(Seite 5) Worin liegt das Ziel eigenschaftstheoretischer (Trait-)Modelle?
• Ziel: Gesamte Persönlichkeit anhand von Eigenschaften (Traits) zu beschreiben.
• Traits bündeln beobachtbare Verhaltensweisen (z. B. gesellig, kontaktfreudig → Extraversion).
Details merken:
• Traits dienen der Beschreibung, Vorhersage und Erklärung von Verhalten.
• Grundlage: empirische Daten → Theorien + Messinstrumente.
(Seite 6–7) Was unterscheidet einen Trait von einem State?
• State: momentaner Zustand, situationsabhängig.
• Trait: stabile Disposition, über Situationen & Zeitpunkte hinweg konsistent.
• Transsituationale Konsistenz: gleiches Verhalten in verschiedenen Situationen.
• Transtemporale Konsistenz: gleiches Verhalten über die Zeit.
(Seite 7) Wie definiert McCrae & Costa (1997) einen Trait?
Ein Trait beschreibt den typischen Stil des Denkens, Fühlens und Handelns einer Person
– über verschiedene Situationen und Zeitpunkte hinweg.
→ Traits sind zeitlich stabil (Wochen bis Monate).
(Seite 8) Welche drei zentralen Prinzipien prägen hierarchische Traitmodelle?
Abstraktion – Verhalten wird zu übergeordneten Kategorien gebündelt.
Konsistenz – Verhalten bleibt über Situationen hinweg ähnlich.
Stabilität – Traits verändern sich nur langsam über die Zeit. Details merken: Aus Verhalten kann auf zugrunde liegende Traits geschlossen werden.
(Seite 9) Wie lassen sich relevante Persönlichkeitseigenschaften überhaupt finden?
→ Lexikalischer Ansatz
• Annahme: Wichtige Persönlichkeitseigenschaften sind in der Sprache verankert.
• Je bedeutender ein Trait, desto mehr Synonyme existieren dafür.
Methode:
Begriffe zur Personenbeschreibung sammeln
Synonyme identifizieren
Listen erstellen Beispiel: „gesellig“, „kontaktfreudig“ → Extraversion
(Seite 10) Wie gingen Allport & Odbert (1936) beim lexikalischen Ansatz konkret vor?
• Analyse des Webster’s New International Dictionary (1925)
→ Ziel: Wörter finden, die Menschen in ihrem Verhalten unterscheiden.
Ergebnis:
• 17 953 beschreibende Wörter
– davon ≈ 4 500 = stabile Persönlichkeitseigenschaften
– weitere Kategorien:
• temporäre Zustände
• soziale Bewertungen
• Rollen
• metaphorische Begriffe
(Seite 11) Wie unterteilte Allport die 4 500 stabilen Traits?
Kardinale Traits – dominant, selten, bestimmen ganze Persönlichkeit (z. B. Altruismus bei Mutter Theresa)
Zentrale Traits – prägen Verhalten in vielen Lebensbereichen (ca. 5–10 Stück)
Sekundäre Traits – weniger zentral, situationsabhängig Details merken: Allport betonte eine idiographische Sichtweise → Erforschung der Einmaligkeit des Individuums (z. B. Tagebuchanalyse).
(Seite 12) Welche drei Arten von Persönlichkeitseigenschaften unterschied Cattell?
Fähigkeiten – Wie gut jemand etwas tut (z. B. Intelligenz).
Motive / Dynamische Eigenschaften – Warum jemand etwas tut (z. B. Bedürfnisse, Einstellungen).
Temperamentseigenschaften – Wie jemand etwas tut (z. B. Impulsivität). Details merken: → Temperament = Persönlichkeit im engeren Sinne. → Ziel: Grundstruktur der Persönlichkeit beschreiben.
(Seite 13) Welche drei Datenquellen nutzte Cattell zur Persönlichkeitsanalyse?
• L-Daten (Life): objektive Lebensdaten
– z. B. Schulnoten, Unfälle, Fremdratings
• Q-Daten (Questionnaire): Selbstberichte über Persönlichkeit
• T-Daten (Tests): standardisierte Leistungstests mit „objektiven“ Ergebnissen
Kernaussage:
→ Nur die Kombination mehrerer Datenquellen ermöglicht eine umfassende Beschreibung der Persönlichkeit.
(Seite 14 & 16) Wie reduzierte Cattell Allports 4 500 Trait-Begriffe auf die zentralen Persönlichkeitsfaktoren?
Reduktionsprozess:
4 500 → 171 → 35 → 12 Source Traits
Schritte: • Synonyme & unverständliche Begriffe ausgeschlossen • 11 zusätzliche Traits aus Fachliteratur ergänzt • Mehrere Stichproben, Raterbewertungen • Faktorenanalyse zur weiteren Reduktion Ergebnis: → 12 grundlegende, später 16 Persönlichkeitsfaktoren.
(Seite 15) Wozu dient die Faktorenanalyse in der Persönlichkeitsforschung?
• Ziel: Datenreduktion – Gruppen ähnlicher Traits finden.
• Methode: Identifikation von Variablen, die hoch korrelieren → gemeinsamer Faktor.
Beispiele:
• Sekundärfaktor „Extraversion“ erklärt Zusammenhänge zwischen gesellig, lebhaft usw.
→ „Faktor“ = gemeinsame Ursache für Korrelationen zwischen Variablen.
(Seite 17–18) Wie entstand der 16-PF-Test?
• Cattell kombinierte L- und Q-Daten.
• 12 Faktoren aus L-Daten + 4 weitere nur aus Q-Daten.
→ Ergebnis: 16 Personality Factors (16 PF)
Verwendung:
→ Fragebogen zur Messung grundlegender Persönlichkeitsdimensionen.
(Seite 19) Wie ist das 16-PF-Modell hierarchisch aufgebaut?
• Primärfaktoren: 16 Basisdimensionen (z. B. Emotionalität, Dominanz).
• Sekundärfaktoren: übergeordnete Cluster (z. B. Extraversion, Ängstlichkeit).
Cattell variierte die Anzahl (4 – 5) und Benennung dieser Sekundärfaktoren mehrfach.
(Seite 20) Welche drei situativen Variablen ergänzen Cattells Modell?
Rollen (Roles): situationsabhängige soziale Funktionen (z. B. Mutter, Kollegin).
Zustände (States): momentane, situationsbedingte Reaktionen (z. B. Ärger im Stau).
Stimmungen (Moods): länger anhaltende emotionale Hintergründe. Kernaussage: → Verhalten entsteht aus Trait × Situation.
(Seite 21) Was beschreibt Cattells Spezifikationsgleichung des Verhaltens?
Formelhafte Darstellung, wie Personenvariablen (Traits) und Situationsfaktoren gemeinsam Verhalten bestimmen.
Allgemeine Idee:
→ Verhalten = Funktion aus Persönlichkeit + Situation + deren Wechselwirkun
(Seite 23–24) Was sind die Kernaufgaben und Grundannahmen von Eysencks Persönlichkeitstheorie?
Zwei Hauptaufgaben der Persönlichkeitspsychologie:
Beschreibung → Welche grundlegenden Dimensionen unterscheiden Menschen?
Erklärung → Welche biologischen Ursachen liegen diesen Unterschieden zugrunde?
Grundannahmen:
• Persönlichkeit basiert stark auf genetischen & biologischen Faktoren.
• Hierarchisches Modell mit wenigen übergeordneten Dimensionen.
• Kontinuierlicher Übergang zwischen normalem Verhalten und psychischen Störungen.
(Seite 24–25) Welche drei Superfaktoren beschreibt das PEN-Modell?
P – Psychotizismus: Gegensatz von psychischer Gesundheit ↔ Kälte, Aggressivität
E – Extraversion: Gegensatz von Geselligkeit ↔ Zurückgezogenheit
N – Neurotizismus: Gegensatz von emotionaler Stabilität ↔ Labilität Details merken: → Diese drei Dimensionen sind unabhängig (orthogonal) voneinander.
(Seite 25) Wie leitete Eysenck die Dimensionen Extraversion und Neurotizismus empirisch ab?
• Untersuchung mit 700 neurotischen Soldaten (1944).
• Beurteilung durch verschiedene Beobachter auf 37 Variablen.
• Faktorenanalyse: 4 Faktoren, davon zwei zentrale:
→ Extraversion
→ Neurotizismus
Diese beiden Dimensionen sind unabhängig und grundlegend für Persönlichkeit.
(Seite 26–27) Wie charakterisierte Eysenck (1994) den typischen Extravertierten?
• kontaktfreudig, aktiv, impulsiv
• sucht Abwechslung, Erregung und soziale Kontakte
• liebt Partys, redet gern, macht Witze
Kern der Extraversion:
Soziabilität
Positive Emotionalität
Aktivität
(Seite 28) Welche Merkmale beschreiben den typischen Introvertierten laut Eysenck?
• ruhig, planvoll, zurückhaltend
• bevorzugt Bücher & Ordnung statt Erregung
• kontrolliert Emotionen, zuverlässig, moralisch
→ Introvertierte vermeiden Reizüberflutung und bevorzugen Stabilität gegenüber Abwechslung.
(Seite 29) Was zeigen empirische Befunde (Watson & Clark, 1997) zu Unterschieden zwischen Extraversion und Introversion?
Extravertierte:
• risikobereit, leistungssteigernd durch Aufregung
• soziale & sexuelle Aktivität hoch
• leicht beeinflussbar, humorvoll
Introvertierte:
• risikoscheu, vorsichtig
• Aufregung verschlechtert Leistung
• suchen Ruhe & intellektuellen Humor
→ Extraversion hängt mit hoher Reizsuche, Introversion mit Reizvermeidung zusammen.
(Seite 30–31) Was kennzeichnet hohe Werte im Neurotizismus?
• Emotionale Labilität & Tendenz zu negativem Affekt
• häufig ängstlich, launisch, depressiv, schlafgestört
Aktuelle Forschung:
• Hoher N =
– stärkere negative Emotionen (Mittelwert)
– größere Varianz negativer Emotionen
– geringere positive Emotionen
→ bestätigt durch Metaanalyse (13 Studien, >2 500 Personen).
(Seite 33–34) Wofür steht die Dimension Psychotizismus?
• beschreibt ein Kontinuum von normalem Verhalten → kriminell → psychopathisch → psychotisch
Typische Merkmale (bei hohem P):
• kalt, egozentrisch, unsozial
• wenig Empathie, feindselig
• sucht das Ungewöhnliche, provoziert gern
→ Psychotizismus trennt angepasstes von abweichendem Verhalten.
(Seite 35) Welche Instrumente entwickelte Eysenck zur Messung seiner Dimensionen?
Eysenck Personality Questionnaire (EPQ / EPQ-R) – misst die drei Sekundärfaktoren P, E, N
Eysenck Personality Profiler (EPP) – erfasst zusätzlich die Primärfaktoren der drei Dimensionen Details merken: → Beide Instrumente sind standardisierte Selbstberichte zur empirischen Erfassung des PEN-Modells.
(Seite 36) Welche Kernfragen solltest du nach der Vorlesung „Eigenschaftstheorien I“ sicher beantworten können?
Grundzüge & Ziele der Trait-Theorien → Beschreibung & Vorhersage von Verhalten durch stabile Eigenschaften.
Vertreter: Allport, Cattell, Eysenck.
Lexikalischer Ansatz (Allport): Traits in Sprache verankert.
Cattell: 16-Faktoren-Modell, empirische Reduktion von 4 500 Traits.
Datenquellen: L-, Q-, T-Daten – Kombination für umfassendes Bild.
Cattells Spezifikationsgleichung: Verhalten = Funktion aus Traits × Situation.
Eysencks PEN-Modell: Extraversion, Neurotizismus, Psychotizismus.
(Seite 37) Was misst das NEO-FFI (Borkenau & Ostendorf, 1993/2008), und wie funktioniert die Auswertung?
• Erfasst Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit
→ basiert auf dem Fünf-Faktoren-Modell (Big Five).
• Auswertung:
– Items 0–4 Punkte (starke Ablehnung → starke Zustimmung)
– „r“-Items: invertiert
– Vergleich mit Normwerten (z. B. Körner et al., 2008, Tab. 4.1).
Ziel:
→ Eigene Persönlichkeitsausprägungen reflektieren.
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