(Seite 5) Was besagt die lerntheoretische Grundannahme des Environmentalismus über den Menschen bei der Geburt?
Der Mensch ist bei Geburt fast ein unbeschriebenes Blatt (tabula rasa).
Nur wenige angeborene Reflexe und Instinkte sind vorhanden.
→ Persönlichkeit entsteht vollständig durch Lernen und Erfahrung.
(Seite 5) Wie verstehen Lerntheorien den Begriff Persönlichkeit?
Persönlichkeit = Summe individueller Verhaltensdispositionen,
die durch Lernprozesse (klassische, operante, beobachtende) geformt werden.
→ Unterschiede zwischen Menschen = Ergebnis unterschiedlicher Lerngeschichten.
(Seite 5–6) Wie definierte John B. Watson die Bedeutung der Umwelt für die Persönlichkeitsentwicklung?
Watson vertrat den radikalen Umweltansatz:
Mit der richtigen Umwelt könne jedes Kind zu jedem beliebigen Typ (z. B. Arzt, Verbrecher) erzogen werden.
→ Verhalten vollständig durch Umwelteinflüsse und Konditionierung erklärbar.
(Seite 6) Welche drei zentralen Vertreter prägen die lerntheoretischen Konzepte der Persönlichkeit?
John B. Watson – Klassische Konditionierung
B. F. Skinner – Operante Konditionierung
Albert Bandura – Soziales bzw. Beobachtungslernen
(Seite 6) Wie unterscheidet sich Banduras Ansatz von Watson und Skinner?
Bandura betonte das Lernen am Modell:
→ Menschen lernen nicht nur durch eigene Erfahrung, sondern auch durch Beobachtung anderer.
Dies erweitert die behavioristische Sichtweise um soziale und kognitive Prozesse.
(Seite 7) Was ist das Grundprinzip der klassischen Konditionierung nach Iwan Pawlow?
Ein ursprünglich neutraler Stimulus (NS) wird durch wiederholte Kopplung mit einem unkonditionierten Stimulus (UCS) zu einem konditionierten Stimulus (CS),
der anschließend eine konditionierte Reaktion (CR) auslöst.
Details merken:
→ Beispiel: Glocke (NS) + Futter (UCS) → Speichelfluss (UR)
→ Nach Konditionierung: Glocke (CS) → Speichelfluss (CR)
(Seite 9–10) Wie übertrug John B. Watson Pavlovs Prinzip auf die menschliche Persönlichkeit?
Watson sah die Psyche als „Black Box“ und erklärte Verhalten allein durch Reiz-Reaktions-Verknüpfungen.
→ Innere Zustände galten als nicht empirisch messbar.
→ Persönlichkeitsmerkmale entstehen durch klassische Konditionierungserfahrungen.
(Seite 10) Wie lief das berühmte Experiment mit dem kleinen Albert ab?
NS: weiße Ratte
UCS: lautes Geräusch
UR: Schreck, Weinen Nach wiederholter Paarung:
CS: weiße Ratte
CR: Angstreaktion
→ Reizgeneralisierung: Angst übertrug sich auf ähnliche Objekte (Hasen, Hunde, Pelzmäntel).
(Seite 11) Was zeigte die Studie zur Furchtkonditionierung bei Psychopathie?
Kontrollpersonen: Aktivierung in Amygdala, orbitofrontalem Kortex, Insula etc.
Psychopathen: keine konditionierte Furchtreaktion, aber Kontingenzbewusstsein vorhanden.
➡ Hinweis auf defizitäres emotionales Lernen bei Psychopathie.
(Seite 12) Wie erklärt die klassische Konditionierung therapeutische Veränderung?
Wenn Emotionen (z. B. Angst) erlernt sind, können sie auch verlernt werden.
→ Grundlage für Verhaltenstherapie: durch wiederholte Präsentation des CS ohne UCS tritt Löschung (Extinktion) ein.
(Seite 13) Was passiert bei der Gegenkonditionierung?
Der CS wird mit einem neuen UCS verknüpft, der eine entgegengesetzte Reaktion auslöst.
→ Alte Angstverknüpfung wird ersetzt.
Beispiel:
Systematische Desensibilisierung → Angstreize + Entspannungstraining.
→ Langfristig wirksamer als reine Extinktion.
(Seite 14) Wie funktioniert Aversionstraining am Beispiel Alkoholabhängigkeit?
Substanz Disulfiram verhindert Alkoholabbau → führt zu starker Unverträglichkeit.
→ Nach wiederholter Kopplung wird Alkohol allein zum CS, der Übelkeit (CR) auslöst.
➡ Beispiel für aversive klassische Konditionierung.
(Seite 15) Wie unterscheidet sich die operante Konditionierung von der klassischen?
Während klassische Konditionierung Reiz-Reaktions-Verknüpfungen erklärt,
beschreibt operante Konditionierung, wie Konsequenzen das Verhalten beeinflussen.
→ Verhalten → Konsequenz → Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens verändert sich.
→ Lernen geschieht durch Verstärkung oder Bestrafung.
(Seite 15) Welche Rolle spielt Edward Thorndike in der Entwicklung der operanten Konditionierung?
Thorndike legte mit der Verbindungstheorie die Basis:
→ Lernen durch Versuch und Irrtum (Trial & Error).
→ Erfolgreiches Verhalten wird stärker mit der Situation verknüpft.
Skinner griff dieses Prinzip auf und machte daraus ein systematisches Lernmodell.
(Seite 16) Wie wirken positive und negative Verstärkung im Alltag?
Positive Verstärkung: angenehme Konsequenz → Verhalten ↑ (z. B. Lob für erledigte Hausaufgaben)
Negative Verstärkung: unangenehmer Zustand entfällt → Verhalten ↑ (z. B. kein Abwasch, wenn Hausaufgaben erledigt)
➡ Ziel: Angenehmes erreichen, Unangenehmes vermeiden.
(Seite 16) Wie werden nach Skinner Persönlichkeitsunterschiede erklärt?
Persönlichkeitsmerkmale spiegeln individuelle Verstärkungsgeschichten wider.
→ Eine „gewissenhafte“ Person wurde häufig für gewissenhaftes Verhalten belohnt.
→ Verbindung zu Grays Reinforcement Sensitivity Theory:
Unterschiede in Belohnungs- und Bestrafungssensitivität prägen die Persönlichkeit.
(Seite 17) Warum hielt Albert Bandura Lernen allein durch Konditionierung für unzureichend?
Bandura betonte: Menschen lernen nicht nur durch eigene Erfahrung,
sondern durch Beobachtung anderer.
→ Lernen am Modell ist schneller und effizienter als Versuch und Irrtum.
→ Nachahmung ist ein angeborener, sozialer Mechanismus.
(Seite 18) Was versteht man unter Modell- bzw. Beobachtungslernen?
Lernen durch Beobachtung und Nachahmung eines Modells.
→ Verhalten wird kodiert, gespeichert und ggf. nachgeahmt,
wenn Motivation und Fähigkeiten vorhanden sind.
(Seiten 19–22) Welche vier Teilprozesse bestimmen laut Bandura das Beobachtungslernen?
Aufmerksamkeit – Wahrnehmung des Modells
beeinflusst durch Attraktivität, Salienz, Ähnlichkeit etc.
Speicherung – mentale Repräsentation des Verhaltens
bildhafte, verbale oder symbolische Kodierung
Reproduktion – motorische Umsetzung des Gesehenen
erfordert Übung und Feedback
Verstärkung & Motivation – Entscheidung, ob Verhalten gezeigt wird
durch direkte, stellvertretende oder selbstgesetzte Verstärkung
(Seite 23–25) Wie war das Bobo-Doll-Experiment aufgebaut?
Experimentalgruppe: sah Erwachsene, die eine Clownpuppe aggressiv behandelten
Kontrollgruppe: sah neutrale Interaktion
Erwachsene wurden teils belohnt, bestraft oder erhielten keine Konsequenz → Danach durften die Kinder selbst mit der Puppe spielen – Verhalten wurde beobachtet.
(Seite 25) Welche Hauptergebnisse ergaben sich aus dem Bobo-Doll-Experiment?
Kinder imitierten aggressives Verhalten, besonders wenn das Modell belohnt wurde.
Auch ohne eigenes Tun war das Lernen vorhanden → Unterschied zwischen Lernen und Performanz.
Jungen zeigten mehr Aggression, imitierten v. a. männliche Modelle.
Lebendige oder Film-Modelle wirkten stärker als Cartoon-Modelle.
(Seite 26) Was zeigte die Studie von Ma et al. (2018) zum Thema Ehrlichkeit?
Kinder verhielten sich ehrlicher, wenn sie ein anderes Kind bei ehrlichem Verhalten beobachteten und dieses belohnt wurde (verbal oder materiell).
Beobachtung allein reichte nicht – Verstärkung war entscheidend.
➡ Bestätigung: Modelllernen + Belohnung fördern moralisches Verhalten.
(Seite 27) Welche zentralen Beiträge haben die Lerntheorien zur Psychologie geleistet?
Entwicklung empirisch überprüfbarer Theorien
Beschreibung grundlegender Gesetzmäßigkeiten assoziativen Lernens
Erklärung klinischer & pädagogischer Phänomene (z. B. Phobien, Wirkung von Belohnung & Bestrafung)
Grundlage für verhaltenstherapeutische Verfahren wie
Konfrontationstherapie
systematische Desensibilisierung
(Seite 27) Welche Hauptkritikpunkte werden an den Lerntheorien geäußert?
Reduktionismus: Persönlichkeit auf beobachtbares Verhalten beschränkt
Vernachlässigung biologischer Einflüsse (z. B. Genetik)
Unzureichende Erklärung komplexer, willkürlicher oder nicht-verstärkter Verhaltensweisen
Ignorieren kognitiver & emotionaler Prozesse wie Denken, Motive oder Werte
(Seite 28) Welche Prüfungsfragen ergeben sich aus diesem Themenblock?
Wie erklären behavioristische Modelle Persönlichkeitsunterschiede?
Beispiel „Kleiner Albert“: Erkläre zentrale Konditionierungsbegriffe (UCS, UR, NS, CS, CR, Reizgeneralisierung, Extinktion).
Welche vier Schritte sind für das Modelllernen nach Bandura entscheidend?
Welche Befunde ergab das Bobo-Doll-Experiment?
Welche Stärken & Schwächen haben lerntheoretische Ansätze insgesamt?
(Seite 29) Welche Literatur eignet sich für eine kompakte bzw. vertiefte Wiederholung der Lerntheorien?
Kurz & kompakt: Schmitt & Altstötter-Gleich (2010): Differentielle Psychologie und Persönlichkeitspsychologie kompakt, Kap. 5.
Vertiefend: Maltby, Day & Macaskill (2011): Differentielle Psychologie, Persönlichkeit und Intelligenz, Kap. 4.
Vertiefende Themen:
Stellungnahme der Internationalen Gesellschaft für Aggressionsforschung zu Mediengewalt & Aggression
Filmtipp: The Village (2004) – erkennbare Prinzipien von Verstärkung
Bücher: Walden Two (B. F. Skinner), Brave New World (A. Huxley)
(Seite 30) Welche Aussage trifft das Konzept des Behaviorismus am besten?
(c) Verhalten wird durch unterschiedliche Lernerfahrungen erklärt.
Falsche Optionen (zur Einordnung):
a) beschreibt unbewusste Konflikte → trifft auf Psychoanalyse zu
b) lehnt Persönlichkeit ab → falsch, sie wird als Summe von Lerngewohnheiten gesehen
d) sagt, dass Verhalten unveränderlich ist → Gegenteil des behavioristischen Prinzips
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