(Seite 2) Welche Grundannahme teilen biopsychologische Persönlichkeitstheorien?
Sie gehen davon aus, dass Persönlichkeitsunterschiede auf neurobiologischen Systemen beruhen.
Schlüsselpunkte:
Unterschiede in Hirnphysiologie, Neurotransmittern, Hormonen, Immunsystem
Diese Systeme sind teilweise genetisch bestimmt, aber durch Erfahrungen veränderbar
(Seite 5) Welche drei übergeordneten Persönlichkeitsdimensionen beschreibt Eysencks PEN-Modell?
Die drei Superfaktoren:
Psychotizismus ↔ psychische Gesundheit / soziale Angepasstheit
Extraversion ↔ Introversion
Neurotizismus ↔ emotionale Stabilität
Details merken:
P = aggressiv, impulsiv
E = gesellig, aktiv
N = emotional labil, stressanfällig
(Seite 5) Wie unterscheidet Eysenck zwischen deskriptiver und explanativer Persönlichkeitstheorie?
Deskriptiv: Identifikation von grundlegenden Persönlichkeitsdimensionen
Explanativ: Suche nach kausalen neurobiologischen Mechanismen, die diese Merkmale erzeugen
(Seite 5) Welche zwei neurobiologischen Aktivierungssysteme bilden die Basis von Eysencks Theorie?
1. ARAS – Ascending Reticular Activating System
→ Basis der Extraversion, reagiert auf sensorische & kognitive Reize
2. VBS – Visceral Brain System
→ Basis des Neurotizismus, reagiert auf emotionale Reize
(Seite 6) Was kennzeichnet Personen mit hohem Neurotizismus in Bezug auf das limbische System?
Sie zeigen eine niedrige Aktivierungsschwelle und reagieren stark auf emotionale Reize.
schnelle Aktivierung des visceral brain systems (VBS)
u. a. stärkere Amygdala-Reaktivität
stärkere autonome Reaktionen (z. B. Sympathikus)
(Seite 7) Was zeigt die aktuelle Forschung zur Amygdala-Reaktivität und Neurotizismus?
Die Befunde sind inkonsistent.
Meta-Analysen finden keine stabile Korrelation zwischen Amygdala-Aktivität & Neurotizismus
Hinweise auf stärkere Reaktivität unter Stress
Wichtiger: Funktionalität neuronaler Netzwerke, nicht einzelner Regionen
(Seite 7) Welche Verbindung zwischen ACC und Amygdala wird bei hohen Neurotizismuswerten beobachtet?
Verminderte Konnektivität zwischen ACC (präfrontal) und Amygdala.
→ schwächere Top-down-Regulation negativer Emotionen
(Seite 8) Warum ist die Erforschung des Neurotizismus besonders schwierig?
Weil extrem große Stichproben nötig sind, um stabile Zusammenhänge zu finden.
Schlüsselwerte:
funktionelle Konnektivität: N ≈ 7.000
Extremgruppenvergleiche: N ≈ 3.100
(Seite 10) Welche neurobiologische Struktur bildet laut Eysenck die Grundlage der Extraversion?
Die Ansprechbarkeit des ARAS (Ascending Reticular Activating System).
ARAS erhält Projektionen aus der formatio reticularis
reguliert Arousal zwischen Tiefschlaf ↔ hoher kortikaler Aktivierung
wird erregt durch sensorische Reize, kognitive Aktivität und VBS
(Seite 11) Was ist Eysencks zentrales Postulat zum Arousal von Intro- vs. Extravertierten?
Introvertierte haben ein höheres basales ARAS-Arousal, daher sind sie schon bei geringer Stimulation überaktiviert.
Konsequenz:
Introvertierte → schneller überreizt
Extravertierte → suchen stärkere Stimulation
(Seite 12) Welcher Zusammenhang besteht laut Eysenck zwischen Arousal und Wohlbefinden?
Ein umgekehrt U-förmiger Zusammenhang.
maximales Wohlbefinden & beste Leistung bei mittlerem Arousal
zu wenig/zu viel Erregung → schlechtere Stimmung & Leistung (= Hedonischer Tonus)
(Seite 13) Was bedeutet „transmarginale Hemmung“ bei Eysenck?
Ein Schutzmechanismus, der bei starker Stimulation das Arousal wieder absenkt.
Wichtig:
setzt bei Introvertierten früher ein → sie erreichen Übererregung schneller
(Seite 14) Wo liegt das „optimale Arousal“ bei Introvertierten im Vergleich zu Extravertierten?
Introvertierte erreichen ihr optimales Arousal bei geringerer Stimulation.
Folge:
bevorzugen ruhige, reizärmere Umgebungen
Extravertierte suchen mehr Stimulation
(Seite 11–14, Abbildungen) Welche Reaktionen zeigen Intro- und Extravertierte bei niedriger, mittlerer und hoher Stimulation?
Niedrige Stimulation:
Introvertierte → schon relativ hohes Arousal
Extravertierte → eher unterstimuliert
Mittlere Stimulation:
optimale Zone verschoben: Introvertierte ↓, Extravertierte ↑
Hohe Stimulation:
Introvertierte → früh transmarginale Hemmung
Extravertierte → tolerieren stärkere Aktivierung
(Seite 15) Wie erklärt die Aktivierungstheorie das unterschiedliche Stimulationserleben von Intro- und Extravertierten?
Durch Unterschiede der Arousal-Schwelle:
Introvertierte: schnell überstimuliert
Extravertierte: suchen stärkere Reize, um mittleres Arousal zu erreichen
(Seite 16) Wie unterscheiden sich Intro- und Extravertierte in der Lärmempfindlichkeit?
Introvertierte wählen geringere Lautstärke und sind schneller übererregt.
Bei selbstgewählter Lautstärke → ähnliche Herzrate & Leistung
Introvertierte: unter extravertierter Lautstärke → Leistungsabfall & Herzratenanstieg (Overarousal)
Extravertierte: unter introvertierter Lautstärke → Untererregung & Leistungsabfall
(Seite 17) Was sagt Eysencks Theorie zur Vigilanzleistung von Intro- vs. Extravertierten?
Bei reizarmen Aufgaben sollten Introvertierte besser abschneiden.
Befunde:
Extravertierte zeigen im Verlauf längere Reaktionszeiten (Vigilanzabfall)
Metaanalysen bestätigen: Introvertierte haben stabilere Vigilanz
(Seite 18) Was zeigen EEG-Studien zum kortikalen Arousal bei Intro- und Extravertierten?
Introvertierte zeigen stärkere EKP-Auslenkungen bei Zielreizen.
Interpretation:
spricht für höhere kortikale Erregbarkeit (Arousability)
weniger Evidenz für Unterschiede im basalen Arousal
Befundlage jedoch gemischt, oft kleine Stichproben
(Seite 19–20) Was postuliert Eysencks Drogenpostulat bezüglich Stimulantien und Sedativa?
Stimulantien (z. B. Koffein): erhöhen Arousal → sollten Extravertierten helfen, aber Introvertierte übererregen.
Sedativa (z. B. Alkohol): senken Arousal → sollten Introvertierten helfen, aber Extravertierte untererregen.
(Seite 20) Welche empirische Evidenz gibt es zum Drogenpostulat?
Die Befunde sind uneinheitlich.
Koffein verbessert Leistung nur bei Extravertierten (Smillie & Gökçen, 2010)
Alkohol beeinträchtigt Extravertierte nicht stärker als Introvertierte (Rammsayer, 1994)
Extravertierte konsumieren generell mehr Alkohol (N=72.949)
(Seite 20) Warum ist das Drogenpostulat theoretisch problematisch?
Weil Arousal kein einheitlicher Gesamtzustand des Organismus ist.
Befund:
moderne Modelle sprechen von multiplen, teilweise unabhängigen Erregungssystemen → widerspricht Eysencks Annahme einer globalen Arousal-Steuerung
(Seite 21) Welche zwei Aktivierungssysteme fasst Eysenck zusammen, und wie unterscheiden sie sich?
ARAS → Arousal
reagiert auf sensorische & kognitive Reize
VBS → Activation
reagiert auf emotionale Reize
→ ergeben zusammen die individuelle Aktivierungsdynamik.
(Seite 22) Wie unterschiedlich reagieren ARAS und VBS auf Reize?
ARAS
reagiert auf sensorische Reize, kognitive Aktivität und VBS
erzeugt Arousal
VBS
erzeugt Activation
(Seite 22) Wie unterscheiden sich Introvertierte und Extravertierte in der ARAS-Reagibilität?
Introvertierte: höhere Arousal-Reagibilität → erreichen schneller den Punkt der transmarginalen Hemmung
Extravertierte: geringere Arousal-Reagibilität → tolerieren stärkere Stimulation
(Seite 23) Was passiert, wenn starke emotionale Reize das VBS intensiv aktivieren?
Das VBS aktiviert über Verbindungen das ARAS → erhöht das Arousal.
Unterschiede zwischen Extra- und Introvertierten werden überlagert → beide stark aktiviert
(Seite 23) Warum widerspricht diese Überlagerung einem zentralen Punkt von Eysencks Theorie?
Weil sie die angenommene Unabhängigkeit von Extraversion und Neurotizismus infrage stellt.
→ emotional starke Reize „heben“ Persönlichkeitsunterschiede auf
(Seite 24) Welche beiden Persönlichkeitseigenschaften stehen im Zentrum von Grays ursprünglicher RST?
Ängstlichkeit & Impulsivität.
Basis:
Schwerpunkt auf Verstärkungssensitivität (Belohnung/Bestrafung)
nicht auf globalem Arousal (wie bei Eysenck)
(Seite 24) Welche drei Hirnsysteme beschreibt die Reinforcement Sensitivity Theory?
1. BIS – Behavioral Inhibition System
→ Bestrafungssensitivität, Verhaltenshemmung
2. BAS – Behavioral Activation System
→ Belohnungssensitivität, Annäherung
3. FFFS – Fight–Flight–Freeze System
→ Reaktion auf unkonditionierte Bedrohung
(Seite 24) Wie ordnet Gray seine Faktoren im Vergleich zu Eysenck anders an?
Er rotiert Eysencks Struktur:
Eysencks Extraversion wird zu Belohnungssensitivität (BAS)
Eysencks Neurotizismus beeinflusst die Stärke von BIS und BAS → andere theoretische Basis, aber Bezug bleibt bestehen
(Seite 25) Wann wird das Behavioral Inhibition System (BIS) aktiviert und wie äußert es sich?
BIS reagiert auf Hinweisreize für Bestrafung, Nicht-Belohnung und neuartige Reize.
Effekte:
Verhaltenshemmung („Innehalten“)
erhöhte Erregung & Aufmerksamkeit
Emotion: Angst
(Seite 25) Welche neurobiologischen Strukturen bilden die Grundlage des BIS?
Das septohippocampale System sowie:
Papez-Kreis
temporale & frontale Neokortexareale
noradrenerge, serotonerge & cholinerge Projektionen
(Seite 26) Was löst das Behavioral Activation System (BAS) aus?
BAS reagiert auf Hinweisreize für Belohnung und Nicht-Bestrafung.
Reaktionen:
Annäherungsverhalten
Verhaltensaktivierung
positive Emotionen: Freude, Erleichterung
(Seite 26) Welche Hirnregionen sind für das BAS zentral?
Basalganglien, v. a. dorsales & ventrales Striatum
Verbindungen zum präfrontalen Cortex
dopaminerge Afferenzen
(Seite 27) Welche Reize aktivieren das FFFS (Fight–Flight–Freeze-System) und wie reagiert es?
FFFS reagiert auf unkonditionierte Bestrafungsreize und existentielle Bedrohung.
Kampf (bei naher Bedrohung)
Flucht oder Erstarrung (bei größerer Distanz)
Emotion: Furcht/Panik (nicht durch Anxiolytika hemmbar)
(Seite 27) Welche Hirnregionen bilden die Basis des FFFS?
medialer Hypothalamus
zentrales Höhlengrau (Periaquäduktales Grau)
(Seite 28) Wie entstehen laut RST Impulsivität und Ängstlichkeit?
Durch chronisches Ungleichgewicht zwischen BIS und BAS:
Ängstlichkeit: BIS hoch ansprechbar
Impulsivität: BAS hoch ansprechbar
(Seite 29) Wie ordnet Gray BIS und BAS den Dimensionen Extraversion und Neurotizismus zu?
Extraversion: Richtung der Sensitivität (Belohnungs- vs. Bestrafungssensitivität)
Neurotizismus: Ausmaß der Sensitivität (BIS + BAS insgesamt stärker)
(Seite 31–32) Wie verhalten sich Personen mit hohem BIS in Annäherungs-Vermeidungskonflikten?
Sie sind vorsichtiger und vermeidender.
Belege (Computeraufgabe):
laufen langsamer los
bleiben öfter in sicheren Bereichen
bewegen sich an Wänden entlang
werden seltener gefangen
sammeln weniger Tokens
(Seite 33) Wer lernt schneller durch Belohnung – wer durch Bestrafung?
Hohe BAS-Werte: besseres Lernen durch Belohnung (Annäherung/Drücken)
Hohe BIS-Werte: besseres Lernen durch Bestrafungsvermeidung (Nicht-Drücken)
(Seite 33) Welche zentrale Änderung betrifft das FFFS in der revidierten RST?
Das FFFS reagiert nun auf unkonditionierte UND konditionierte Hinweisreize für Bestrafung.
Fokus stärker auf Vermeidung
breitere Bedrohungssensitivität als im ursprünglichen Modell
(Seite 33) Welche Reize aktivieren im revidierten Modell gleichzeitig FFFS und BAS?
Neue Reize.
→ lösen parallel Annäherung (BAS) und Furcht/Vermeidung (FFFS) aus
→ Grundlage für Konfliktsituationen
(Seite 34) Was ist die neue zentrale Funktion des BIS in der revidierten RST?
BIS ist kein Angstsystem mehr, sondern ein Konfliktdetektor.
Detektiert:
approach–approach Konflikte
avoidance–avoidance Konflikte
approach–avoidance Konflikte
Angst, Rumination
gesteigerte Aufmerksamkeit & Erregung
(Seite 34) Warum kann das revidierte BIS nicht mehr direkt durch aversive Reize aktiviert werden?
Weil es nur noch die Aktivierung anderer Systeme (FFFS & BAS) registriert.
→ BIS verarbeitet Konflikt, nicht direkte Bedrohung.
(Seite 35) Welche emotionalen Reaktionen sind für BAS, BIS und FFFS jeweils typisch?
BAS: positive Emotionen (z. B. Begierde, Freude, Hoffnung)
BIS: Besorgnis, Angst, erhöhte Wachsamkeit
FFFS: Furcht, Panik
(Seite 35) Welche Verhaltensweisen lösen BAS, BIS und FFFS aus?
BAS: aktive Annäherung
BIS: Hemmung & passive Vermeidung
FFFS: Kampf, Flucht oder Erstarrung
(Seite 35) Welche Formen von Psychopathologie können bei chronischer Überaktivierung der Systeme entstehen?
BAS: Risiko für Impulsivität, ADHS
BIS: Angststörungen, Zwangsstörungen
FFFS: Phobien, Panikstörungen
(Seite 35) Welches System bildet laut rRST die biologische Grundlage des Psychotizismus?
Das FFFS (Fight–Flight–Freeze-System).
(Seite 36) Welche zentrale Frage prüft dein Verständnis der neuroanatomischen Grundlage der Extraversion nach Eysenck?
Die Frage fordert die Beschreibung des ARAS (Ascending Reticular Activating System).
ARAS als Basis der Extraversion
reguliert Arousal
reagiert auf sensorische Reize, kognitive Aktivität & VBS-Einflüsse
(Seite 36) Welche Mechanismen erklären laut Eysenck Verhaltensunterschiede zwischen Intro- und Extravertierten?
Die Unterschiede basieren auf Arousal-Reagibilität im ARAS:
Introvertierte → hohes basales Arousal, schnell übererregt
Extravertierte → niedriges basales Arousal, suchen stärker stimulierende Umgebungen
(Seite 36) Welche Prüfungsfrage thematisiert Eysencks Konzept der transmarginalen Hemmung?
Sie prüft:
Was transmarginale Hemmung ist
Warum sie bei Introvertierten früher einsetzt → Schutz vor Übererregung bei starker Stimulation
(Seite 36) Was will die Prüfungsfrage zum „optimal level of arousal“ von dir wissen?
Was das optimale Arousal ist (mittleres Aktivierungsniveau)
wie es sich zwischen Intro- und Extravertierten unterscheidet → Introvertierte erreichen es früher, Extravertierte später
(Seite 36) Was fragt die Prüfung zur neurobiologischen Grundlage des Neurotizismus?
Gefordert ist die Beschreibung des VBS (Visceral Brain System):
besonders: Amygdala & limbisches System
niedrige Aktivierungsschwelle
emotionale Reize → schnelle Activation
(Seite 36) Welche Kerninhalte zur RST nach Gray werden typischerweise abgefragt?
Grundannahmen der Theorie
Funktion & neurobiologische Basis von BIS, BAS, FFFS
Zusammenhang zu Persönlichkeit (Ängstlichkeit, Impulsivität)
(Seite 36) Welche Veränderungen musst du aus der revidierten RST kennen?
Zentrale Neuerungen:
FFFS reagiert auch auf konditionierte Bestrafungsreize
BAS & FFFS werden durch neue Reize simultan aktiviert
BIS = Konfliktdetektor, nicht mehr Angstsystem
(Seite 37) Wie lautet die korrekte Antwort zur Single-Choice-Frage über das Drogenpostulat?
d) Kaffee erhöht die kortikale Erregung und sollte damit die Leistung von Extravertierten verbessern.
Grund:
Koffein = Stimulans
erhöht Arousal
→ Extravertierte nähern sich dem optimalen Arousal
→ Introvertierte würden übererregt
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