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Kapitel 6: Nachhaltigkeitskommunikation und Reporting

JG
by Janina G.

Grundlage Nachhaltigkeitskommunikation

  1. Transparenz als Erfolgsfaktor – Vertrauen schaffen

    • Offenlegung von Zielen, Maßnahmen und Fortschritten – auch mit Schwächen oder offenen Baustellen.

    • Klare, überprüfbare Daten und Fakten statt pauschaler Aussagen.

    • Transparente Kommunikation stärkt Vertrauen bei Kunden, Investoren und Mitarbeitenden. → „Transparenz ist die neue Glaubwürdigkeit.“

  2. Zielgruppenspezifische Ansprache – Relevanz erhöhen

    • Unterschiedliche Stakeholder (Kunden, Mitarbeitende, Investoren, Öffentlichkeit) haben unterschiedliche Erwartungen.

    • Kommunikationskanäle, Sprache und Formate müssen gezielt angepasst werden:

      • Kunden: Fokus auf Nutzen, Qualität und Werte.

      • Investoren: Fokus auf ESG-Daten, Risiken, Chancen.

      • Mitarbeitende: Identifikation, Beteiligung, Sinnstiftung.

    • Multikanalstrategie: Nachhaltigkeitsberichte, Social Media, interne Kommunikation, Events.

  3. Glaubwürdigkeit & Authentizität – Handeln und Kommunizieren im Einklang

    • Konsistenz zwischen Worten und Taten ist Grundvoraussetzung: Nur wer tatsächlich nachhaltig handelt, darf es auch kommunizieren.

    • Vermeidung von Greenwashing durch Faktenbasis, externe Prüfungen (z. B. GRI, CDP, EcoVadis) und klare Sprache.

    • Authentische Kommunikation zeigt auch Herausforderungen, nicht nur Erfolge. → „Walk the Talk“ statt reiner Imagepflege.

💡 Beispiel

Ein Konsumgüterunternehmen führt eine Nachhaltigkeitsstrategie ein und will diese kommunikativ verankern:

  1. Transparenz: Veröffentlichung messbarer Ziele (z. B. 50 % Recyclinganteil bis 2028).

  2. Zielgruppenansprache:

    • Für Verbraucher: Storytelling über Produktverpackungen und Social Media.

    • Für Investoren: ESG-Daten im Nachhaltigkeitsbericht nach GRI.

    • Für Mitarbeitende: interne Plattform mit Fortschrittsupdates.

  3. Glaubwürdigkeit:

    • Externe Auditierung, ehrlicher Umgang mit Herausforderungen (z. B. Lieferkettenrisiken).

Ergebnisse:

  • Erhöhte Markenloyalität, positive Medienresonanz, bessere ESG-Ratings.


GRI Standards

Die GRI-Standards (Global Reporting Initiative) sind der weltweit führende Rahmen für Nachhaltigkeitsberichterstattung.

  1. Modularer Aufbau – Flexibel & anpassbar

    • Universal Standards: grundlegende Prinzipien, allgemeine Offenlegungen (z. B. Organisationsprofil, Governance, Ethik).

    • Sector Standards: branchenspezifische Anforderungen (z. B. Energie, Finanzwesen, Textil).

    • Topic Standards: themenspezifische Offenlegungen (z. B. Emissionen, Arbeitssicherheit, Wasser, Abfall). → Modularität ermöglicht zielgerichtete und vergleichbare Berichterstattung – unabhängig von Branche oder Unternehmensgröße.

  2. Doppelte Wesentlichkeit – Wirkung & Risiko

    • Inside-Out: Welche Auswirkungen hat das Unternehmen auf Umwelt und Gesellschaft?

    • Outside-In: Welche Nachhaltigkeitsthemen beeinflussen den Unternehmenserfolg (z. B. Klimarisiken, Ressourcenknappheit)?

    • Fokus: Verbindung von Impact-Materialität und finanzieller Materialität. → Grundlage für die strategische Priorisierung und Fokussierung im Bericht.

  3. Stakeholder-orientierter Ansatz – Dialog & Verantwortung

    • GRI fordert aktive Einbindung relevanter Stakeholder in den Berichtsprozess.

    • Unternehmen müssen aufzeigen, wie Stakeholder-Erwartungen berücksichtigt werden.

    • Ziel: Transparente Kommunikation, Vertrauen und Vergleichbarkeit. → Nachhaltigkeitsberichte werden zu Dialoginstrumenten, nicht nur zu Dokumentationen.

  4. Regelmäßige Updates – Anpassung an neue Anforderungen

    • GRI aktualisiert die Standards regelmäßig, um auf neue regulatorische und gesellschaftliche Entwicklungen zu reagieren (z. B. EU-Taxonomie, Menschenrechte, Biodiversität).

    • Neueste Version (2021/2023) stärkt Governance, Transparenz und Rechenschaftspflicht.

    • Integration mit anderen Standards (z. B. CSRD, ESRS, TCFD) wird zunehmend harmonisiert.

💡 Beispiel

Ein Energieversorger erstellt seinen Nachhaltigkeitsbericht erstmals nach GRI-Standards:

  1. Universal Standards: Offenlegung der Unternehmensstruktur, Werte, Governance und Managementansätze.

  2. Sector Standard (Energie): branchenspezifische Kennzahlen zu Emissionen, Energieeffizienz und Arbeitssicherheit.

  3. Topic Standards: Fokus auf Wasserverbrauch, Biodiversität, Lieferkette und CO₂-Reduktion.

  4. Stakeholderprozess: Workshops mit Gemeinden, Investoren und NGOs zur Priorisierung wesentlicher Themen.

Ergebnisse:

  • Strukturierter, vergleichbarer Bericht mit externer Prüfung,

  • Verbesserung des ESG-Ratings,

  • Erfüllung der Anforderungen der CSRD-Berichtspflicht.


EU-Taxonomie & CSRD

CSRD – Nachhaltigkeitsberichtspflicht in der EU

  • Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD): ersetzt die bisherige NFRD (Non-Financial Reporting Directive).

  • Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung für:

    • Große Unternehmen (ab 250 Mitarbeitende, 40 Mio. € Umsatz oder 20 Mio. € Bilanzsumme).

    • Kapitalmarktorientierte KMU (ab 2026).

    • Drittstaatenunternehmen mit EU-Tochter (ab 2028).

  • Einheitliche Standards (ESRS – European Sustainability Reporting Standards):

    • Vorgaben zu Umwelt (E), Sozialem (S) und Governance (G).

    • Integration des Prinzips der doppelten Wesentlichkeit.

  • Prüfpflicht: Nachhaltigkeitsberichte müssen extern geprüft werden (Assurance).

  • Zeitrahmen: Einführung schrittweise ab Berichtsjahr 2024.

→ Ziel: Transparente, vergleichbare und verlässliche ESG-Informationen für Investoren, Aufsichtsbehörden und Öffentlichkeit.

2. EU-Taxonomie – Klassifizierung nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten

  • Einheitliches Kriterien- und Bewertungssystem zur Bestimmung, ob wirtschaftliche Aktivitäten ökologisch nachhaltig sind.

  • Eine Aktivität gilt als „Taxonomie-konform“, wenn sie:

    1. Einen wesentlichen Beitrag zu mindestens einem von sechs Umweltzielen leistet,

    2. Keinem anderen Ziel erheblich schadet („Do No Significant Harm“),

    3. Mindeststandards im Bereich Soziales & Governance einhält.

  • Sechs Umweltziele:

    1. Klimaschutz

    2. Anpassung an den Klimawandel

    3. Nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen

    4. Kreislaufwirtschaft

    5. Vermeidung von Umweltverschmutzung

    6. Schutz von Biodiversität & Ökosystemen

  • Unternehmen müssen Anteil taxonomiekonformer Umsätze, Investitionen (CapEx) und Betriebsausgaben (OpEx) offenlegen.

→ Ziel: Steuerung von Finanzflüssen hin zu nachhaltigen Aktivitäten und Transparenz in der Kapitalmarktkommunikation.

💡 Beispiel

Ein Energieversorger bereitet seinen ersten CSRD-konformen Bericht vor:

  1. Datenstruktur: Integration von ESG-Daten in das Finanz-Reporting-System.

  2. Taxonomie-Analyse: Bewertung aller Geschäftsaktivitäten hinsichtlich Taxonomiekonformität.

  3. Wesentlichkeitsanalyse: Ermittlung der wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen nach ESRS.

  4. Externe Prüfung: Zusammenarbeit mit Wirtschaftsprüfung zur Sicherstellung der Berichtspflicht.


Kommunikationsstrategien

  1. Erfolge kommunizieren – authentisch & nachvollziehbar

    • Nachhaltigkeitsleistungen sichtbar machen, aber ohne Übertreibung.

    • Faktenbasierte Kommunikation mit überprüfbaren Zahlen, Zertifizierungen und Referenzen.

    • Storytelling: Erfolge durch konkrete Maßnahmen und Menschen illustrieren, nicht durch Schlagworte.

    • Beispiel: Statt „Wir sind klimafreundlich“ → „Wir haben unseren CO₂-Ausstoß in der Logistik um 35 % gesenkt“. → Ergebnis: Glaubwürdigkeit und Vertrauen bei Stakeholdern.

  2. Defizite offen ansprechen – Transparenz schafft Akzeptanz

    • Offene Kommunikation über Herausforderungen, Zielkonflikte und laufende Verbesserungsprozesse.

    • „Wir arbeiten daran“-Botschaften wirken ehrlicher als Perfektionsansprüche.

    • Authentizität wird durch Lernbereitschaft und Selbstkritik gestärkt. → Vertrauen entsteht durch Ehrlichkeit, nicht durch Perfektion.

  3. Krisenkommunikation – professionell & glaubwürdig handeln

    • Nachhaltigkeitsthemen bergen Reputationsrisiken (z. B. Arbeitsbedingungen, Lieferketten, Umweltverstöße).

    • Im Krisenfall:

      • Schnelle, faktenbasierte Reaktion.

      • Übernahme von Verantwortung und klare Wiedergutmachungsmaßnahmen.

      • Konsequente Nachverfolgung und öffentliche Kommunikation von Verbesserungen.

    • Ziel: Schaden begrenzen, Glaubwürdigkeit langfristig sichern.

  4. Digitale Tools & interaktive Kommunikation – Dialog statt Monolog

    • Nutzung moderner Kommunikationskanäle und Plattformen für Dialog, Transparenz und Reporting:

      • Nachhaltigkeits-Microsites, Social-Media-Kampagnen, interaktive Dashboards, digitale Nachhaltigkeitsberichte.

      • Integration von Videos, CO₂-Rechnern oder Live-Daten zu Fortschritten.

    • Ermöglicht Zielgruppenorientierung und Echtzeitkommunikation. → Nachhaltigkeit wird sichtbar, verständlich und überprüfbar.

💡 Beispiel

Ein Modeunternehmen überarbeitet seine Nachhaltigkeitskommunikation nach mehreren Greenwashing-Vorwürfen:

  1. Erfolge: Statt pauschaler Slogans werden messbare Fortschritte kommuniziert (z. B. 70 % recycelte Materialien in der neuen Kollektion).

  2. Defizite: Offene Darstellung bestehender Herausforderungen, etwa beim Chemikalieneinsatz in Zulieferbetrieben.

  3. Krisenmanagement: Einrichtung eines Krisenteams und externer Auditierung zur Sicherung der Glaubwürdigkeit.

  4. Digitale Tools: Einführung einer interaktiven Online-Plattform, auf der Kund:innen Lieferketten und Umweltkennzahlen nachverfolgen können.

Ergebnisse:

  • Positive Medienresonanz,

  • 25 % höheres Kundenvertrauen laut Umfrage,

  • Rückgewonnene Reputation nach transparenter Krisenkommunikation.


Vermeidung von Green Washing

Typische Fallen des Greenwashings

  1. Vage Behauptungen ohne Belege

    • Beispiel: „umweltfreundlich“, „nachhaltig produziert“, „klimaneutral“ – ohne klare Definition oder Nachweis.

    • Problem: unklare Begriffe erzeugen falsche Erwartungen und Intransparenz.

    • Lösung: klare Kennzahlen, Zertifikate (z. B. FSC, Fairtrade, ISO 14001) und nachvollziehbare Methodik kommunizieren.

  2. Selektive Erfolgskommunikation

    • Fokus nur auf positive Aspekte, während kritische Themen ausgeblendet werden (z. B. CO₂-Reduktion, aber steigender Wasserverbrauch).

    • Risiko: Glaubwürdigkeitsverlust bei Stakeholdern.

    • Lösung: ganzheitliche Berichterstattung nach anerkannten Standards (z. B. GRI, ESRS) und Darstellung auch offener Baustellen.

  3. Irreführende Bilder & Symbolik

    • Nutzung „grüner“ Bildsprache (Natur, Blätter, Erde) ohne tatsächlichen Nachhaltigkeitsbezug.

    • Gefahr: emotionale Täuschung ohne inhaltliche Substanz.

    • Lösung: visuelle Kommunikation immer mit inhaltlicher Begründung verknüpfen.

  4. Übertriebene Versprechen & Superlative

    • Aussagen wie „100 % nachhaltig“, „vollständig klimaneutral“ oder „zero impact“ sind meist unrealistisch.

    • Rechtliches Risiko: Verbraucherschutz und Wettbewerbsrecht (z. B. EU-Green-Claims-Initiative).

    • Lösung: realistische, messbare und überprüfbare Ziele kommunizieren (SMART-Prinzip).

💡 Beispiel

Ein Getränkehersteller wirbt mit dem Slogan „100 % klimaneutral“. Nach Prüfung stellt sich heraus, dass dies ausschließlich durch CO₂-Kompensation über Zertifikate erreicht wird – nicht durch Emissionsreduktion.

Die Nachhaltigkeitsberatung entwickelt eine neue Kommunikationsstrategie:

  1. Präzisierung: „Wir kompensieren unvermeidbare Emissionen durch zertifizierte Klimaschutzprojekte.“

  2. Transparenz: Veröffentlichung des Reduktionsplans bis 2030 mit klaren Zwischenzielen.

  3. Faktencheck: Einrichtung eines internen ESG-Review-Prozesses für Werbeaussagen.


Digitale Reporting-Tools

  1. Sustainability Dashboards – Echtzeitsteuerung durch KPIs

    • Visuelle Dashboards bieten transparente Übersicht über Nachhaltigkeitskennzahlen (KPIs).

    • Beispielhafte Kennzahlen: Energieverbrauch, CO₂-Emissionen, Wasserverbrauch, Diversity-Quoten.

    • Echtzeit-Daten ermöglichen schnelle Entscheidungen und dynamisches Zielmonitoring.

    • Integration in ERP-Systeme (z. B. SAP, Microsoft Dynamics) zur automatisierten Datenerfassung. → Nachhaltigkeit wird messbar und steuerbar – nicht nur berichtet.

  2. ESG-Datenplattformen – zentrale Datenverwaltung & Konsistenz

    • Einheitliche Plattformen zur Erfassung, Speicherung und Prüfung aller ESG-Daten.

    • Automatische Schnittstellen zu Finanz-, Energie- und Produktionssystemen.

    • Sicherstellung von Konsistenz, Vergleichbarkeit und Revisionssicherheit.

    • Unterstützung bei regulatorischen Anforderungen (z. B. CSRD, ESRS, GRI, EU-Taxonomie). → Minimierung manueller Fehler & Reduktion des Reporting-Aufwands.

  3. Mobile Reporting – Nachhaltigkeit jederzeit sichtbar

    • Bereitstellung von Berichten und Kennzahlen auf mobilen Endgeräten (Smartphones, Tablets).

    • Führungskräfte, Stakeholder und Mitarbeitende können Ziele und Fortschritte in Echtzeit verfolgen.

    • Einsatz in Kommunikation und Schulung: Nachhaltigkeit wird interaktiv erlebbar. → Förderung von Transparenz, Engagement und Verantwortungsbewusstsein.

  4. Automatisierte Analysen – KI für Reporting & Compliance

    • Künstliche Intelligenz analysiert ESG-Daten, erkennt Muster und erstellt Prognosen.

    • Anwendungen:

      • Identifikation von Risiken und Verbesserungspotenzialen,

      • Automatisierte Berechnung von CO₂-Bilanzen,

      • KI-basierte Textanalyse für Berichterstattung (z. B. CSRD-Vorgaben, GRI-Referenzen).

    • Ergebnis: Zeitersparnis, Datenqualität und tiefere Insights.

💡 Beispiel

Ein produzierendes Unternehmen implementiert eine digitale ESG-Datenplattform zur Vorbereitung auf die CSRD-Berichtspflicht:

  1. Dashboards: Echtzeitüberwachung von Energieverbrauch, CO₂-Ausstoß und Wasserbedarf.

  2. Automatisierte Datenerfassung: Integration von Sensoren und ERP-Systemen.

  3. KI-Analyse: Prognose von Emissionstrends und Ressourceneffizienz.

  4. Mobile Reporting: ESG-Berichte über App für Management und externe Stakeholder zugänglich.

Ergebnisse:

  • 50 % geringerer Aufwand für Datensammlung,

  • 30 % schnellere Berichtserstellung,

  • höhere Genauigkeit und Transparenz in ESG-Audits.


Author

Janina G.

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