VL11 - Emotionale Entwicklung

• Emotion: kurzzeitiger psychischer Zustand mit gefühlsmäßigen, kognitiven, körperlichen und motivationalen Komponenten → zeigt sich oft im Verhalten.

• Gefühl: subjektives Erleben einer Emotion.

• Stimmung: länger andauernder, gefühlsgefärbter Hintergrund, weniger intensiv und meist ohne klaren Auslöser.

• Freude, Angst, Traurigkeit, Ärger, Ekel, Überraschung

• Sie treten kulturübergreifend auf, unterscheiden sich aber in Ausdruck und Bewertung je nach sozialer Norm und Wertsystem.

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→ Sozialisatorische Prägung beeinflusst, wie und wann Emotionen gezeigt werden.

• Der indigene Stamm interpretiert das „fear gasp face“ (ängstliches Gesicht) nicht als Angst, sondern als Bedrohung.

• → Emotionale Ausdrucksdeutung hängt stark vom kulturellen Kontext ab.

Emotionen erfüllen Überlebensfunktionen:

• Ekel: schützt vor Vergiftung (Zurückweisung)

• Angst: Schutzfunktion

• Freude: Einverleibensfunktion (Bindung, Zugehörigkeit)

• Ärger: Durchsetzungs-/Zerstörungsfunktion

• Trauer: Verarbeitung & Hilfesuche

Emotionen dienen der Selbststeuerung:

1. Schnelles Handeln ohne lange Überlegung

2. Körperliche Vorbereitung auf akute Handlungsanforderungen

3. Organisation von Gedanken

4. Motivation für zukünftiges Handeln

Emotionen steuern soziale Interaktion:

1. Ausdruck ruft spezifische Reaktionen im Gegenüber hervor → Kommunikation.

2. Zeigen den Beziehungsstatus an.

3. Bieten Anreize für erwünschtes Verhalten (z. B. Lob, Mitgefühl).

• Säuglinge zeigen emotionale Ausdrucksformen (z. B. Lächeln, Weinen) bereits sehr früh.

• Diese Reaktionen sind neurobiologisch gesteuert, nicht reflektiert.

• Emotionen wirken also schon, bevor Selbstwahrnehmung oder Bewusstsein entsteht.

• Temperament: angeborene Unterschiede in emotionaler Reaktionsbereitschaft und -stärke.

• → Kinder unterscheiden sich früh darin, wie intensiv und wie häufig sie emotional reagieren.

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Temperamentsdimensionen bilden Grundlage späterer Emotionsregulation.

• Freude: früh nachweisbar

• Angst: ab etwa 7 Monaten spezifisch erkennbar

• Selbstberuhigung: z. B. Saugen, Blickabwenden (erste intrapsychische Regulation)

• Beruhigung durch Bezugspersonen (interpsychisch)

• Ab 3.–6. Monat: aktive Einforderung von Unterstützung

• Ab 1 Jahr: Kontext (z. B. Gesichtsausdruck der Mutter) wird wichtig.

• 2. Lebensjahr („Trotzalter“) → mehr Ärgerreaktionen.

• 2–4 Jahre: Imagination führt zu irrationalen Ängsten.

• Ab 3 Jahren:

  • Abnahme von Ärger

  • Zunahme von Empathie und Perspektivenübernahme.

• Wechsel von interpsychischer zu intrapsychischer Regulation.

• Emotionen werden gezielt für Zielerreichung genutzt.

• Fähigkeit, Folgen des Handelns (für sich & andere) vorherzusehen.

• Zunehmende Trennung zwischen Erleben und Ausdruck.

• Bis zur Pubertät: Schwierigkeiten, mehrdeutige Gefühle zu erkennen oder zu verbalisieren.

• Wachstumsschub und Umbau des Gehirns in der Pubertät.

• Reifung verläuft asynchron:

  • Amygdala (Emotionen, Belohnung) → früh aktiv

  • Präfrontaler Kortex (Kontrolle, Planung) → reift später

• → Jugendliche reagieren emotional stark, aber regulieren noch unreif → Risikoverhalten.

• Bindung sichert Nähe und Schutz.

• Exploration ermöglicht das Erkunden der Umwelt.

• Emotionsregulation ist das vermittelnde Bindeglied:

  • Nur wer sich sicher gebunden fühlt, kann Emotionen regulieren und neugierig die Welt erkunden.

• Durch Affektspiegelung: Bezugsperson spiegelt das kindliche Gefühl erkennbar zurück.

• Durch Kontingenzerfahrung: Kind erlebt, dass sein Ausdruck eine passende emotionale Reaktion beim Gegenüber auslöst.

• → Beides bildet ein intuitives, soziales Biofeedback-System.

• Wenn die Bezugsperson plötzlich emotionslos bleibt, reagiert das Baby mit

  • Verunsicherung,

  • Stress,

  • Rückzug oder Weinen.

• → Kinder sind hoch sensibel für soziale Kontingenz; fehlende Resonanz stört Emotionsentwicklung.

• Prozesse, mit denen Individuen Art, Intensität oder Dauer ihrer Emotionen beeinflussen.

• Kann bewusst oder unbewusst ablaufen.

• Entwickelt sich schrittweise über die Lebensspanne.

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• Physiologische Ebene: Oxytocin reduziert Cortisol → Stressabbau.

• Gefühlsebene: positiver Affekt durch erlebte Kontingenz.

• Verhaltensebene: Internalisierung von Emotionsmodulation („Bio-behavioral synchrony“).

• Mentalisierung = Fähigkeit, innere Zustände (Gedanken, Gefühle, Absichten) bei sich und anderen zu erkennen und zu interpretieren.

• Unterstützt Selbstreflexion und Emotionsregulation.

• Fördert Verständnis für eigenes & fremdes Verhalten → stabilisiert Bindung.

• Frühe soziale Erfahrungen formen das Gehirnfundament und prägen lebenslanges Entwicklungspotenzial.

• Zitat: „Wired for interaction“ – das Gehirn ist auf soziale Resonanz ausgelegt.

• → Qualität der frühen Beziehungserfahrungen beeinflusst emotionale Gesundheit langfristig.