(Seite 3) Warum reicht Alltagswissen allein nicht aus, um zuverlässige Erkenntnisse zu gewinnen?
Alltagswissen besteht aus einem Mix aus Richtigem und Falschem:
enthält Vorurteile und unbewiesene Annahmen
basiert nicht auf systematischer Überprüfung
➡️ Deshalb ist der Anteil falscher Behauptungen im Alltagswissen größer als im wissenschaftlichen Wissen.
(Seite 4) Warum fallen uns falsche Annahmen im Alltag oft nicht auf?
Vier Gründe laut Wessolowski (2023):
Zufallstreffer – gewünschtes Ergebnis kann zufällig eintreten.
Subjektive Verzerrung – Wahrnehmung erkennt Fehler nicht.
Self-Fulfilling Prophecy – falsche Annahme beeinflusst Handeln so, dass sie sich bestätigt.
Plausibilität statt Wahrheit – Hauptsache, es klingt logisch.
(Seite 5) Was versteht man unter Wissenschaft?
Wissenschaft umfasst:
Erweiterung des Wissens durch Forschung
Weitergabe durch Lehre
Systematische Beschreibung und Erklärung von Phänomenen
Methodische Erkenntnisgewinnung
Ein soziales System mit eigenen Normen
(Seite 6) Warum wird in der Wissenschaft geforscht?
Zwei Hauptmotive:
1. Theoretisch (Wahrheit):
Sammlung von Tatsachenwissen
Erforschung von Gesetzmäßigkeiten
2. Praktisch (Nützlichkeit):
Ziel: ein rationaleres und humaneres Leben ermöglichen
➡️ Forschung sollte immer theorie- und problemgeleitet sein.
(Seite 7) Womit beschäftigt sich psychologische Forschung grundsätzlich?
Sie untersucht:
Art, Ausmaß und Verteilung psychischer Auffälligkeiten und Störungen
deren Einflussfaktoren, Diagnostik und Interventionen
Besondere Herausforderungen:
komplexe, dynamische und subjektive Phänomene
eingeschränkte Auskunftsfähigkeit der Probanden
Entwicklungsaspekte (z. B. Kinder, Jugendliche)
Wichtige Akteure:
DGP, IUPsyS, Verlage wie Hogrefe, Beltz, Springer
(Seite 8) Was ist eine wissenschaftliche Theorie – und wie unterscheidet sie sich von einer technischen Theorie?
Wissenschaftliche Theorie: erklärt Ursachen und Wirkungen eines Phänomens – logisch geschlossenes System.
Technische Theorie: leitet daraus konkrete Handlungsanweisungen ab → Basis für angewandte Forschung.
Details merken:
Deduktion: vom Allgemeinen aufs Konkrete schließen.
Rationalismus: Erkenntnisgewinn durch den Verstand.
(Seite 9) Was ist Empirie – und wie entsteht daraus Wissen?
Empirie bedeutet:
systematische Datensammlung zur Entwicklung und Überprüfung von Theorien
basiert auf Beobachtung und Messung
Wissensentwicklung:
Induktion: vom Konkreten aufs Allgemeine schließen
Empirismus: Erkenntnisgewinn durch Sinneserfahrung
(Seite 10) Wie hängen Philosophie, Theorie, Modell und Hypothese miteinander zusammen?
Hierarchische Struktur wissenschaftlicher Erkenntnis:
Philosophie / Paradigma → übergeordnete Weltanschauung oder Glaubenssystem
Theorie → System wissenschaftlich begründeter Aussagen
Modell → vereinfachtes Abbild der Realität, erklärt durch Theorie
Hypothese → konkrete, überprüfbare Konsequenz aus Theorie oder Modell
Induktion: vom Einzelnen zur Theorie
Deduktion: von der Theorie zur Einzelfrage
(Seite 11–12) Was ist der Unterschied zwischen Induktion und Deduktion – und wie lassen sie sich illustrieren?
Induktion: vom Einzelfall zum Allgemeinen → z. B. aus Beobachtungen eine Theorie ableiten.
Deduktion: vom Allgemeinen zum Besonderen → z. B. aus Theorie eine Hypothese ableiten.
Beispiel:
Sherlock Holmes nutzt deduktives Denken, um von allgemeinen Regeln auf Einzelfälle zu schließen.
(Seite 13) Welche Wege der Erkenntnisgewinnung und Qualitätsmerkmale prägen Forschung?
Erkenntnisquellen:
Autorität, Intuition, Rationalität, Empirie
Handlungskriterien:
Systematik, Präzision, Replizierbarkeit, logische Konsistenz
Gütekriterien:
Objektivität, Reliabilität, Validität, Utilität
Forschungsphasen:
Entdeckung
Begründung
Verwertung
(Seite 14) Welche vier Arten der Erkenntnisgewinnung unterscheidet Smith et al. (1967)?
Autoritatives Glauben → Orientierung an Autoritäten oder Tradition
Intuitives Fühlen → Erkenntnis durch Bauchgefühl oder Eingebung
Rationalistisches Denken → Erkenntnis durch Vernunft und Logik
Empirisches Beobachten → Erkenntnis durch Erfahrung und Wahrnehmung
➡️ Wissenschaft kombiniert meist rationales Denken mit empirischer Überprüfung.
(Seite 15) Welche Grundpositionen der Erfahrungswissenschaft prägten Bacon und Descartes?
Francis Bacon (1561–1626):
Begründer des Empirismus
Wissen entsteht durch genaue, vorurteilsfreie Beobachtung von Fakten
René Descartes (1596–1650):
Vertreter des Rationalismus
Wissen entsteht durch systematisches, logisches Denken
(Seite 16) Wie unterscheiden sich empirische und nicht-empirische Wissenschaften?
Empirische Wissenschaften: basieren auf Beobachtung und Erfahrung
→ z. B. Psychologie, Pädagogik, Soziologie, Physik, Chemie
Nicht-empirische Wissenschaften: beruhen auf Logik, Interpretation oder Normen
→ z. B. Philosophie, Theologie, Rechtswissenschaften, Mathematik
(Seite 17) Nach welchen vier Prinzipien sollte wissenschaftliches Handeln erfolgen?
Systematik → planvolles, nachvollziehbares Vorgehen
Erfahrungen werden geordnet gesammelt und dokumentiert
Transparenz und Nachprüfbarkeit sind zentral
Präzision → exakte Terminologie und Messung
Replizierbarkeit → Ergebnisse müssen wiederholbar sein
Logische Konsistenz → Widerspruchsfreiheit innerhalb der Argumentation
(Seite 18) Welche wissenschaftlichen Gütekriterien sichern die Qualität von Forschung?
Objektivität → Unabhängigkeit der Ergebnisse von der Person der Forschenden
Reliabilität → Zuverlässigkeit der Messung (ähnliche Werte bei Wiederholung)
Validität → Gültigkeit: Wird tatsächlich gemessen, was gemessen werden soll?
Utilität → Nutzen und Sinnhaftigkeit der Fragestellung
rechtfertigt der Aufwand bzw. das Leid den Erkenntnisgewinn?
(Seite 19) Welche fünf Grundtypen wissenschaftlicher Fragestellungen gibt es?
Beschreibung – Was ist der Fall? → Erfassung und Darstellung der Realität
Erklärung – Warum ist etwas der Fall? → Analyse von Ursachen und Bedingungen
Prognose – Was wird zukünftig der Fall sein? → Vorhersage künftiger Entwicklungen oder Veränderungen
Gestaltung / Technologie – Wie kann etwas verändert werden? → Entwicklung geeigneter Maßnahmen zur Zielerreichung
Kritik / Bewertung – Wie ist ein Zustand zu beurteilen? → Bewertung anhand expliziter Kriterien
(Seite 20) Wie funktioniert Forschung in der Praxis – formal betrachtet?
Forschung besteht aus drei zentralen Ebenen:
Einrichtungen: Universitäten, Institute, Ämter, Firmen
Finanzierung: staatlich, unternehmerisch oder privat
Kommunikation:
Publikationen (z. B. Journals)
Vorträge, Poster, informelle Gespräche
➡️ Forschung ist also ein organisierter, kooperativer Prozess zwischen Akteuren, Geldgebern und Öffentlichkeit.
(Seite 21) Wie ist eine wissenschaftliche Arbeit typischerweise aufgebaut?
Einleitung:
Thema, Relevanz, aktueller Forschungsstand, Fragestellung
Methodik:
Vorgehen, Stichprobe, Instrumente
Ergebnisse:
Darstellung der eigenen Resultate
Diskussion:
Bedeutung der Ergebnisse, Vergleich zu anderen Studien, Ausblick
➡️ Der Aufbau folgt dem Forschungsprozess – von der Fragestellung bis zur Interpretation.
(Seiten 22–30) Woran erkennt man, ob etwas wissenschaftlich ist oder nicht?
Etwas gilt nur dann als wissenschaftlich, wenn es zentrale Gütekriterien erfüllt:
Objektivität – Ergebnisse sind unabhängig von der Person der Forschenden.
Reliabilität – Messungen liefern stabile, wiederholbare Resultate.
Validität – Es wird wirklich das gemessen, was behauptet wird.
Utilität – Forschung hat praktischen oder theoretischen Nutzen.
Beispiele aus den Folien:
Lügendetektor: fragliche Validität → nicht wissenschaftlich
Formel 1 – „Bester Fahrer“: keine objektiven Kriterien → nicht wissenschaftlich
Formel 1 – „Wer ist am schnellsten?“: messbar & replizierbar → wissenschaftlich überprüfbar
Rorschach-Test: problematische Reliabilität → eingeschränkt wissenschaftlich
Gottesurteil (Wikinger): keine empirische Basis → nicht wissenschaftlich
Intelligenztest: standardisiert & überprüfbar → wissenschaftlich
Räumliches Vorstellungsvermögen: testbar & reliabel → wissenschaftlich
Umsatz / Gewinn: klar messbare Größen → wissenschaftlich bewertbar
(Seite 31) Warum ist das Thema für das Seminar relevant?
Weil wissenschaftliches Arbeiten auf genau diesen Gütekriterien und Prinzipien basiert.
→ Sie bilden die Grundlage für alle Forschungsschritte – von der Fragestellung bis zur Publikation.
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