(Seite 10–11) Warum ist Arbeit laut der Vorlesung ein zentraler Bestandteil unseres Lebens?
Arbeit prägt unser Leben stark:
Durchschnittlich 39,3 Jahre Lebensarbeitszeit in Deutschland
Bedeutend für Persönlichkeitsentwicklung, Gesundheit und psychisches Wohlbefinden Details merken: Zwischen 2000–2022 stieg die Lebensarbeitszeit um 2,5 Jahre.
(Seite 12) Welche Themenfelder umfasst die Arbeits- und Organisationspsychologie?
Kerngebiete der A&O-Psychologie:
Arbeit & Gesundheit
Führung
Motivation
Personalentwicklung & -auswahl
Arbeitsgestaltung
(Seite 13) In welchen Berufsfeldern arbeiten A&O-Psycholog:innen typischerweise?
Typische Tätigkeitsfelder:
Betriebliche Gesundheitsförderung & Arbeitssicherheit
Coaching, Beratung, Training
Organisationsberatung / Unternehmensentwicklung
Ergonomie & Usability-Forschung
Marketing, Werbung, Forschung
(Seite 14–17) Welches Spannungsfeld beschreibt die „Werte- und Interessenproblematik“ in der A&O-Psychologie?
Zentrales Dilemma:
Zwischen Unternehmenszielen (Effizienz, Profit) und Mitarbeiterinteressen (Gesundheit, Wohlbefinden) Details merken: → Moralisches Dilemma: „Trage ich zum Glück der Menschen oder zum Profit der Unternehmen bei?“
(Seite 15) Nach welchen „Humankriterien“ soll Arbeit laut Ulich (1991) und Hacker (1986) gestaltet werden?
Vier Humankriterien der Arbeitsgestaltung:
Ausführbarkeit
Schädigungslosigkeit
Beeinträchtigungsfreiheit
Persönlichkeitsförderlichkeit
(Seite 16) Wie geht die APA laut „Ethical Code“ mit ethischen Konflikten zwischen Organisation und Psycholog:innen um?
Psycholog:innen müssen bei Konflikten:
den Konflikt offenlegen,
ihre Bindung an den Ethikcode betonen,
Schritte zur Konfliktlösung im Sinne der Ethik unternehmen. → Kein ethischer Konflikt darf die Menschenrechte verletzen.
(Seite 17) Was war das Ziel des Forschungsprogramms „Humanisierung des Arbeitslebens“?
Ziele des Programms:
Analyse & Verbesserung von Arbeitsbedingungen
Förderung von Qualifikation, Selbstbewusstsein, kritischem Engagement
Demokratisierung der Arbeit → Balance zwischen Effizienz- und Humanisierungszielen
(Seite 18) Welches übergeordnete Ziel verfolgt die A&O-Psychologie laut Baethge?
Ziel:
Humanisierung des Arbeitslebens als Grundlage für ein gesundes und erfülltes Leben.
(Seite 36) Woher stammt der Begriff „Arbeit“ – und was verrät seine Sprachgeschichte über die Bedeutung des Begriffs?
Etymologische Herkunft zeigt den negativen Ursprung:
„erebeit“ (altdeutsch): mühsam, belastet
„labour“ (englisch): leiden
„trabajo“ (spanisch): Folterinstrument → Arbeit war ursprünglich mit Leid & Mühe assoziiert.
(Seite 36) Warum ist Arbeit dennoch wichtig, obwohl sie oft als belastend gilt?
Arbeit dient als:
Quelle von Identität und Sinn
Gelegenheit zur Persönlichkeitsentwicklung
Gefühl, gebraucht zu werden → Trotz Mühe: zentrale Sinnstiftung im Leben.
(Seite 37–38) Was untersucht die sogenannte „Lotteriefrage“ – und was sagt sie über Arbeit aus?
Die „Lotteriefrage“ fragt:
Würdest du weiter arbeiten, wenn du im Lotto gewinnst?
Ergebnis: Viele Menschen würden weiterarbeiten, da Arbeit mehr ist als Einkommen – sie gibt Sinn & Struktur.
Details merken:
Studien (Highhouse et al., 2010) zeigen: der Arbeitsethos bleibt über Jahrzehnte stabil.
(Seite 40) Welche zwei gegensätzlichen Bedeutungsdimensionen beschreibt Lewin (1920) bzw. Kraepelin (1886)?
Arbeit hat ein Doppelgesicht („Doppelantlitz“):
Positiv: Sinn, Freude, Selbstbestätigung
Negativ: Mühe, Plage, Last → Ziel: Arbeit so gestalten, dass sie Segen statt Fluch wird.
(Seite 42–43) Wie definieren Karl Marx (1867) und Rubinstein (1973) menschliche Arbeit?
Karl Marx:
Arbeit ist bewusst geplantes Handeln – das Ergebnis existiert zuerst im Kopf, dann in der Realität. Rubinstein:
Arbeit ist eine zielgerichtete, bewusste Tätigkeit, die auf ein vorgestelltes Resultat zielt und durch den Willen gesteuert wird. → Beide betonen das bewusste, planende Element der Arbeit.
(Seite 44) Welche vier Definitionskriterien von Arbeit nennt Bamberg et al. (2011)?
Arbeit ist:
Zielgerichtet
Bewusst
Gebrauchswert schaffend
Gesellschaftlich determiniert → Erst wenn alle Kriterien erfüllt sind, spricht man von Arbeit im psychologischen Sinn.
(Seite 45) Warum kann dieselbe Tätigkeit (z. B. Lernen) je nach Kontext als „Arbeit“ oder „nicht Arbeit“ gelten?
Ob etwas als Arbeit erlebt wird, hängt ab von:
Ziel & Motivation (Pflicht vs. Interesse)
Freiwilligkeit & Bezahlung → Eine Tätigkeit wird zur Arbeit, wenn sie zweckgerichtet, bewusst und gesellschaftlich relevant ist.
(Seite 48) Wie sah Arbeit im Mittelalter aus – und was unterschied sie von moderner Erwerbsarbeit?
Merkmale manueller Arbeit (Mittelalter):
Handwerker & Bauern besaßen ihre Werkzeuge & Produktionsmittel
Geringe Abhängigkeit von Maschinen oder zentraler Organisation
Erwerbs- & Reproduktionsarbeit am selben Ort → Arbeit war autonomer, weniger arbeitsteilig, stärker selbstbestimmt.
(Seite 50) Welche zentralen Veränderungen brachte die Industrialisierung für die Arbeit?
Kernmerkmale der Industrialisierung:
Große, teure Maschinen → Standortgebundenheit
Trennung von Besitz & Bedienung
Entstehung abhängiger Beschäftigung
Strikte Organisation & Schichtarbeit
Trennung von Erwerbs- und Reproduktionsarbeit → Beginn der modernen, fremdbestimmten Lohnarbeit.
(Seite 51) Welche Dimensionen der Arbeitsteilung nennt die Vorlesung?
Zentrale Formen der Arbeitsteilung:
Trennung von Besitz und Bedienung
Trennung von Kopf- und Handarbeit
Spezialisierung von Arbeitsprozessen
Trennung von Erwerbs- und Reproduktionsarbeit → Folge: Verlust an Ganzheitlichkeit & Entscheidungsspielraum.
(Seite 51) Was beschreibt die Disuse-Hypothese im Kontext der Arbeitsteilung?
Durch stark spezialisierte Arbeit:
gehen geistige Fähigkeiten verloren,
weil sie nicht mehr regelmäßig genutzt werden. → Arbeitsteilung kann zur Dequalifizierung führen.
(Seite 53) Welche negativen Folgen hat Arbeitsteilung laut der Vorlesung?
Folgen:
Verlust von Entscheidungsspielraum
Monotonie & einseitige Belastung
Intensivierung durch Technologie
Weniger Qualifikationsanforderungen
Dehumanisierung der Arbeit
Vereinbarkeitsprobleme mit Familie und Privatleben
(Seite 54–55) Welche Formen der Arbeitsteilung existieren zusätzlich zur technischen?
Weitere Formen:
Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung
Arbeitsteilung nach Herkunft
Arbeitsteilung zwischen Nationen → Arbeit ist auch sozial & kulturell ungleich verteilt.
(Seite 55) Was bedeutet geschlechtstypische Arbeitsteilung?
Merkmale:
Frauen leisten mehr unbezahlte Reproduktionsarbeit
Berufswahl nach Geschlecht (Pflege vs. Technik)
Mit steigender Hierarchie weniger Frauen vertreten → nennt man vertikale Segregation („Glass Ceiling Effect“)
(Seite 55–57) Was unterscheidet vertikale von horizontaler Segregation?
Vertikal: ungleiche Verteilung von Männern & Frauen über Hierarchieebenen → z. B. 28 % Professorinnen trotz 53 % Uniabsolventinnen
Horizontal: ungleiche Aufgabenverteilung auf gleicher Ebene → Frauen übernehmen häufiger routinehafte oder Hilfsaufgaben
(Seite 59) Was beschreibt das Menschenbild des „Economic Man“?
Grundannahmen:
Mensch ist verantwortungsscheu und leistet nur gegen Anreize
Motivation erfolgt über Kontrolle und materielle Belohnung
Organisation: strikte Hierarchien, klare Anweisungen, Leistungskopplung (Akkordlohn) Vertreter: F. W. Taylor (Scientific Management), M. Weber (Bürokratiemodell)
(Seite 60) Wie funktionierte Taylors Konzept der wissenschaftlichen Betriebsführung?
Ziel: Effizienzsteigerung → hohe Löhne & niedrige Preise
Kernprinzipien:
Auswahl & Schulung der besten Arbeitskräfte
Finden des „One best way“
Mensch wird optimal ins technische System eingepasst → Grundlage des späteren Fordismus (Fließband, Standardisierung, Mechanisierung)
(Seite 63) Was zeigten die Hawthorne-Studien (1924–1932)?
Ergebnis: Produktivität stieg, egal ob Beleuchtung verbessert oder verschlechtert wurde.
Schlussfolgerung:
→ Soziale Faktoren (Beachtung, Gespräche, Gruppenzugehörigkeit) steigern Leistung.
Dieser Effekt heißt Hawthorne-Effekt.
→ Beginn des Human-Relations-Ansatzes.
(Seite 64) Was kennzeichnet das Menschenbild des „Social Man“?
Mensch hat neben materiellen auch soziale Bedürfnisse
Anerkennung & Austausch fördern Motivation
Konsequenzen:
Mitarbeiterorientierte Führung
Teamstrukturen & Pausenräume → Fokus auf zwischenmenschliche Beziehungen statt reiner Kontrolle.
(Seite 65) Was verändert das Menschenbild des „Self-actualizing Man“?
Annahme: Menschen streben nach Selbstverwirklichung & Sinn
Kritik an monotoner Fließbandarbeit
Ziel: menschengerechte Arbeitsgestaltung („Humanisierung der Arbeit“) Vertreter:innen:
Maslow (Bedürfnispyramide)
Herzberg (Zweifaktorentheorie)
McGregor (Theorie X/Y)
Argyris → Arbeitsaufgabe soll persönliche Entfaltung ermöglichen.
(Seite 66) Wie unterscheidet sich der „Complex Man“ von früheren Menschenbildern?
Grundidee:
Menschen sind individuell verschieden – Bedürfnisse ändern sich über Lebensspanne Folgerungen:
Individualisierung der Arbeit
Flexible Organisation und Anpassung an verschiedene Lebensphasen → Themen: altersgerechte Arbeit, Work-Life-Balance, Familienfreundlichkeit
(Seite 67) Welche Relevanz haben die alten Menschenbilder heute noch?
→ Sie wirken fort:
Unternehmen kombinieren Elemente aller Modelle
Je nach Kontext dominieren Kontrolle, soziale Motivation oder Selbstverwirklichung → Menschenbilder prägen Führung, Organisation & Forschung bis heute.
(Seite 69) Welche zentralen Veränderungen prägen die heutige Arbeitswelt?
Aktuelle Trends:
Schneller Wissensverfall → ständiges Lernen nötig
Verdichtung des Arbeitstags
Grenzauflösung zwischen Arbeit & Freizeit (zeitlich / örtlich)
Mehr Eigenverantwortung – aber auch mehr Druck
Flexibilisierung: oft asymmetrisch (mehr für Unternehmen als Beschäftigte)
Patchwork-Biografien werden Normalität
Globale, virtuelle Teams → neue Kommunikationsanforderungen
(Seite 70) Welche Aufgaben hat eine kritische Arbeitsforschung angesichts dieser Entwicklungen?
Kritische Forschung soll:
Wandel analysieren – im Hinblick auf Humankriterien (Gesundheit, Autonomie, Sinn)
Vor Fehlentwicklungen warnen
Gesellschaftlichen & politischen Diskurs mitgestalten
Humanere Arbeit aktiv fördern → Ziel: technische & ökonomische Innovation menschengerecht gestalten.
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