(Seite 9) Was macht Psychoedukation eigentlich aus – worum geht es im Kern?
Psychoedukation bedeutet die strukturierte Vermittlung wissenschaftlich fundierter Informationen zu Gesundheit & Störungen.
Kernelemente:
Systematisch & didaktisch geplant
Vermittelt Informationen + Kompetenzen
Bestandteil eines größeren Behandlungskonzepts
Details merken:
Eingesetzt bei fast allen Störungen.
(Seite 10) Welche Ziele verfolgt Psychoedukation – und warum wirkt sie?
Ziele:
Verständnis der Erkrankung verbessern
Selbstverantwortlichen Umgang stärken
Wirkprinzipien:
Veränderung dysfunktionaler Krankheitskonzepte
Förderung von Motivation & Compliance
Steigerung der Selbstwirksamkeit
(Seite 11) Wie wird Psychoedukation praktisch durchgeführt?
Settings: Einzel- oder Gruppentherapie
Methoden:
Vortrag
Gruppendiskussion
Demonstrationen
Verhaltensübungen & Rollenspiele
Praktische Regeln:
prägnant, anschaulich (Visualisierungen, Metaphern), motivierend, strukturiert
(Seite 13) Welche inhaltlichen Themen gehören typischerweise zur Psychoedukation?
Zentrale Themenfelder:
Informationen zur Störung
Störungsmodell (Entstehung, Aufrechterhaltung, Bewältigung)
Frühwarnzeichen
Medikamente
Selbstmanagement (Entspannung, gesundheitsförderliches Verhalten, Apps)
Behandlungsoptionen inkl. Risiken
(Seite 15) Was beschreibt die Depressionsspirale?
Sie zeigt, wie negative Gefühle → Rückzug → weniger positive Erfahrungen → noch schlechtere Stimmung erzeugen.
Ablaufschritte:
Niedergeschlagenheit, keine Lust
Wenig positive Erlebnisse
Stimmung verschlechtert sich weiter
Rückzug von Aktivitäten
Verstärkung der Depression
Modell nach Hautzinger (2021).
(Seite 16) Wie funktioniert die Aktivierungsspirale bei Depression?
Sie beschreibt die positive Gegenspirale zur Depression.
Stimmung auf Nullpunkt
Kleine Aktivitäten
Positive Erfahrungen → bessere Stimmung
Planung neuer Aktivitäten
Weitere Verbesserung von Antrieb & Stimmung
(Seite 17) Wann wird Psychoedukation eingesetzt – und wie wirksam ist sie?
Indikation:
Grundsätzlich bei allen psychischen Störungen
Besonders wichtig bei Schizophrenie
Auch bei körperlichen Krankheiten (z. B. Diabetes, Asthma)
Wirksamkeit:
Moderate Effektstärken (Meta-Analysen)
Bei Schizophrenie: mehr Adhärenz, weniger Rückfälle
(Seite 19) Was sind operante Verfahren – und welches Verhalten wird damit verändert?
Operante Verfahren nutzen lerntheoretische Prinzipien, um Verhalten über Konsequenzen zu verändern.
Verhalten umfasst:
Offenes Verhalten
Physiologische Prozesse
Kognitive Prozesse
Einsatz: Basiselement der KVT, spezifische Programme (z. B. Schlafstörungen).
(Seite 20) Welche Rolle spielen positive und negative Verstärkung?
Positive Verstärkung (C+)
→ angenehmer Reiz kommt hinzu → Verhalten nimmt zu
Negative Verstärkung (C−)
→ unangenehmer Reiz fällt weg → Verhalten nimmt zu
Kontrast:
Direkte Bestrafung: unangenehmer Reiz hinzu → Verhalten ↓
Indirekte Bestrafung: angenehmer Reiz entfällt (Time-Out, Response Cost) → Verhalten ↓
(Seite 21) Welche operanten Techniken werden häufig in der Therapie eingesetzt?
Typische Techniken:
Kontingenzmanagement (systematischer Einsatz individueller Verstärker)
Shaping (schrittweiser Aufbau eines Zielverhaltens)
Kontingenzverträge (z. B. Verhaltensziele schriftlich festgehalten)
(Seite 22) Wie funktioniert Stimuluskontrolle – und wofür wird sie genutzt?
Stimuluskontrolle: Situationen so gestalten, dass erwünschtes Verhalten wahrscheinlicher wird.
Beispiele:
Schlafstörungen: Bett wird nur mit Schlaf assoziiert
Adipositas: gesunde Reize sichtbar, problematische weniger verfügbar
(Seite 23) Was passiert bei Cue Exposure – und warum ist es wirksam?
Cue Exposure: wiederholte Konfrontation mit auslösenden Reizen, ohne die gewohnte Annäherungsreaktion auszuführen.
Ziel:
Reduktion konditionierter Craving-Reaktionen Einsatz: substanzbezogene Störungen
(Seite 24) Wie funktioniert Biofeedback in der Verhaltenstherapie?
Biofeedback: kontinuierliche Rückmeldung physiologischer Prozesse.
Typische Messgrößen:
Muskelaktivität
Elektrodermale Aktivität
Hauttemperatur
Atmung
Herzratenvariabilität
Ziele: bessere Interozeption & Selbstkontrolle
(Seite 25) Wann werden operante Verfahren eingesetzt – und was wissen wir über ihre Wirksamkeit?
Einsatzgebiete:
Verhaltensdefizite & Verhaltensübermaß
Kinder/Jugendliche (Lernen, oppositionelles Verhalten)
Forensik
Gerontopsychiatrie
Depressive Störungen (z. B. Kontingenzverträge)
Essstörungen (z. B. Gewichtsverträge)
Sehr effizient zur Verhaltensmodifikation
Gut untersucht, oft Bestandteil umfassender Programme
(Seite 27) Worum geht es bei Expositions- und Konfrontationsverfahren im Kern?
Strukturierte Konfrontation mit angstauslösenden oder belastenden Reizen.
Grundidee:
Durch Kontakt statt Vermeidung verringert sich Angst langfristig.
Kombination mit anderen KVT-Methoden (z. B. kognitive Vorbereitung).
(Seite 28–30) Wie lassen sich Expositionsverfahren formal einteilen?
Dimension 1: Ort
In vivo: reale Situationen
In sensu: Vorstellung
Dimension 2: Intensität
Graduiert: aufsteigend entlang der Angsthierarchie
Massiert: Start mit dem schwierigsten Item
Begriffe:
Systematische Desensibilisierung (in sensu, graduiert)
Implosion (in sensu, massiert)
Gestufte Exposition (in vivo, graduiert)
Flooding (in vivo, massiert)
(Seite 31) Welche Rolle spielt die Zwei-Faktoren-Theorie nach Mowrer für Exposition?
1. Erwerb:
Klassische Konditionierung erzeugt Angst → CS löst CR aus
2. Aufrechterhaltung:
Vermeidung wird negativ verstärkt (C−)
Angst bleibt bestehen, weil erwartete Konsequenzen nie widerlegt werden
(Seite 32) Was ist das Hauptziel von Expositionsverfahren?
Abbau von Vermeidungsverhalten, um langfristig Angst & belastende Emotionen zu reduzieren.
Mechanismus: wiederholte Konfrontation → Ausbleiben der gefürchteten Konsequenz → Reaktionsabbau
(Seite 33) Wie wirkt Vermeidung auf den Verlauf der Angst?
Vermeidung und Sicherheitsverhalten:
verhindern Habituation
halten Angst künstlich hoch
führen kurzfristig zu Erleichterung, langfristig zu Stabilisierung der Störung
Grafik zeigt:
→ Angst bleibt ohne Exposition auf hohem Niveau.
(Seite 34) Welche Formen der Exposition gibt es – und was ist ihr Ziel?
In vivo-Exposition: Situationen aufsuchen
Interozeptive Exposition: Körpersymptome auslösen
Cue Exposure: Craving aushalten
Spiegel-/Figur-Exposition: Körper betrachten
Sorgenexposition: schlimmsten Ausgang durchdenken
Ziel: Konfrontation mit zielrelevanter Emotion (z. B. Angst, Unbehagen).
(Seite 35) Wie läuft ein Expositionsverfahren strukturell ab?
1. Diagnostische Phase
Funktionale Analyse
Ausschluss medizinischer Risiken
2. Kognitive Vorbereitung
Psychoedukation
Individuelles Störungsmodell
Erklärung des Rationals
3. Reizkonfrontation
Therapeutisch begleitet
4. Selbstkontrollphase
Wichtig: Nur nach Aufklärung & Einwilligung!
(Seite 37–38) Welche Mechanismen erklären den Angstabfall bei Exposition?
Lerntheoretisch:
Löschung durch fehlende Verstärkung (Wegfall C−)
Physiologisch:
Habituation (körperliche Reaktion nimmt ab)
Kognitiv:
Neubewertung, weil gefürchtete Konsequenz nicht eintritt
Emotional Processing Theory (Foa & Kozak, 1986):
Angst basiert auf einer dysfunktionalen Furchtstruktur
Ziel: Struktur verändern, nicht nur Angst senken
(Seite 39) Wie wirksam sind Expositionsverfahren – und wo werden sie eingesetzt?
Sehr hoch, umfassend empirisch bestätigt
Methode der Wahl bei:
Angststörungen
Zwangsstörungen
Posttraumatischer Belastungsstörung
Essstörungen
Abhängigkeitserkrankungen
Mechanismen weiterhin Gegenstand aktueller Forschung.
(Seite 41) Was verstehen kognitive Verfahren unter der Bedeutung von Gedanken?
Zentrale Annahme:
→ Nicht die Situation, sondern die Bewertung der Situation verursacht Belastung.
Kognitionen umfassen:
Wahrnehmungen
Bewertungen
Lebensregeln & Grundannahmen
Innere Bilder
(Seite 42) Welche kognitiven Prozesse beeinflussen Erleben und Verhalten?
Kognitionen beinhalten:
Interpretationen, Erwartungen, Einstellungen
Schemata & tiefere Grundhaltungen → Sie steuern Emotionen, Verhalten und körperliche Reaktionen.
(Seite 43) Welche beiden klassischen Therapieansätze bilden die Grundlage kognitiver Verfahren?
Rational-Emotive Therapie (Ellis):
→ Fokus auf irrationalen Annahmen
Kognitive Therapie (Beck):
→ Fokus auf automatischen Gedanken und zugrunde liegenden Schemata
(Seite 44) Wie erklärt das ABC-Modell die Entstehung emotionaler Reaktionen?
A = Activating Event: auslösende Situation
B = Belief: Bewertung / Gedanke
C = Consequence: emotionale & behaviorale Reaktion
→ Nicht A verursacht C, sondern B.
(Seite 45) Wann gelten Kognitionen als dysfunktional – und was ist das Ziel kognitiver Therapie?
Dysfunktionale Kognitionen:
Nicht realitätsgerecht
Unlogisch
Selbstschädigend / nicht zielführend
→ Entwicklung funktionaler, realistischer, hilfreicher Gedanken.
(Seite 46–47) Welche typischen irrationalen Annahmen beschreibt Ellis?
Vier Kategorien irrationaler Annahmen:
Absolute Forderungen („Ich muss perfekt sein.“)
Globale negative Bewertungen („Ich bin ein Versager.“)
Katastrophisieren („Ein Fehler wäre eine Katastrophe.“)
Niedrige Frustrationstoleranz („Ich halte Kritik nicht aus.“)
(Seite 48–50) Wie erklärt Beck depressive Kognitionen?
Kognitive Triade:
Negatives Selbstbild
Negative Sicht der Umwelt
Negative Zukunftserwartung
Weitere Elemente:
Dysfunktionale Grundannahmen
Automatische Gedanken
Verzerrte Informationsverarbeitung
(Seite 51) Welche Denkfehler treten häufig bei psychischen Störungen auf?
Typische kognitive Verzerrungen:
Personalisieren
Schwarz-Weiß-Denken
Selektive Abstraktion
Übergeneralisierung
Übertreibung
(Seite 52) Welche Schritte gehören zur kognitiven Therapie?
Psychoedukation über das Modell
Kognitive Umstrukturierung
a) dysfunktionale Gedanken identifizieren
b) hinterfragen (Disputation)
c) funktionale Alternativen entwickeln
Erprobung im Alltag
(Seite 53–55) Wie funktioniert der sokratische Dialog in der Therapie?
→ Verzerrte Denkmuster erkennen & korrigieren.
Techniken:
Realitätsprüfung („Wie wahrscheinlich ist…?“)
Reattribuieren („Was könnte noch eine Rolle gespielt haben?“)
Perspektivwechsel („Was würden Sie einer Freundin raten?“)
Entkatastrophisieren („Was wäre, wenn…?“)
Vor-/Nachteile abwägen
Verhaltensexperimente
(Seite 56) Welche Arten der Disputation nach Ellis gibt es?
1. Logischer Disput
→ Widersprüche im Denken aufdecken
2. Empirischer Disput
→ Fakten prüfen
3. Hedonistischer Disput
→ Nützlichkeit der Bewertung hinterfragen
(Seite 57–58) Wie helfen Gedankenprotokolle bei der kognitiven Umstrukturierung?
3-Spalten-Protokoll:
Auslöser
Gefühle/Stimmung
5-Spalten-Protokoll:
rationale Gedanken
Ergebnis (Gefühlsskala)
(Seite 59) Wie wirksam sind kognitive Verfahren?
Kognitive Verfahren sind:
Bei allen psychischen Störungen indiziert
Sehr gut wissenschaftlich belegt (zahlreiche Meta-Analysen)
(Seite 61) Warum braucht es Kompetenztrainings in der Verhaltenstherapie?
Rational:
Belastungen entstehen häufig durch soziale, emotionale oder kommunikative Defizite
Diese Defizite können psychische Störungen verursachen oder aufrechterhalten
Kernaussage:
→ Kompetenztrainings reduzieren interaktionelle Schwierigkeiten und stärken funktionale Fertigkeiten.
(Seite 62) Welche Ziele verfolgen Kompetenztrainings – und wie wirken sie?
Verbesserung spezifischer Fertigkeiten (z. B. sozial, emotional, kommunikativ)
Aufbau funktionalen Verhaltens durch regelmäßiges Üben
Anwendung lerntheoretischer Prinzipien
Steigerung der Motivation durch Teilerfolge
Ressourcenorientierung statt Defizitfokus
(Seite 62) Welche Arten von Kompetenztrainings gibt es?
Soziale Kompetenztrainings (SKT)
Training emotionaler Kompetenzen (TEK)
Kommunikationstrainings
Stressbewältigungstrainings
Problemlösetrainings
(Seite 63) Was passiert im Gruppentraining Sozialer Kompetenzen (GSK)?
Ziel: Stärkung sozialer Kompetenzen
Aufbau:
Halbstandardisiertes 7-Sitzungen-Programm, 8–10 Personen
Erklärungsmodell sozialkompetenten Verhaltens
Diskriminationsübungen
Rollenspiele
Entspannungsübungen
Selbstinstruktion
(Seite 64) Welche Arten von Rollenspielsituationen werden im GSK geübt?
Typ R – Recht durchsetzen
→ z. B. reklamieren, für eigene Bedürfnisse eintreten
Typ B – Beziehungen
→ z. B. Kompliment annehmen
Typ S – Sympathie gewinnen
→ z. z. zufällige Begegnung zu Gespräch nutzen
(Seite 65) Wo werden Kompetenztrainings eingesetzt – und wie wirksam sind sie?
Einsatzbereiche:
Prävention
Therapie (wenn Defizite Teil der Störung sind)
Rehabilitation & Rückfallprophylaxe
TEK: effektiv in klinischen & Risikogruppen
GSK: nachweislich hilfreich bei Depression, Partnerschaftsproblemen, Schizophrenie
Last changed2 days ago