6.1 Einführung
In den 1990er-Jahren war die Deutsche Telekom der einzige Anbieter von Festnetztelefonie in Deutschland – also ein Monopol.
1996 wurden Telefonate nach Zeit und Entfernung abgerechnet.
Ein Ortsgespräch kostete 8 Pfennig pro Minute, ein Ferngespräch (über 200 km) bis zu 62,6 Pfennig pro Minute, und Gespräche in das neue Handynetz sogar 1,30 DM pro Minute.
Ab 1998 begann die Telekom, ihre Preise zu senken. Kurz darauf verschwanden die nach Entfernung und Uhrzeit gestaffelten Tarife, und die Preise fielen stark.
Der Grund: Der Markt wurde für Wettbewerb geöffnet. Andere Anbieter durften nun ebenfalls Telefondienstleistungen anbieten.
Damit war das Monopol der Telekom beendet.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb 2008:
Zehn Jahre nach der Marktöffnung zahlen Verbraucher und Unternehmen nur noch einen kleinen Teil der früheren Preise.
Heute telefoniert man im Festnetz für 1 Cent pro Minute oder nutzt Pauschaltarife mit Internet- und DSL-Anschluss.
Das zeigt, wie schnell Wettbewerb Märkte verändern kann.
Für die Kunden bedeutet mehr Wettbewerb niedrigere Preise. Für Unternehmen dagegen heißt das: sinkende Gewinne, weil die Preise unter Druck geraten.
Wie viel ein Unternehmen für seine Produkte verlangen kann, hängt stark von der Marktform ab, in der es tätig ist. Allgemein gilt:
Je stärker der Wettbewerb, desto geringer die Gewinnmarge.
Je näher ein Unternehmen an einem Monopol ist, desto höher kann es seine Gewinnmarge ansetzen.
Die verschiedenen Marktformen lassen sich in einer Übersicht darstellen (siehe Abbildung 21):
Vollständige Konkurrenz (Polypol): (viele Wettbewerber, keine Preissetzungsmacht)
Monopol: kein Wettbewerber, hohe Preissetzungsmacht
Oligopol: wenige Wettbewerber, eingeschr.nkte Preissetzungsmacht
6.2 Vollständige Konkurrenz (Polypol)
Vollkommener Wettbewerb – auch vollständige Konkurrenz genannt – ist in erster Linie ein theoretisches Modell, das jedoch in der Praxis hilft, Marktprozesse zu verstehen.
Ein Markt mit vollkommener Konkurrenz hat mehrere Annahmen:
Rationales Verhalten: Alle Marktteilnehmer handeln rational nach dem Minimalprinzip oder Maximalprinzip (siehe Modul „Grundlagen der BWL“).
Grundlage ist das Konzept des Homo Oeconomicus – also eines Menschen, der immer versucht, seinen Nutzen zu maximieren.
Homogene Güter: Die Produkte sind gleichartig und austauschbar.
Beispiel: Benzin. Wenn zwei Tankstellen nebeneinanderstehen, eine verlangt 1,30 € pro Liter und die andere 1,40 €, wird jeder Autofahrer bei der billigeren Tanke kaufen, da das Benzin identisch ist.
Autos dagegen sind heterogen – ein Skoda ist nicht dasselbe wie ein Citroën, daher herrscht hier kein vollkommener Wettbewerb.
Keine Präferenzen: Konsumenten haben keine räumlichen, zeitlichen oder persönlichen Vorlieben. Es ist ihnen egal, ob sie ein Produkt online, im Warenhaus oder im Laden nebenan kaufen.
Polypol: Es gibt viele Anbieter und viele Nachfrager auf dem Markt.
Vollständige Markttransparenz: Jeder Marktteilnehmer kennt alle Preise und Informationen.
Außerdem gibt es keine Markteintritts- oder Marktaustrittsbarrieren
Unternehmen können jederzeit in den Markt eintreten oder ihn verlassen.
In der Realität ist das zwar schwierig (z. B. bei der Eröffnung eines Eiscafés), aber Plattformen wie eBay oder Amazon machen den Einstieg heute einfacher.
Flexible Preise: Preise können sich ständig anpassen.
Unendliche Anpassungsgeschwindigkeit: Änderungen von Preisen oder Mengen werden sofort umgesetzt, es gibt keine Verzögerungen durch lange Reaktionszeiten.
Aus diesen Annahmen folgt:
Unternehmen sind Preisnehmer und Mengenanpasser.
Das heißt, sie können den Preis nicht selbst festlegen, sondern müssen den Marktpreis akzeptieren.
Beispiel: Ein Eisverkäufer, der 3 € pro Kugel verlangt, während der Nachbarladen 1,50 € nimmt, wird entweder seinen Preis senken oder schließen müssen.
Er kann sich also nur über die verkaufte Menge anpassen, nicht über den Preis.
Obwohl dieses Modell theoretisch ist und in der Realität nicht vollständig erfüllt wird, hilft es, Wettbewerbsmechanismen zu verstehen. Denn selbst wenn die Annahmen nur teilweise gelten, entfaltet sich die Wirkung des Wettbewerbs bereits.
Beispiele:
Ein Skoda ist zwar nicht identisch mit einem Citroën, aber beide stehen im Wettbewerb miteinander.
Zwar kann nicht jeder sofort eine Tankstelle eröffnen, doch wenn ein Unternehmen erkennt, dass in einer Stadt hohe Benzinpreise möglich sind, wird es dort schnell neue Tankstellen aufbauen.
6.2.1 Preisbildung bei vollkommenem Wettbewerb
In Kapitel 3.3 „Kostentheorie“ wurde gezeigt, dass die Grenzkosten bei steigender Produktionsmenge zunehmen – auch wenn sie am Anfang sinken können.
Wenn ein Unternehmen mehr produziert, wird es schwieriger, Fachkräfte zu finden oder Material zu beschaffen. Das führt zu höheren Kosten.
Ein Unternehmen produziert genau die Menge, bei der die Grenzkosten dem Marktpreis entsprechen.
So entsteht eine positiv geneigte Angebotskurve: Steigt der Preis, lohnt sich eine größere Produktion, weil der Gewinn steigt.
Die Nachfragekurve haben wir bereits als negativ geneigt kennengelernt – je niedriger der Preis, desto höher die Nachfrage.
Aber bei vollkommener Konkurrenz ist die Nachfragekurve für ein einzelnes Unternehmen waagerecht:
Das bedeutet: Ein Unternehmen hat keinen Preisspielraum.
Wenn es den Preis über P₀ anhebt, sinkt die Nachfrage auf Null.
Beispiel: Am Devisenmarkt kostet 1 Euro = 1,12 US-Dollar. Niemand wird 1 Euro für 1,13 US-Dollar kaufen – die Nachfrage wäre null.
In einem vollkommenen Wettbewerbsmarkt gilt also:
Die Nachfrage ist vollkommen elastisch.
Konsumenten reagieren sehr empfindlich auf Preisänderungen.
Hebt ein Anbieter seinen Preis leicht an, wechseln alle Kunden zur Konkurrenz.
Ein Unternehmen ist hier Preisnehmer, nicht Preissetzer. Es hat nur einen kleinen Anteil am gesamten Markt und kann den Preis nicht beeinflussen. Es wählt seine Produktionsmenge so, dass sie zum gegebenen Marktpreis passt.
In der Abbildung 22 ist zu sehen:
Die Nachfragekurve ist waagerecht (vollkommen elastisch).
Der Preis ist gleich dem Grenzerlös und dem Preisniveau.
Beim vollkommenen Wettbewerb gilt:
Preis = Grenzkosten.
Neue Unternehmen treten in den Markt ein, solange Gewinne möglich sind – bis die Gewinne auf Null sinken.
Betriebswirtschaftlicher und ökonomischer Gewinn
In der Theorie produziert jedes Unternehmen die Menge, bei der die Grenzkosten = Marktpreis sind.
Da es keine Markteintrittsbarrieren gibt, können neue Firmen jederzeit dazukommen. So entsteht langfristig eine Situation mit Gewinn = 0.
Das klingt seltsam – aber es geht hier um den ökonomischen Gewinn, nicht um den betriebswirtschaftlichen.
Ein ökonomischer Nullgewinn bedeutet:
Das Unternehmen erzielt einen normalen Ertrag – also denselben Gewinn, den es auch durch eine alternative Anlage (z. B. am Aktienmarkt) erzielen würde.
Beispiel: Ein Unternehmer investiert 5 Mio. €. Wenn er 200.000 € Gewinn erwartet, aber am Aktienmarkt 400.000 € verdienen könnte, wird er nicht investieren.
Erst wenn sein eigenes Unternehmen ebenfalls 400.000 € Gewinn bringt, ist er ökonomisch indifferent – also gleichgestellt.
Dann ist der betriebswirtschaftliche Gewinn zwar 400.000 €, der ökonomische Gewinn jedoch Null.
Das Modell der vollständigen Konkurrenz hat zwei Einschränkungen:
In der Theorie des vollkommenen Wettbewerbs heißt es: Keine Markteintrittsschranken
Das bedeutet: Jedes Unternehmen kann sofort und ohne Kosten in den Markt eintreten, wenn es dort Gewinne gibt.
In der Realität kostet jede Unternehmensgründung aber Geld (z. B. Genehmigungen, Investitionen).
Weil der Eintritt in den Markt nicht kostenlos und nicht sofort ist, können die bestehenden Unternehmen eine Zeit lang Gewinne machen, bevor neue Konkurrenten auftauchen
Homogene Produkte sind selten: In Wirklichkeit unterscheiden sich Produkte oft leicht voneinander.
Daher herrscht meist monopolistische Konkurrenz, bei der Unternehmen durchaus Gewinne erzielen können (siehe Kapitel 6.4 „Oligopol und monopolistische Konkurrenz“).
6.3 Preisbildung im Monopol
Ein Monopol bedeutet, dass es nur einen Anbieter auf dem Markt gibt.
Für das Unternehmen ist das ideal, denn es kann Preise weitgehend selbst festlegen, da es keine Konkurrenz gibt.
Früher hatte die Kaiserliche Reichspost das Postmonopol – der Adel der Familie Thurn und Taxis wurde dadurch sehr reich.
In Mexiko übernahm Carlos Slim 1990 die staatliche Telefongesellschaft und führte das Monopol weiter. Dadurch wurde er einer der reichsten Menschen der Welt.
Der Anbieter muss nicht auf Wettbewerber achten und kann höhere Preise verlangen.
Er muss nur beobachten, wie die Kunden auf Preisänderungen reagieren und bei welchem Preis der Gewinn am größten ist.
Beispiel:
Ein Stromanbieter mit Monopol weiß, dass die Kunden bei einer kleinen Preiserhöhung kaum weniger Stromverbrauchen.
Strom hat also eine preisunelastische Nachfrage.
Trotzdem kann der Preis nicht unbegrenzt steigen – irgendwann würden Haushalte Strom sparen, etwa durch:
weniger Nutzung von Geräten,
niedrigere Waschtemperaturen,
energiesparende Geräte.
Ein Monopolist, der Gewinn maximieren will, steht vor folgendem Problem:
Eine Preiserhöhung kann den Umsatz steigern oder senken – je nachdem, wie stark die Nachfrage reagiert.
Wenn die Nachfrage weniger stark sinkt als der Preis steigt → preisunelastische Nachfrage, Umsatz steigt.
Wenn die Nachfrage stärker sinkt als der Preis steigt → preiselastische Nachfrage, Umsatz sinkt.
Das Unternehmen De Beers besaß bis 2000 fast alle Diamantenminen der Welt.
Die Tabelle 6 „Gesamterlös und Grenzerlös im De Beers-Monopol“ zeigt:
Bei einem Preis von 950 € wird 1 Diamant verkauft.
Bei 900 € werden 2 Diamanten verkauft.
Der Gesamterlös (TR) ergibt sich aus Preis × Menge. → Bei 900 € und 2 Diamanten ergibt das 1.800 €.
Der Grenzerlös (MR) zeigt, wie viel zusätzlicher Erlös durch den Verkauf eines weiteren Diamanten entsteht.
Beispiel: Beim zweiten Diamanten liegt der Grenzerlös bei 850 €. Warum? Weil nun beide Diamanten nur noch 900 € kosten – der Preis für alle sinkt.
Preiseffekt und Mengeneffekt
Beispiel von Diamanten: Hier wirken zwei Effekte:
Mengeneffekt: Mehr verkaufte Einheiten erhöhen den Erlös.
Preiseffekt: Um mehr zu verkaufen, muss der Preis sinken – das verringert den Erlös für alle verkauften Einheiten.
Ab dem zweiten Diamanten überwiegt der Preiseffekt, der Grenzerlös nimmt ab.
Er kann sogar negativ werden: Wenn von 11 auf 12 Diamanten erhöht wird, bringt der 12. Diamant 400 €, aber der geringere Preis senkt den Erlös der ersten 11 Diamanten um 550 € → Grenzerlös = –150 €.
In der Abbildung 23 ist zu sehen: Der Gewinn ist maximal, wenn sich Grenzkosten (GK) und Grenzerlös (MR) schneiden.
Solange MR > GK, steigt der Gewinn.
Wenn MR < GK, sinkt der Gewinn.
Der Gewinnmaximale Punkt liegt dort, wo MR = GK → Punkt Q*.
Aus der Nachfragekurve ergibt sich dann der Preis P*, zu dem der Monopolist verkauft.
Genauere Erklärung der Abbildung mit ChatGPT:
Die Grafik zeigt, wie ein Monopolist (also ein Anbieter ohne Konkurrenz) den Preis und die Menge wählt, um seinen Gewinn zu maximieren.
x-Achse (horizontal) → Menge des Produkts (z. B. Diamanten, Strom usw.)
y-Achse (vertikal) → Preis pro Stück
Die drei wichtigsten Kurven:
Nachfragekurve (bzw. Durchschnittserlös)
Sie zeigt: Je höher der Preis, desto geringer die Nachfrage.
Sie fällt also von links oben nach rechts unten.
Für den Monopolisten gilt: Die Nachfragekurve ist gleichzeitig seine Preis-Absatz-Funktion → sie zeigt, zu welchem Preis er eine bestimmte Menge verkaufen kann.
Grenzerlöskurve (MR = Marginal Revenue)
Sie liegt unterhalb der Nachfragekurve.
Grund: Wenn der Monopolist den Preis senkt, um mehr zu verkaufen, gilt der niedrigere Preis für alle verkauften Einheiten → dadurch steigt der Erlös langsamer als die Menge.
Die Grenzerlöskurve zeigt also, wie viel zusätzlicher Erlös durch den Verkauf einer weiteren Einheit entsteht.
Grenzkostenkurve (MC = Marginal Cost)
Diese Kurve zeigt, wie stark die Kosten steigen, wenn eine Einheit mehr produziert wird.
Sie ist meist nach oben steigend, weil zusätzliche Produktion teurer wird (z. B. wegen Mehrarbeit oder Materialengpässen).
Der Schnittpunkt der Grenzkostenkurve und der Grenzerlöskurve (in der Mitte der Grafik) ist entscheidend.
Hier gilt: ➡️ Grenzkosten = Grenzerlös
Das bedeutet:
Wenn der Monopolist eine Einheit mehr produziert, steigen Kosten und Erlös gleich stark.
Davor (links davon): Grenzerlös > Grenzkosten → mehr produzieren lohnt sich (Gewinn steigt).
Danach (rechts davon): Grenzerlös < Grenzkosten → mehr produzieren lohnt sich nicht mehr (Gewinn sinkt).
Also produziert der Monopolist genau bei dieser Menge: 👉 Q* (optimale Produktionsmenge).
Sobald die optimale Menge Q* feststeht, wird auf der Nachfragekurve der dazugehörige Preis P* abgelesen.
Das ist der Preis, den die Kunden bereit sind zu zahlen, damit genau diese Menge Q* abgesetzt werden kann.
Der graue Bereich in der Abbildung stellt den Gewinn dar.
Wie wird er berechnet?
Die Höhe (vertikal) zeigt die Differenz zwischen Preis (P*) und den durchschnittlichen Kosten (AC).
Die Breite (horizontal) ist die verkaufte Menge (Q*).
Also: 👉 Gewinn = (Preis – Durchschnittskosten) × Menge
Unterschied zu vollkommenen Wettberwerb
Beim vollkommenen Wettbewerb gilt: Preis = Grenzkosten = Grenzerlös.
Beim Monopol gilt dagegen: Preis > Grenzerlös = Grenzkosten.
In der Abbildung 24 sieht man:
Grenzkosten (Pc) = konstant bei 200 €.
Schnittpunkt A: Grenzkosten = Grenzerlös → optimale Produktionsmenge Qₘ = 8 Diamanten.
Über A liegt der Preis auf der Nachfragekurve: Pₘ = 600 €. → Gewinn pro Stück = 600 € – 200 € = 400 €. → Gesamtgewinn = 400 € × 8 = 3.200 €.
Bei vollständiger Konkurrenz (Punkt C) gilt Preis = Grenzkosten, es würden 16 Diamanten verkauft – aber ohne Gewinn.
Ein Monopolist kann mit der Preis-Absatz-Funktion (Nachfragekurve) berechnen, bei welchem Preis er seinen Gewinn maximiert.
Auch wenn es heute kaum echte Monopole gibt, versuchen viele Unternehmen marktbeherrschende Positionen zu erreichen, um höhere Gewinne zu erzielen – z. B.:
Einzelhändler durch Fusionen,
Autohersteller durch Innovationen,
oder der Bäcker, der früher öffnet als die Supermärkte.
Ein Monopolist muss aber langfristig den Wettbewerb im Blick behalten. Wenn er zu hohe Preise verlangt, ziehen neue Anbieter nach. Daher setzen viele Monopolisten ihre Preise etwas niedriger, um dauerhaft konkurrenzfähig zu bleiben
Monopolgewinne fördern Innovation, weil sie Anreiz bieten, neue Produkte zu entwickeln.
Künstliche oder politische Monopole (z. B. durch Vetternwirtschaft oder Korruption) schaden der Wirtschaft, da sie zu hohen Preisen und geringer Qualität führen.
Darum gibt es Wettbewerbsbehörden, die Monopole und Kartelle überwachen – in Deutschland sind das das Bundeskartellamt und die Monopolkommission (beratend tätig).
Neben dem Polypol (viele Anbieter) und dem Monopol (ein Anbieter) gibt es als Zwischenform das Oligopol (wenige Anbieter).
6.4 Oligopol und monopolistische Konkurrenz
Ein Oligopol ist ein Markt, auf dem es nur wenige Anbieter gibt, die ein bestimmtes Gut oder eine bestimmte Dienstleistung verkaufen.
Das bedeutet: Nur ein paar große Unternehmen teilen sich den Markt und beeinflussen damit stark den Preis und das Angebot.
Mobilfunkmarkt: Nur wenige große Anbieter – T-Mobile, Vodafone und Telefónica Germany (mit Marken wie O2 und E-Plus).
Energieversorgung: Auch hier dominieren vier große Unternehmen – E.ON, Vattenfall, EnBW und RWE. Deshalb spricht man oft von den „großen Vier“ der Energiebranche.
Mineralölindustrie: In Europa kontrollieren BP/Aral, Exxon (Esso), Jet (ConocoPhillips), Shell und Total den größten Teil des Marktes für Kraftstoffe. Das betrifft sowohl die Tankstellen als auch die Produktion von Benzin und Diesel.
Spielekonsolenmarkt: Hier dominieren nur drei große Anbieter – Nintendo, Sony und Microsoft.
Flugzeughersteller: Weltweit gibt es im Bereich der Großraumflugzeuge praktisch nur zwei Anbieter – Boeing (USA) und Airbus (Europa). Wenn es nur zwei Anbieter gibt, nennt man das ein Duopol (eine spezielle Form des Oligopols).
Kurz gesagt:
Ein Oligopol liegt vor, wenn es wenige, aber mächtige Anbieter gibt, die den Markt stark beeinflussen oder kontrollieren.
Ein Duopol ist ein Oligopol mit genau zwei Anbietern.
6.4.1 Preisbildung im Oligopol
Bei einem Oligopol (also einem Markt mit nur wenigen Anbietern) kann man nicht allgemein sagen, wie sich die Preise bilden.
Das liegt daran, dass sich die Unternehmen sehr unterschiedlich verhalten können – manchmal kooperativ, manchmal im starken Wettbewerb.
Wenn sich wenige Anbieter am Markt befinden, ist es verlockend, sich untereinander abzusprechen und gemeinsam höhere Preise festzulegen.
So könnten alle Unternehmen mehr verdienen, als wenn sie im Wettbewerb stehen würden.
Das nennt man eine Kartellabsprache. In einem Extremfall würde der Preis dann so hoch sein wie beim Monopolpreis.
-> Kartellabsprachen sind verboten, weil sie den Wettbewerb ausschalten. Wird ein Kartell entdeckt, können die Wettbewerbsbehörden hohe Strafen verhängen.
Beispiel (Handelsblatt, 2018):
Der Kaffeeröster Melitta und mehrere Handelsketten (darunter Rossmann, Edeka, Kaufland, Metro und Rewe) hatten sich über den Verkaufspreis von Filterkaffee abgesprochen.
Das Bundeskartellamt deckte diese Absprachen auf.
Rossmann musste 30 Millionen Euro Strafe zahlen.
Melitta blieb straffrei, weil das Unternehmen mit dem Kartellamt kooperierte.
Es gibt aber auch Oligopole mit intensivem Wettbewerb. Ein Beispiel ist der Lebensmittelhandel in Deutschland.
Hier kontrollieren Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Metro etwa 90 % des Marktes. Trotz der wenigen Anbieter ist der Wettbewerb sehr stark.
Die Folge:
Lebensmittelpreise in Deutschland gehören zu den niedrigsten in Europa.
Die Unternehmen trauen sich nicht, hohe Preise zu verlangen, weil sie sonst Kunden an die Konkurrenz verlieren.
In diesem Fall ähnelt die Preisbildung der vollständigen Konkurrenz, obwohl es nur wenige Anbieter gibt.
Das Besondere am Oligopol ist: Die Entscheidungen eines Unternehmens (z. B. über Preis oder Produktionsmenge) haben direkten Einfluss auf die Absatzmöglichkeiten der anderen Anbieter – und umgekehrt.
Das bedeutet: Wenn ein Unternehmen seine Preise ändert, müssen die anderen darauf reagieren, weil sie sonst Kunden verlieren oder Marktanteile einbüßen
Im Oligopol kann es Preisabsprachen (Kartell) oder intensiven Wettbewerb geben.
Kartelle sind illegal und werden vom Bundeskartellamt bestraft.
Bei starkem Wettbewerb (wie im Lebensmitteleinzelhandel) ähneln die Preise denen eines Markts mit vollständiger Konkurrenz.
Die gegenseitige Abhängigkeit der wenigen Anbieter ist typisch für das Oligopol.
6.4.2 Preisbildung bei monopolistischer Konkurrenz
Auf den meisten Märkten gibt es keinen vollständigen Wettbewerb, weil die meisten Produkte nicht homogen sind – also nicht völlig gleichartig.
Natürlich besteht Wettbewerb zwischen verschiedenen Anbietern, zum Beispiel bei Smartphones.
Aber selbst wenn zwei Modelle – etwa ein Samsung- und ein Apple-Smartphone – die gleichen technischen Eigenschaften haben (z. B. Speicher oder Bildschirmgröße), nehmen Kunden sie unterschiedlich wahr. Darum sind sie nicht vollständig gegeneinander austauschbar.
In solchen Fällen spricht man von monopolistischer Konkurrenz.
Es gibt mehrere Gründe, warum sich Produkte voneinander unterscheiden:
Patentrechte verhindern, dass Anbieter ein Produkt exakt kopieren dürfen.
Die meisten Unternehmen wollen bewusst ein Produkt herstellen, das sich von der Konkurrenz unterscheidet – in der Realität oder zumindest in der Wahrnehmung der Kunden.
Ein Beispiel ist die Automobilbranche:
Das auffälligste Unterscheidungsmerkmal ist das Design der Karosserie.
Hinzu kommen Merkmale wie Innenausstattung, Sitzheizung, Getränkehalter oder besonders viel Stauraum.
So gehen die Hersteller auf die unterschiedlichen Vorlieben (Präferenzen) ihrer Kunden ein. Je besser ein Unternehmen eine bestimmte Kundengruppe anspricht, desto mehr Preismacht hat es – also desto stärker kann es den Preis selbst bestimmen. Der Wettbewerb ist bei solchen besonderen Modellen weniger stark.
Auch im Reisemarkt versuchen viele Anbieter, spezielle Zielgruppen anzusprechen, zum Beispiel:
Städtereisen
Reisen für Akademiker
Reisen für Familien mit Kindern
Seniorenreisen (z. B. ab 70 Jahren)
Eine 80-jährige Kundin kann natürlich jede Städtereise buchen. Aber wenn ein Anbieter Seniorenreisen 70+ anbietet, die genau auf ältere Menschen zugeschnitten sind, wird sie sich wahrscheinlich dafür entscheiden – selbst wenn diese 20 % teurer ist.
Manche Produkte, wie Butter, lassen sich kaum inhaltlich unterscheiden. Deshalb versuchen Hersteller, sich durch Marketing und Verpackung abzuheben.
Ein Beispiel: Ein Butterproduzent wirbt mit dem Siegel „Unser Weidemilchprinzip – gut für Qualität, Kühe und Natur“, während auf anderer Butter nur „Deutsche Markenbutter“ steht.
Dadurch entsteht ein hochwertiges Image, und der Kunde ist bereit, mehr zu zahlen.
Durch diese Produktdifferenzierung (Unterschiede durch Innovation oder Werbung) entsteht eine Nachfragekurve, bei der die Kunden nicht sofort auf Preisänderungen reagieren.
Der Unternehmer kann den Preis etwas anheben, ohne sofort viele Kunden zu verlieren.
Diese geringe Preissensitivität gibt dem Unternehmen etwas Preismacht.
Aber:
Ab einem bestimmten Preisniveau finden Kunden das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr attraktiv.
Dann wechseln sie zu Konkurrenzprodukten, auch wenn diese nicht völlig gleichwertig sind.
Wenn die Seniorenreise 40 % teurer wird (statt nur 20 %), wird die ältere Dame wahrscheinlich die normale Städtereise buchen.
Bei monopolistischer Konkurrenz unterscheiden sich Produkte in Qualität, Design oder Image.
Dadurch hat jedes Unternehmen eine gewisse Preismacht, aber kein vollständiges Monopol.
Kunden sind loyal, solange der Preis angemessen bleibt.
Wird der Preis zu hoch, wechseln sie zur Konkurrenz.
6.5 Zusammenfassung
Es gibt verschiedene Marktformen, in denen Unternehmen tätig sein können.
Diese unterscheiden sich vor allem darin, wie viele Anbieter es gibt und wie stark der Wettbewerb ist.
Im Polypol herrscht intensiver Wettbewerb, weil es sehr viele Anbieter gibt.
Jedes Unternehmen ist ein sogenannter Preisnehmer – das heißt, es kann den Marktpreis nicht selbst bestimmen, sondern muss ihn akzeptieren.
Im Gleichgewicht (also im Optimum) produziert jedes Unternehmen genau dort, wo seine Grenzkosten dem Preis entsprechen.
Das Monopol ist das andere Extrem: Hier gibt es nur einen Anbieter, der den gesamten Markt kontrolliert.
Ein Monopolist wählt die Produktionsmenge, bei der die Grenzkosten dem Grenzerlös entsprechen.
Er bietet weniger Produkte an als im Fall des vollständigen Wettbewerbs, und der Preis ist höher.
Aus Unternehmenssicht: Das Monopol ist am profitabelsten.
Aus Konsumentensicht: Es ist am schlechtesten, weil die Kunden weniger Auswahl haben und mehr bezahlen müssen.
Das Oligopol liegt zwischen Polypol und Monopol. Hier gibt es nur wenige Anbieter (oder auch wenige Nachfrager).
Das Besondere am Oligopol ist, dass jede Entscheidung eines Unternehmens (z. B. über Preis oder Produktionsmenge) direkte Auswirkungen auf die anderen Wettbewerber hat.
Man kann aber nicht allgemein sagen, ob der Wettbewerb stark oder schwach ist:
Es gibt Kartellbildungen (also Absprachen über Preise oder Mengen).
Es gibt aber auch sehr intensiven Wettbewerb, wie zum Beispiel im deutschen Lebensmitteleinzelhandel.
Die monopolistische Konkurrenz spielt in der Preisbildung eine besonders wichtige Rolle.
Hier versuchen die Unternehmen, ihre Produkte von der Konkurrenz abzuheben, um eine gewisse Preissetzungsmacht zu haben.
Das bedeutet: Sie können innerhalb einer bestimmten Preisspanne selbst entscheiden, wie hoch sie den Preis festlegen.
Ein klassisches Beispiel für monopolistische Konkurrenz ist die Automobilindustrie, weil dort viele Anbieter existieren, deren Produkte sich jedoch in Design, Ausstattung oder Image unterscheiden.
Polypol: viele Anbieter → starker Wettbewerb → Preisnehmer.
Monopol: ein Anbieter → kein Wettbewerb → hohe Preise, geringe Menge.
Oligopol: wenige Anbieter → gegenseitige Abhängigkeit → Kartelle oder starker Wettbewerb möglich.
Monopolistische Konkurrenz: viele Anbieter mit differenzierten Produkten → gewisse Preissetzungsmacht.
Lernkontrollfragen
Aufgabe 6.1
Welche Annahmen werden grunds.tzlich für die Marktform des vollkommenen
Wettbewerbs getroffen?
Aufgabe 6.2
Warum produziert ein Unternehmen im Monopol nur dann im Gewinnmaximum, wenn die Grenzkosten dem Grenzerl.s entsprechen?
Aufgabe 6.3
Bei vollkommenem Wettbewerb gilt Preis = Grenzkosten. Warum?
Aufgabe 6.4
Erl.utern Sie, warum es im Oligopol h.ufig zu einer Kartellbildung kommt?
Aufgabe 6.5
Kommentieren Sie folgenden Aussage: Vollkommenen Wettbewerb kann es nur geben, wenn ein Unternehmen in der Marktform des Polypols operiert.
Aufgabe 6.6
Beschreiben Sie, wie ein Unternehmen bei monopolistischer Konkurrenz über den Preis seines angebotenen Gutes entscheidet.
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