Handlungsmodelle der Praxis 1
Interviews von Sozialarbeiter:innen/Sozialpädagog:innen zu ihrem fachlichen Selbstverständnis über ihren eigenen Beruf
Entwicklung Typologie für das berufliche Selbstverständnis: wie sich Praktiker selbst sehen!
Handlungsmodelle der Praxis 2
Unterscheidung nach Einstellung der Fachkraft zu eigenen
Dienstleistungsangebot
Klientel
Einschätzung des Angebots der Fachkräften nach
Effektivität
Qualität
Einstellung zum Klientel nach
Ressourcenorientierung
Bereitschaft, eine persönliche Beziehung aufzubauen.
Anliegen
Entwicklung einer Typologie für das berufliche Selbstverständnis: wie sich Praktiker selbst sehen!
Ergebnis: 4 Typen
Maja Heiner Handlungsmodelle der Praxis
Dominanzmodell
Das Angebot wird in der Praxis qualifiziert ausgeführt, aber als wirkungslos angesehen, Klient:innen werden gleichsam als nicht entwicklungsfähig, veränderungsbereit etc. erachtet.
Wirkungslosigkeit -> Verantwortung der Klient:innen, keine Hinweise auf die Lebensbedingungen der Klient:innen, Ausübung von Kontrolle entscheidend
Aufopferungsmodell
Das Angebot wird in der Praxis als qualifiziert aber wirkungslos aufgeführt, Fachkräfte beschäftigen sich aber mit der Lebenssituation der Klient:innen, sehen Ressourcen, versuchen außerdem Mängel im Hilfesystem durch persönlichen Einsatz zu kompensieren
-> großes Engagement und gleichsam Selbstausbeutung, die dann zu Überforderungen führt
Servicemodell
Überzeugung von Qualität und Wirksamkeit des Angebots, Arbeit richtet sich primär auf Institution Klient:innen kaum berücksichtigt, keine Beziehungsarbeit, wenn Klient:in Hilfe nicht nutzt
-> Primär Eigenverantwortlichkeit des Klientels
Passungsmodell
Überzeugung von Qualität und Wirksamkeit des Angebots Bemühen um eine individuelle Passung der Intervention an die Klient:innen, Beziehung und Situation des Klienten spielt eine wichtige Rolle, Klient:innen werden Ressourcen zugeschrieben
-> Primär Subjektorientierung
Was kennzeichnet professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit?
Handeln gemäß dem aktuellen, wissenschaftlich begründeten Erkenntnisstand
Ich als Sozialarbeiter:in weiß, was ich warum mit welcher Zielsetzung, mit welchen Methoden/ Techniken tue.
Handeln gemäß den rechtlichen Rahmenbedingungen und ethischen Richtlinien des Berufsstandes
Strukturiertes, zielorientiertes, koperatives Handeln im Sinne der Zielgruppe/ der Adressat:innen Sozialer Arbeit mit wertschätzender Haltung
Sozialkritisch, reflexives Handeln mit Einzelpersonen, Paaren und Gruppen auf individueller und struktureller Ebene
Der Begriff Methode
Methode als Sozialtechnik/ Werkzeug/Tool – enge Fassung (auch umgangssprachlich)
Methode als Teil eines beschriebenen Wirkungszusammenhangs (auch Konzept genannt, vgl. Geißler/ Hege 1980er Jahre) – weite Fassung -> Handlungskonzept
Vier Elemente von Methoden im weiteren, auch USamerikanischen Sinn:
Begründung durch gesellschaftliche Werte
Benennung von zu vermittelnden Inhalten
Benennung von leitenden Grundsätzen
Geeignete Arbeitsweisen
Handlungskonzept bezeichnet den Zusammenhang von Menschenbild, Zielen, Inhalten, Verfahren, Methoden sowie Techniken einer Intervention
Methode - Konzept
Schwerpunkte
Methode – Allgemeine Handlungsorientierung – Wie gehe ich allgemein vor?
Handlungskonzept – Zusammenhang von Menschenbild, Zielen, Inhalten, Verfahren, Methoden und Techniken einer Intervention - wie gehe ich bei speziellen Problemlagen vor (einrichtungsunabhängig beschrieben)?
Konzept – konkretisierter Gesamtzusammenhang – Warum gehe ich wie mit welchen Mitteln konkret vor (einrichtungs-/ angebotsbezogen)? (z. B.: Einrichtungs-, Programm-, Angebotskonzept)
Methode als planvolles Handeln
Eine Methode muss sein:
beschreibbar und nachvollziehbar
lehr- und lernbar
überprüfbar
zielgerichtet
theoretisch und wissenschaftlich fundiert.
Eine Methode bietet
einen konkreten Handlungsrahmen und
die Evaluationsmöglichkeit.
Methoden in der sozialen Arbeit Zweck
Vermittlung zwischen der individuellen Einzigartigkeit des Falls und der „unterstellten“ Wiederholbarkeit wissenschaftlich fundierter Prinzipien
Standartisierbarkeit/standartisierte Methode <-> Individualität
Aufgabe: Überbrückung des Konflikts
Zweck von Methoden
Handeln planbar, nachvollziehbar und damit überprüfbar zu gestalten
Unterstützungsprozesse nachvollziehbar einzuleiten
Um folgende Frage zu klären: „Welches Problem soll auf dem
Hintergrund welchen Ziels wie bearbeitet werden?“
Worin besteht das allgemeine Ziel methodischen Handelns in der sozialen Arbeit?
„Das Ziel von methodischem Handeln in der Sozialen Arbeit besteht darin, in einem Teilausschnitt des gesellschaftlichen Alltags verändernd einzugreifen. Durch Methoden können Lebenssituationen beeinflusst werden, sie sind Hilfsmittel zur Erreichung gewünschter Ziele“
Historie Klassische Methodendrias
Einzelfallarbeit, Gemeinwesenarbeit, Soziale Gruppenarbeit
Heute wurde das durch indirekt Fallbezogen, direkt Fallbezogen und systembezogen ersetzt wegen Individualität
Klassische Einzelfallhilfe
Das grundsätzliche methodische Arbeiten mit Einzelpersonen oder Familien im Zusammenhang mit direkter persönlicher Hilfe – Fokus: das Individuum/Familien/Paare
Zentrale Maxime: Stärkung der Selbsthilfepotentiale
Klassiche Einzelfallhilfe
Systematik (klassische Sicht)
Ursachenermittlung - Hilfsbedürftigkeit (Anamnese)
Informationsordnung (Diagnose)
Hilfeplanung (Behandlung)
Intervention
Evaluation
Klassiche soziale Gruppenarbeit
Hintergrund vor allem die Gruppenpädagogik wie sie beispielsweise durch Pestalozzi, Wichern und Korzcak geprägt wurde
Hoher Stellenwert Sozialer Arbeit mit Gruppen vor nach dem zweiten Weltkrieg aufgrund von Demokratisierungsbestrebungen
Grundlage generell = die anthropologische Konstante des Menschen als soziales Wesen
Methodisches Arbeiten mit Gruppen als Arbeitsform
Gruppenpädagogisches Arbeiten hat heute vor allem große Bedeutung für Prozesse der Identitätsbildung: z. B. Rollenmuster und rigide Verhaltensweisen ändern, sozio-emotionale Lernprozesse initialisieren
Heute: Soziale Gruppenarbeit als Oberbegriff, der „Gruppenpädagogik“ sowie Spezialform/Einzelnorm nach §29 KJHG impliziert
Klassische Gemeinwesenarbeit
Ansatzweise auch “vierte“ Methoden enthalten „Soziale Action“
regionale Strukturen und Stadtteile stehen im Interesse der Sozialen Arbeit
Fokus: Umweltfaktoren im Kontext benachteiligter Stadtteile
Hintergrund: Settlementbewegung England/USA (Barnett/Adams u. a.)
Deutschland: 1950er Jahre als „Reimport“ aus USA und Niederlanden
Ziel: Umgestaltung von „Elendsvierteln“ – Konfliktvermeidung durch Ressourcenförderung und Mitgestaltung von neuen Stadteilen aus der Perspektive Sozialer Arbeit im Sinne des Aufbaus gesundheitsfördernder Lebenswelten
Zusammenhänge von Professionalisierung und Methode
Profession:
Spezialisierung,
Einzigartigkeit,
Selbstkontrolle/ -
organisation,
Prestige,
Verantwortung,
Mandat,
Lizenz
alt: keine Hinterfragung des Ziels, Methodendominanz
neu: Ökonomiedominanz !? - sozialtechnisch -
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