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Kapitel 7 - Eingriffe des Staates in den Preismechanismus

HM
by Hanna M.

7.1 Einführung


Der Staat greift in vielerlei Hinsicht in die Wirtschaft ein. Solche Staatseingriffe können unterschiedliche Formen annehmen, zum Beispiel:

  • Steuern – Zahlungen, die Unternehmen oder Haushalte an den Staat leisten müssen.

  • Subventionen – finanzielle Unterstützung, die der Staat Unternehmen oder bestimmten Gruppen zahlt, um gewünschtes Verhalten zu fördern.

  • Gebühren – Entgelte für bestimmte staatliche Leistungen (z. B. Müllabfuhr, Verwaltungsvorgänge).

  • Zölle – Abgaben auf importierte oder exportierte Güter.

  • Mindestlöhne – gesetzlich festgelegte Lohnuntergrenzen.

  • Sozialversicherung – Systeme zur Absicherung gegen Risiken wie Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Alter.

  • Geschützte Berufe – Berufe, die nur mit bestimmten Qualifikationen ausgeübt werden dürfen (z. B. Arzt, Apotheker).

  • Regularien – gesetzliche Vorschriften und Regeln, an die sich Unternehmen halten müssen.

  • Staatliche Unternehmen – Betriebe, die im Eigentum des Staates sind.

  • Gesetze – rechtliche Rahmenbedingungen, die das wirtschaftliche Handeln regeln.


Zentrale Idee:

  • Der Staat beeinflusst das wirtschaftliche Geschehen auf viele Arten.

  • Diese Eingriffe werden manchmal als notwendig oder nützlich, manchmal aber auch als schädlich angesehen.

Beispiel 1: Gesundheitswesen

  • In Deutschland ist es selbstverständlich, dass viele Gesundheitsdienstleistungen vom Staat reguliert oder betrieben werden.

  • Das bedeutet, dass der Staat Krankenhäuser, Krankenkassen oder Gesundheitsämter beaufsichtigt oder sogar selbst führt.

In den USA war das lange anders:

  • Das Gesundheitssystem war dort privatwirtschaftlich organisiert – also auf dem Markt durch private Anbieter geregelt.

  • Unter Präsident Barack Obama wurde das System durch seine Reform (bekannt als „Obamacare“) stärker staatlich beeinflusst – also näher an das europäische Modell gebracht.

  • Unter seinem Nachfolger Donald Trump wurden viele dieser Reformen rückgängig gemacht, sodass das System wieder stärker marktwirtschaftlich wurde.

  • Dieses Beispiel zeigt: In verschiedenen Ländern ist die Rolle des Staates in der Wirtschaft unterschiedlich stark ausgeprägt.

Beispiel 2: Mindestlohn

  • Seit dem 1. Januar 2015 gibt es in Deutschland einen gesetzlichen Mindestlohn.

  • Das bedeutet: Ein Unternehmen darf nicht weniger als diesen Lohn pro Stunde zahlen. Vorher war es theoretisch möglich, dass Arbeitgeber jeden beliebigen Lohn anboten – auch sehr niedrige.

  • Der Mindestlohn beträgt seit dem 1. Januar 2024: 12,41 € brutto pro Stunde.

  • Eine Erhöhung auf 12,82 € ist ab dem 1. Januar 2025 geplant.

  • Ein Problem war, dass manche Unternehmen – etwa Paketzusteller – versuchten, diese Regelung zu umgehen, indem sie ihre Beschäftigten über Subunternehmen anstellten, für die andere Regelungen galten.

  • Um das zu verhindern, wurde 2019 die sogenannte Subunternehmerhaftung eingeführt.

  • Das bedeutet: Das Hauptunternehmen haftet auch für Verstöße seiner Subunternehmer – z. B. wenn diese den Mindestlohn nicht zahlen.


Beispiel 3: Gesundheitsämter und Hygienevorschriften

  • Gesundheitsämter sind staatliche Einrichtungen, die z. B. hygienische Kontrollen in Restaurants oder Betrieben durchführen.

  • Sie sollen sicherstellen, dass bestimmte Hygienestandards eingehalten werden.

  • Marktwirtschaftliche Gegenposition: Befürworter einer reinen Marktwirtschaft sind oft gegen solche Eingriffe.

  • Ihr Argument: Wenn ein Unternehmen gegen Hygienevorschriften verstößt, werden Konsumenten das merken und dort nicht mehr kaufen.

  • Das Unternehmen wird dann verlieren oder insolvent gehen.

  • Außerdem könnten private Institutionen diese Kontrolle übernehmen und ein Hygienesiegel vergeben.

    • Kunden würden dann bevorzugt bei Unternehmen mit einem solchen Siegel einkaufen.

    • Der Markt würde also selbst für Qualität sorgen – ohne staatliches Eingreifen.

Fazit und Ziel des Kapitels

  • Die Frage, ob und in welchem Ausmaß Staatseingriffe sinnvoll sind, führt schnell zu einer philosophischen und kulturellen Diskussion (z. B. über Freiheit, Gerechtigkeit, Verantwortung). Diese tiefergehende Diskussion wird hier nicht weitergeführt.

In diesem Kapitel geht es ausschließlich um die ökonomische Analyse solcher Eingriffe, also darum:

  • Wie beeinflussen staatliche Eingriffe die Preise und die angebotenen Mengen auf Märkten?


7.2 Mindest- und Höchstpreise

7.2.1 Der Mindestlohn

  • Der gesetzliche Mindestlohn ist ein Beispiel für einen Mindestpreis.

  • Ein Mindestpreis ist ein gesetzlich festgelegter Preis, der nicht unterschritten werden darf.

  • Beim Mindestlohn bedeutet das: Ein Arbeitgeber muss seinen Arbeitnehmern mindestens diesen Lohn pro Stunde zahlen.

  • Tut er das nicht, verstößt er gegen das Gesetz und kann dafür gerichtlich belangt werden.


Wirkung eines Mindestlohns auf dem Arbeitsmarkt

Um zu verstehen, wie ein Mindestlohn wirkt, muss man sich den Arbeitsmarkt als einen Markt vorstellen, auf dem sich Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage treffen:

  • Arbeitsangebot: Arbeitnehmer (private Haushalte), die ihre Arbeitskraft anbieten.

  • Arbeitsnachfrage: Unternehmen, die Arbeitskräfte einstellen möchten.


Ein Arbeitsmarkt ist im Gleichgewicht, wenn es keine unfreiwillige Arbeitslosigkeit gibt.


Das bedeutet:

  • Alle Personen, die zum herrschenden Lohnsatz (dem Gleichgewichtslohn) arbeiten möchten, finden auch Arbeit.

  • Wer keine Arbeit hat, aber nicht arbeiten will, weil ihm seine Freizeit mehr wert ist als der Lohn, gilt als freiwillig arbeitslos.

Wenn der Mindestlohn über dem Gleichgewichtslohn liegt



Wird der Mindestlohn (w_min) höher festgelegt als der Gleichgewichtslohn (w₀), entsteht eine neue Situation:

  1. Mehr Personen bieten ihre Arbeitskraft an, weil der höhere Lohn attraktiver ist.

    • Das Arbeitsangebot steigt.

    • In der Grafik bedeutet das: die angebotene Arbeitsmenge steigt von L₀ auf L₂.

  2. Unternehmen fragen aber weniger Arbeitskräfte nach, weil der höhere Lohn für sie teurer ist.

    • Das Arbeitsnachfragevolumen sinkt.

    • In der Grafik bedeutet das: die nachgefragte Arbeitsmenge sinkt von L₀ auf L₁.

Ergebnis:

  • Es gibt mehr Menschen, die arbeiten wollen (L₂), als Arbeitsplätze vorhanden sind (L₁).

  • Angebotsüberschuss an Arbeitskraft = Arbeitslosigkeit.

In der Sprache der Mikroökonomie nennt man das einen Angebotsüberhang, weil das Angebot (Arbeitskräfte) größer ist als die Nachfrage (Arbeitsplätze).


Abbildung 25 – Die Wirkung eines Mindestlohnes


In der Grafik (siehe oben) ist das wie folgt dargestellt:

  • Auf der vertikalen Achse (W) steht der Lohnsatz.

  • Auf der horizontalen Achse (L) steht die Arbeitsmenge.

  • Die aufwärts verlaufende Kurve zeigt das Arbeitsangebot (je höher der Lohn, desto mehr Menschen bieten Arbeit an).

  • Die abwärts verlaufende Kurve zeigt die Arbeitsnachfrage (je höher der Lohn, desto weniger Arbeitskräfte werden benötigt).

Im Marktgleichgewicht treffen sich diese beiden Kurven bei:

  • Lohnsatz w₀

  • Arbeitsmenge L₀

Wenn der Mindestlohn w_min über w₀ festgelegt wird:

  • Das Arbeitsangebot steigt auf L₂ (mehr Menschen wollen arbeiten).

  • Die Arbeitsnachfrage sinkt auf L₁ (weniger Unternehmen stellen ein).

  • Die Differenz zwischen L₂ und L₁ ist der Arbeitsüberhang – also die Zahl der Menschen, die arbeiten wollen, aber keinen Job finden.


Dieser Arbeitsüberhang entspricht der unfreiwilligen Arbeitslosigkeit.

  • Das heißt: Ein Mindestlohn oberhalb des Gleichgewichtslohns führt zu Arbeitslosigkeit.


Folgen für Unternehmen und Produktion

Wenn der Mindestlohn steigt, hat das auch Folgen für die Produktion:

  • Unternehmen können sich weniger Arbeitskräfte leisten, daher wird insgesamt weniger produziert.

  • Manche Unternehmen entscheiden sich, Arbeit durch Kapital zu ersetzen, also Maschinen oder Roboter einzusetzen, anstatt Menschen zu beschäftigen. Dieser Vorgang heißt in der Mikroökonomie Substitution von Arbeit durch Kapital (siehe Kapitelabschnitt 3.2.3 Substitutionale Produktionsfunktion).

Mindestpreise im Allgemeinen

Ein Mindestlohn ist also nur ein Beispiel für Mindestpreise. Der Staat kann Mindestpreise auch für Güter oder Dienstleistungen festlegen. Das Ziel ist dabei oft, bestimmte Branchen zu schützen – zum Beispiel:

  • In der Landwirtschaft werden Mindestpreise eingeführt, um Landwirte vor starken Preissenkungen auf dem Markt zu schützen.

Aber: Wie beim Mindestlohn führen Mindestpreise immer zu einem Angebotsüberhang:

  • Produzenten (z. B. Landwirte) wollen mehr anbieten, weil der Preis höher ist.

  • Konsumenten (Käufer) wollen weniger kaufen, weil das Produkt teurer ist.

-> Das Ergebnis ist ein Überschuss – es wird mehr produziert als nachgefragt.


Mögliche Reaktionen auf Angebotsüberhänge

Dieser Angebotsüberhang kann Folgen haben:

  1. Graue Märkte (Schwarzmärkte)

    • Es entstehen inoffizielle Märkte, auf denen Produkte unter der Hand zu niedrigeren Preisen verkauft werden.

    • Beispiel: Wenn der offizielle Preis zu hoch ist, suchen Käufer nach illegalen oder inoffiziellen Wegen, um günstiger an das Gut zu kommen.

  2. Staatliche Eingriffe zur Mengenregulierung

    Der Staat kann versuchen, das Problem zu lösen, indem er:

    • die überschüssige Menge selbst abnimmt und einlagert (z. B. bei Agrarprodukten in der EU),

    • oder Produktionsobergrenzen festlegt, damit nicht zu viel produziert wird.

Diese Mechanismen sind in der ökonomischen Literatur (z. B. bei Krugman & Wells, 2017) ausführlich beschrieben.


Zusammenfassung (inhaltlich, nicht verkürzt)

  • Ein Mindestlohn ist ein staatlich festgelegter Mindestpreis für Arbeit.

  • Liegt dieser über dem Gleichgewichtslohn, entsteht Arbeitslosigkeit (Angebotsüberhang).

  • Unternehmen reagieren, indem sie:

    • weniger Arbeitskräfte einstellen,

    • oder Arbeit durch Maschinen ersetzen.

  • Mindestpreise führen allgemein dazu, dass:

    • mehr angeboten als nachgefragt wird,

    • Überschüsse entstehen, die der Staat regulieren oder aufkaufen muss,

    • oder sich inoffizielle Märkte bilden.


7.2.2 Höchstpreise

  • Ein Höchstpreis ist das Gegenteil eines Mindestpreises.

  • Er bezeichnet den gesetzlich festgelegten maximalen Preis, den ein Anbieter höchstens verlangen darf.

  • Das Ziel eines Höchstpreises ist in der Regel sozialpolitischer Natur – also, die Bevölkerung vor zu hohen Preisen zu schützen.


Beispiele für Höchstpreise

  1. In Entwicklungsländern werden häufig Höchstpreise für Grundnahrungsmittel wie Reis oder Brot eingeführt.

    • Ziel: Sicherstellen, dass auch ärmere Bevölkerungsschichten sich diese lebenswichtigen Güter leisten können.

  2. In Industrieländern (z. B. Deutschland) gibt es Höchstpreise auf dem Wohnungsmarkt,

    • um einen zu starken Anstieg der Mieten zu verhindern und bezahlbaren Wohnraum zu sichern.

-> Diese Eingriffe sollen also soziale Gerechtigkeit fördern, indem sie Preise künstlich niedrig halten.


Wirkung eines Höchstpreises auf dem Markt

Die Wirkung eines Höchstpreises kann – wie beim Mindestlohn – mithilfe eines Angebots-Nachfrage-Diagrammserklärt werden. Die Logik ist ähnlich, nur dass diesmal der Preis nach unten begrenzt wird.


Abbildung 26 – Die Wirkung von Höchstpreisen



In der Grafik siehst du, wie sich ein Höchstpreis auf den Markt auswirkt:

  • Die vertikale Achse zeigt den Preis.

  • Die horizontale Achse zeigt die Menge (Q) des gehandelten Gutes.

  • Die steigende Kurve stellt das Angebot dar (je höher der Preis, desto mehr wird angeboten).

  • Die fallende Kurve stellt die Nachfrage dar (je höher der Preis, desto weniger wird nachgefragt).

Im Marktgleichgewicht (P₀, Q₀):

  • Der Gleichgewichtspreis P₀ ist der Preis, bei dem sich Angebot und Nachfrage genau entsprechen.

  • Die Gleichgewichtsmenge Q₀ ist die Menge, die zu diesem Preis gehandelt wird.

Einführung eines Höchstpreises

Wenn der Staat nun einen Höchstpreis P_max unterhalb des Gleichgewichtspreises P₀ festlegt, entstehen folgende Effekte:

  1. Nachfrageseite:

    • Die Konsumenten freuen sich über den niedrigeren Preis.

    • Mehr Menschen wollen das Produkt kaufen, weil es günstiger ist. → Die nachgefragte Menge steigt von Q₀ auf Q₂.

  2. Angebotsseite:

    • Die Unternehmen verdienen durch den niedrigeren Preis weniger.

    • Dadurch sinkt ihr Anreiz, das Produkt zu produzieren oder anzubieten. → Die angebotene Menge sinkt von Q₀ auf Q₁.

Es entsteht ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage: Die Haushalte möchten mehr kaufen (Q₂), als die Unternehmen bereit sind anzubieten (Q₁).



Nachfrageüberhang (Überschussnachfrage)

Dieses Ungleichgewicht nennt man Nachfrageüberhang oder Überschussnachfrage.

  • Er entspricht der Differenz (Q₂ − Q₁).

  • Das bedeutet: Es gibt mehr Käufer als Güter.

  • Manche Konsumenten gehen also leer aus, obwohl sie bereit wären, zum Höchstpreis zu kaufen.

In der Abbildung 26 ist dieser Nachfrageüberhang zwischen den Punkten Q₁ und Q₂ grafisch durch eine doppelte Klammer gekennzeichnet.



Wirtschaftliche Folgen eines Höchstpreises

Wenn ein Höchstpreis eingeführt wird, kann das verschiedene Folgen haben:

  1. Knappheit:

    • Es herrscht Mangel an den betroffenen Gütern, weil zu wenig angeboten wird.

    • Die Regale bleiben leer, oder es bilden sich lange Warteschlangen.

  2. Schwarzmärkte / Graue Märkte:

    • Weil die Nachfrage das Angebot übersteigt, entstehen inoffizielle Märkte, auf denen die Produkte illegal zu höheren Preisen verkauft werden.

    • Käufer sind bereit, mehr zu zahlen, nur um das Gut überhaupt zu bekommen.

  3. Qualitätsprobleme:

    • Anbieter könnten versuchen, ihre geringeren Einnahmen durch Qualitätseinbußen auszugleichen (z. B. durch billigere Materialien oder kleinere Mengen).


Staatliche Gegenmaßnahmen

Um die negative Wirkung von Höchstpreisen zu mindern, greifen viele Regierungen zusätzlich in den Markt ein. Eine Möglichkeit sind Subventionen:

  • Der Staat zahlt Unternehmen eine finanzielle Unterstützung, damit sie trotz des niedrigen Preises mehr produzieren.

  • Beispiel: → Eine Regierung könnte Bäckereien für jedes verkaufte Brot eine Subventionszahlung geben, sodass sich die Produktion trotz des niedrigen Verkaufspreises lohnt.

Durch Subventionen kann der Staat den Anreiz zum Produzieren wieder erhöhen, ohne den Höchstpreis für Verbraucher anzuheben.


Zusammenfassung

  • Ein Höchstpreis (P_max) ist ein vom Staat festgelegter Preisdeckel, der nicht überschritten werden darf.

  • Ziel: Schutz der Verbraucher vor zu hohen Preisen (soziale Maßnahme).

  • Liegt der Höchstpreis unterhalb des Gleichgewichtspreises (P₀):

    • Nachfrage steigt (Konsumenten wollen mehr kaufen).

    • Angebot sinkt (Produzenten wollen weniger verkaufen).

    • → Es entsteht ein Nachfrageüberhang (Q₂ − Q₁), also Knappheit.

  • Folgen:

    • Warenmangel, Schwarzmärkte, Qualitätsprobleme.

  • Gegenmaßnahme:

    • Der Staat kann Subventionen zahlen, um die Produktion zu fördern.


7.3 Steuern

  • Die offensichtlichste Form staatlicher Eingriffe in den Markt ist die Besteuerung.

  • Steuern sind Zahlungen, die Bürger und Unternehmen an den Staat leisten müssen, ohne eine direkte Gegenleistung dafür zu erhalten.


Steuerarten

Es gibt viele verschiedene Steuerarten. Hier sind einige zentrale Beispiele:

  • Lohn- und Einkommenssteuer – auf das Einkommen von Privatpersonen.

  • Körperschaftssteuer – auf die Gewinne von Kapitalgesellschaften (z. B. GmbH, AG).

  • Gewerbesteuer – wird von Unternehmen an die Gemeinden gezahlt (kommunale Ebene).

  • Indirekte Steuern, besonders die Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer), die auf den Verkauf von Gütern und Dienstleistungen erhoben wird.


Bedeutung der Umsatzsteuer

Die Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) spielt in Deutschland eine zentrale Rolle – sowohl für Unternehmen als auch für den Staat und die Konsumenten.

  • Regulärer Umsatzsteuersatz: 19 %

  • Ermäßigter Satz: 7 % (z. B. für Lebensmittel, Bücher, Zeitungen)


Beispiel: Eine Yoga-Schule verlangt 11,90 € pro halbe Stunde. Darin sind 19 % Umsatzsteuer enthalten.

  • Der Nettopreis (ohne Steuer) beträgt 10,00 €.

  • 1,90 € gehen als Steuer an den Staat.

Der Kunde zahlt also 11,90 €, bemerkt aber meist nicht, dass ein Teil davon gar nicht beim Unternehmen bleibt. Das Unternehmen fungiert als eine Art Steuereinnehmer für den Staat.


Wirkung einer Steuer auf Preis und Nachfrage

Was passiert nun, wenn der Staat den Steuersatz erhöht?

Zuerst denkt man vielleicht:

„Wenn die Steuer steigt, steigt einfach der Preis um denselben Betrag.“

Beispiel:

  • Würde die Mehrwertsteuer von 19 % auf 25 % steigen, könnte der Kurs dann 12,50 € statt 11,90 € kosten.

  • Aber das ist zu kurz gedacht. Denn: Wenn der Preis steigt, sinkt die Nachfrage. → Weniger Menschen buchen den Kurs.

  • Das Unternehmen überlegt deshalb, den Nettopreis zu senken, um den Endpreis (brutto) niedriger zu halten.

    • Sowohl Konsument als auch Produzent tragen also einen Teil der Steuerlast.

  • Diese Aufteilung der Steuerlast kann man grafisch analysieren.


Abbildung 27 – Die Wirkung einer Steuer



In der Ausgangssituation befindet sich der Markt im Gleichgewicht:

  • Preis = P₀

  • gehandelte Menge = Q₀

Nun wird eine Steuer t eingeführt. Sie führt dazu, dass die Anbieter weniger vom Verkaufspreis behalten, weil sie einen Teil davon an den Staat abgeben müssen.


Darstellung in der Grafik:

  • P₀ ist der alte Gleichgewichtspreis (vor der Steuer).

  • P_b ist der Preis, den Käufer zahlen (inklusive Steuer).

  • P_s ist der Preis, den Verkäufer tatsächlich erhalten (nach Abzug der Steuer).

  • Die Differenz (P_b – P_s) entspricht der Steuerhöhe t.

Weil Anbieter weniger verdienen, bieten sie weniger Menge (Q₁) an. Käufer sehen den höheren Preis und fragen ebenfalls weniger Menge nach.

  • Die gehandelte Menge sinkt von Q₀ auf Q₁.


Steuerkeil

  • Die Steuer erzeugt einen sogenannten Steuerkeil.

  • Er zeigt die Differenz zwischen dem Preis, den Käufer zahlen, und dem Preis, den Verkäufer erhalten.

  • Dieser Keil stellt grafisch die Steuerbelastung dar.


Auswirkungen auf Konsumentenrente, Produzentenrente und Staatseinnahmen

Die Einführung einer Steuer verändert die Wohlfahrtsverteilung auf dem Markt:

  • Die Konsumenten zahlen nun einen höheren Preis → sie verlieren die Flächen A + B ihrer bisherigen Konsumentenrente.

  • Die Produzenten erhalten einen niedrigeren Preis → sie verlieren die Flächen C + D ihrer Produzentenrente.

  • Der Staat erhält Steuereinnahmen in Höhe von A + D.

  • Die Flächen B + C stellen den sogenannten Nettowohlfahrtsverlust (oder „deadweight loss“) dar.

Das bedeutet: Ein Teil der Wohlfahrt (B + C) verschwindet, weil die Handelsmenge gesunken ist – es gibt also weniger Transaktionen, von denen beide Seiten profitieren könnten.


Verteilung der Steuerlast

  • Die Abbildung zeigt, dass in diesem Beispiel Angebot und Nachfrage ähnlich elastisch sind.

  • Das bedeutet: Beide Marktseiten reagieren ähnlich empfindlich auf Preisänderungen. Daher wird die Steuerlast gleichmäßig zwischen Konsumenten und Produzenten aufgeteilt.

  • Käufer zahlen mehr (höherer Bruttopreis P_b).

  • Verkäufer verdienen weniger (niedriger Nettopreis P_s).


Elastizität und Steuerlast (Abbildung 28)


  • Die Elastizität misst, wie stark Anbieter oder Nachfrager auf Preisänderungen reagieren.

1. Hohe Elastizität der Nachfrage → Last bei den Verkäufern

  • In der linken Grafik („Last bei Käufer“) ist die Nachfragekurve relativ steil (= unelastisch).

  • Käufer reagieren kaum auf Preissteigerungen. → Sie tragen den größeren Anteil der Steuerlast. Der Käuferpreis P_b steigt stark, während der Verkäuferpreis P_s kaum fällt.

2. Hohe Elastizität des Angebots → Last bei den Käufern

  • In der rechten Grafik („Last bei Verkäufer“) ist die Angebotskurve steil (= unelastisch).

  • Verkäufer reagieren weniger empfindlich auf Preissenkungen.

  • Sie tragen also mehr von der Steuerlast. In diesem Fall sinkt P_s stark, während P_b nur leicht steigt.

Allgemeine Regel:

Die Marktseite mit der geringeren Elastizität (unelastischer) trägt die größere Steuerlast.

Das heißt:

  • Wenn Konsumenten kaum auf Preiserhöhungen reagieren (z. B. bei Benzin oder Grundnahrungsmitteln), tragen sie den Großteil der Steuerlast.

  • Wenn Anbieter kaum ausweichen können (z. B. bei Grundbesitz oder bestimmten Dienstleistungen), tragen sie den größeren Anteil.

Diese Aufteilung gilt unabhängig davon, ob die Steuer formell bei den Käufern oder bei den Verkäufern erhoben wird. → Entscheidend ist immer die Marktelastizität.


Zusammenfassung (vollständiger Lerninhalt)

  • Steuern sind staatliche Abgaben ohne direkte Gegenleistung.

  • Wichtigste Verbrauchssteuer: Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer).

  • Eine Steuer verschiebt die Angebotskurve nach oben bzw. erzeugt einen Steuerkeil zwischen Käufer- und Verkäuferpreis.

  • Folge:

    • Preise steigen für Konsumenten.

    • Erlöse sinken für Produzenten.

    • Handelsmenge sinkt.

  • Konsumenten- und Produzentenrente verringern sich.

  • Der Staat erhält Einnahmen = A + D, der Nettowohlfahrtsverlust beträgt B + C.

  • Steuerlastverteilung hängt von der Elastizität ab:

    • Unelastischere Seite trägt mehr.

    • Elastischere Seite kann leichter ausweichen.


7.4 Subvention

  • Subventionen sind das Gegenteil von Steuern.

  • Während bei einer Steuer Geld vom Bürger oder Unternehmen an den Staat fließt, ist es bei einer Subvention umgekehrt: Der Staat zahlt Geld an Unternehmen oder Bürger.

  • Subventionen sind also staatliche finanzielle Unterstützungsmaßnahmen, die gezielt an bestimmte Unternehmen, Branchen oder Personengruppen gegeben werden.

  • Ziel ist es häufig, bestimmte wirtschaftliche oder gesellschaftliche Entwicklungen zu fördern – zum Beispiel den Erhalt von Arbeitsplätzen, den Umweltschutz, die Landwirtschaft oder Innovationen.


Formen und Bedeutung von Subventionen

Subventionen gibt es in unterschiedlichen Formen:

  • Direkte Finanzhilfen (z. B. staatliche Zuschüsse oder Investitionshilfen),

  • Indirekte Subventionen, meist in Form von Steuervergünstigungen.

-> Beide Arten führen dazu, dass Unternehmen oder Branchen finanziell entlastet werden.

Wie bedeutend Subventionen in Deutschland sind, zeigt der Subventionsbericht des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel:

„Die Finanzhilfen des Bundes (einschließlich Sonderhaushalte und Zahlungen an die Länder für Subventionszwecke) stiegen seit 2015 um über 10 Milliarden Euro – von 44,8 Mrd. € auf 50 Mrd. € im Jahr 2016 und 55,3 Mrd. € im Jahr 2017. Das entspricht einem Plus von rund 23 %.“ (IfW, 2019)


Abbildung 29 – Subventionen durch den Bund in Deutschland bis 2022

  • Die Grafik zeigt, wie hoch die staatlichen Subventionen in Deutschland in den letzten Jahren waren und wie sie sich auf verschiedene Wirtschaftsbereiche verteilen.



Die Zahlen stammen vom Bundesministerium der Finanzen (BMF, 2021).


Interpretation der Abbildung:

  • 2019 (Ist):

    • Gesamtsumme: ca. 20 Mrd. €

    • Größter Anteil: Gewerbliche Wirtschaft (12 Mrd. €)

    • Weitere Bereiche:

      • Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: 3 Mrd. €

      • Verkehr: 2,8 Mrd. €

      • Wohnungswesen: 1,9 Mrd. €

      • Übrige Steuervergünstigungen: 4,4 Mrd. €

  • 2020 (Ist):

    • Gesamtsumme: rund 25 Mrd. €

    • Stärkster Anstieg bei der gewerblichen Wirtschaft auf 15 Mrd. €

    • Leichte Zunahmen in anderen Bereichen, z. B. Verkehr (3 Mrd. €).

  • 2021 (Soll):

    • Deutlicher Sprung auf etwa 42 Mrd. €

    • Gewerbliche Wirtschaft: 20,3 Mrd. €

    • Verkehr: 6,4 Mrd. €

    • Landwirtschaft/Verbraucherschutz: 6 Mrd. €

    • Übrige Steuervergünstigungen: 5,6 Mrd. €

  • 2022 (Regierungsentwurf):

    • Erwarteter weiterer Anstieg auf etwa 47 Mrd. €

    • Besonders stark:

      • Gewerbliche Wirtschaft: 21,9 Mrd. €

      • Landwirtschaft/Verbraucherschutz: 8,3 Mrd. €

      • Übrige Steuervergünstigungen: 6,7 Mrd. €


Fazit der Grafik:

  • Die staatlichen Subventionen in Deutschland sind deutlich gestiegen, vor allem zugunsten der gewerblichen Wirtschaft und des Verkehrssektors.

  • Ein erheblicher Teil davon sind Steuervergünstigungen, die bestimmten Branchen Vorteile verschaffen.


Steuervergünstigungen als Subvention

  • Ein Großteil der Subventionen besteht nicht aus direkten Geldzahlungen, sondern aus Steuervergünstigungen – also reduzierten Steuersätzen oder Steuerbefreiungen.

  • Wenn ein Unternehmen in einem Bereich tätig ist, der vom Staat steuerlich begünstigt wird, kann es mehr Gewinn behalten.

  • Das ist aus Sicht des begünstigten Unternehmens vorteilhaft, führt aber zu Ungleichbehandlung im Wettbewerb.

Beispiel:

  • Unternehmen A (privilegiert): zahlt 25 % Steuern

  • Unternehmen B (nicht privilegiert): zahlt 40 % Steuern


-> Unternehmen A kann seine Produkte günstiger anbieten oder mehr investieren, während Unternehmen B Wettbewerbsnachteile hat.

-> Dies führt zu Verzerrungen im Markt.


Fehlanreize durch Subventionen

  • Normalerweise entstehen Unternehmen durch Marktmechanismen: Ein Unternehmer erkennt eine steigende Nachfrage nach einem Gut oder einer Dienstleistung und reagiert darauf mit Produktion und Innovation.

Beispiel:

  • Das Modeunternehmen Zara nutzt sogenannte Scouts, die neue Modetrends aufspüren.

  • Dadurch kann Zara innerhalb von zwei Wochen neue Designs entwickeln und in die Filialen bringen.

  • Das ist ein klassischer marktwirtschaftlicher Anpassungsprozess: Das Angebot reagiert flexibel auf die Nachfrage.


Problem: Subventionen können Marktmechanismen stören

  • Nehmen wir an, ein deutscher Konkurrent von Zara ist weniger erfolgreich, weil er langsamer reagiert und weniger nachgefragte Mode produziert.

  • Die Politik möchte jedoch Arbeitsplätze schützen und gewährt dem deutschen Unternehmen eine Subvention: 2.000 € pro Jahr für jeden erhaltenen Arbeitsplatz.

Was passiert?

  1. Das deutsche Unternehmen produziert weiter an der Nachfrage vorbei. Es verbessert also seine Produkte nicht, sondern überlebt nur durch die staatliche Unterstützung.

  2. Dank der Subvention kann es seine Preise senken, obwohl es ineffizient produziert.

  3. Dadurch wird Zara vom Markt verdrängt, obwohl Zara bessere Mode zu marktorientierten Preisen anbietet.

Ergebnis:

  • Die Verbraucher bekommen schlechtere Produkte (weniger modisch).

  • Zara verliert Arbeitsplätze (z. B. Verkäuferinnen, Designer, Scouts).

  • Das subventionierte deutsche Unternehmen behält seine Jobs – aber nur durch künstliche staatliche Hilfe.

Ökonomische Bewertung – Fehlallokation der Ressourcen

  • Dieser Effekt wird in der Volkswirtschaftslehre als Fehlallokation der Ressourcen bezeichnet.

  • Allokation bedeutet die Verteilung der Ressourcen (Arbeit, Kapital, Rohstoffe) in einer Volkswirtschaft.

  • Eine Fehlallokation liegt vor, wenn diese Ressourcen nicht effizient eingesetzt werden, also nicht dort, wo sie den größten Nutzen bringen würden.

Durch die Subvention werden also:

  • Produktion und Beschäftigung aufrechterhalten, die nicht marktwirtschaftlich sinnvoll sind.

  • Ressourcen (z. B. Arbeitskräfte) in weniger produktiven Bereichen gebunden.

  • Die Konsumenten schlechter versorgt als bei freiem Wettbewerb.

-> Im Ergebnis entsteht ein Wohlfahrtsverlust für die Gesellschaft insgesamt.


Zusammenfassung (inhaltlich vollständig)

  • Subventionen = Gegenteil von Steuern: Geld fließt vom Staat an Unternehmen oder Bürger.

  • Formen: direkte Finanzhilfen oder indirekte Steuervergünstigungen.

  • Ziel: Förderung bestimmter Branchen, Erhalt von Arbeitsplätzen, Innovationsanreize.

  • Problem: Ungleichbehandlung von Unternehmen → Wettbewerbsverzerrung.

  • Gefahr der Fehlallokation von Ressourcen:

    • Unternehmen bleiben am Markt, die sich ohne Subventionen nicht halten könnten.

    • Konsumenten erhalten schlechtere oder teurere Produkte.

  • Beispiel „Zara“ zeigt:

    • Subventionen können ineffiziente Anbieter schützen und effiziente Anbieter verdrängen.

  • Abbildung 29 verdeutlicht:

    • Der Subventionsumfang in Deutschland ist stark gestiegen, besonders zugunsten der gewerblichen Wirtschaft und des Verkehrssektors.


7.5 Regulierung

  • In Deutschland sind nahezu alle Märkte reguliert – das heißt: Der Staat legt Regeln und Vorschriften fest, wie Unternehmen handeln dürfen.

  • Diese Regulierung soll Sicherheit, Ordnung, Verbraucherschutz oder faire Wettbewerbsbedingungen gewährleisten.



Beispiel: Gründung eines Restaurants

Wer in Deutschland ein Restaurant eröffnen will, kann das nicht einfach so tun. Vor der Eröffnung müssen zahlreiche Genehmigungen und Nachweise eingeholt werden.

Laut einer Gründerplattform (Gründerdeutsch, o. D.) sind u. a. folgende Dokumente erforderlich:

  1. Polizeiliches Führungszeugnis → Nachweis, dass der Gründer keine relevanten Vorstrafen hat.

  2. Auskunft aus dem Gewerbezentralregister → zeigt, ob frühere Verstöße gegen Gewerberecht vorliegen.

  3. Steuerliche Unbedenklichkeitsbescheinigung → Bestätigung vom Finanzamt, dass keine Steuerschulden bestehen.

  4. Pacht- oder Mietvertrag → Nachweis über die Nutzung der Räumlichkeiten.

  5. Anmeldung bei der Berufsgenossenschaft → für die Unfallversicherung von Beschäftigten.

  6. Gesundheitszeugnis → für Betreiber und Angestellte (Nachweis über gesundheitliche Eignung).

  7. Nachweis über Schulungen zu Hygiene und Gesundheit → gesetzlich vorgeschrieben, um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten.

  8. Ausschankgenehmigung → erforderlich, wenn alkoholische Getränke verkauft werden.

Zusätzlich muss man einen Gewerbeschein beantragen. Dafür sind nötig:

  • Personalausweis,

  • Angabe der Art des Gewerbes,

  • Zahlung einer Verwaltungsgebühr.

Unterschiedliche Regulierungsanforderungen

Je nach Art des geplanten Geschäfts gibt es unterschiedlich hohe Anforderungen:

  • Wer z. B. Second-Hand-Kleidung auf eBay verkauft, muss nur wenige Voraussetzungen erfüllen. → Der Gewerbeschein wird meist schnell und unkompliziert ausgestellt.

  • Wer hingegen mit Chemikalien handeln will, unterliegt strengen Vorschriften:

    • Jede Chemikalie muss nach ihrer Gefahrenstufe klassifiziert werden.

    • Etiketten müssen in deutscher Sprache vorhanden sein.

    • Rezepturen gefährlicher Gemische müssen an Behörden gemeldet werden.

Das zeigt: Je nach Branche ist der Marktzutritt – also der Zugang zum Markt – mehr oder weniger stark beschränkt.


Marktzutrittsbeschränkungen

Marktzutrittsbeschränkungen sind staatliche Hürden, die verhindern oder erschweren, dass neue Anbieter auf einen Markt eintreten können.

Diese Beschränkungen können entstehen durch:

  • Regelungen und Genehmigungspflichten,

  • hohe bürokratische Anforderungen,

  • hohe Investitionskosten,

  • oder auch berufliche Zulassungsbeschränkungen (z. B. bei Ärzten, Apothekern, Anwälten).

Je strenger die Regulierung, desto höher sind die Marktzutrittsschranken.


Folgen strenger Regulierung für Wettbewerb und Marktstruktur

Wenn die Anforderungen kompliziert und kostspielig sind, können sich weniger neue Unternehmen am Markt etablieren.


Das führt zu zwei zentralen Effekten:

  1. Bestehende Unternehmen sind besser geschützt:

    • Sie haben die hohen Eintrittshürden bereits überwunden.

    • Neue Wettbewerber schrecken vor dem Aufwand zurück. → Dadurch können sich Monopole oder monopolähnliche Strukturen bilden.

  2. Weniger Wettbewerb bedeutet:

    • Unternehmen können höhere Preise verlangen,

    • es gibt weniger Innovation,

    • und die Konsumenten haben weniger Auswahl.

Aus Sicht der Unternehmen kann sich eine aufwendige Regulierung sogar lohnen, weil sie die Konkurrenz abschreckt und den eigenen Marktanteil sichert.


Zielkonflikt: Sicherheit vs. Wettbewerb

Aus volkswirtschaftlicher Sicht besteht ein Zielkonflikt zwischen zwei Interessen:

  1. Sicherheit, Qualität und Verbraucherschutz

    • Erfordert klare Regeln und starke Regulierung.

    • Beispiel: Lebensmittelhygiene, Arbeitsschutz, Umweltschutz, Finanzaufsicht.

  2. Wettbewerb und Marktdynamik

    • Erfordert niedrige Eintrittsbarrieren und wenig Bürokratie.

    • So können neue Anbieter leichter in den Markt eintreten und Preise senken.

-> Ein Zuviel an Regulierung kann also zu Marktverzerrungen führen, ein Zuwenig an Regulierung kann dagegen Instabilität und Risiken verursachen.


Beispiele für diese Wechselwirkung

  1. Bankenkrise 2008:

    • Die zu schwache Regulierung des Bankensektors war ein entscheidender Faktor.

    • Banken gingen zu hohe Risiken ein, ohne ausreichende Kontrolle.

    • Folge: Globale Finanz- und Wirtschaftskrise.

  2. Flugverkehr:

    • Der Flugverkehr in Europa gilt als sehr sicher, weil er strikt reguliert ist (z. B. Wartungsvorschriften, Pilotenausbildung, Sicherheitskontrollen).

    • Hier zeigt Regulierung ihren positiven Effekt: Sie schützt Menschenleben.



Fazit

  • Regulierung bedeutet staatliche Eingriffe in Märkte durch Vorschriften, Genehmigungen und Gesetze.

  • Sie kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben:

    • Positiv, wenn sie Sicherheit, Qualität und Transparenz schafft.

    • Negativ, wenn sie den Wettbewerb behindert oder Marktzutritt erschwert.

  • Hohe Marktzutrittsschranken können zu Monopolen oder Wettbewerbsverzerrungen führen.

  • Ein ausgewogenes Maß an Regulierung ist entscheidend:

    • Sicherheits- und Qualitätsziele müssen gewahrt bleiben,

    • aber bürokratische Hürden sollten so gering wie möglich sein, um Wettbewerb, Innovation und niedrige Preise zu fördern.


Merksatz für die Klausur:

„Regulierung ist notwendig, um Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten – aber zu viel Regulierung führt zu Markteintrittsbarrieren, weniger Wettbewerb und höheren Preisen.“


Lernkontrollfragen

Aufgabe 7.1

In welcher Weise greift der Staat in das Marktgeschehen ein?


Der Staat greift in das Marktgeschehen auf vielf.ltige Weise ein, u. a. durch

  • Steuern

  • Subventionen

  • Transfers (Sozialausgaben)

  • Regulierung

  • Infrastrukturausgaben

  • Handelspolitik (Z.lle, Quoten, Handelsabkommen)

  • Betreiben von staatlichen Unternehmen

  • Verteidigung, Justiz, Polizei und andere Aufgaben


Aufgabe 7.2

Unter welchen Umständen wird ein Mindestlohn nicht zu einer Erhöhung der Arbeitslosenrate führen?


Wenn der Gleichgewichtslohn höher liegt als der Mindestlohn, wird der Mindestlohn

keinen Einfluss auf die Arbeitslosigkeit haben, weil die Arbeitgeber

bereit sind, tats.chlich einen h.heren Lohn als den Mindestlohn zu zahlen.

Das hei.t die Arbeitgeber zahlen auch bei einem Mindestlohn tats.chlich

einen h.heren Lohn. Denn würden Sie nur den Mindestlohn zahlen, würde

das Angebot an Arbeit zu niedrig ausfallen und es g.be einen Nachfrageüberschuss.



Aufgabe 7.3

Warum können Höchstpreise kontraproduktiv wirken?


Wenn ein H.chstpreis auf ein Gut staatlich festgelegt wird, der unterhalb des

Preises liegt, für den Unternehmen im Wettbewerb das Gut anbieten würden,

werden die Unternehmen weniger von diesem Gut produzieren und anbieten.

Dies ist plausibel: Ihr Gewinn wird maximiert, wenn sie bei Grenzkosten =

Preis produzieren. Geht man von mit der Produktion steigenden Grenzkosten

aus, muss die Produktion zurückgefahren werden, um die Grenzkosten auf das

niedrigere Preisniveau zu senken. Da Unternehmen mit unterschiedlich hohen

Grenzkosten wirtschaften, w.re auch das Ausscheiden von Unternehmen zu

erwarten, und zwar von denjenigen, deren Grenzkosten h.her sind als der

H.chstpreis.



Aufgabe 7.4

Warum ist ein Anbieter von Gütern mit einer niedrigen Preiselastizit.t der

Nachfrage entspannter in Hinblick auf eine Erh.hung des Mehrwertsteuersatzes

als der Anbieter eines Gutes mit einer hohen Preiselastizit.t der

Nachfrage?

Eine niedrige Preiselastizit.t bedeutet, dass die privaten Haushalte das Gut bei

einer Preiserh.hung nur etwas weniger nachfragen als vor der Preiserh.hung.

Eine hohe Preiselastizit.t bedeutet hingegen, dass die Preiserh.hung zu einer

starken negativen Nachfragereaktion führt. Bei einer Mehrwertsteuererh.hung

kann der Anbieter eines Gutes, dessen Preiselastizit.t gering ist, die Steuererh.hung

zum gr..ten Teil an den Konsumenten durchreichen. Sein Umsatz

und seine Gewinnmarge werden kaum sinken. Bei einer hohen Preiselastizit.t

wird das Unternehmen daher nur einen kleinen Teil der Steuererh.hung an

den Konsumenten weitergeben. Sein Umsatz und seine Gewinnmarge werden

sinken.


Aufgabe 7.5

Erklären Sie anhand eines selbst gewählten Beispiels, warum Subventionen zu einer Fehlallokation von Ressourcen führen können.

Beispiel 1: Beschleunigte Abschreibung für den Bau von Wohnimmobilien kann dazu führen, dass wesentlich mehr Wohnimmobilien gebaut als benötigt werden.

Beispiel 2: Subventionen für den Kohlesektor zum Erhalt der dortigen Arbeitspl.tze erhalten eine Industrie am Leben, die man angesichts günstiger Energieimporte aus dem Ausland nicht ben.tigt. Das Geld k.nnte m.glicherweise besser für die Umschulung von ehemaligen Kohlearbeitern verwendet werden.

Author

Hanna M.

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