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Kapitel 2 - Angebot und Nachfrage

HM
by Hanna M.

2.1 Einführung

2.2 Die wichtigsten Themen in der Mikroökonomie

Gedankenspiel:


Stellen Sie sich vor, Sie betreiben ein Reisebüro mit zwanzig Mitarbeitern, das Reisen weltweit vermittelt. Plötzlich treten mehrere Probleme auf:

  • Ihr bisheriges Top-Reiseziel, die Dominikanische Republik, wird kaum noch nachgefragt – und das nicht wegen Corona.

  • Ihr Vermieter erhöht drastisch die Miete für die Büroräume.

  • Ihre IT-Infrastruktur ist veraltet und muss dringend modernisiert werden.

  • Zwei Ihrer besten Mitarbeiter wechseln zur Konkurrenz, und neue Fachkräfte zu finden ist schwierig.

  • Außerdem eröffnet direkt gegenüber ein Wettbewerber, der Asienreisen anbietet.

→ Damit befinden Sie sich mitten in der Mikroökonomie. Denn all diese Situationen haben mit Entscheidungen einzelner Marktteilnehmer, Preisen, Kosten und Wettbewerb zu tun – also mit typischen mikroökonomischen Fragestellungen.


2.2 Die wichtigsten Themen in der Mikroökonomie

Die Mikroökonomie hilft, genau solche Herausforderungen zu verstehen und zu analysieren.


Sie befasst sich im Wesentlichen mit drei zentralen Themenbereichen:


1. Produktion und Kosten (Produktions- und Kostentheorie)

Hier geht es darum, wie Unternehmen Güter oder Dienstleistungen produzieren und welche Kosten dabei entstehen.

Im Beispiel des Reisebüros:

  • Sie produzieren eine Dienstleistung, nämlich die Organisation und Vermittlung von Reisen.

  • Dabei entstehen Produktionskosten:

    • Löhne für die Mitarbeiter,

    • Mietkosten für die Büroräume,

    • Kosten für IT-Systeme und Software usw.

→ Diese Theorie hilft, zu verstehen, wie Unternehmen wirtschaftlich effizient arbeiten können.


2. Nachfrage und Konsumentenverhalten (Haushaltstheorie)

Ein zweiter Bereich ist die Haushaltstheorie, die sich mit den Kunden – also den privaten Haushalten – befasst. Sie untersucht, wie Menschen ihre Konsumentscheidungen treffen.

Beispiel:

  • Warum wollen Ihre Kunden nicht mehr in die Dominikanische Republik reisen?

    • Haben sich ihre Präferenzen oder ihr Geschmack verändert?

    • Sind Ihre Preise zu stark gestiegen?

→ Die Haushaltstheorie analysiert also das Nachfrageverhalten der Konsumenten, um herauszufinden, warum und wie sich Kaufentscheidungen verändern.


Preisbildung (Preistheorie)

Eng damit verbunden ist die Preistheorie. Sie untersucht, wie sich Preise am Markt bilden – sowohl für Güter als auch für Dienstleistungen.

Die Grundidee lautet:

Preise entstehen durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage.

  • Steigt der Preis, bieten Unternehmen mehr an, aber die Nachfrage sinkt, weil Käufer weniger bereit sind, den höheren Preis zu zahlen.

  • Sinkt der Preis, steigt die Nachfrage, während Anbieter weniger liefern wollen.


Im Marktgleichgewicht treffen sich beide Kurven – Angebot und Nachfrage – im sogenannten Gleichgewichtspunkt:

  • Zum Preis P₀ wird genau die Menge Q₀ angeboten und nachgefragt.

  • Dieser Punkt wird auch markträumender Preis genannt, weil der Markt „geräumt“ ist – es gibt weder Überschuss noch Mangel. (→ siehe Abbildung 2: Angebots- und Nachfragefunktion)

Die Anpassung der Preise sorgt also dafür, dass Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht kommen.




Beispiel: Starres Angebot – Reisen auf die Galapagos-Inseln

Ein anderes Beispiel zeigt, dass Märkte nicht immer flexibel reagieren:

  • Für Reisen auf die Galapagos-Inseln gilt ein strenges Umweltlimit. → Nur eine begrenzte Zahl an Besuchern darf pro Jahr reisen.

  • Dadurch ist das Angebot starr, also nicht veränderbar.

Wenn für diese Reisen ein Standardpreis verlangt würde, wäre die Nachfrage viel größer als das erlaubte Angebot.

  • Das würde in einer Marktwirtschaft zu Preissteigerungen führen, bis sich Nachfrage und Angebot wieder ausgleichen.

  • In diesem Fall verläuft die Angebotskurve senkrecht (vertikal) – das nennt man ein vollkommen starres bzw. unelastisches Angebot (→ siehe Abbildung 3: Starres Angebot).



Was bedeutet das inhaltlich?

Da das Angebot fix ist, kann es nicht auf Preisänderungen reagieren:

  • Wenn plötzlich mehr Menschen reisen wollen, also die Nachfrage steigt, kann keine zusätzliche Reise angeboten werden. → Der Preis steigt, bis nur noch so viele Menschen bereit sind zu zahlen, wie es Plätze gibt (Q₀).

  • Wenn die Nachfrage sinkt, bleibt das Angebot trotzdem gleich. → Der Preis würde entsprechend fallen, bis sich Angebot und Nachfrage wieder ausgleichen.

Das ist ein Beispiel für ein vollkommen unelastisches Angebot. „Unelastisch“ bedeutet hier: Das Angebot reagiert nicht auf Preisänderungen.



Unterschied zu normalen Gütern

  • Bei normalen Gütern erhöhen Unternehmen ihre Produktion, wenn der Preis steigt, da sie dann mehr Gewinn erwarten.

    • Die Angebotskurve hat daher eine positive Steigung.

  • Im Galapagos-Beispiel ist das anders: Das Angebot bleibt konstant, unabhängig vom Preis, solange die Umweltschutzauflagen gelten.


🧠 Merke

Die Mikroökonomie ist ein Teilgebiet der Volkswirtschaftslehre, das sich mit dem Verhalten einzelner wirtschaftlicher Einheiten – also Unternehmen, Konsumenten, Arbeitnehmern und Investoren – sowie mit den Märkten, auf denen sie handeln, beschäftigt.

2.3 Anwendungsbereiche

Die Mikroökonomie lässt sich auf verschiedene Ebenen anwenden:

  • auf einzelne Unternehmen,

  • auf einzelne Märkte,

  • auf gesamte Wirtschaftssektoren,

  • oder sogar auf die gesamte Volkswirtschaft.

Dabei gibt es Überschneidungen mit betriebswirtschaftlichen Themen, denn auch in der BWL geht es um Entscheidungen von Unternehmen, Preisen, Kosten und Märkten.


Repräsentative Unternehmen und Haushalte

Wenn man die Mikroökonomie auf ganze Sektoren oder die gesamte Volkswirtschaft anwendet, arbeitet man oft mit repräsentativen Unternehmen und repräsentativen Haushalten.

Das bedeutet:

  • Diese existieren nicht wirklich als einzelne Akteure,

  • sondern sie stehen stellvertretend für das durchschnittliche Verhalten von Unternehmen oder Haushalten.

→ Um das Verhalten dieser Gruppen zu modellieren, muss man vereinfachte Annahmen über ihr wirtschaftliches Handeln treffen.


Grundannahmen des Verhaltens

In der Mikroökonomie geht man typischerweise von zwei zentralen Annahmen aus:

  1. Unternehmen verfolgen das Ziel der Gewinnmaximierung: Sie möchten ihre Kosten gering halten und ihre Erlöse so steigern, dass am Ende der möglichst hohe Gewinn bleibt.

  2. Haushalte verfolgen das Ziel der Nutzenmaximierung: Sie möchten ihre begrenzten Einkommen so einsetzen, dass sie möglichst viel Zufriedenheit (Nutzen) daraus ziehen.

Diese Annahmen sind zwar stark vereinfacht, aber sie ermöglichen es, wirtschaftliche Zusammenhänge klar zu analysieren, ohne für jeden einzelnen Akteur ein eigenes Modell zu entwickeln.


Beispiel: Rückläufige Buchungen für Reisen in die Dominikanische Republik

  • Das Beispiel aus Abschnitt 2.1 (Reisebüro) wird hier wieder aufgegriffen.

  • Die Mikroökonomie bietet mehrere mögliche Erklärungen, warum die Nachfrage nach Reisen in die Dominikanische Republik gesunken ist.


1. Möglichkeit: Veränderung der Präferenzen

  • Die Kundenpräferenzen haben sich geändert.

  • Vielleicht haben Menschen mehr Angst vor Terroranschlägen und reisen lieber innerhalb Deutschlands oder Europas.

  • Solche Präferenzveränderungen beeinflussen den Nutzen der Haushalte und damit ihr Konsumverhalten.


2. Möglichkeit: Höhere Preissensibilität (Preiselastizität der Nachfrage)

  • Die Kunden sind preissensibler geworden.

  • In der Mikroökonomie nennt man das:

    • Die Preiselastizität der Nachfrage ist gestiegen.

    • Das bedeutet: Schon kleine Preisänderungen führen zu starken Änderungen in der Nachfrage.

  • Ein möglicher Grund dafür ist eine schwächere Wirtschaftslage: Wenn Menschen Angst um ihren Arbeitsplatz haben, achten sie stärker auf ihre Ausgaben.


3. Möglichkeit: Konkurrenz durch ähnliche Angebote

  • Die Dominikanische Republik bleibt zwar günstig, aber Kuba hat seine Preise gesenkt und Hotels modernisiert.

    • Dadurch weichen Touristen auf das Konkurrenzangebot aus.

  • Hier kommt der Begriff der Kreuzpreiselastizität der Nachfrage ins Spiel:

    • Sie misst, wie stark die Nachfrage nach einem Gut reagiert, wenn sich der Preis eines ähnlichen Gutes verändert.

    • In diesem Fall: Wie stark sinkt die Nachfrage nach Reisen in die Dominikanische Republik, wenn Kuba-Reisen billiger werden?


Handlungsmöglichkeiten für das Reisebüro

Aus diesen mikroökonomischen Überlegungen ergeben sich konkrete Maßnahmen:

  • Kooperationen erweitern: Das Reisebüro könnte neue Vertragspartner in Deutschland oder Kuba suchen.

  • Qualität verbessern: Es könnte seine bisherigen Partner in der Dominikanischen Republik auffordern, Hotels zu modernisieren, um mit Kuba konkurrenzfähig zu bleiben.

  • Preisanpassungen prüfen: Auch Preissenkungen könnten eine sinnvolle Reaktion sein, um die Nachfrage wieder zu steigern.



Merke

Die Mikroökonomie kann auf verschiedene Ebenen angewendet werden – von einzelnen Unternehmen bis zur gesamten Volkswirtschaft. Mit vereinfachten Annahmen über Gewinnmaximierung (Unternehmen) und Nutzenmaximierung (Haushalte) lassen sich wirtschaftliche Zusammenhänge klar analysieren und Handlungsempfehlungen ableiten.


2.4 Zusammenfassung

Die Mikroökonomie ist für Unternehmerinnen und Unternehmer besonders wichtig, weil sie hilft, Veränderungen am Markt besser zu verstehen und darauf zu reagieren.


Dazu gehören zum Beispiel:

  • Preisänderungen,

  • das Nachfrageverhalten der Kunden,

  • oder die Handlungen von Wettbewerbern.


In der Mikroökonomie geht man von zwei grundlegenden Annahmen aus:

  1. Private Haushalte handeln nutzenmaximierend – sie versuchen also, ihren größtmöglichen Nutzen bzw. ihre Zufriedenheit zu erreichen.

  2. Unternehmen handeln gewinnmaximierend – sie möchten ihren höchstmöglichen Gewinn erzielen.


  • Das Angebot an Gütern und Dienstleistungen steigt, wenn der Preis steigt, weil sich die Produktion für Unternehmen dann mehr lohnt.

  • Die Nachfrage hingegen sinkt, wenn der Preis steigt, weil Konsumenten weniger kaufen, wenn etwas teurer wird.

  • Im Markt bildet sich schließlich ein Gleichgewichtspreis, bei dem das Angebot genau der Nachfrage entspricht.

    • Dieses Marktgleichgewicht sorgt dafür, dass der Markt „geräumt“ ist – also keine Überschüsse oder Engpässe bestehen.


  • Die Mikroökonomie unterscheidet sich von der Makroökonomie darin,dass sie sich auf die Entscheidungen einzelner Unternehmen und Haushalte konzentriert,während die Makroökonomie die Gesamtwirtschaft betrachtet

    -> also etwa das Wirtschaftswachstum, die Inflation oder die Arbeitslosigkeit.


Zu den wichtigsten Themenbereichen der Mikroökonomie gehören:

  • die Kosten- und Produktionstheorie,

  • die Haushaltstheorie,

  • und die Preistheorie.

Diese Themen helfen zu verstehen, wie Märkte funktionieren und wie wirtschaftliche Entscheidungen einzelner Akteure zusammenwirken.


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Hanna M.

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