(Seite 5) Warum ist die Literaturrecherche der zentrale Startpunkt wissenschaftlicher Arbeit?
Sie bildet den Kernprozess fachlichen Arbeitens, da sie:
den aktuellen Forschungsstand erschließt
die Basis für den Kenntnisstand und das weitere Vorgehen legt
Details merken:
Ohne Recherche keine fundierte wissenschaftliche Fragestellung.
Sie nutzt Internet & Datenbanken, um weltweiten State of the Art zu erfassen.
(Seite 5) Was zeichnet wissenschaftliche Literatur im Vergleich zu Alltagsquellen aus?
Sie hat besondere Eigenschaften:
Detaillierte Informationen
Ständig wachsende Menge
Kurze Halbwertszeit (schnelle Veralterung)
Vielfältige Darbietungsformen
(Seite 5) Warum gelten Recherchefähigkeiten als Schlüsselqualifikation?
Weil sie zur Technik wissenschaftlichen Arbeitens gehören:
ermöglichen zielgerichtete Informationsbeschaffung
sichern Qualität und Aktualität der Forschungsergebnisse
(Seite 7) Welche Hauptarten wissenschaftlicher Literatur gibt es?
Wichtige Literaturarten sind:
Monographien – z. B. Lehrbücher, Dissertationen, Habilitationen
Sammelwerke – Handwörterbücher, Festschriften, Dokumentationen
Fachzeitschriften
Tagesaktuelle Printmedien
Graue Literatur – z. B. Lehrstuhlberichte, Tagungsberichte, Working Papers
Materialien wie Skripte, die für Außenstehende nicht beschaffbar sind, gelten als nicht zitierfähig.
(Seite 8) Wie ist die Wertigkeit wissenschaftlicher Quellen hierarchisch geordnet?
Absteigend nach wissenschaftlicher Relevanz:
Zeitschriftenartikel (Metaanalysen, Reviews, Originalarbeiten, Falldarstellungen)
Prüfungsarbeiten (Habilitation, Dissertation, Master-, Bachelorarbeit …)
Bücher (abhängig von Autor & Verlag)
Abstractbände/Kongressberichte
Graue Literatur (ohne ISSN/ISBN; z. B. Protokolle, Referate, Rezensionen …)
(Seite 8) Warum ist „graue Literatur“ wissenschaftlich weniger relevant?
Weil sie nicht standardisiert veröffentlicht ist:
oft ohne ISBN/ISSN
schwer nachprüfbar
keine formale Qualitätssicherung
(Seite 10) Wovon hängt das individuelle Vorgehen bei einer Literaturrecherche ab?
Es richtet sich nach vier Faktoren:
Arbeitsphase – Orientierung, Sammlung, Prüfung
Ausgangsinformationen – Thema, Autor, Titel usw.
Ziele – Überblick, Kompletterhebung, Update
Ressourcen – Datenquellen, Kenntnisse, Zeit
(Seite 11) Wann ist eine unsystematische Recherche sinnvoll?
Bei frühen oder kleinen Suchanliegen:
für Nebenfragen oder Nachrecherchen
zur Exploration eines Themas
in der Anfangsphase, um Fragestellungen zu bilden
Wird auch „quick and dirty“ genannt – schnell, aber nicht wissenschaftlich tiefgehend.
(Seite 11) Was kennzeichnet eine systematische Literaturrecherche?
Typische Merkmale:
Klare Fragestellung
Transparente & replizierbare Suchstrategie
Kritische Bewertung der Ergebnisse
Angabe von Auswahlkriterien
Objektivität als Ziel
(Seite 11) Wie unterscheidet sich die systematische von der unsystematischen Recherche?
Merkmal
Systematisch
Unsystematisch
Ziel
Vollständige, objektive Abdeckung
Schnelle Orientierung
Transparenz
Hoch (Suchstrategie dokumentiert)
Niedrig
Phase
Hauptrecherche
Vorrecherche
Beispiel
Review-Arbeiten
erste Themensichtung
(Seite 13) Wie sieht der klassische Ablauf einer wissenschaftlichen Literaturrecherche aus?
Er umfasst 10 Schritte:
Fragestellung definieren
Suchbegriffe aufstellen
Recherche-Datenbanken bestimmen
Einstiegsrecherche durchführen
Schlagwörter ermitteln
Suchstrategie entwickeln
Gefundene Literatur sichten
Recherche ausweiten
Literatur beschaffen
Literatur auswerten
Notizen zu Suchbegriffen und Strategien direkt in Abschnitt 1.2 „Literaturrecherche“ der eigenen Arbeit eintragen.
(Seite 14) Wie lässt sich der Ablauf der Literaturrecherche vereinfacht darstellen?
Ein praxisnahes Schema:
Vorrecherche (unsystematisch)
Brainstorming zu Suchbegriffen
Systematisierung der Begriffe
Datenbanken auswählen (z. B. Psyndex, PsycINFO, Medline)
Suchstrategie verbessern, bis Treffer relevant
Literatur sichten
(Seite 16) Was ist der Zweck von Abstract-Datenbanken?
Sie bieten strukturierte Zusammenfassungen (Abstracts) wissenschaftlicher Arbeiten und ermöglichen eine zielgerichtete Recherche nach Thema, Autor oder Schlagwort.
(Seite 16) Welche zwei fachspezifischen Psychologie-Datenbanken sind besonders wichtig?
PSYNDEX / PSYTKOM
Fokus auf deutschsprachige Beiträge
Deckt alle psychologischen Teilgebiete ab
Zwei Segmente:
Literatur & audiovisuelle Medien
Tests (≈ 5 000 Testverfahren)
PsycINFO
Schwerpunkt auf englischsprachigen Publikationen
Enthält Inhalte aus Psychiatrie, Soziologie, Pädagogik, Medizin usw.
Rund viermal größer als PSYNDEXplus
(Seite 17) Welche weiteren wichtigen Abstract-Datenbanken werden genannt?
MEDLINE – medizinische Fachliteratur weltweit
EMBASE – internationale biomedizinische Datenbank
PubMed – kostenfreier Zugang zu MEDLINE & PubMed Central
Web of Science – interdisziplinäre Aufsatzdatenbank, qualitativ geprüft
PubMed & Web of Science bieten Links zu Volltexten.
Zugriff häufig über Universitätsnetzwerke (z. B. SUB Hamburg).
(Seite 18) Was ist der erste Schritt jeder Literaturrecherche?
➡️ Definition der Fragestellung
Sie legt fest, welche Themenbereiche abgedeckt werden müssen (z. B. ADHS und Behandlungsmöglichkeiten).
Erst danach: Suchbegriffe entwickeln.
(Seite 18) Worauf sollte man bei der Aufstellung von Suchbegriffen achten?
Synonyme, Abkürzungen und Sprachvarianten berücksichtigen
Fachbegriffe mit Tools wie dict.cc oder LEO.org prüfen
Liste aller Begriffe in einer separaten Datei anlegen
Beispiel ADHS:
adhs | ads | aufmerksamkeit* | hyperaktiv* | behandlung | intervention | therapie
(Seite 19) Wozu dient die Einstiegsrecherche?
Sie ist eine erste Orientierung:
Test mit vorläufigen Suchbegriffen in Abstract-Datenbanken
Ergänzung durch Websuchmaschinen (z. B. Google, Google Scholar) → Ziel: Relevante Schlagwörter und Strukturen erkennen.
(Seite 19) Wie hilft das PICO-Prinzip bei der Schlagwortfindung?
Es strukturiert Forschungsfragen in vier Dimensionen:
P – Patients (Population)
I – Intervention
C – Comparator (Vergleich)
O – Outcome (Zielgröße)
Alternative psychologisch:
Zielgröße | Population | Einflussgröße | Design
(Seite 21) Wie funktioniert die Suche mit Sternchen (*) und Klammern?
* = Platzhalter für Wortanfänge → aufmerksamkeit* → findet „Aufmerksamkeitsdefizit“, „Aufmerksamkeitsstörung“ etc.
( ) = Gruppierung von Begriffen → z. B. TI ((adhs OR ads OR aufmerksamkeit* OR hyperaktiv*) AND (behandlung OR therapie))
TI = Suche im Titel-Feld (Title Index).
(Seite 22) Wann und wie sollte man Suchergebnisse eingrenzen?
Eingrenzung bei zu vielen Treffern (> 500):
nach Publikationstyp
nach Zeitraum (z. B. letzte 10 Jahre)
nach Sprache
nach Studientyp
Bei zu wenigen Treffern: Quellen absteigender Ordnung prüfen (z. B. graue Literatur).
Tipp:
Suchverläufe immer kopieren & speichern, um sie fortzuführen oder in der Arbeit (Kap. 1.2 Literaturrecherche) einzufügen.
(Seite 25) Wie sollte man die gefundenen Treffer während der Literaturrecherche organisieren?
Alle Treffer sollten in einer zentralen Liste oder Datei gesammelt werden:
am besten in Endnote oder Zotero (ab Semester 3 empfohlen)
alternativ: einfache Word-Datei
beim Speichern: nach Nachname des Erstautors + Jahr benennen
(Seite 25) Wie geht man vor, wenn die Artikel nicht direkt verlinkt sind?
Vom MSH-Netzwerk aus das jeweilige Journal googeln
Prüfen, ob Archivzugriff besteht
Falls kein Zugriff:
Staatsbibliothek (Stabi) → im Campuskatalog nachsehen, ausleihen oder einsehen
Fernleihe über Subito beantragen
(Seite 25) Welche Möglichkeiten gibt es bei direkt verlinkten Treffern?
Einfach anklicken und downloaden
Datei sinnvoll benennen (z. B. „Miller_2021_ADHS-Therapie.pdf“)
Ideal: gleich im Referenzprogramm (z. B. Zotero) ablegen
(Seite 15 / Ergänzung) Welche Online-Ressourcen eignen sich zur direkten Beschaffung von Artikeln?
Google Scholar – www.scholar.google.de → bietet Links zu PDFs, Verlagsseiten und Zitaten
(Seite 27) Wie wird die Relevanz der gefundenen Literatur überprüft?
Abstracts lesen – zentrale Fragestellung & Methode prüfen
Treffer in einer Word-Datei als Zwischenergebnis speichern
Relevante Studien farblich markieren
Bei relevanten Artikeln: Schlag- & Suchwörter übernehmen
Suchstrategie verbessern und erneut abfragen
Der Prozess wird wiederholt („Kaizen“-Prinzip) → stetige Optimierung
Zu viele Treffer → Eingrenzen
Nach Beschaffung: Literatur nach dem Handout „Effektiv Lesen“ sichten
(Seite 27) Wann gilt eine Suchstrategie als „richtig“?
Wenn sie zu möglichst vielen und gleichzeitig relevanten Treffern führt.
→ Relevanz + Anzahl = Qualität der Suchstrategie
(Seite 28) Was bedeutet die Ausweitung der Recherche?
Ein zweiter, separater Schritt, um über die ursprüngliche Suche hinauszugehen:
Nutzung weiterer Datenbanken & Internetquellen
Websuchmaschinen (Google, Scholar etc.)
Ergänzende Datenbanken: z. B. Web of Science, PubMed
Andere Fachdisziplinen bei multidisziplinären Themen
Journalarchive, die nicht in Abstract-Datenbanken gelistet sind
Autorensuche zu relevanten Themen
Beispiel: Suche nach Artikeln von Wessolowski zum Thema Licht.
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