Buffl

Kapitel 7: Erfolgsfaktoren

JG
by Janina G.

Fallstudie Automotive (Volkswagen)

Der Volkswagen-Konzern befindet sich in einem der größten Transformationsprozesse der Industriegeschichte. Mit einer Investition von rund 35 Milliarden Euro in Elektromobilität setzt VW konsequent auf CO₂-neutrale Produktion, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Lieferketten. Ziel ist die Umstellung des gesamten Fahrzeugportfolios auf elektrische, ressourcenschonende und klimafreundliche Mobilität. Nachhaltigkeitsberatung spielt hier eine entscheidende Rolle bei Strategie, Datentransparenz und Lieferkettenmanagement.

Relevanz in der Nachhaltigkeitsberatung

1. Elektrifizierung & Investitionsstrategie

  • 35 Mrd. € Investitionen in Forschung, Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen.

  • Aufbau eigener Batterie- und Zellfertigungen (u. a. in Salzgitter, Valencia, Kanada).

  • Ziel: 70 vollelektrische Modelle bis 2030, 100 % E-Antriebe in Europa bis 2035.

  • Entwicklung der MEB-Plattform als Grundlage für modulare E-Fahrzeuge. → Strategischer Wandel vom Autohersteller zum Anbieter nachhaltiger Mobilitätslösungen.

2. Batterie-Recycling & Second-Life-Konzepte

  • Aufbau eines geschlossenen Batteriekreislaufs:

    • Rücknahme gebrauchter Batterien,

    • Recycling wertvoller Rohstoffe (Nickel, Kobalt, Lithium, Mangan),

    • Wiederverwendung („Second Life“) als stationäre Energiespeicher.

  • Pilotanlage in Salzgitter: Rückgewinnungsquote über 90 %. → Ressourcenschonung und Kosteneffizienz durch Kreislaufwirtschaft.

3. CO₂-neutrale Produktion

  • Ziel: CO₂-neutrale Fertigung in allen europäischen Werken bis 2030.

  • Einsatz von 100 % Grünstrom,

    • Energieeffizienzprogramme,

    • Wärmerückgewinnungssysteme,

    • Kompensation unvermeidbarer Emissionen über zertifizierte Projekte.

  • Werk Zwickau als Vorreiter: erstes reines E-Auto-Werk mit bilanziell CO₂-neutraler Produktion. → Dekarbonisierung als Schlüssel für Klimaneutralität entlang der Wertschöpfungskette.

4. Nachhaltige Rohstofflieferketten

  • Fokus auf ethisch verantwortungsvolle Rohstoffbeschaffung, insbesondere für Batteriematerialien.

  • Kooperation mit zertifizierten Lieferanten und Blockchain-basierte Rückverfolgungssysteme.

  • Einhaltung internationaler Standards (OECD, Responsible Minerals Initiative). → Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in der Rohstoffgewinnung.

💡 Ergebnisse & Wirkung

Bereich

Fortschritt / Ziel

Elektromobilität

>40 Modelle elektrisch (Stand 2025)

CO₂-Ausstoß Produktion

-52 % (Basisjahr 2018)

Batterie-Recycling

>90 % Materialrückgewinnung

Energieversorgung

100 % Grünstrom in EU-Werken

Nachhaltige Lieferkette

100 % Risikoüberwachung bei kritischen Materialien


Fallstudie Textil (H&M)

Der Modekonzern H&M zählt zu den größten Textilunternehmen der Welt – und steht damit im Zentrum der globalen Nachhaltigkeitsdebatte. Um den ökologischen Fußabdruck und soziale Risiken seiner Wertschöpfung zu verringern, verfolgt H&M eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie mit den Schwerpunkten Transparenz, faire Arbeitsbedingungen, Chemikalienreduktion und Kreislaufwirtschaft. Ziel ist es, bis 2040 vollständig klimaneutral und kreislauforientiert zu wirtschaften.

Relevanz in der Nachhaltigkeitsberatung

1. Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen – Transparenz in der Lieferkette

  • H&M hat ein digitales Rückverfolgungssystem eingeführt:

    • Kund:innen können per Produktlabel nachvollziehen, in welchem Land ein Kleidungsstück gefertigt wurde.

    • Online werden Lieferanten, Produktionsstätten und verwendete Materialien offengelegt.

  • Nutzung von Blockchain-Technologie in Pilotprojekten zur fälschungssicheren Rückverfolgbarkeit von Baumwolle.

  • Kooperation mit Zertifizierungen (z. B. Better Cotton Initiative, GOTS, RCS). → Ziel: vollständige Transparenz über alle Stufen der Lieferkette bis 2030.

2. Faire Arbeitsbedingungen – Soziale Verantwortung entlang der Wertschöpfungskette

  • Verpflichtung zu Existenzlöhnen und sicheren Arbeitsbedingungen in allen Zulieferbetrieben.

  • Kooperation mit der Fair Labor Association und lokalen Gewerkschaften.

  • Schulungsprogramme für Fabrikarbeiter:innen zu Arbeitssicherheit, Gleichstellung und Arbeitsrechten.

  • Veröffentlichung eines Supplier Lists mit über 1.500 Partnerbetrieben weltweit. → Fokus auf soziale Nachhaltigkeit, Menschenrechte und faire Entlohnung.

3. Chemikalienreduktion – Umweltfreundliche Produktion

  • H&M Chemical Management System: Verbot gefährlicher Chemikalien, Einsatz biologisch abbaubarer Alternativen.

  • Teilnahme an der ZDHC-Initiative (Zero Discharge of Hazardous Chemicals).

  • Ziel: Bis 2030 100 % ungiftige Produktionsprozesse in allen Lieferketten. → Reduktion von Umweltbelastungen durch Abwasser und Produktionsabfälle.

4. Circular Fashion – Vom Fast Fashion-Modell zur Kreislaufwirtschaft

  • Einführung der „Conscious Collection“ aus recycelten oder nachhaltig produzierten Materialien.

  • Kleidersammelprogramme in über 4.000 Stores weltweit – jährlich >20.000 Tonnen gesammelte Alttextilien.

  • Aufbau eigener Recyclingtechnologien (z. B. Looop-Maschine in Stockholm: recycelt alte Kleidung zu neuen Fasern).

  • Pilotprojekte für Design-for-Recycling und Mietmodelle. → Ziel: 100 % zirkuläre Materialien und Produkte bis 2030.

💡 Ergebnisse & Wirkung

Bereich

Fortschritt / Ziel

Transparenz

100 % Lieferanten öffentlich gelistet

Faire Arbeit

900.000 Arbeiter:innen in Schulungsprogrammen

Chemikalien

ZDHC-konforme Lieferkette bis 2030

Kreislaufmode

79 % nachhaltige oder recycelte Materialien (Stand 2025-Ziel)


Fallstudie Finanzdienstleistungen (DWS - Deutsche Vermögensverwaltung)

Die DWS Group, Fondstochter der Deutschen Bank, gilt als einer der führenden Vermögensverwalter Europas. Sie hat ihre Investmentstrategie konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichtet – mit Fokus auf ESG-Integration, Green Bonds, Klimarisikomanagement und Impact Investing. Ziel ist es, Kapitalströme gezielt in nachhaltige, zukunftsorientierte Wirtschaftsaktivitäten zu lenken und regulatorischen Anforderungen (EU-Taxonomie, SFDR, CSRD) gerecht zu werden.

Relevanz in der Nachhaltigkeitsberatung

1. ESG-Integration – Nachhaltigkeit als Investmentstandard

  • ESG (Environmental, Social, Governance) ist integraler Bestandteil der DWS-Investmentprozesse.

  • Analyse sämtlicher Anlageklassen (Aktien, Anleihen, Immobilien, Infrastruktur) auf ökologische, soziale und Governance-Kriterien.

  • Nutzung interner ESG-Scoring-Modelle auf Basis von MSCI, Sustainalytics und eigenen Bewertungsmethoden.

  • Ziel: Ausschluss riskanter oder nicht nachhaltiger Investments (z. B. fossile Energien, Waffen, Kinderarbeit). → Nachhaltigkeit als integraler Bestandteil von Risiko- und Renditebewertung.

2. Green Bonds & Sustainability-linked Loans – Finanzierung der Transformation

  • DWS investiert gezielt in Green Bonds, deren Erlöse für Umwelt- und Klimaschutzprojekte verwendet werden.

  • Sustainability-linked Loans (SLL): Kredite, bei denen die Zinsmarge an ESG-Ziele des Unternehmens gekoppelt ist (z. B. CO₂-Reduktion, Energieeffizienz).

  • Enge Zusammenarbeit mit Unternehmen, um nachhaltige Finanzierungsinstrumente zu entwickeln. → Kapital wird aktiv als Hebel für Transformation eingesetzt.

3. Klimarisikobewertung – Integration physischer & transitorischer Risiken

  • Einführung eines Klimarisiko-Frameworks zur Bewertung von finanziellen Risiken durch Klimawandel:

    • Physische Risiken: Naturkatastrophen, Wetterextreme, Standortgefährdung.

    • Transitorische Risiken: Markt- und Regulierungsveränderungen im Zuge der Energiewende.

  • Anwendung auf Investment- und Kreditportfolios.

  • Nutzung von Szenarioanalysen (z. B. 1,5°C-, 2°C-Pfade) zur Bewertung von Klimafolgen. → Klimarisiken werden zu finanziellen Risiken – und sind daher integraler Teil des Risikomanagements.

4. Impact Investing – Kapital mit messbarer Wirkung

  • Entwicklung von Fonds mit positiver sozialer und ökologischer Wirkung (z. B. nachhaltige Infrastruktur, Bildung, Gesundheit, erneuerbare Energien).

  • Ziel: Doppelte Rendite – finanziell + gesellschaftlich.

  • Wirkungsmessung über Key Impact Indicators (z. B. Tonnen CO₂ eingespart, Menschen mit Energiezugang).

  • Kooperation mit Start-ups und Entwicklungsbanken. → Investitionen als aktiver Beitrag zu den UN-SDGs.

💡 Ergebnisse & Wirkung

Bereich

Fortschritt / Kennzahlen

ESG-Integration

100 % aller Fonds nach ESG-Kriterien bewertet

Green Bonds & SLL

>60 Mrd. € nachhaltige Assets under Management

Klimarisikoanalyse

Integration in alle Kredit- und Investmententscheidungen

Impact Investing

>8 Mrd. € in Fonds mit messbarem gesellschaftlichem Nutzen


Fallstudie Energie (RWE)

Die RWE AG – einst einer der größten Kohleverstromer Europas – hat sich strategisch auf einen kompletten Umbau ihres Geschäftsmodells verpflichtet. Ziel: Kohleausstieg bis spätestens 2030, massiver Ausbau erneuerbarer Energien und Entwicklung neuer Geschäftsmodelle für eine klimaneutrale Energiezukunft. Mit Milliardeninvestitionen in Wind, Solar und Wasserstoff wandelt sich RWE vom Emittenten zum Treiber der Energiewende.

Relevanz in der Nachhaltigkeitsberatung

1. Kohleausstieg – schrittweise Stilllegung und Strukturwandel

  • RWE hat sich zum Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030 verpflichtet (Deutschland-Ziel: 2038, RWE beschleunigt freiwillig).

  • Rückbau von Tagebauen und Kraftwerken, begleitet von sozialverträglichen Beschäftigungsprogrammen.

  • Rekultivierung ehemaliger Braunkohleflächen zu Natur- und Innovationsräumen (z. B. „Rheinisches Revier“).

  • Strukturhilfen und Beteiligung an regionalen Zukunftsprojekten sichern Akzeptanz. → Transformation als sozialer und ökologischer Balanceakt.

2. Erneuerbare Energien – Investition in Wind & Solar

  • RWE investiert über 15 Milliarden Euro (2024–2030) in den Ausbau von Wind- und Solarenergie.

  • Weltweit über 8 GW installierte Leistung aus erneuerbaren Quellen (Tendenz stark steigend).

  • Fokus: Offshore-Windparks (z. B. „Kaskasi“, „Sofia“) und großflächige Photovoltaikanlagen.

  • Ziel: Netto-Null-Emissionen bis 2040. → Vom fossilen Energiekonzern zum globalen Akteur für grüne Energie.

3. Netzausbau & Infrastrukturmodernisierung

  • Ausbau und Modernisierung von Energieinfrastrukturen zur Integration erneuerbarer Energien.

  • Kooperation mit Netzbetreibern zur Stabilisierung dezentraler Stromnetze.

  • Einsatz von Smart Grids und digitalen Leitsystemen zur besseren Steuerung von Energieflüssen.

  • Forschung an Energiespeichern, Wasserstoffinfrastruktur und Sektorkopplung (Strom, Wärme, Verkehr). → Technologische Basis für die Energiewende.

4. Neue Geschäftsmodelle – Energiedienstleistungen & Prosumer-Konzepte

  • RWE entwickelt sich vom reinen Energieproduzenten zum integrierten Dienstleister:

    • Energieberatung für Kommunen und Unternehmen,

    • Contracting-Modelle für Industrie,

    • Prosumer-Ansätze: Kund:innen erzeugen, speichern und teilen Strom über digitale Plattformen.

  • Förderung von grünem Wasserstoff als Zukunftsmarkt – u. a. Beteiligung an Projekten wie „GET H2 Nukleus“. → Neue Wertschöpfung durch Serviceorientierung und Partnerschaften.

💡 Ergebnisse & Wirkung

Bereich

Fortschritt / Kennzahlen

Kohleausstieg

Vollständige Beendigung bis 2030

Erneuerbare Kapazität

>8 GW installierte Leistung (Ziel: 50 GW bis 2030)

CO₂-Reduktion

>60 % Reduktion seit 2012

Investitionen

>15 Mrd. € in grüne Energie

Neue Geschäftsmodelle

Ausbau Energie-Dienstleistungen & Wasserstoffinitiativen


Wettbewerbsvorteile durch Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist kein Kostenfaktor, sondern ein Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die ökologische und soziale Verantwortung konsequent in ihre Geschäftsstrategie integrieren, profitieren messbar – durch Effizienz, Markenstärke, Innovationskraft und Attraktivität als Arbeitgeber. Nachhaltigkeitsberatung unterstützt Organisationen dabei, diesen Mehrwert gezielt zu erschließen und strategisch zu steuern.

Relevanz in der Nachhaltigkeitsberatung

1. Ressourceneffizienz – Kosten senken & Prozesse optimieren

  • Bis zu 20 % Kosteneinsparung durch Energie- und Materialeffizienz.

  • Beispiele:

    • Abwärmenutzung in der Produktion,

    • Kreislaufsysteme für Wasser & Rohstoffe,

    • Digitalisierung & Automatisierung zur Reduktion von Ausschuss.

  • Nachhaltige Prozessoptimierung steigert Produktivität und mindert Risiken bei steigenden Energie- und Rohstoffpreisen. → Effizienz = direkte ökonomische Rendite.

2. Markenwert & Kundenbindung – Nachhaltigkeit als Differenzierungsfaktor

  • Studien zeigen: 72 % Markenwertsteigerung, wenn Nachhaltigkeit glaubwürdig integriert ist.

  • Konsument:innen sind bereit, höhere Preise für nachhaltige Produkte zu zahlen (Premium-Image).

  • Nachhaltigkeit stärkt Vertrauen, Loyalität und Reputationsschutz – besonders in sensiblen Märkten (z. B. Lebensmittel, Mode, Energie). → Nachhaltigkeit wird zur emotionalen Währung im Wettbewerb.

3. Arbeitgeberattraktivität – Talente gewinnen & binden

  • 3x mehr Bewerber:innen bei Unternehmen mit klarer Nachhaltigkeitsstrategie.

  • Nachhaltigkeit schafft Sinnorientierung – besonders für jüngere Generationen (Gen Y & Z).

  • Maßnahmen: Green Employer Branding, nachhaltige Benefits (z. B. ÖPNV-Zuschuss, CO₂-neutrale Büros, Social Days).

  • Weniger Fluktuation, höhere Identifikation und Produktivität. → Nachhaltigkeit als Magnet für Talente.

4. Innovation & Zukunftsfähigkeit – Nachhaltigkeit als Treiber

  • Unternehmen mit Nachhaltigkeitsfokus weisen eine 58 % höhere Innovationsrate auf (Quelle: Boston Consulting Group).

  • Gründe:

    • Nachhaltigkeitsziele fördern kreative Problemlösung,

    • Neue Geschäftsmodelle (z. B. Circular Economy, Product-as-a-Service),

    • Kooperationen mit Start-ups und Forschungseinrichtungen. → Nachhaltigkeit erzeugt strukturelle Innovationsdynamik.

💡 Beispiel

Ein mittelständischer Elektronikhersteller implementiert eine Nachhaltigkeitsstrategie mit Fokus auf Energieeffizienz, Kreislaufproduktion und klimafreundliche Produkte:

  1. Ressourceneffizienz: 18 % geringerer Energieverbrauch durch Prozessautomatisierung.

  2. Marke: Einführung eines CO₂-neutralen Produktlabels → Absatzsteigerung von 12 %.

  3. Mitarbeitende: Bewerbungen +280 % nach ESG-Zertifizierung.

  4. Innovation: Entwicklung eines neuen Reparatur- und Rücknahmesystems → neue Umsatzquelle.


Author

Janina G.

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