse und Workflows für die Benutzer eindeutig abzubilden?
Wie werden spätere „Add-Ons“ oder „Module“ eingebunden?
1. Arbeitsschritt der Konzeptphase: Arbeitsgestaltung und Prozessdefinition
technische Innovationen sollen berücksichtigt werden, die zur Erlangung der bestmöglichen Gebrauchstauglichkeit der gewünschten Arbeitsabläufe und Prozesse führen.
Es werden prinzipielle Alternativen überlegt und beispielweise Fokusgruppen mit Benutzern besprochen
Es geht hier somit nicht um das genaue Aussehen oder den einzelnen Funktionsumfang, sondern um das „Große und Ganze“
Auch in der Konzeptphase sind die Benutzer mit einzubeziehen! -> Rückmeldung von Benutzern aus der Analysephase
2. Arbeitsschritt der Konzeptphase: Entscheidung über Systemfunktionalität
Spezifikation der einzelnen Funktionalitäten und deren Interaktionsfähigkeiten, die für den Prozess benötigt werden
Bei der Entscheidung über die Systemfunktionalitäten kann es vorkommen, dass bisher nicht berücksichtigte Fragestellungen aufgeworfen werden -> Rücksprung in die Analysephase und eine erneute Analyse der offenen Fragestellungen
3. Arbeitsschritt der Konzeptphase: Konzepterstellung
Als Ergebnis der Konzepterstellung liegen die Funktionalitäten und Interaktionselemente fest -> das visuelle Rohkonzept entsteht (es ist die erste Version eines Papier-Prototyps oder auch mehreren Papier-Prototypen)
Die Funktionalitäten liegen fest, die Aufgabengestaltung liegt fest
Fortgeschrittenes Vorgehen in der Konzeptphase
Als Methoden der Usability-Evaluation bieten sich an: Fokusgruppen, Card-Sorting und Zukunftswerkstätten
Wichtig ist auch die Betrachtung, wie sich die Prozesse und Kommunikationsstrukturen nach Einführung der Software vermutlich ändern werden.
Welche Änderungen ergeben sich in der Kommunikation und den Prozessen nach Einführung des Systems?
Wie ändert sich der Arbeitsplatz nach Einführung des neuen Systems?
Welche neu erzeugten Informationen und Arbeitsergebnisse werden wie verteilt?
Grafische und funktionale Umsetzung
Entwicklung von mehreren alternativen Prototypen (Photoshop-Prototypen oder direkt die Oberflächenprogrammierung von Prototypen (z.B. HTML)
Inspektionsmethode zur Evaluierung
Evaluationsziele: Welches ist besser? Wie gut? Wie schlecht?
Zwischenschritt: Softwareerstellung mittels Agilen Modellen
Hier nur Randnotiz, da es nicht wirklich zu Usability Engineering gehört
Bei der Systemintegration können die agilen Vorgehensmodelle der Softwaretechnik (Scrum, eXtreme Programming etc.) integriert werden
Wenn das lauffähige System vorliegt, erfolgt wieder der Wechsel in das Phasenmodell des Usability Engineering
Piloteinsatz: Beta-Version der Software wird den ausgewählten Benutzern zur Verfügung gestellt
Einführung Fläche: die Software wird allen Benutzern zugänglich gemacht
Reaktion der Nutzer
Viele Nutzer reagieren skeptisch und mit geringer Akzeptanz
Mögliche Gründe dafür: Unterbrechung der Routine, Neulernen, Entwertung der Qualifikation, Statusverlust, Doppelbelastung während der Einführung, Verlust von Freiräumen, Angst vor Arbeitsplatzverlust
Eine gute Nutzerbeteiligung erhöht die Akzeptanz!
Prüfverfahren für den Usability Engineering Prozess
Akkreditierungsstelle für Technik: DATech (Deutsche Akkreditierungsstelle Technik in der TGA GmbH
Kosten für Usability
Die Kosten für die Verbesserung der Usability lassen sich relativ gut ermitteln
Je nach Umfang können sie natürlich stark variieren
Schon für wenig tausend Euro kann Usability-Beratung eingekauft werden
Bei der Planung oder einem Relaunch von Software/Internetauftritten können in jedem Fall Planungs- und Konzeptionskosten anfallen
Der Nutzen
Schwierig in Zahlen auszudrücken
Argumentationshilfen: Mithilfe von Usability können Kosten vermieden und Umsatz- bzw. Gewinn gesteigert werden
Kostenvermeidung
Planung und Umsetzung: Mit Hilfe der Usability-Brücksichtung von Beginn an können bereits zu einem frühen Zeitpunkt Gesichtspunkte berücksichtigt werden, die ohne sie erst später auffallen und dann zu Änderungen führen = Kosten in der Gesamtentwicklung werden gespart
Pflege und Wartung: Nachträgliche Verbesserungen und allgemein Wartungsarbeiten können minimiert
werden, wenn das Produkt schon bestmöglich läuft
Hilfeleistungen im Betrieb – Support: je weniger Hilfe er benötigt desto lieber geht er mit der Software um
Umsatz- bzw. Gewinnsteigerung
Internetauftritte: Je besser die Usability der gesamten Seite und natürlich des Shops ist, desto größer wird der Umsatz sein, da einfach mehr Einkäufe getätigt werden
Software und Internetauftritte: Die Produktivität von Mitarbeitern steigt an, wenn sie sich nicht mit Fehlern oder ungünstiger Benutzerführung befassen müssen = effizienteres arbeiten; bei verkaufter Software und Internetauftritten = weniger Supportanfragen
Sonstige Vorteile von Usability Engineering
Ein gut nutzbares Produkt hat es einfach leichter auf dem Markt (z.B. iPhone)
Mögliche Wirtschaftliche Ziele mit Usability erreichen - Beispiel: Internetauftritt soll übersichtlicher und moderner werden (Büromöbel)
Produktinformationen werden übersichtlich dargestellt
Häufig auftretende Fragen (FAQ) können leicht gefunden werden
Händler sind auffindbar
Umsatzsteigerung
Händlersuche wird um 20% gesteigert
Einfacher Zugang zu weiterführenden Produktinformationen
Bestimmte Produktgruppen werden besonders beworben. Klicks werden gesteigert
Sonstige Vorteile - Positive Einstellung der Kunden
Bestimmte Produktgruppe wird mit Qualitätsmerkmalen dargestellt
Einfache Hilfestellung
Hotline und Anfragen per E-Mail sind leicht möglich
An welcher Stelle des Usability Engineering nach Sarodnick und Brau wird die Softwareerstellung mittels agiler Methoden durchgeführt?
Sie wird nach der Konzeptphase durchgeführt.
Wie kann das Ergebnis der Konzeptphase visuell dargestellt werden?
Mit einem oder mehreren Papier-Prototypen
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