(Seite 7) Wie weit und wie lange muss ein Spermium reisen, um die Eizelle zu erreichen?
Etwa 15–18 cm legt das Spermium auf dem Weg von der Vagina bis zum Eileiter zurück – das dauert rund 6 Stunden.
Die befruchtete Eizelle heißt Zygote.
(Seite 8) Was geschieht genetisch bei der Befruchtung?
Bei der Verschmelzung von Eizelle und Spermium entsteht eine Zygote mit 46 Chromosomen (23 Paare) – die Hälfte stammt vom Vater, die andere von der Mutter.
➡️ Dieser Prozess heißt Meiose (Verschmelzung der Gameten mit halbem Chromosomensatz).
(Seite 9) Wie entsteht genetische Vielfalt bei der Zeugung?
Zufällige Kombination der väterlichen und mütterlichen Chromosomen → 2²³ = 8.388.608 mögliche Kombinationen.
Homologe Rekombination (Crossover): Chromosomen tauschen DNA-Abschnitte aus → neue Genkombinationen.
(Seite 10) Welche Rolle spielt die DNA für Verhalten und Entwicklung?
Die DNA liefert den Code zur Proteinproduktion.
→ Diese Proteine beeinflussen sensorische, neuronale und physiologische Prozesse.
🧩 Details merken:
Beispielhafte Vererbung: genetische Neigung zu Veränderungssuche oder Aktivitätsniveau kann Verhaltensunterschiede (z. B. Scheidungsneigung, Fernsehkonsum) mitbestimmen.
(Seite 11) Welche drei Phasen der pränatalen Entwicklung werden unterschieden – und wie lange dauern sie?
Zygotenstadium: 1.–2. Woche nach Befruchtung
Embryonalstadium: 3.–8. Woche
Fötalstadium: ab 9. Woche bis Geburt
Zählweise ab Befruchtung: 38 SSW (= ca. 266 Tage)
Zählweise ab letzter Regelblutung: 40 SSW (ärztliche Praxis)
(Seite 12) Was geschieht im Zygotenstadium (1.–2. Woche)?
Mitose: Zellteilung → zwei identische Tochterzellen entstehen.
Einnistung: Zellhaufen verbindet sich mit der Gebärmutterwand (≈ Tag 11–15).
🧩 Basisprozess 1: Mitose = Grundlage für Wachstum und Zellvermehrung.
(Seite 16) Welche vier Basisprozesse steuern die Entwicklung im Mutterleib?
Mitose – Zellteilung
Zellmigration – Zellen wandern an ihren Bestimmungsort
Zelldifferenzierung – Zellen spezialisieren sich auf Funktionen
Zelltod – nicht gebrauchte Zellen sterben ab
Zusätzlich: Hormonelle Einflüsse steuern Entwicklungsvorgänge.
(Seite 15 & 17) Was geschieht im Embryonalstadium (3.–8. Woche)?
Organsysteme differenzieren sich.
Plazenta, Nabelschnur und Fruchtblase entwickeln sich.
Cephalocaudale Entwicklung: Kopfnahe Bereiche reifen früher.
🧩 Drei Keimschichten:
Ektoderm: Nervensystem, Haut, Sinnessystem
Mesoderm: Muskeln, Knochen, Blutkreislauf, innere Organe
Endoderm: Verdauung, Lunge, Harntrakt, Drüsen
(Seite 18) Wie entsteht das Nervensystem im Embryonalstadium?
In der oberen Zellschicht bildet sich eine U-förmige Furche → Neuralrohr.
Bis zur 4. Woche schließt es sich und es entstehen Neuronen.
Das vordere Ende → Gehirn, der Rest → Rückenmark.
(Seite 19) Was kennzeichnet das Fötalstadium grundsätzlich?
Zeitraum: ab 9. Lebenswoche bis zur Geburt
Weitere Ausdifferenzierung aller Organe und Systeme
Entwicklung der Sinnesleistungen
Erste Verhaltensweisen wie Bewegung und Schlaf-Wach-Zeiten
(Seite 20) Welche Funktionen kann der Fötus bereits ausüben?
Atmen, Schlucken, Verdauen, Urinieren
Haare, Nägel beginnen zu wachsen
Lernfähig: reagiert auf Lärm, folgt Schlafrhythmus der Mutter
🧩 Rechtlicher Kontext:
Schwangerschaftsabbruch bis zur 12. Woche nach Beratung legal.
(Seite 21) Wie entwickelt sich das Verhalten des Fötus über die Monate hinweg?
Monat
Größe
Verhaltensentwicklung
3. Monat
ca. 2 cm
Erste Reflexe, Gehirn koordiniert Organfunktionen
4. Monat
ca. 9 cm
Bewegungen, Mimik, individuelle Unterschiede
5. Monat
ca. 16 cm
Bewegungen für Mutter spürbar
6. Monat
ca. 25 cm
Schlaf-Wach-Zeiten, Überlebenschance bei Frühgeburt
7. Monat
ca. 30 cm
Atembewegungen, Greifreflex, Schluckauf
8. Monat
ca. 35 cm
Überlebensfähig, aber infektanfällig
9. Monat
ca. 45 cm
Hohe Aktivitätt, weitgehend selbstständige Lebensfähigkeit
(Seite 24) Welche Strukturen schützen den Fötus im Mutterleib – und wie wirken sie?
Fruchtblase: Flüssigkeitsgefüllte Membran, schützt mechanisch.
Nabelschnur: Blutgefäße verbinden Fötus und Plazenta.
Plazenta: Halb durchlässige Membran – ermöglicht Stoffaustausch, trennt Blutkreisläufe.
🧩 Aber: Keine perfekte Barriere → „unvollkommene Abwehrschranke“ gegen Gifte und Keime.
(Seite 25 f.) Was sind Teratogene und wann sind sie besonders gefährlich?
Teratogene: Externe Wirkstoffe, die Schädigungen oder Tod des Embryos/Fötus verursachen können.
Besonders kritisch: Embryonalphase (3.–8. Woche) → strukturelle Defekte
Fötalzeit: eher funktionelle Beeinträchtigungen
(Seite 27) Welche Arten von Teratogenen gibt es?
Beispiele:
Medikamente: z. B. Contergan (Thalidomid)
Umweltgifte: Blei, Quecksilber
Infektionen: z. B. Röteln, AIDS
Legale Drogen: Alkohol, Nikotin
Illegale Drogen: Kokain, Heroin, Marihuana
(Seite 28 f.) Welche zwei legalen Drogen richten im Mutterleib den größten Schaden an – und wie wirken sie?
Nikotin:
Sauerstoffmangel
verlangsamtes Wachstum, niedriges Geburtsgewicht
höheres Risiko für plötzlichen Kindstod, Hörschäden, geringeren IQ
Alkohol:
Spektrum: FASD (Fetale Alkoholspektrumstörungen)
Symptome: Minderwuchs, Kleinköpfigkeit, Gesichtsveränderungen, Organ- und Skelettschäden, Entwicklungsverzögerung, kognitive und Verhaltensstörungen
(Seite 30) Warum ist FASD schwer zu diagnostizieren?
Erscheinungsbild sehr variabel, viele Kinder zeigen keine sichtbaren Auffälligkeiten.
Schädigung lebenslang: Probleme v. a. in Alltagsbewältigung, Selbstregulation, sozialer Anpassung.
(Seite 31) Was beschreibt die Dosis-Wirkungs-Beziehung bei Teratogenen?
Je stärker und länger die Exposition, desto größer die Schädigung.
Die Wirkung hängt ab von:
Dosis
Dauer
Zeitpunkt (sensibler Phasenverlauf entscheidend)
(Seite 32) Welche weiteren Risikofaktoren beeinflussen die pränatale Entwicklung?
Alter der Mutter: < 18 oder > 35 → „Risikoschwangerschaft“
Mangel-/Fehlernährung
Mütterlicher Stress (Cortisol, Adrenalin) → aktivere Feten (DiPietro et al., 2002) → Verhaltensprobleme im Kindesalter (O’Connor et al., 2002)
(Seite 33) Was bedeutet „fetale Programmierung“?
Erfahrungen im Mutterleib prägen dauerhaft physiologische Systeme des Körpers.
→ Sie „programmieren“ z. B. spätere Stressreaktionen (Coe & Lubach 2008).
🧩 Kernaussage: Zwischen prä- und postnatalen Prozessen besteht große Kontinuität – frühe Einflüsse wirken langfristig nach.
(Seite 36) Was leitet die Geburt ein – und welche Funktion hat der Geburtsschrei?
Geburtsbeginn: Nach ca. 38 Wochen beginnen die Uterusmuskeln zu kontrahieren → Wehen.
Geburtsschrei:
Aktiviert die Atmung (Blitzstart)
Öffnet Bronchialverzweigungen
Sichert Sauerstoffversorgung
(Seite 37) Ab wann gilt eine Geburt als Frühgeburt – und welche Spätfolgen sind möglich?
Definition: Geburt vor Ende der 35. SSW ab Befruchtung (= 37. SSW ab letzter Regelblutung)
Überlebenschance: ab ca. 23 Wochen (mit medizinischer Hilfe)
Mögliche Spätfolgen:
Intelligenzminderung
Lernstörungen
Verhaltensprobleme (je früher, desto ausgeprägter)
🧩 Teilweise kompensierbar durch spezielle Fördermaßnahmen.
(Seite 38) Welche Effekte hat Frühförderung laut Langzeitstudien?
Frühförderung kann den IQ um bis zu 7 Punkte steigern.
Verbesserte Konzentration und Sozialverhalten.
Möglicher Nebeneffekt: Eltern überbehüten Frühchen („in Watte packen“).
🧩 Quelle: Niedersächsisches Frühgeborenen-Nachuntersuchungsprojekt (2004–2009).
(Seite 39) Was misst der Apgar-Test direkt nach der Geburt?
Er überprüft die vitalen Grundfunktionen des Neugeborenen:
Herzfrequenz
Atmung
Reflexauslösbarkeit
Muskeltonus
Hautfärbung
→ Jeder Parameter = 0–2 Punkte → Maximalwert 10
🧩 Liefert Hinweis auf lebensbedrohliche Zustände und Bedarf medizinischer Intervention.
(Seite 40) Wie wird der Apgar-Index konkret bewertet?
Parameter
2 Punkte
1 Punkt
0 Punkte
Herzrate
> 100 / min
< 100 / min
keine
regelmäßig, Schreien
flach, unregelmäßig
Reflexe
stark
schwach
aktive Bewegung
träge
schlaff
Hautfarbe
rosig
Extremitäten blau
blass
🧩 Werte unter 7 → medizinische Beobachtung nötig.
(Seite 43) Welche sechs Aktivierungszustände zeigt ein Säugling in den ersten Lebenswochen?
Tiefschlaf
REM-Schlaf
Schläfrigkeit
Wache Aufmerksamkeit
Wach-aber-quengelig
Schreien/Weinen
🧩 Diese Zustände bilden die Grundlage für frühe Selbstregulation und Interaktion.
(Seite 44) Wie verändert sich der Schlaf-Wach-Rhythmus in den ersten Lebensmonaten?
Entwicklung zirkadianer Rhythmen (Tag-Nacht-Rhythmus)
Mehr Nachtschlaf, weniger Tagschlaf
Verhältnis von REM- zu Non-REM-Schlaf verschiebt sich zugunsten von Non-REM
(Seite 45) Welche möglichen Funktionen erfüllt der REM-Schlaf in der frühen Entwicklung?
Autostimulationstheorie: Kompensation fehlender äußerer Reize → fördert visuelle Entwicklung.
Lernen & Gedächtnis: REM-Schlaf stärkt oder „stutzt“ neuronale Verbindungen.
🧩 Studie (Li et al., 2017):
stabilisiert neue Synapsen,
unterstützt motorisches Lernen,
entfernt überflüssige neuronale Verbindungen.
(Seite 46) Warum sind Bezugspersonen in den ersten Lebensmonaten so entscheidend?
Säuglinge sind in der Bedürfnisbefriedigung vollständig abhängig von ihren Bezugspersonen.
→ Sie benötigen Zuwendung, Schutz und emotionale Resonanz, um sich sicher zu fühlen.
(Quelle: Brisch et al., 2009)
(Seite 47) Was ist eine postpartale Depression – und welche Folgen kann sie haben?
Postpartale Depression: depressive Episode nach der Geburt (10–15 % der Mütter, 8 % der Väter).
Folgen: geringere Responsivität, Passivität oder Überkontrolle, mehr negativer Affekt, weniger Mimik.
🧩 Nicht zu verwechseln mit dem kurzfristigen „Baby Blues“.
(Seite 48) Welche Effekte hat direkter Hautkontakt und Stillen nach der Geburt?
Hautkontakt: steigert Stillrate 1–4 Monate nach Geburt.
Gestillte Kinder: geringeres Risiko für Infektionen, Übergewicht, Diabetes.
Mütter: geringeres Risiko für Brust-/Eierstockkrebs und psychische Probleme.
🧩 Wichtig: Diese Effekte sind kleiner als die der Eltern-Kind-Interaktion insgesamt.
(Seite 49) Welche physiologischen und psychologischen Grundbedürfnisse haben Säuglinge?
Physiologisch:
Sauerstoff, Nahrung, Wärme, Schlaf, sensorische Stimulation
Psychologisch:
Bindung: Sicherheit durch Zuwendung
Autonomie: Umwelt erkunden
Kompetenz: sich als wirksam erleben
(Seite 50–51) Was gehört zur befriedigenden Versorgung eines Säuglings?
Rhythmus begleiten: Schlaf-, Ess-, Wachzeiten
Reizarme, vorhersehbare Umgebung schaffen
Feinfühlig auf Überlastungszeichen reagieren
Exploration ermöglichen, aber Sicherheit bieten
(Seite 54) Was bedeutet „Goodness of fit“ in der frühen Entwicklung?
= Passung zwischen Temperament des Kindes und Verhalten der Bezugsperson.
→ Entscheidend für emotionale, soziale und kognitive Entwicklung.
🧩 Gelingt die Passung nicht → Risiko für frühkindliche Regulationsstörungen (z. B. exzessives Schreien).
(Seite 55) Warum gelten „Schreibabys“ als Beispiel für eine gestörte Passung?
Das Schreien löst bei Eltern Alarm und Stress aus → teils Überforderung oder Aggressionen.
→ Problem liegt meist in der Wechselwirkung zwischen kindlichem Temperament und elterlicher Reaktion.
(Seite 56–58) Welche wechselseitigen Einflüsse bestimmen die Entwicklung der Selbstregulation?
Kindliche Anlage (DNA) ↔ elterliche Selbstregulation
Beide wirken über die Eltern-Kind-Interaktion
Zusätzliche Umwelteinflüsse modifizieren das Zusammenspiel
🧩 (Feldman 2015): Kindliche Merkmale beeinflussen Interaktion unabhängig vom Erziehungsverhalten.
(Seite 60) Was beschreibt der Begriff „Epigenetik“?
Epigenetik untersucht, wie Umweltfaktoren die Genexpression verändern,
ohne die DNA-Sequenz zu verändern.
→ Genaktivität wird durch chemische Prozesse (z. B. DNA-Methylierung) reguliert.
(Seite 61–62) Was zeigen Tier- und Humanstudien zu epigenetischen Einflüssen?
Tierstudien (Meaney & Zhang): Mütterliche Fürsorge verändert epigenetisch die Stressregulation der Nachkommen.
Humanstudien (Gunnar, Provenzi): Qualität mütterlicher Fürsorge hängt mit DNA-Methylierung von Genen zusammen, die sozio-emotionale Entwicklung steuern.
🧩 „The quality of maternal caregiving might be associated with variations in DNA methylation status.“
(Seite 63) Was fasst der Satz „Wired for interaction“ zusammen?
Der Mensch ist von Geburt an auf soziale Interaktion programmiert –
Bindung, Resonanz und Beziehung sind biologische Grundvoraussetzungen für Entwicklung.
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