Kulturelle Bildung (allgemein; Grundidee und Ursprung)
Kulturelle Bildung versteht sich als lebenslange Allgemeinbildung im und durch künstlerische und symbolhafte Ausdrucksformen (z. B. Musik, Tanz, Theater, Literatur, Architektur). Sie ermöglicht kulturelle Teilhabe, also Partizipation am kulturellen Leben einer Gesellschaft.
Beispiel: Ein Theaterprojekt an einer Schule, in dem Schüler:innen Themen aus ihrer Lebenswelt inszenieren.
Der Begriff Ästhetik
Der Begriff stammt von Aisthesis (griechisch für sinnliche Wahrnehmung)
Alexander G. Baumgarten definierte Ästhetik als „Wissenschaft der sinnlichen Erkenntnis“
Heute umfasst Ästhetik sowohl die Theorie des Schönen als auch die Art, wie wir Wahrnehmung in unser Leben integrieren.
Eselbrücke: Ästhetik = alles, was unsere Sinne anspricht (sehen, hören, fühlen)
Ästhetische Erfahrung (tgeoiretische Deutung; Idelaismus VS Pragmatismus)
Definition: Eine besondere Form von Wahrnehmung, in der Menschen Gefühle, Gedanken und Sinneseindrücke verbinden.
2 Zugänge:
Idealismus: Zweckfreie Erfahrung des Schönen & Weltwahrnehmung
nach Dewey: Jede Erfahrung, die emotional und handlungsorientiert ist – auch im Alltag.
Ästhetische Bildung/ Erziehung (Bildung durch Sinneserfahrung und Kunst)
Definition: Erziehung durch die ästhetische Erfahrung, die die Wahrnehmung, Kreativität und Selbstbestimmung fördert. Ziel ist nicht Belehrung, sondern Befähigung zu freiem, reflektiertem Handeln durch Kunst.
Beispiel: Kinder lernen durch Theaterspielen soziale Rollen und Ausdruck
Alte Kulturpädagogik (geisteswissenschaftliche Phase bis 1960)
Geisteswissenschaftlich geprägt (bis 1960er)
Ziel: Enkulturation in die „hohe“ Kultur (Kunst, Musik, Literatur)
-> Sozialisationsprozess
Orientierung an Werten wie „Wahr, Gut, Schön“
Beispiel: Kunstunterricht mit Fokus auf klassische Werke
Neue Kulturpädagogik (emanzipatorische Phase ab 1970)
Entstand in den 1970ern
Demokratisierte Kulturarbeit („Kultur für alle“), Orientierung an Alltag, Lebenswelt und sozialem Raum
Betonung von Selbstbestimmung, Partizipation und Kreativität
Beispiel: Jugendzentren, offene Kunstwerkstätten, Stadtteilprojekte.
kritische Kulturpädagogik
Ansatz, der Machtstrukturen, soziale Ungleichheit und kulturelle Ausschlüsse reflektiert
Ziel ist gesellschaftliche Veränderung durch kulturelle Bildung
Frage: Wer hat Zugang zu Kultur – und wer nicht?
Kulturelle Bildung ( im engeren Sinn; heutuger Fachbegriff und theoretischer Kontext)
Kulturelle Bildung ist Bildung im Medium der Kunst und Kultur. Sie befähigt Menschen, kulturelle Ausdrucksformen zu verstehen, selbst zu gestalten und aktiv an kulturellen Prozessen teilzunehmen.Sie wird häufig synonym mit Kulturpädagogik verwendet.
Beispiel: Ein Theaterprojekt, in dem Jugendliche ihre eigenen Themen aufgreifen und auf die Bühne bringen.
Kulturpädagogik
Wissenschaft und Praxis, die sich mit Lern- und Bildungsprozessen durch kulturelle, künstlerische und ästhetische Tätigkeiten beschäftigt.
Sie zielt auf persönliche Entwicklung, kulturelle Teilhabe und gesellschaftliche Mitgestaltung
Merksatz: Pädagogik mit Kultur = Lernen durch Erleben und Gestalten
Lebensweltorientierung
Ausrichtung von Bildungsangeboten an den realen Lebensbedingungen, Bedürfnissen und Interessen der Menschen
Beispiel: Streetart-Workshops in Stadtteilen statt Kunstgeschichte im Klassenzimmer
Kritische Kulturpädagogik / kritische Kulturvermittlung (reflektierte Perspektive auf Macht und Teilhabe)
Definition: Pädagogischer Ansatz, der bestehende Machtstrukturen, Ungleichheiten und kulturelle Ausschlüsse reflektiert
Er hinterfragt, wer Zugang zu Kultur hat, welche Werte darin vermittelt werden und wie Kunst gesellschaftliche Veränderung anstoßen kann
Ziel: mehr Inklusion, Diversität und gerechte Zugänge zu Kultur
Beispiel: Ein Museum entwickelt Ausstellungen gemeinsam mit Jugendlichen aus verschiedenen Milieus
Partizipation
Definition: Aktive Beteiligung der Lernenden an der Gestaltung kultureller Prozesse
Beispiel: Jugendliche entscheiden selbst, welche Themen sie in einem Kunstprojekt bearbeiten möchten
Kulturelle Teilhabe
Definition: Das Recht und die Möglichkeit jedes Menschen, am kulturellen Leben einer Gesellschaft mitzuwirken – als Rezipient:in und als Produzent:in.
Eselbrücke: Teilhabe = Teilen + Mitmachen.
Medienpädagogik (als Oberbegriff)
Definition: Medienpädagogik untersucht die pädagogische Bedeutung von Medien in Freizeit, Bildung und Beruf. Sie fragt nach Inhalten, Funktionen, Nutzungsformen und Auswirkungen von Medien und entwickelt Modelle für medienpädagogisches Handeln.
Merke: Medien + Pädagogik = Lernen mit, über und durch Medien.
Medienerziehung (klassische Linie)
Definition: „Hinführung zum Umgang mit Medien“. Es geht darum, Menschen zu befähigen, Medien kritisch und reflektiert zu nutzen.
Fokus: Schutz, Kritikfähigkeit, Urteilsvermögen
Kontext: schulisch, erziehungswissenschaftlich verankert.
Mediendidaktik (Erziehung durch Medien)
Definition: Nutzung von Medien als Mittel zur Verbesserung von Lehr- und Lernprozessen.
Kerngedanke: Medien = Werkzeug, nicht Inhalt.
Beispiel: E-Learning, Digitalisierung des Unterrichts
?Handlungsorientierte Medienpädagogik (kommunikationswissenschaftlich)
Definition: Menschen sind aktive Subjekte, die Medien gestalten können.
Kernfrage: nicht „Was machen Medien mit den Menschen?“, sondern „Was können Menschen mit Medien machen?“
Fokus: elbsttätigkeit, Kreativität, Partizipation
aktive Medienarbeit (Praxisansatz der Handlungsorientierten Medienpädagogik)
Definition: Projektorientiertes eigenes Produzieren von Medien (Videos, Fotos, Podcasts).
Ziel: Medienkompetenz durch eigenes Tun.
Medienkompetenz (Baacke 1990; pädagogische Fähigkeiten)
Definition: Fähigkeiten, Medien kritisch, kreativ, sozial verantwortlich und selbstbestimmt zu nutzen.
4 Dimensionen:
Medienkritik
Medienkunde
Mediennutzung
Mediengestaltung
Medienbildung (philosophisch ab 2000; umfassender Bildungsbegriff)
Definition: Bildung durch Medien in der digitalisierten Welt; Medien als Bestandteil der Subjekt- und Weltbildung.
Kerngedanke: Medien prägen unsere Wahrnehmung, Identität, Kultur → deshalb sind sie im Bildungsprozess strukturbildend.
kritische Medienpädagogik (gesellschaftskritische Linie)
Definition: Hinterfragt Machtstrukturen der Medien, Ökonomie, digitale Kapitalismuslogiken und ideologische Mechanismen.
Ziel: Emanzipation, Reflexion, Selbstbestimmung im digitalen Kapitalismus.
Kulturelle Medienbildung (Allgemein; Problematisierung des Begriffs
Definition: Der Begriff beschreibt pädagogische Arbeit an den Schnittstellen zwischen Kulturpädagogik und Medienpädagogik, ist aber problematisch weil:
er von Kulturpädagogik benutzt wird, um Medienpädagogik „einzugemeinden“, und
er mit der medienpädagogischen Strömung Medienbildung verwechselt wird.
Trotzdem wird der Begriff genutzt, weil es keine bessere Alternative gibt.
Kulturpädagogische Perspeltive: Medien =asthetisch formatiert
Medien gelten in der Kulturpädagogik als ästhetische Ausdrucksformen → darum gehören Medien schon seit den 1970ern selbstverständlich zur kulturellen Kinder- und Jugendbildung.
Theoretische Fundierungen
Jahrtausendwende: Informations-, Wissens-, Netzwerkgesellschaft (Bell, Reich, Castells)
2000–2010: Anthropologische Fundierung (Cassirer)
Ab 2015: Kultur der Digitalität (Stalder)
Medienpädagogische ZUgänge korrespondierend zur kulturellen Medienbildung
4 Konzepte der Medienbildung korrespondierend zu medienpädagogischem Konzepten:
Alternative & Aktive Medienarbeit (1960–1970er)
Ästhetisch organisierter Lernprozess (1980–1990er)
Milieusensible & ästhetische Medienbildung (ab 2000)
Strukturalen Medienbildung → Digital/Kulturelle Bildung
Enzensberger: Unterschied herkömmliche vs. mediale Ästhetik
Herkömmliche Ästhetik = genau reglementiert, monologisch, fiktiv
mediale Ästhetik = dialogisch, offen, Grenzen zwischen Fiktivem und Realem überschneiden
Langer: Diskursive vs. präsentative Symbolik
Diskursiv → Sprache, abstrakt, eindeutig
Präsentativ → Bilder/Klänge/Körper, konkret, mehrdeutig
→ wichtig für ästhetische Medienbildung (Niesyto)
Schulische Konzepte korrespondierend mit kultureller Medienbildung
visuelle Kommunikation -> kritische Theorie
künstlerische Bildung -> erweiterter Kunstbegriff
Intermediale künstlerische Bildung -> Kombination von Intermedalitäts-Diskursen mit kulturorientierten Medientheorien
Probleme bei der Konzeption der kulturellen Medienbildung und mögliche Lösungsansätze
unklare Begriffe
Konkurrenz zwischen Disziplinen
Fehlende Theorie
Ungleiche Ressourcen
→ Lösung: Theoriebildung, Kooperation, politische Rahmung
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