(Seite 7) Was passiert bei der klassischen Konditionierung nach Pawlow?
Ein ursprünglich neutraler Reiz wird durch wiederholte Kopplung mit einem unkonditionierten Reiz zum konditionierten Reiz.
→ Dieser löst dann dieselbe Reaktion aus wie der ursprüngliche Reiz.
Beispiel: Glocke + Futter → Speichelfluss → Glocke allein → Speichelfluss.
Details merken: Lernprinzip basiert auf Assoziation zweier Reize.
(Seite 9) Was zeigte Watsons Experiment mit „Little Albert“?
Watson demonstrierte, dass emotionale Reaktionen (z. B. Angst) konditioniert werden können.
Albert lernte, Angst vor einer weißen Ratte zu empfinden, weil das Tier wiederholt mit einem lauten Geräusch gepaart wurde.
Zeigt die Übertragbarkeit (Generalisierung) auf ähnliche Reize.
(Seite 10–11) Was versteht man unter operanter Konditionierung nach Skinner?
Verhalten wird durch seine Konsequenzen beeinflusst:
Positive Verstärkung (C+) → angenehmer Reiz folgt → Verhalten ↑
Negative Verstärkung (C−) → unangenehmer Reiz fällt weg → Verhalten ↑
Direkte Bestrafung (C−) → unangenehmer Reiz folgt → Verhalten ↓
Indirekte Bestrafung (C+) → angenehmer Reiz fällt weg → Verhalten ↓ Kernaussage: Lernen durch Verhaltenskonsequenzen.
(Seite 6) Welche drei Forscher prägten die lernpsychologischen Grundlagen der Verhaltenstherapie?
Iwan P. Pawlow – klassische Konditionierung
John B. Watson – Behaviorismus
B. F. Skinner – operante Konditionierung
Diese Theorien bilden die Basis der frühen Verhaltenstherapie.
(Seite 13) In welchen Entwicklungsphasen verlief die Geschichte der Verhaltenstherapie?
Behavioristische Phase (ab 1950er) – Lernen durch klassische & operante Konditionierung
Kognitiv-behaviorale Phase (ab 1970er) – Einbezug von kognitiven & sozialen Lerntheorien
„Dritte Welle“ (ab 1990er) – Integration von Emotion, Achtsamkeit und neuen Therapieformen
(Seite 14 f.) Was brachte die soziale Lerntheorie von Bandura und Lazarus in die Verhaltenstherapie ein?
Die Annahme, dass Menschen durch Beobachtung und Nachahmung lernen.
→ Verhalten wird nicht nur direkt, sondern auch modellhaft gelernt.
Beispiel: Banduras „Bobo-Doll-Experiment“ – Kinder übernehmen aggressives Verhalten durch Vorbilder.
(Seite 16–17) Was bezeichnet die „kognitive Wende“ in der Verhaltenstherapie?
Ab den 1960er Jahren Erweiterung des reinen Behaviorismus um kognitive Prozesse.
→ Fokus auf Denken, Bewerten und Interpretieren von Situationen.
Beispiel: Köhlers Affen zeigten „Lernen durch Einsicht“, nicht nur durch Versuch und Irrtum.
(Seite 18–19) Was meint die kognitive Perspektive in der Verhaltenstherapie?
Grundannahme: Erleben, Verhalten und Körperreaktionen werden durch Kognitionen bestimmt.
**Kognitionen = ** Wahrnehmungen, Erwartungen, Bewertungen, Lebensregeln usw.
➡️ Therapie zielt auf die Veränderung dysfunktionaler Denkmuster.
Zitat Epiktet: „Nicht die Dinge beunruhigen die Menschen, sondern ihre Vorstellungen von den Dingen.“
(Seite 20–22) Welche zwei zentralen kognitiven Therapien prägten die moderne KVT?
Rational-Emotive Therapie (Ellis, ab 1957): Fokus auf „irrationale Annahmen“ → A-B-C-Modell
Kognitive Therapie (Beck): Fokus auf „automatische Gedanken“ und Grundannahmen
Details merken:
A = Activating Event
B = Belief
C = Consequence (Emotion / Verhalten) → Verzerrte Überzeugungen führen zu unangemessenen Reaktionen.
(Seite 22) Wie beschreibt Beck den Zusammenhang zwischen Schemata, Gedanken und Verhalten?
Grundannahmen/Schemata → stabile Überzeugungen („Ich bin nicht liebenswert“)
Bedingte Regeln („Sag nichts Falsches, sonst wirst du abgelehnt“)
Automatische Gedanken in Situationen („Ich habe etwas falsch gemacht“) → führen zu Emotion und Verhalten (z. B. Traurigkeit → Rückzug).
(Seite 24) Wie unterscheiden sich Verhaltenstherapie (VT), Kognitive Therapie (KT) und Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)?
VT: Erklärung & Behandlung psychischer Störungen mit lerntheoretischen Prinzipien.
KT: Fokus auf dysfunktionale Kognitionen als Ursache/Aufrechterhaltung von Störungen; Ziel = Veränderung dieser Gedanken.
KVT: Kombination aus behavioralen und kognitiven Methoden → Störungen entstehen durch Lern- und kognitive Prozesse.
„Kognitive Verhaltenstherapie“ ist heute der offizielle und gebräuchlichste Begriff unter den Richtlinienverfahren.
(Seite 25) Was sind die Grundprinzipien der Verhaltenstherapie nach Margraf & Schneider (2018)?
Empirische Fundierung – wissenschaftlich überprüfbar
Problemorientierung – Fokus auf aktuelle Schwierigkeiten
Bedingungsbezug – prädisponierende, auslösende, aufrechterhaltende Faktoren
Zielorientierung – klare, überprüfbare Ziele
Handlungsorientierung – aktives Tun statt passivem Reden
Alltagsbezug – reale Lebenssituationen im Fokus
Transparenz – Patient wird in Entscheidungen einbezogen
Hilfe zur Selbsthilfe – Förderung von Autonomie
Evaluation & Weiterentwicklung – kontinuierliche Anpassung
(Seite 28–31) Welche Phasen umfasst der typische Therapieablauf in der Verhaltenstherapie?
Anmeldung / Vorkontakt
Erstgespräch / Sprechstunden / Probatorik
Anamnese, Diagnostik (ICD-10), psychometrische Tests
Abklärung körperlicher Faktoren
Funktions- und Bedingungsanalyse (SORCK)
Therapieplanung & Durchführung
Prozess- und Verlaufsdiagnostik
Evaluation der Zielerreichung
(Seite 29–34) Welche Symptome und Hintergründe zeigte das Fallbeispiel Frau H.?
Symptome: Flashbacks, Schweißausbrüche, Herzklopfen, Traurigkeit, Schlafstörungen, Reizbarkeit
Diagnosen: F43.1 PTBS & F33.0 rezidivierende Depression (leichte Episode)
Biografische Daten: Kindheit mit Geschwistern, frühe Ausgrenzungserfahrungen, Trennung vom Partner, Unfall mit Gefäßriss → Auslöser der Symptomatik
Befund: wach, orientiert, offen, kein Suizidrisiko
Details merken: Beispiel dient der Übung zur Problem- und Bedingungsanalyse.
(Seite 35–37) Welches Ziel hat Diagnostik und Fallkonzeption in der VT?
→ Problemlösemodell: Therapie als systematischer Problemlöseprozess.
Ziele:
Verständnis für die Problematik entwickeln
Therapieziele & Ansatzpunkte ableiten
Geeignete Methoden planen
Ein Problem entsteht, wenn eine Person einen Zustand als unerwünscht erlebt, aber keine Mittel kennt, ihn zu ändern (Dörner 1976).
(Seite 37) Nach welchen Kriterien werden Probleme für die Therapie ausgewählt?
Leidensdruck
Dringlichkeit
Veränderungsbereitschaft
Erfolgsaussichten
Äußerer Druck / Folgen bei Aufschub
(Seite 38) Was ist das Ziel einer Bedingungs- und Funktionsanalyse?
Problemverhalten beschreiben, verstehen, erklären, vorhersagen
Daraus ein schlüssiges Störungs- und Behandlungsmodell entwickeln
Therapieziele und passenden Behandlungsplan ableiten
Grundlage: lernpsychologische Erkenntnisse nach Kanfer & Saslow (1974)
(Seite 39–40) Was ist das Ziel der Bedingungs- und Funktionsanalyse auf Mikro- und Makroebene?
→ Das Verhalten einer Person verstehen und erklären, indem Entstehungs- und Aufrechterhaltungsbedingungen analysiert werden.
Mikroanalyse: Analyse konkreter Situationen und Reaktionsmuster (SORKC).
Makroanalyse: Einbettung in die Lebensgeschichte, Persönlichkeit und Grundbedürfnisse.
(Seite 40) Wofür steht das SORKC-Modell nach Kanfer & Saslow (1974)?
Ein Schema zur Funktionsanalyse problematischen Verhaltens:
S = Stimulus (auslösende Bedingungen)
O = Organismusvariablen (z. B. biologische, kognitive, emotionale Faktoren)
R = Reaktion (kognitiv, emotional, physiologisch, behaviorales Verhalten)
K = Kontingenz (Wahrscheinlichkeit, mit der die Konsequenz folgt)
C = Konsequenz (Kurz- und langfristige Folgen)
(Seite 41–43) Wie zeigte sich das SORKC-Modell im Fall Frau H.?
S: Sirene eines Rettungswagens
O: frühere Unfall-Erfahrung, erhöhte physiologische Erregbarkeit
R: Angst, Atemnot, Schwindel, Rückzug (Absage des Treffens)
C:
Kurzfristig: Erleichterung, Spannungsreduktion
Langfristig: Stabilisierung der Vermeidung, negative Selbstwahrnehmung
Details merken: → Vermeidungsverhalten verstärkt kurzfristig Erleichterung, erhält aber langfristig die Störung aufrecht.
(Seite 44–46) Worin unterscheiden sich Mikro- und Makroanalyse?
Mikroanalyse: Fokus auf einzelne Situationen (z. B. konkrete Angstreaktion).
Makroanalyse: Fokus auf übergeordnete Bedingungen, die die Störung begünstigen.
Prädisponierende Faktoren (z. B. Persönlichkeit, Biografie)
Auslösende Faktoren
Aufrechterhaltende Mechanismen
Frage der Makroanalyse:
→ Warum entwickelt Person X jetzt die Symptome Y?
(Seite 47) Welche drei Elemente enthält das Vulnerabilitäts-Stress-Modell psychischer Störungen?
Prädisponierende Faktoren: biologische, psychologische oder soziale Vulnerabilität
Auslösende Faktoren: akute Belastungen oder Stressoren
Aufrechterhaltende Faktoren: dysfunktionale Kognitionen, Vermeidungsverhalten etc.
Kernaussage:
→ Störung entsteht durch Interaktion von Personmerkmalen, Umwelt und Stressbelastung, entwickelt dabei eine Eigendynamik.
(Seite 52–53) Was sind die übergeordneten Ziele der Verhaltenstherapie?
Reduktion von Leiden, Symptomen und Beeinträchtigung
Veränderung problematischer Verhaltens-, Emotions- und Einstellungsmuster
Förderung von Lebens- und Problembewältigungskompetenzen ➡️ Ziel ist die Funktionsverbesserung im Alltag, nicht nur Symptomfreiheit.
(Seite 54) Was unterscheidet Therapiemotivation und Veränderungsmotivation?
Therapiemotivation: Bereitschaft, eine Therapie zu beginnen und fortzusetzen
Veränderungsmotivation: Bereitschaft, eigene Muster zu verändern und Belastungen aktiv anzugehen Einflussfaktoren:
Nutzen/Kosten-Abwägung
Selbstwirksamkeit
Blockaden oder Nebenwirkungen
(Seite 56) Welches Ziel verfolgt die therapeutische Beziehungsgestaltung?
→ Aufbau einer vertrauensvollen, unterstützenden Beziehung, in der sich der Patient sicher und verstanden fühlt.
Sie dient dazu,
die Selbstöffnung zu fördern
belastende Interventionen (z. B. Exposition) zu erleichtern (Quelle: Steil & Stangier, 2012)
(Seite 57) Welche Basistechniken der Gesprächsführung sind in der VT zentral?
Aktives Zuhören
Empathie & Akzeptanz (nicht-wertende Haltung)
Transparenz & Struktur
Konkretisieren & Präzisieren
Geleitetes Entdecken
Zusammenfassen & Rückmelden (Quellen: Hoyer & Knappe 2020; Margraf & Schneider 2018)
(Seite 58) Welche praktischen Maßnahmen stärken die therapeutische Beziehung?
Förderung positiver Erfolgserwartung
Vermittlung eines plausiblen Erklärungsmodells
Vorbereitung auf Übungen und Aufgaben
Soziale Verstärkung
Regelmäßige Rückmeldungen & Zusammenfassungen
Motivorientierte Beziehungsgestaltung
Unterstützendes nonverbales Verhalten
(Seite 59) Welche zentralen Punkte fasst die Vorlesung zur Verhaltenstherapie zusammen?
Grundlage: klassische & operante Konditionierung
Erweiterung durch soziale Lern- und kognitive Theorien
Fokus auf aktuelle Probleme, empirische Fundierung, Ziel- und Handlungsorientierung
Bedingungs- und Funktionsanalyse als Herzstück der Fallkonzeption
Gute Beziehung basiert auf Empathie, Akzeptanz & aktivem Zuhören
(Seite 60) Welche Perspektiven waren entscheidend für die Entwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie?
Lerntheoretische Perspektive: klassische & operante Konditionierung
Soziale Lerntheorie: Lernen durch Beobachtung und Modelllernen (Bandura)
Kognitive Perspektive: Einfluss von Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen auf Erleben und Verhalten
(Seite 60) Welche drei Entwicklungsphasen unterscheidet man in der Verhaltenstherapie?
Behaviorismus – Fokus auf beobachtbares Verhalten
Kognitive Wende – Integration von Denken und Lernen
Dritte Welle – Einbezug von Emotion, Achtsamkeit & Akzeptanz
(Seite 60) Was sind die Grundprinzipien der Verhaltenstherapie?
Empirisch fundiert
Problem- & Zielorientiert
Handlungsorientiert & alltagsnah
Transparente Zusammenarbeit
Hilfe zur Selbsthilfe
Kontinuierliche Evaluation & Weiterentwicklung
(Seite 60) Wie wird eine SORKC-Analyse durchgeführt?
S = auslösender Stimulus
O = Organismusvariablen (z. B. Gefühle, Kognitionen, körperliche Faktoren)
R = Reaktion (kognitiv, emotional, physiologisch, Verhalten)
K = Kontingenz – Häufigkeit oder Wahrscheinlichkeit
C = Konsequenz – kurz- und langfristige Folgen
(Seite 60) Was ist der Unterschied zwischen Mikro- und Makroanalyse?
Mikroanalyse: detaillierte Betrachtung einzelner Problemsituationen
Makroanalyse: Analyse übergeordneter Bedingungen (z. B. Biografie, Persönlichkeit, Werte, Grundbedürfnisse)
(Seite 60) Welche drei Elemente enthält das Vulnerabilitäts-Stress-Modell?
Prädisponierende Faktoren (Vulnerabilität)
Auslösende Faktoren (Stressoren)
Aufrechterhaltende Faktoren (z. B. Vermeidung, dysfunktionale Gedanken)
(Seite 60) Was bedeutet die Eigendynamik einer Störung?
Eine Störung kann sich selbst verstärken und durch Rückkopplungen stabilisieren – auch ohne äußeren Stressor.
➡️ Beispiel: Vermeidungsverhalten mindert kurzfristig Angst, erhält sie aber langfristig aufrecht.
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