Warum ist Diversity heute ein wichtiges Thema?
gesellschaftlicher Entwicklungen
Globalisierung,
Migration,
Flucht,
Pluralisierung von Lebensstilen,
europäischer Integration,
demografischem Wandel und sozialer Bewegungen.
Was ist der Grundauftrag Sozialer Arbeit im Kontext von Differenz?
aktive Bearbeitung von Differenz,
Ungleichheit und Diskriminierung –
wissenschaftlich und praktisch
Was ist die Grundhaltung von Diversity?
Unterschiedlichkeit = grundsätzlich positiv und anerkennenswert.
Es geht nicht nur um „Toleranz“, sondern um gegenseitige Anerkennung und einen aktiven, reflektierten Umgang mit Differenz.
Diversity schaut auf Differenzen ressourcenorientiert (z. B. Mehrsprachigkeit als Stärke).
Warum ist der Diversity-Begriff schwer eindeutig zu definieren?
Er verbindet unterschiedliche Felder
(Pädagogik, Soziale Arbeit, Wirtschaft, Social Justice, Gender, Migration)
und wird für verschiedene Zwecke genutzt → kein einheitliches Konzept möglich.
Was sagt Deichsel über Diversität?
Diversität ist nicht einfach nur „Vielfalt ist schön“.
Er beschreibt ein Kontinuum:
Auf der einen Seite: Pluralität, Vielfalt, Vielfältigkeit (neutral/positiv).
Auf der anderen Seite: Differenz als Unterschied, Unstimmigkeit, Konflikt.
→ Diversity hat immer auch eine Spannung: Vielfalt vs. Konflikt / Unstimmigkeit.
Definiere Diversity nach Katharina Walgenbach?
Wertschätzung von:
Soz. Gruppenmerkmalen
Identitäten
Diversity-Merkmale (z. B. Mehrsprachigkeit, kulturelle Perspektiven, altersspezifische Hintergründe) gelten als positive Ressourcen - z.b. Mehrsprachigkeit
Ziel: Anerkennung der Vielfalt & Entwicklung von Diversity-Kompetenzen
Was war die Differenzdebatte der 1970er-Jahre?
Eine Gegenbewegung zur Defizitperspektive
→ Differenz nicht als Mangel, sondern als positiv wertzuschätzende Vielfalt.
Warum ist die Bearbeitung von Differenz ein Auftrag sozialer Berufe?
Weil Ungleichheit und Diskriminierung aus Differenz resultieren und nur bearbeitet werden können, wenn diese sichtbar gemacht und reflektiert werden.
Was bedeutet „Normalisierungsmacht“ (Maurer)?
Soziale Berufe tragen dazu bei, „Normen“ zu definieren (was gilt als normal, was als abweichend?)
Gleichzeitig bringen sie immer auch „die Anderen“ hervor – also diejenigen, die als „anders“ markiert werden.
Dilemma:
Fachkräfte müssen Unterschiede benennen, um z. B. fehlende Ressourcen, Diskriminierungen, Ausschlüsse sichtbar zu machen.
Durch das Benennen verstärken sie aber auch Differenzen und können Stigmata reproduzieren.
Welches Problem besteht für soziale Berufe bei dem Thema: Differenzkategorien?
Weil man Differenzen benennen muss.
Gefahr = Sie passieren wieder.
Was ist Reflexivität im Kontext Sozialer Arbeit (Klinger / Dausien)?
Hinterfragen der eigenen Position, Routinen und Automatismen;
Unterscheidung zwischen
einfacher Reflexion (über etwas)
Selbstreflexion (über sich selbst im Kontext).
Was ist „egalitäre Differenz“?
(Annedore Prengel)
Orientierungsbegriff den Annedore Prengel einführte (1990) umd Gleichheit und Verschiedenheit zu verbinden
Pädagogisches Leitkonzept,
das Gleichheit (Würde, Bedürfnisse, Rechte) und
Verschiedenheit (Einzigartigkeit) aller Menschen verbindet.
Warum sind nach Annedore Prengel Gleichheit und Differenz verbunden?
Weil:
Differenz ohne Gleichheit → führt zu Hierarchie (manche gelten als „besser“).
Gleichheit ohne Differenz → führt zur Anpassung an eine Norm (Verschiedenheit wird unsichtbar gemacht).
Welche Kategorien gelten als relevante Differenzen?
Geschlecht,
Ethnizität,
sexuelle Orientierung, Klasse/Schicht, Behinderung,
Alter,
Religion,
Nationalität,
Raumbezug.
Warum sind Differenzordnungen gesellschaftlich machtvoll? Drei Zentrale Gründe nach Merchil?
„Differenz“ bezeichnet Kategorien wie:
Geschlecht
sexuelle Orientierung
Drei zentrale Gründe nach Mecheril:
Subjektwerdung geschieht in Differenzordnungen (z. B. Geschlecht, Herkunft).
Positionierung: Einige Identitäten gelten als normal, andere als „das Andere“.
Binarität: Zwang zu eindeutigen Kategorien (entweder–oder), Mehrfachzugehörigkeiten werden abgewertet.
Was ist das Ziel von Diversity-Management?
Zweiter wichtiger Strang neben den Differenzdebatten: Diversity in den Wirtschafts- und Betriebswissenschaften.
Ziel: Personelle Vielfalt kann den Profit von Unternehmen steigern.
Warum gilt Diversity als „Travelling Concept“?
Weil es ursprünglich aus der Wirtschaft stammt und später in Pädagogik & Soziale Arbeit übertragen wurde
Welche zwei Strömungen von Diversity Ansätze werden unterschieden? Nach Walgenbach
affirmative Diversity-Management-Ansätze (ressourcen- und leistungsorientiert, teils managementnah)
machtsensible Diversity-Ansätze (fokussieren Herrschaft, Diskriminierung, Strukturen).
Merke: Pädagogik übernimmt teilweise:
Managementsprache: „Kompetenzstandards“, „Qualitätsentwicklung“, „Leitbilder“, „Personalmanagement“
Aber:
Sie beziehen sich inhaltlich auch auf soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit.
Kritik:
Gefahr, dass Pädagogik zu stark nach Profitlogik funktioniert
Was sind affirmative Diversity-Management-Ansätze?
Übernehmen Managementlogiken (Kompetenzen, Standards, Qualität), sehen Vielfalt als Ressource zur Leistungssteigerung, beziehen sich aber auch auf soziale Gerechtigkeit.
ngen.
Was sind machtsensible Diversity-Ansätze?
Betonen Machtverhältnisse wie Rassismus, Sexismus, Heteronormativität.
Ziel: dominanzkritische und differenzsensible Haltung, Dekonstruktion von Ungleichheit.
Grundannahme:
Soziale Identitäten sind Produkte von Herrschaftsverhältnissen, z. B.:
Rassismus
Machtsensible Ansätze:
1. wenden sich gegen Vorurteile und Stereotype gegenüber bestimmten Gruppen.
kritisieren gesellschaftliche Strukturen, die Benachteiligungen erst hervorbri
Warum ist eine harte Gegenüberstellung beider Strömungen von Diversity problematisch?
Weil sich beide Stränge überschneiden (z. B. Affirmative Ansätze greifen Antidiskriminierung auf; machtsensible erkennen Organisationspotentiale an).
Es gibt Überschneidungen:
Affirmative Ansätze beziehen sich auch auf Antidiskriminierung und Humanismus.
Machtsensible Ansätze erkennen auch produktive Aspekte von Diversity-Management (z. B. Organisationsentwicklung) an.
Wie betrachten Machtsensible Diversity Ansätze soziale Identitäten?
Als Produkte von Herrschaftsverhältnissen wie zb. Rassismus
Wogegen wenden sich machtsensible Diversity Ansätze hauptsächtlich?
Gegen Vorurteile und Stereotypen, sowie gegen Strukturen die Soziale Ungerechtheiten hervorbringen
Welche vier zentralen Prämissen liegen Diversity zugrunde?
Gruppenzugehörigkeiten & Identitäten: Menschen haben viele gleichzeitige Zugehörigkeiten; Diskriminierung soll abgebaut werden.
Organisationen: Verantwortung liegt bei Organisationen, nicht beim Individuum.
Ressourcenorientierung: Vielfalt als Chance, nicht als Defizit.
Diversity-Kompetenzen: Wissen, Haltung, Verhalten für positiven Umgang mit Vielfalt.
Was bedeutet der Bezug auf Gruppenzugehörigkeiten im Diversity-Konzept? 1. Prämisse.
Menschen gehören immer mehreren Gruppen gleichzeitig an (Gender, Ethnizität, Klasse, Alter, Orientierung etc.).
→ Identität ist mehrdimensional (Mehrfachzugehörigkeit).
Was ist das gemeinsame Ziel von affirmativen und machtsensiblen Ansätzen in Bezug auf Identitäten?
Abbau von
Diskriminierung,
Hinterfragen von Normen,
Förderung von Akzeptanz & Partizipation.
Was kritisieren machtsensible Ansätze am „4 Layers“-Modell?
Dass innere Dimensionen als „unveränderbar“ dargestellt werden
→ widerspricht sozialkonstruktivistischen und de-konstruktiven Perspektiven.
Identitäten sind nicht naturgegeben, sondern sozial konstruiert
Was ist das „4 Layers of Diversity Model“ (Gardenswartz & Rowe)?
Persönlichkeit
innere Dimensionen (z. B. Alter, Geschlecht, Ethnizität – schwer veränderbar)
äußere Dimensionen (z. B. Religion, Bildung, Einkommen – veränderbar)
organisationale Dimensionen (Position, Abteilung etc.)
Warum ist der Satz „All different – all equal“ aus machtsensibler Sicht problematisch?
Er verschleiert strukturelle Ungleichheit. Wenn alle „irgendwie verschieden“ sind, wird kein Machtverhältnis sichtbar.
Welche Gefahr besteht, wenn Identitäten „positiv anerkannt“ werden sollen?
Es kann zu Reproduktion von Zuschreibungen führen, weil Kategorien wie „Migrant*in“, „Frau“, „Schwuler“ erneut stärker fixiert werden.
Was betont Leiprecht zum Fokus auf Organisationen?
Verantwortung für Erfolg wird nicht individualisiert, sondern liegt bei der gesamten Organisation.
Was bedeutet Ressourcenorientierung im Diversity-Konzept?
Abkehr von Defizitperspektiven → Vielfalt wird als Chance statt als Problem gesehen (für Organisationen & pädagogische Arbeit).
Wie verstehen machtsensible Ansätze Ressourcenorientierung?
Sie betonen flexible, uneindeutige Identitäten und lehnen starre Kulturkonzepte ab (z. B. „die Kultur der XY-Gruppe“).
Wie verstehen affirmative Ansätze Ressourcen?
Vielfalt erhöht Effizienz, Kreativität und Innovationsfähigkeit von Teams; wird oft in Stellenausschreibungen betont.
Welche Komponenten gehören zu Diversity-Kompetenz?
Aschenbrenner/Wellmann
Diversity muss gelernt werden – auf drei Ebenen:
kognitiv
affektiv
verhaltensbezogen
Nach Aschenbrenner-Wellmann:
🧠 Kognitiv
Wissen über soziale Ungleichheit, Integration, Inklusion
Wissen über Empowerment & Teilhabe
Verständnis, dass Diversity immer mit Spannungen verbunden ist
❤️ Affektiv
Ambiguitätstoleranz (Unsicherheit, Fremdheit aushalten können)
Selbstsicherheit / Selbstrelativierung (Verschiedenheit nicht als Bedrohung erleben)
👐 Verhaltensbezogen
nicht wertender Dialog
heterogene Teams begleiten
Diversity als Effizienzkriterium in Organisationen implementieren
Welche verhaltensbezogenen Komponenten gehören zu Diversity-Kompetenz? Aschenbrenner/Wellmann
Begleitung heterogener Teams
Diversity als Effizienzkriterium implementieren
Was ist das positive an Diversity?
Diversity betrachtet nicht nur Individuen, sondern Organisationen:
Schulen
Kitas
Jugendhilfe
Dies ist eine Stärke von Diversity. → Andere Diskurse (z. B. Intersektionalität) fokussieren eher Individuen oder Gesellschaft – aber nicht die Mesoebene.
Diversity setzt:
nicht beim Einzelnen an („Schüler*in muss sich verändern“)
sondern fragt:
„Wie kann die Organisation heterogene Adressat*innen besser berücksichtigen?“
Unterschied affirmative vs. machtsensible Ansätze:
affirmativ: Organisations- & Personalentwicklung (klassisches Management)
machtsensibel: Organisationen müssen Machtverhältnisse kritisch reflektieren und Barrieren abbauen
→ Wichtig: Verantwortung wird nicht individualisiert, sondern organisational verortet
Wie unterscheiden sich affirmative und machtsensible Ansätze im Blick auf Diversity-Kompetenz?
affirmativ: Diversity-Kompetenz = Diversity managen
machtsensibel: Diversity-Kompetenz = Diversity reflexiv bearbeiten, Machtverhältnisse durchschauen
Was ist der Gleichheitsdiskurs?
Der Gleichheitsdiskurs ist die moderne Vorstellung, dass alle Menschen gleiche Rechte und eine gleiche Behandlung erhalten sollen. → Problem: Gleichbehandlung ignoriert reale Unterschiede und kann Ungleichheit sogar verstärken.
Beispiel: Einheitliches Bewertungssystem in der Schule → benachteiligt Schüler*innen mit Sprachbarrieren.
Was kritisiert Maihofer am Gleichheitsdiskurs?
Gleichheit erzeugt Anpassungsdruck an die gesellschaftliche Norm.
Verschiedenheit wird ignoriert → Ausschluss.
Historisch war Gleichheit nie für alle gemeint (Menschenrechte 1789 = weiße Männer).
Was ist der Anerkennungsansatz?
Menschen haben ein Grundbedürfnis nach Anerkennung.Anerkennung ist notwendig für Identität, Selbstwert und gesellschaftliche Teilhabe.
Honneths drei Anerkennungssphären?
Recht → gleiche Rechte, Teilhabe
Wertschätzung/Leistung → Anerkennung individueller Fähigkeiten
Liebe → emotionale Zuwendung, Vertrauen
Folgen der Missachtung des Anerkennungsanatz? (Honneth)
Recht: Entrechtung, Verlust von Selbstachtung
Wertschätzung: Demütigung, Statusverlust
Liebe: Verlust von Selbstvertrauen
Was will der Anerkennungsansatz verändern? (Honneth)
Nicht nur Fairness herstellen, sondern auch Strukturen kritisieren, die Ungleichheit erzeugen.
Was ist Diskriminierung?
Ungleichbehandlung aufgrund zugeschriebener Merkmale wie Herkunft, Geschlecht, Religion etc.
Was ist Rassismus?
Rassismus ist kein Vorurteil, sondern ein Machtverhältnis, das Gruppen dauerhaft abwertet, hierarchisiert und strukturell benachteiligt.
Unterschied Diskriminierung vs. Rassismus?
Diskriminierung: Handlung
Rassismus: System + Struktur + Machtverhältnis
Drei Formen der Diskriminierung (Hormel)?
Interaktionell → direkte Begegnung
Institutionell → Regeln & Routinen diskriminieren
Strukturell → gesellschaftliche Muster & Macht
Warum sind Ethnizität & Geschlecht oft gekoppelt?
Stereotype über „die anderen“ (z. B. muslimische Frauen = rückständig) stabilisieren das eigene Selbstbild („wir sind aufgeklärt“).
Was ist Othering?
Prozess, bei dem „die anderen“ konstruiert und abgewertet werden, um die eigene Normalität zu stabilisieren.
Was sind Ressourcen?
Nicht der Defizitblick („Was fehlt?“), sondern: 👉 „Welche Stärken, Fähigkeiten und Ressourcen hat ein Mensch – oder kann er bekommen?“
Arten von Ressourcen
Personale Ressourcen (Selbstbewusstsein, Fähigkeiten, Emotionen)
Soziale Ressourcen (Familie, Netzwerke, Unterstützung)
Ökonomische Ressourcen (Geld, Arbeit, materielles Kapital)
Ökologische Ressourcen (Wohnraum, Umfeld)
Zentrale Idee
Erst Grundversorgung sichern, dann Ressourcen aufbauen
Was unterscheidet Ressourcenansatz von Defizitperspektive?
Ressourcenansatz fragt: „Was kannst du?“
Defizitansatz fragt: „Was fehlt dir?“
Was bedeutet Partizipation?
Partizipation heißt, Entscheidungen, die die eigene Lebenswelt betreffen, mitentscheiden und Lösungen mitentwickeln.
Warum ist Partizipation im Diversity-Kontext wichtig?
Weil sie Macht verschiebt: → von Institutionen → hin zu Betroffenen.
9-Stufen-Modell der Partizipation (Wright/Block/von Unger)?
Das 9-Stufen-Modell von Wright, Block & von Unger (2010) zeigt, wie stark Menschen an Entscheidungen beteiligt werden. Die Stufen reichen von keiner Beteiligung bis zur vollständigen Selbstorganisation.
Keine Partizipation:
Instrumentalisierung – Menschen werden benutzt, kein Einfluss.
Anweisung – Fachkräfte bestimmen, Betroffene haben keine Stimme.
Vorstufen der Partizipation:
3. Information – Man wird informiert, entscheidet aber nicht.
4. Anhörung – Man darf seine Meinung äußern, sie muss aber nicht berücksichtigt werden.
5. Einbeziehung – Beratung ohne verbindlichen Einfluss.
Echte Partizipation (ab Stufe 6):
6. Mitbestimmung – Entscheidungen werden gemeinsam getroffen.
7. Teilweise Entscheidungskompetenz – Zielgruppen entscheiden in Teilbereichen selbst.
8. Entscheidungsmacht – Zielgruppen treffen die wesentlichen Entscheidungen.
9. Selbstorganisation – vollständige Eigenverantwortung und Selbststeuerung.
Was ist Empowerment?
Menschen befähigen, ihre Lebenswelt selbst zu gestalten und politische/soziale Teilhabe auszubauen.
Nenne die Zwei Traditionslinien von Empowerment?
kollektive Selbstbemächtigung (Bewegungen)
professionelle Unterstützung (Soziale Arbeit)
Fünf Prinzipien des Empowerment-Prozesses?
Sprachlosigkeit überwinden
Erfahrungen kontextualisieren
Gegenwehr entwickeln
kollektive Solidarität
Agents of Change
Warum ist Empowerment politisch?
Es richtet sich gegen strukturelle Ungleichheit („Bottom-up“). → Veränderung beginnt bei Betroffenen.
Was ist Intersektionalität? (klar + Walgenbach)
Analyseansatz: Soziale Kategorien wirken zusammen (Geschlecht, Klasse, Ethnizität …). → Machtverhältnisse werden sichtbar.
Kimberlé Crenshaw (1989)
Straßenkreuzungs-Metapher
→ Diskriminierung kann aus mehreren Richtungen gleichzeitig wirken (z. B. Rassismus + Sexismus).
Unterschied Intersektionalität vs. Interdependenzen?
Intersektionalität: Kategorien kreuzen sich
Interdependenzen (Walgenbach): Kategorien sind selbst schon mehrfach zusammengesetzt; kein „Kern“, keine Essenzen
Wozu dient Intersektionalität in der Praxis?
Def: Intersektionalität beschreibt die Überschneidung und Gleichzeitigkeit verschiedener Formen von Diskriminierung gegenüber einer Person in der gesellschaftlichen Realität.
Erkennen von Mehrfachdiskriminierung
Reflektion eigener Haltung
Maßnahmen besser planen
Dominanzkultur abbauen
Was bedeutet „Interdependente Kategorien“ nach Walgenbach?
Interdependente Kategorien sind soziale Kategorien (z. B. Geschlecht, Ethnizität, Klasse), die nicht separat existieren und auch keinen festen Kern besitzen, sondern selbst schon aus mehreren sozialen Bedeutungen und Machtverhältnissen zusammengesetzt sind.
Was sind Interdependenzen (Walgenbach)?
Soziale Kategorien haben keinen Kern und sind immer selbst mehrdimensional. → Kategorien sind voneinander abhängig und intern heterogen.
Wo wird Intersektionalität angewendet?
Antidiskriminierungsarbeit
Gewaltprävention
Mädchen-/Jungenarbeit
Teilhabearbeit
Was meint das „Spannungsfeld der Differenz“?
Man muss Differenzen anerkennen, um Ungleichheit sichtbar zu machen – aber durch das Benennen werden die Kategorien (z. B. „Frau“, „Migrant“, „Behinderung“) erneut hergestellt und verfestigt. → Anerkennung erzeugt die Differenz, die sie überwinden möchte.
Warum wird Diversity kritisiert, weil es soziale Kategorien reproduziert?
Weil Diversity selbst mit Kategorien arbeitet. Dadurch werden Identitäten (z. B. Geschlecht, Migration) immer wieder bestätigt und nicht aufgelöst.→ Gefahr der Essentialisierung.
Was kritisiert Auernheimer am sozialkonstruktivistischen Diversity-Verständnis?
Wenn ALLE Unterschiede als soziale Konstruktion verstanden werden, wirkt sogar sozialökonomische Ungleichheit konstruiert → Gefahr der Verharmlosung realer Benachteiligung.
Was kritisiert Walgenbach am traditionellen Diversity-Fokus?
Der Fokus auf Diskriminierung/Marginalisierung blendet andere Machtstrukturen aus, z. B.:
Critical Whiteness
Bildungsprivilegien
heteronormative Strukturen
hegemoniale Männlichkeit
Warum werden betriebswirtschaftliche Diversity-Management-Ansätze kritisiert?
Weil sie Vielfalt primär zur wirtschaftlichen Optimierung nutzen (Profitorientierung) und nicht zur sozialen Gerechtigkeit. → Diversity wird zum Unternehmensvorteil, nicht zur Gleichstellung.
Was meinen Emmerich & Hormel mit „Kulturalisierung von Ungleichheiten“?
Ungleichheiten werden als „kulturelle Unterschiede“ erklärt, statt als soziale oder strukturelle Probleme erkannt.→ Verharmlosung sozialer Ungleichheit
Was ist die „Gefahr des Relativismus“ im Diversity-Kontext?
Wenn jede Differenz gleich wichtig erscheint, wird echte Machtungleichheit unsichtbar. → „Alle irgendwie anders“ verwischt reale Privilegien und Diskriminierungen.
Warum sprechen Emmerich & Hormel von Depolitisierung?
Diversity-Management ersetzt teilweise Antidiskriminierungsrechte und Gleichstellungspolitik.→ Fokus verschiebt sich von Rechten → zu Potenzialen.→ Unternehmen haben keine Verpflichtungen.
Was kritisiert Scherr an der Einführung von Diversity in Deutschland?
Diversity wurde nicht durch soziale Bewegungen entwickelt, sondern als EU-Import „von oben“ eingeführt.→ Top-down ersetzt keine gesellschaftlichen Lernprozesse
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