(Seite 7) Welche drei Phasen bilden das Grundprinzip psychologischer Gedächtnistests?
Gedächtnistests folgen meist drei Phasen:
Lernphase – Vorgabe von Lernmaterial, Methode & Dauer
Behaltensphase – Zeitspanne und Qualität des Behaltens
Prüfphase – Art der Abfrage (z. B. Wiedererkennen oder Reproduktion) Details merken: Einige Tests weichen ab, etwa reine Wissensabfragen (Faktenwissen ohne Lernphase).
(Seite 8–9) Wie funktionierte Ebbinghaus’ klassische Ersparnismethode?
Ebbinghaus untersuchte Gedächtnis mit sinnlosen Silben (z. B. VUX, JOK, KEZ).
Lernphase: Selbstlernen bis auswendig (2 ×)
Behaltensphase: variabel
Prüfphase: Zeitersparnis beim Wiederlernen → Maß der Behaltensleistung Details merken: Typisches Ergebnis: negativ beschleunigte Abnahme (schneller Anfangsverlust, dann stabile Asymptote).
(Seite 9–10) Was zeigte Bahricks Studie zu spanischen Vokabeln im Vergleich zu Ebbinghaus?
Bahrick (1984) fand denselben Verlauf wie Ebbinghaus:
starker Leistungsabfall in den ersten Jahren
danach stabiles Niveau über Jahrzehnte → bestätigt Bedeutung von Wiederholungsfrequenz und -verteilung.
(Seite 10–11) Was unterscheidet Wiedererkennen von Reproduktion in Gedächtnistests?
Wiedererkennen (recognition): Entscheidung, ob ein Item zuvor gelernt wurde
Reproduktion (recall): aktive Wiedergabe ohne Vorlage Beispiel: Paarassoziationstest („Berg–Hase“ → „Berg – ?“).
(Seite 12–14) Was passiert in einem typischen Wiedererkennungstest?
Nach einer Lernphase (z. B. Gesichter) werden alte und neue Reize präsentiert.
→ Aufgabe: „Alt oder neu?“ entscheiden.
Details merken:
Solche Tests prüfen Gedächtnis ohne Kontrolle von Lern- und Behaltensphase – sie erfassen also eher Faktenwissen als reine Behaltensleistung.
(Seite 15–16) Welche drei zentralen Gedächtnissysteme unterscheidet das klassische Mehrspeichermodell?
Das klassische Mehrspeichermodell geht von drei Stufen aus:
Sensorisches Register – speichert Rohdaten sensorischer Wahrnehmung sehr kurz.
Kurzzeit- bzw. Arbeitsgedächtnis – hält Informationen für Sekunden bis Minuten aktiv.
Langzeitgedächtnis – dauerhaftes Speichern und Abrufen von Wissen und Erlebnissen. Details merken: Das Modell erklärt, wie Information von der Wahrnehmung über das Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis gelangt.
(Seite 19) Was charakterisiert das Sensorische Register und welche Unterarten gibt es?
Das Sensorische Register bildet die Schnittstelle zwischen Wahrnehmung und Gedächtnis – es speichert Sinnesinformationen roh und extrem kurz.
Speichert analoge (unverarbeitete) Reize.
Dauer: nur Millisekunden bis wenige Sekunden.
Existiert modalitätsspezifisch für verschiedene Sinne:
Ikonisches Register (visuell)
Echoisches Register (auditiv)
vermutlich auch haptische/taktile Varianten. Details merken: Es repräsentiert die „ausgedehnte Gegenwart“ – das unmittelbare sensorische Nachbild.
(Seite 20) Worum ging es bei den frühen Untersuchungen zum ikonischen Register?
Frühe Forscher wie Segner (1790) und Wundt (1899) fragten,
wie viel visuelle Information Menschen in einem Augenblick erfassen können.
→ Ergebnis: Bei 50 ms Darbietung werden nur 4–5 Items behalten.
Diese Befunde zeigten, dass visuelle Speicherung sehr begrenzt und flüchtig ist.
(Seite 21) Welche zwei Erklärungen prüfte George Sperling (1960) für die begrenzte Leistung im Ganzbericht?
Sperling unterschied zwei mögliche Ursachen:
A) Physiologische Beschränkung → begrenzte sensorische Aufnahmekapazität.
B) Kognitive Beschränkung → Speicherung zu flüchtig für vollständige Weiterleitung.
Ziel: Klären, ob Wahrnehmung oder Gedächtnisspeicherung das Limit setzt.
(Seite 22–23) Wie war Sperlings Experiment mit Ganzbericht und Teilbericht aufgebaut?
Stimulus: 3 × 4 Buchstabenmatrix (12 Buchstaben, 50 ms).
Ganzbericht: alle Buchstaben wiedergeben.
Teilbericht: nur eine Zeile wiedergeben – angezeigt durch Tonhöhe (hoch = 1. Zeile, mittel = 2., tief = 3.). Vergleich: Ganzbericht misst Gesamterinnerung, Teilbericht die sofort verfügbare sensorische Spur.
(Seite 25) Welche Ergebnisse zeigten Ganz- und Teilbericht?
Ganzbericht: ca. 30 % korrekt → 4–5 Buchstaben.
Teilbericht: ca. 75 % korrekt → hochgerechnet ~ 9 Buchstaben. → Teilberichtsvorteil: Mehr Items verfügbar, als im Ganzbericht wiedergegeben werden. Details merken: Längere Präsentation (50 → 500 ms) verbesserte Leistung nicht, daher kein Aufnahmelimit, sondern schneller Zerfall der Spur.
(Seite 26) Welche Schlussfolgerungen zog Sperling über das ikonische Register?
Dauer: < 1 Sekunde
Teilbericht > Ganzbericht → sensorische Spur kurzzeitig größer als abrufbar
Begrenzung entsteht durch Speicherkapazität, nicht sensorische Aufnahme
Erklärung: Visuelle Spur zerfällt sehr rasch und kann danach nicht mehr ausgelesen werden.
(Seite 27) Wie wurde das Echoische Register experimentell untersucht?
Moray, Bates & Barnett (1965) führten Ganz- vs. Teilberichtsexperimente mit akustischem Material durch.
Teilbericht wurde durch visuelle Signale gesteuert.
Ergebnis: Teilberichtsvorteil → mehr erinnert als im Ganzbericht.
Dauer: etwa 2–3 Sekunden. Schlussfolgerung: Das Echoische Register funktioniert analog zum ikonischen Register, aber langsamer und auditiv.
(Seite 28) In welchem Format sind Informationen im sensorischen Register gespeichert?
Rohdatenformat → unverarbeitet, wahrnehmungsnah, keine top-down-Prozesse.
Entspricht einer Kopie der Umwelt (z. B. visuell wie ein Foto). Details merken:
Sperling (1967): Dauer der Spur hängt vom Nachexpositionsfeld ab:
helles Feld → ca. 1 s verfügbar (Spuren überschrieben)
dunkles Feld → bis zu 5 s verfügbar (Spuren erhalten)
Coltheart et al. (1974): Keine phonologische Kodierung bei visuellen Reizen – Buchstaben werden nicht über Klang repräsentiert.
(Seite 29) Welche zentralen Methoden und Kurven beschreiben den Zusammenhang zwischen Lernen und Vergessen?
Ersparnismethode: misst, wie viel Lernzeit beim Wiederlernen gespart wird (Ebbinghaus).
Behaltens- & Vergessenskurve: zeigt typischen Verlauf des Gedächtnisabbaus → schneller Anfangsverlust, dann stabile Asymptote.
(Seite 29) Was unterscheidet Wiedererkennen und Reproduktion als Testverfahren?
Wiedererkennen (recognition): Wiedererkennen von zuvor gelernten Items (z. B. alt vs. neu).
Reproduktion (recall): aktive Wiedergabe ohne Vorlage (z. B. Paarassoziationen). Merke: Wiedererkennen erfordert weniger aktive Gedächtnisleistung als Reproduktion.
(Seite 29) Welche Kernkonzepte gehören zu den Gedächtnismodellen dieser Vorlesung?
Klassisches Mehrspeichermodell: Sensorisches Register → Kurzzeit-/Arbeitsgedächtnis → Langzeitgedächtnis.
Sensorisches Register: extrem kurze, modalspezifische Speicherung von Rohdaten.
Ikonisches Register: visuell, < 1 s.
Echoisches Register: auditiv, 2–3 s.
Ganz- und Teilberichtsmethode: Verfahren zur Messung sensorischer Speicherkapazität.
Teilberichtsvorteil: mehr gespeicherte Items als unmittelbar abrufbar.
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