Was sind sekundäre Pflanzenstoffe?
Syntheseprodukte von Pflanzen, die nicht dem primären Stoffwechsel (Kohlenhydrate, Fett, Proteine), sondern dem sekundären zuzuordnen sind
Wirkung von Sekundären Pflanzenstoffen
wirken dosisabhängig
von gesundheitsfördernd hin zu gesundheitsschädigend
Funktion von sekundären Pflanzenstoffe für die Pflanze
Farbstoff
Wachstumsregulatoren
Abwehr von Fressfeinden
Schutz vor Stressoren, wie UV-Strahlung oder Pathogenen
Essentialität und Zufuhrempfehlung von Sekundären Pflanzenstoffen
keine Essentialität
keine Zufuhrempfehlungen
Unerwünschte Wirkungen von Sekundären Pflanzenstoffen
Bindung von Mineralstoffen (z.B. Calcium, Eisen oder Zink)
Hemmen von Verdauungsenzymen (z.B. Amylase, Proteasen)
-> erst bei einem sehr hohen Konsum oder bei einer hohen Einnahme isolierter Sekundärer Pflanzenstoffe (z.B. durch Supplements)
-> unerwünschte Auswirkungen ernährungsphysiologisch ohne Relevanz
Durchschnitte Zufuhr von Sekundären Pflanzenstoffen bei einer Mischkost
ca. 1,5 g pro Tag (> 10.000 Einzelsubstanzen)
Erwünschte Wirkungen von Sekundären Pflanzenstoffen
Antioxidative Effekte
Regulation von Zellwachstum und -differenzierung
Signaltransduktion
Biotransformation
antimikrobielle Aktivität
Hauptgruppen der Sekundären Pflanzenstoffen
-> schwieriges Klassifikationssystem aufgrund der Heterogenität
-> Folgende übliche Einteilung: chemische als auch funktionale Aspekte (aus chemischer Sicht ist diese Einteilung jedoch nicht strikt)
Carotinoide
Polyphenole
Phytoestrogene
Phytosterole
Glucosinolate
Sapoine
Monoterpene
Sulfide
Proteaseinhibitoren
Phytate
Carotinoide - Vorkommen, Bioverfügbarkeit, durchschnittliche Zufuhr
Vorkommen: rote, gelbe, grüne Gemüse- und Obstarten
Bioverfügbarkeit: > 15% (erhitzte Lebensmittel) und < 3% (unerhitzte Lebensmittel)
Durchschnittliche Zufuhr: 5-6 mg pro Tag
Polyphenole - Vorkommen, Bioverfügbarkeit, durchschnittliche Zufuhr
Vorkommen: Gemüse, Obst (besonders Randschichten), Vollkorngetreide, Tee, Kakao
Bioverfügbarkeit: Anthocyane und Flavone < 3% und übrige Flavonoide > 15%
Durchschnittliche Zufuhr: Flavonoide 50-100 mg pro Tag und Phenolsäure 200-300 mg pro Tag
Phytoestrogene - Vorkommen, Bioverfügbarkeit, durchschnittliche Zufuhr
Vorkommen: Sojabohne, Leinsamen, Vollkorngetreide
Bioverfügbarkeit: > 15%
durchschnittliche Zufuhr: < 5 mg pro Tag (ggf. höher z.B. bei soja-reicher Nahrung)
Phytosterole - Vorkommen, Bioverfügbarkeit, durchschnittliche Zufuhr
Vorkommen: Samen und Nüsse + daraus hergestellte Öle
Bioverfügbarkeit: 3-5%
durchschnittliche Zufuhr: 170-440 mg pro Tag
Glucosinolate - Vorkommen, Bioverfügbarkeit, durchschnittliche Zufuhr
Vorkommen: Kohlgemüse, Rettich
durchschnittliche Zufuhr: < 50 mg pro Tag
Sapoine - Vorkommen, Bioverfügbarkeit, durchschnittliche Zufuhr
Vorkommen: Hülsenfrüchte, unreife Tomaten
Bioverfügbarkeit: < 3%
durchschnittliche Zufuhr: < 15 mg pro Tag
Monoterpene - Vorkommen, Bioverfügbarkeit, durchschnittliche Zufuhr
Vorkommen: Zitrusfrüchte, Gewürzpflanzen
durchschnittliche Zufuhr: nicht bekannt
Sulfide - Vorkommen, Bioverfügbarkeit, durchschnittliche Zufuhr
Vorkommen: Lauch- und Zwiebelgewächse
Proteaseinhibitoren - Vorkommen, Bioverfügbarkeit, durchschnittliche Zufuhr
Vorkommen: Hülsenfrüchte, Vollkornerzeugnisse, Nüsse
Bioverfügbarkeit: 3-10%
durchschnittliche Zufuhr: 300 mg pro Tag
Phytate - Vorkommen, Bioverfügbarkeit, durchschnittliche Zufuhr
Vorkommen: Hülsenfrüchte, Vollkornerzeuugnisse
Flavonoide
wasserlöslich
gelb gefärbt (mit Ausnahme der Anthocyane -> blau, pH-abhängig)
generell in glykolyierter Form
Mono-, Di- sowie Trisaccharide
beta-glykosidisch gebunden
Unterteilung in sechs Verbindungsklassen ( je nach Lokalisation des B-Ringes und der Substituenten am Pyranring (C-Ring))
es liegen auch unkonjugierte Verbindungen wie Daidzein und Genistein vor, jedoch nur in geringer Konzentration
Flavonoidstruktur kann zusätzlich noch weiter durch Methyl- und Hydroxylgruppen modifiziert bzw. sulfatiert werden
Unterteilung der Flavonoide in sechs Verbindungsklassen
Flavone
Flavanone
Flavonole
Flavanole
Anthocyanidine
Isoflavone
Beispiele für die Flavonoid-Untergruppen: Flavone
Apigenin
Luteolin
Beispiele für die Flavonoid-Untergruppen: Flavanone
Hesperetin
Naringenin
Beispiele für die Flavonoid-Untergruppen: Flavonole
Quercetin
Morin
Beispiele für die Flavonoid-Untergruppen: Flavanole
Catechin
Epicatechin
Beispiele für die Flavonoid-Untergruppen: Isoflavone
Genistein
Daidzein
Beispiele für die Flavonoid-Untergruppen: Anthocyane
Cyanidin
Delphindin
dienen der Pflanze als Farb-, Geschmacks- oder Gerbstoffe
zu ihnwn zählen mehrere Tausend bekannte Verbindungen (> 7000), die auf der chemischen Struktur des Phenols basieren
sie lassen sich in Flavonoide, Phenolsäuren und Phytoestrogene unterteilen
Phenol
Messung des Gesamtpolyphenolgehaltes
Polyphenole gehören zu den wertgebenden Bestandteilen im Fruchtsaft
Diverse kolorimetrische Methoden möglich
zu berücksichtigen sind: andere reduzierende Verbindungen, wie Ascorbinsäure oder reduzierende Zucker werden miterfasst
mit der Fast Blue BB Methode (FBBB) wird spezifisch der Gesamtpolyphenolgehalt ermittelt
Fast Blue BB Methode (FBBB) - Messprinzip
Das Fast Blue BB-Salz geht eine Verbindung mit phenolischen Substanzen ein, welche anschließend photometrisch gemessen wird
Das Reaktionsprodukt wird nach 60 Minuten photometrisch bei 420 nm gemessen und im Verhältnis zum Standard (hier Gallussäure, Gallussäureequivalent (GAE)) gesetzt
Fast Blue BB Methode (FBBB) - Azobindung
Azobindung: Diazonium-Gruppe (–+N≡N) bindet an einem aromatischen Ring mit reaktiven Hydroxlgruppen (-OH)
keine/kaum Interferenzen mit anderen Stoffen wie Ascorbinsäure oder reduzierenden Zuckern
die Verbindung ist zur Aktivierungsgruppe in der para-Position; sofern diese belegt ist, ist die Substitution an der ortho-Position
Reaktion findet im leicht alkalischen Milieu statt -> Phenole liegen in einer reaktiven Form (Phenoxid-Ionen) vor
Fast Blue BB Methode (FBBB) - Versuchsaufbau
Saftproben verdünnen
Gallussäure-Standardreihe erstellen
Proben/Standards mit der FBBB-Lösung (0,1 %) vermischen
Inkubation im Dunklen: 60 Minuten warten
Photometrische Messung bei 420 nm
Gehalt via Standardreihe (Eichkurve berechnen)
1. 2. 3.
Para
Meta
Ortho
Gallussäure Standardreihe
Stammlösung (4000 mg/L)
Wie viel ml setzen Sie an, wenn Sie 40 mg einwiegen?
10 ml
Berechnung: Verdünnungsfaktor
Stammlösung (mg/L) / GAE (mg/L)
Berechnung: Volumen Stammlösung (μg)
Volumen total (μl) / Verdünnungsfaktor
Berechnung: Volumen H20 bidest (μl)
Volumentotal (μl) - Volumen Stammlösung (μl)
Curcuminoide
färben sich intensiv organe
im Rhizom von Kurkuma (3-5 %)
Curcumin, Desmethoxycurcumin, Bisdesmethoxycurcurmin
Curcuminoide - Nutzungsgrund
intensive orange-gelbe Farbe und ein bestimmter Geschmack (z.B. in Curry-Pulver)
Curcumin
mit potentiell gesundheitsfördernden Auswirkungen
praktisch unlöslich in Wasser, löslich in Ethanol und Eisessig
in wässrigen Puffern und physiologischen angepassten pH-Werten (pH 7,2) zerfällt Curcumin schnell in diverse Produkte -> z.B. Ferulasäure, Feruloylmethan, Vanillin
Trennung mittels Dünnschicht-Chromatographie von Kurkuma - Messprinzip
mit der, in Relation zu Wasser eher unpolaren, Ethanol-Extraktation wird das Extrakt mittels Dünnschicht-Chromatographie aufgetrennt und visuell bewertet
Trennung mittels Dünnschicht-Chromatographie von Kurkuma - Durchführung
Pulver (1 Löffel) und Flüssigkeit (5 mL) in den Faltenfilter geben
20 mL Ethanol (99%, vergällt) in den Filter geben und den herausfließenden Extrakt mit einem Becherglas auffangen
Extrakt im Heizblock eindampfen (90°C, ca. 15 min)
mit einer Kapillare (1 Mikroliter) etwas Probe aufnehmen und auf die vorbereitete Dünnschichtplatte tüpfeln
die fertige Platten in die DC-Kammer geben und sobald das Laufmittel kurz vor dem Ende der Platte ist entnehmen
Dünnschichtchromatographie-Kammer
bis zur markierten Füllhöhe füllen mit dem Eluenten
Filterpapier hinzugeben -> dies dient dazu, dass die Kammer nach kurzer Zeit möglichst gesättigt ist und die Auftrennung gut ablaufen kann
Dünnschichtchromatographie-Platte
Schablone auf die Kammer legen, sodass der untere Rand mit der Schablone übereinstimmt
eine feine Linie an der Schablone entlang zeichnen und die Stellen für die Proben markieren
Dünnschichtchromatographie - Auswertung
sobald das Laufmittel fast das Ende der DC-Platte erreicht hat, diese aus dem Becherglas entnehmen und die die Linie makieren (Laufmittelfront)
die Auswertung erfolgt über das visuelle Licht
Trocknen lassen und Substanzflecken vergleichen, Rf-Wert berechnen
Chromatographie
= “Farbenschreiben” = Stoffauftrennung
verschiedene physikalische Methoden zur Stofftrennung
Meist alle nahezu identischer Aufbau
zwei Phasen: eine mobile Phase (flüssig oder gasförmig) und eine stationäre Phase (meist Feststoff)
in der mobilen Phase gelöste Substanzen interagieren stark oder schwach mit der stationären Phase (gleich Geschwindigkeitsunterschied)
Die Trennwirkung wird dadurch erzeugt, dass stark oder schwach in der mobilen Phase gelöste Substanzen (Analyten) mit der mobilen Phase in Wechselwirkung treten und beim Durchströmen zurückgehalten (= retendiert) werden
Aufbau der Dünnschichtchromatographie
Stationäre Phase
Mobile Phase
Trennprozess
Aufbau der Dünnschichtchromatographie - Stationäre Phase
dünne Schicht (< 200 μm)
Trägerplatte: einer Aluminium-, Plastik- oder Glasplatte -> sehr kleinen (< 10 μm), gleich großen und gleichmäßig geformten Teilchen
Trennschicht: Kieselgel (SiO2), Aluminiumoxid, Polyamid oder Cellulose
Dünnschichtchromatographie - Trennprozess
DC-Platte wird in die mobile Phase gestellt (DC-Kammer)
Wirken von Kapillarkräfte
Probengemisch wird entsprechend der Löslichkeitsprodukte mitgezogen
beim Trennprozess sind die Verteilungsgleichgewichte entscheidend -> die Einzelkomponenten in der mobilen Phase werden unterschiedlich schnel transportiert
sobald das Laufmittel das obere Ende der Platte erreicht hat, wird der Vorgang unterbrochen und die Lösungsmittelfront mit einer feinen Linie markiert
Eingeschränkte Detektion bei der Dünnschichtchromatographie
in der Regel qualitativ und substanzspezifisch
eine quantitative Bestimmung möglich, jedoch aufwendig
im Visuellen oder UV-Bereich, Fluoreszenz oder über Derivatisierung
Stoffbestimmung
erfolgt mittels Rf-Wert
Rf-Wert: Retentionsfaktor, Verhältnis zwischen der Laufstrecke des jeweiligen Analyten und der Lösungsmittelfront
Rf - Formel
Sx / Sf
Sx: Sreecke zwischen Startlinie und Substanzzone
Sf: Strecke zwischen Startlinie und Fließmittelfront
Rf-Wert ist dimensionslos und stoffspezifisch bei gleichem experimentellen Aufbau
Trennungsgrundlage
Verteilung eines Stoffes zwischen zwei Phasen (Nernst-Verteilung)
Adsorption an der Oberfläche von Feststoffen
Weitere Mechanismen inder Flüssigkeitschromatographie: die Ionenaustausch-, Ausschluss- und Affinitätschromatographie
Nernst-Verteilung
Verteilung eines Stoffes zwischen zwei Phasen
werden zwei Flüssigkeiten, die nicht oder nur begrenzt miteinander mischbar sind, zusammengeschüttet, bilden sich im Gefäß entsprechend zwei Schichten
wird nun ein Stoff, der sich in beiden Flüssigkeiten lösen kann, hinzugegeben, stellt sich nah einiger Zeit ein Gleichgewicht ein
Hier: mobile und stationäre Phase
Nernst`sche Verteilungsgesetz
Das Verhältnis der Konzentrationen des gelösten Stoffes in den beiden Flüssigkeiten ist konstant
K = c1 /c2
K-Wert = Verteilungskoeffizient
-> hier K nur von der Temperatur abhängig, nicht aber von den Konzentrationen
c1 und c2 = sind die Konzentrationen der gelösten Substanz in den jeweiligen Flüssigkeiten
Adsorptionschromatographie
der Analyt (als Neutralverbindung oder auch Ion) wird eine gewisse Zeit lang an die Oberfläche der stationären Phase adsorbiert
durch relativ schwache physikalische Wechselwirkungen (Van-der-Waals-Kräfte)
weiterhin strömt kontinuierlich Lösemittel (mobile Phase) nach, sodass er letztendlich desorbiert wird
hierfür ist besonders wichtig, dass sich die mobile und stationäre Phase in ihrer Polarität unterscheiden
eine unpolare mobile Phase mit einer polaren stationären Phase
oder eine polare mobile Phase mit einer unpolaren stationären Phase
Adsorption
an die Oberfläche des Säulenmaterials
Absorption
in das Innere eines Feststoffes
Verteilungskoeffizient K unterscheidet sich stark von 1
dann liegt die Substanz in hoher Konzentration in einer der beiden flüssigen Phasen vor
Wenn zwei unterschiedliche Substanzen in den Flüssigkeiten gelöst, dann
stellt sich für jede Substanz unabhängig voneinander jeweils ein Verteilungsgleichgewicht ein
-> diese Verteilungsgleichgewichte bzw. unterschiedliche Verteilungskoeffizienten sind für die Trennung einzelner Stoffe aus Gemischen essentiell
pKL-Wert
logarithmierte KL-Wert
Löslichkeitsprodukt
ist dieser Wert für eine Substanz sehr klein = sie ist nur schlecht in Wasser löslich (heißt aber nicht unlöslich) -> wenn ein schwerlösliches Salz in Wasser vermengt und filtriert wird, wird im Filtrat trotzdem zumindest eine geringe Menge der Ionen des bestreffenden Salzes nachgewiesen werden können
Trennungsprinzip der Verteilungschromatographie
die mobile Phase strömt an der stationären Phase vorbei (diese sind nicht miteinander mischbar)
das Substanzgemisch verteilt sich aufgrund der unterschiedlichen Wechselwirkungen (entsprechend ihrer Löslichkeitsprodukte) in den beiden Phasen
je nach Stärke der Wechselwirkungen werden die Substanzen unterschiedlich schnell weitergetragen und trennen sich auf
Detektion
Um die getrennten Substanzen zu detektieren, kann eine Bandbreite an verschiedenen Deketoren genutzt und bei bestimmte Chromatographieverfahren auch teilweise in Reihe geschaltet werden
Detektormöglichkeiten in der Chromatographie
UV/VIS-Dekektor: Absorption von Strahlung
Diodenarray-Detektor: Wie UV/VIS, jedoch viele Wellenlängen gleichzeitig
Fluoreszenz-Detektor: Emission von Strahlung -> Fluoreszenz
Refraktormetrischer Detektor: Brechung des Lichts
Elektrochemischer Detektor: Redoxpotenziale
Massenspektrometrischer Detektor: Molekülmasse
Derivatisierung
nicht alle Analyten lassen sich in ihrer ursprünglichen Form detektieren
ist dies der Fall, kann an den Analyten synthetisch eine funktionelle Gruppe gebunden werden
durch diese Modifikation kann anschließend der Analyt mit einem geeigneten Detektor gemessen werden
Derivatisierung bei Stoffen, die zu stark an die stationäre Phase binden
bei der Stoffaufreinigung werden z.B. freie Carbonsäuren (-COOH) verestert, um eine Substanz leichter von der stationären Phase lösen zu können -> die Wechselwirkungen werden geschwächt
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