(Folie 3) Wie entsteht Schall – und welche unterschiedlichen Quellen können ihn erzeugen?
Schall entsteht, wenn Luft in Schwingungen versetzt wird.
Quellen:
Stimmbewegungen (Lippen, Vokaltrakt) bei Mensch & Tier
Objekte, z. B. • Blätter im Wind • angestoßene Stimmgabel
(Folie 4) Was bedeutet „Frequenz“ bei Schallwellen – und in welcher Einheit wird sie gemessen?
Frequenz = Zahl der Zyklen pro Sekunde
Einheit: Hz (Hertz) → 1 Hz = 1 Zyklus/Sekunde
(Folie 4) Wie wird die physikalische Lautstärke von Schallwellen gemessen?
Physikalische Lautstärke = Schalldruckpegel (SPL) in dB (Dezibel)
dB = logarithmisches Verhältnis der Druckänderung (Amplitude) zur Referenz
Referenz: 20 µPa (entspricht Stille)
Beispiel:
Wenn Schall 100× stärker als Referenz:
→ 10 log (100/1) = 20 dB
(Folie 6) Warum klingt ein Ton manchmal gleich laut, obwohl er unterschiedlich intensiv ist?
Weil Lautheit nicht nur von dB abhängt, sondern auch von der Frequenz (Hz).
→ Isophone: Kurven gleicher wahrgenommener Lautstärke, trotz unterschiedlicher Intensität.
Beispiel: Ton C1 ≈ Ton C2 in wahrgenommener Lautstärke.
(Folie 6) Zwischen welchen beiden Grenzen bewegt sich unser Hörvermögen in Bezug auf Lautstärke?
Hörschwellenkurve = gerade noch hörbar
Fühlschwelle = schmerzhaft laut
(Folie 8) Welchen Weg nimmt der Schall vom Außenohr bis ins Innenohr?
Schall versetzt Trommelfell in Schwingung (Außenohr)
Übertragung auf Mittelohr-Knöchelchen: Hammer → Amboss → Steigbügel
Steigbügel schlägt gegen das ovale Fenster der Cochlea
Basilarmembran in der Cochlea wird in Bewegung versetzt
(Folie 9) Warum verstärken Hammer, Amboss & Steigbügel die Schallwellen so stark?
Fläche des Steigbügels ≪ Fläche des Trommelfells → Kraft konzentriert sich auf kleinere Fläche
Ergebnis: ca. 20-fache Verstärkung der Schwingungen am ovalen Fenster
(Folie 10–11) Welche 3 Flüssigkeitsräume gibt es in der Cochlea und was ist ihre Funktion?
Scala vestibuli – mit Perilymphe → erhält Druckwellen vom Steigbügel am ovalen Fenster
Scala media – mit Endolymphe → enthält Cortisches Organ (Haarzellen auf Basilarmembran)
Scala tympani – mit Perilymphe → Druckausgleich, endet am runden Fenster
(Folie 12–13) Wie ist das Cortische Organ aufgebaut und wo liegt es?
Liegt auf der Basilarmembran in der Scala media
Bestandteile:
innere Haarzellen (afferent, sensorisch)
äußere Haarzellen (efferent, motorisch)
Stützzellen
Umgeben von:
Tektorialmembran (oben)
Basilarmembran (unten)
(Folie 13) Wie sind die Haarzellen im Cortischen Organ verankert?
Haarzellen sitzen fest in der Basilarmembran
Ihre Spitzen ragen in die Tektorialmembran hinein
(Folie 14) Wie ist eine Haarsinneszelle aufgebaut?
Stereocilien: Bündel aus Actinfilamenten, durch tip-links verbunden, K⁺-Kanäle enthalten
Kinocilium: längste Stereocilie
Funktionelle Unterschiede:
Innere Haarzellen = afferent (sensorisch)
Äußere Haarzellen = efferent (motorisch)
(Folie 15) Wie werden Haarzellen durch Schallbewegungen erregt oder gehemmt?
Basilarmembran bewegt sich gegen Tektorialmembran → Scherkraft
Folge: Auslenkung der Cilien
Zur Kinocilie → Kanäle öffnen → Erregung (Depolarisation)
Von der Kinocilie weg → Kanäle schließen → Hemmung (Hyperpolarisation)
(Folie 16–17) Wie läuft die Erregung einer inneren Haarzelle im Detail ab?
Auslenkung zur Kinocilie
K⁺-Einstrom → Depolarisation
Ca²⁺-Einstrom in den Zellkörper
Ausschüttung von Glutamat in synaptischen Spalt
Erregung der Folgezelle (EPSP)
→ Bewegung weg von der Kinocilie: Kanäle schließen, Hyperpolarisation
(Folie 18) Wie werden verschiedene Tonhöhen in der Cochlea codiert?
Jede innere Haarzelle reagiert auf eine bestimmte Frequenz
Ort auf der Basilarmembran bestimmt Empfindlichkeit:
Basis (Beginn): hohe Frequenzen
Helicotrema (Spitze): tiefe Frequenzen
(Folie 19–20) Welche Aufgabe haben die äußeren Haarzellen – und wie erfüllen sie diese?
Sind elektromotil: ändern Zelllänge bei Potentialänderung
Wirkung auf Basilarmembran:
lange Zellen → Membran straff → schwache Schwingung (Dämpfung)
kurze Zellen → Membran locker → starke Schwingung (Verstärkung)
Kontrolle durch efferente Fasern aus oberer Olive
(Folie 22) Was passiert mit Haarzellen bei Lärmschädigung?
Zerstörung der sensiblen Haarzellen durch zu starke Schallbelastung
Folge: dauerhafte Hörschädigung, da Haarzellen sich nicht regenerieren
(Folie 23) Wie funktioniert ein Cochlea-Implantat?
Elektroden ersetzen die Haarzellen
Sie stimulieren direkt den Hörnerv in der Cochlea
Einsatz: wenn Haarzellen zerstört, Nerv aber funktionsfähig
(Folie 25) Wie unterscheidet sich die Hörbahn von der Sehbahn hinsichtlich der lateralen Verarbeitung?
Hörbahn: bilateral (2-seitig) → Signal wird in beiden Hemisphären verarbeitet
stärkere kontralaterale (gegenseitige) Verarbeitung
schwächere ipsilaterale (gleichseitige) Verarbeitung
Sehbahn: eindeutig kontralateral
(Folie 26) Welche Stationen durchläuft die Hörbahn vom Ohr bis zum Cortex?
Innere Haarzellen (Cochlea)
Hörnerv → Axone enden im Nucleus cochlearis (Pons)
Superiorer Olivenkern (Pons) → Beginn bilateraler Verarbeitung
Colliculus inferior (Mesencephalon)
Corpus geniculatum mediale (Thalamus)
Primärer auditorischer Cortex (Telencephalon)
(Folie 27) Wo liegt der primäre auditorische Cortex und wie ist er organisiert?
Lage: Heschl‘scher Gyrus im Temporallappen
Organisation: tonotopisch → nach Frequenzen (wie schon in der Cochlea)
(Folie 28) Welche Aufgabe hat der sekundäre auditorische Cortex?
Analyse komplexer Laute: Tierstimmen, Sprache, Geräusche
Verarbeitung von Lautlokalisation
Wichtig: Sprachverständnis im posterioren Teil
(Folie 29) Was passiert bei einer Läsion im sekundären auditorischen Cortex (Wernicke-Areal)?
Wernicke-Aphasie:
Sprachverständnis gestört → Fragen werden nicht verstanden
Sprachproduktion erhalten, aber sinnlose, verschachtelte Sätze
Auch Schreiben/Lesen: Paraphasien (Wortverwechslungen)
(Folie 31) Wie hilft uns die interaurale Zeitdifferenz (ITD), die Richtung eines Schalls zu bestimmen?
ITD = Zeitunterschied, mit dem ein Schall beide Ohren erreicht
Beispiel: Schallquelle rechts → erreicht rechtes Ohr zuerst
Maximalwert: ca. 0,6 ms bei 90° rechts/links
Vorne: Schall trifft gleichzeitig auf beide Ohren (ITD = 0 ms)
(Folie 32) Welche Rolle spielt die interaurale Intensitätsdifferenz (ILD) beim Richtungshören?
ILD = Lautstärkeunterschied zwischen beiden Ohren
Grund: Kopf wirft Schallschatten → abgewandtes Ohr hört den Ton leiser
Je weiter die Schallquelle in der Mitte liegt → desto kleiner ILD
Vorne: keine Abschwächung, ILD = 0
(Folie 34) Welche beiden Verarbeitungswege gibt es im visuellen System – und wofür sind sie zuständig?
Wo-Pfad (dorsal): Lokalisation → „Wo befindet sich ein Objekt?“
Was-Pfad (ventral): Objekterkennung → „Was für ein Objekt ist es?“
(Folie 35) Welche Entsprechungen gibt es im auditorischen System zu den visuellen „Wo/Was“-Pfaden?
Dorsaler Pfad („Wo?“): Lokalisation von Lautquellen (links/rechts)
Ventraler Pfad („Was?“): Erkennen von Laut-Objekten (z. B. Sprache, Alltagsgeräusche, Akkorde)
Nachweis: fMRT-Studien → unterschiedliche Aktivierungen bei Lokalisations- vs. Objektaufgaben
(Folie 36) Was passiert bei Läsionen im ventralen bzw. dorsalen auditorischen Pfad?
Ventrale Läsion:
schlechte Objekterkennung (z. B. Hundebellen, Motorgeräusch)
Dorsale Läsion:
schlechte Lokalisationsleistung von Geräuschen
(Folie 38) Was zeigt der McGurk-Effekt über die Verbindung von Sehen und Hören?
Visuell-auditive Illusion: Lippenbewegungen können die Wahrnehmung von Sprachlauten verändern
Demonstriert: Sehen beeinflusst Hören → auditive Verarbeitung ist multisensorisch
(Folie 40) Was passiert, wenn Lippenbewegung und gesprochene Silbe nicht zusammenpassen?
Gehirn konstruiert eine neue, dritte Silbe
Beispiel: gehört „ba“ + gesehen „ga“ → wahrgenommen „da“
(Folie 41) Ist jeder Mensch gleich empfindlich für den McGurk-Effekt?
Nein → individuelle Unterschiede in der Sensibilität
Messung: Anteil der „neuen“ Silben aus 100 McGurk-Reizen
(Folie 42) Welches Gehirnareal ist besonders aktiv bei starker McGurk-Wahrnehmung?
STS (Sulcus temporalis superior)
Korrelation: höhere Sensibilität = stärkere STS-Aktivierung
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