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by Julian P.

Erkläre die Energiekaskade.

tl;dr:

  • Große Wirbel entstehen durch die Geometrie des Problems (z. B. Zylinderdurchmesser bei Umströmung).

  • Kleine Wirbel entstehen durch den Zerfall großer Wirbel in immer kleinere Strukturen.

  • Die Wirbel geben die Energie zu den kleineren Strukturen weiter, bis sie dissipiert werden


Langform:

Mechanismus der Energiekaskade

  1. Energiezufuhr:

    • Die Energie kommt von außen (z. B. durch Geschwindigkeitsgradienten) und wird in die größten Wirbel eingespeist.

  2. Kaskadenprozess:

    • Große Wirbel geben ihre Energie an kleinere Wirbel weiter.

    • Dieser Prozess setzt sich fort, bis die kleinsten Skalen erreicht sind.

    • Im Mittel fließt Energie von großen zu kleinen Skalen (Forward Scatter), aber lokal kann auch Energie zurückfließen (Backscatter).

  3. Dissipation:

    • Am Ende der Kaskade wird die mechanische Energie in den kleinsten Wirbeln durch viskose Kräfte in Wärme umgewandelt.

    • Die kleinste Skala ist die Kolmogorov-Länge:l_k = (ν^3 / ε)^(1/4)

      wobei:

      • ν: kinematische Viskosität

      • ε: Dissipationsrate der Turbulenzenergie

    • Die zugehörige Zeit- und Geschwindigkeitsskala:t_k = (ν / ε)^(1/2) u_k = (ν * ε)^(1/4)

Inertialbereich und Energiespektrum

  • Zwischen den großen und kleinen Skalen liegt der Inertialbereich:

    • Hier erfolgt der Energietransfer allein durch Trägheitskräfte, unabhängig von Viskosität.

    • Die Energietransferrate ε ist konstant über alle Skalen.

  • Das Kolmogorov-Energiespektrum:E(k) ~ k^(-5/3) für die Wellenzahl k im Inertialbereich.

Wichtige Eigenschaften

  • Turbulenz ist dreidimensional, instationär und dissipativ.

  • Mit steigender Reynolds-Zahl wächst der Bereich der Skalen stark an:L / l_k ~ Re^(3/4)

    (L = größte Skala, l_k = Kolmogorov-Länge).

Kolmogorov-Konstante: α_k ≈ 1.6 ± 0.06


Welche Simulationsansätze gibt es und welchen Zusammenhang zum Modellierungsgrad und zur Energiekaskade haben die Ansätze?

1. Direkte numerische Simulation (DNS)

  • Prinzip: Lösung der vollständigen, dreidimensionalen, instationären Navier-Stokes-Gleichungen ohne empirische Modellannahmen.

  • Modellierungsgrad: Kein Modellierungsgrad – alle Skalen der Turbulenz werden direkt berechnet.

  • Bezug zur Energiekaskade: DNS bildet die gesamte Energiekaskade ab – von den großen Wirbeln bis zur kleinsten Kolmogorov-Skala:η = (ν^3 / ε)^(1/4) τ_η = (ν / ε)^(1/2) u_η = (ν * ε)^(1/4)

    Nachteil: Extrem hoher Rechenaufwand, da das Verhältnis der größten zu kleinsten Skalen stark mit der Reynolds-Zahl wächst:L / η ~ Re^(3/4)

2. Large-Eddy Simulation (LES)

  • Prinzip: Auflösung der großen, energiereichen Wirbel (Grobstruktur) durch direkte Berechnung; die kleinen Skalen (Feinstruktur) werden modelliert.

  • Modellierungsgrad: Teilweise Modellierung – nur die kleinen Skalen werden durch Subgrid-Scale-Modelle approximiert (z. B. Smagorinsky-Modell).

  • Bezug zur Energiekaskade: LES bildet den oberen Teil der Energiekaskade direkt ab (große Wirbel), während die Dissipation in den kleinsten Skalen durch Modelle erfolgt. Energiespektrum im Inertialbereich:E(k) ~ k^(-5/3) Die Energietransferrate ε bleibt konstant über die Skalen.

3. Reynolds-gemittelte Navier-Stokes (RANS)

  • Prinzip: Zeitliche Mittelung der Navier-Stokes-Gleichungen; turbulente Schwankungen werden vollständig modelliert.

  • Modellierungsgrad: Hoher Modellierungsgrad – gesamte Turbulenz wird durch statistische Modelle (z. B. k-ε-Modell) beschrieben.

  • Bezug zur Energiekaskade: Die Energiekaskade wird nicht direkt berechnet, sondern über Modellgleichungen für turbulente kinetische Energie k und Dissipationsrate ε angenähert:ε ≈ C_ε * (k^(3/2) / l) wobei l eine charakteristische Längenskala ist.

Zusammenhang zwischen Modellierungsgrad und Energiekaskade

Modellierung:


Energiekaskade:

  • DNS: Vollständige Auflösung → gesamte Energiekaskade wird direkt simuliert.

  • LES: Teilweise Auflösung → große Skalen direkt, kleine Skalen modelliert.

  • RANS: Keine direkte Auflösung → gesamte Energiekaskade durch Modelle approximiert.


Was ist bei periodischen Randbedingungen zu beachten?

Periodische Randbedingungen sind nur anzuwenden, wenn sie physikalisch sinnvoll sind (z.B. Turbinenschaufeln) oder wenn die Strömung in eine Richtung statistisch nicht variiert (z.B. ebene Kanalströmung, Simulation eines Flügelprofils), aber aufgrund der Turbulenz trotzdem 3D simuliert werden muss. Bei zweiterem muss das Gebiet aber so groß sein, dass die größten Strukturen abgebildet werden können. Diese Forderung kann über die Zweipunkt-Korrelation überprüft werden.


Während die Geschwindigkeit als periodisch übernommen werden kann, kann der Druck nicht direkt periodisch genommen werden, da der Druckgradient über den Integrationsbereich bestehen muss, um eine Strömung voranzutreiben. Die Lösung: der Druckgradient wird als zusätzlicher Quellterm in die Impulsgleichung gesetzt. Dann enthält das berechnete Feld nur noch Druckfluktuationen. Für die Nutzung der Daten in einem anderen Integrationsbereich muss dann der Absolutwert dazugerechnet werden.

Diese Technik setzt die Kenntnis des Druckgradienten voraus, welcher von der Wandschubspannung abhängig ist. Speziell bei LES-Berechnungen ergibt sich daraus ein Problem: Jede Ungenauigkeit der Bestimmung der Feinstrukturspannung in Wandnähe ergibt veränderte Wandschubspannung und daher für den gleichen Druckgradienten einen anderen Massenfluss.

Soll der Massenfluss eingestellt werden, muss daher der Druckgradient geregelt werden. Das geschieht über einen sogenannten Forcing Term, der den Druckgradienten iterativ einstellt.


Wo hat das k-ε-Modell seine Limitierungen und wo kommt der gesamte Wirbelviskositätsansatz an seine Grenzen?

In Wandnähe gilt das Standard-k-ε-Modell nicht mehr, hier muss mit weiteren Annahmen gearbeitet werden. Hier gibt es die folgenden Ansätze:

  • Low-Re k-ε-Modell: Erweiterung des Standardmodells, um molekulare Transportvorgänge zu berücksichtigen, dadurch wieder gültig an der Wand, aber wieder hohe Auflösung benötigt

  • Überbrückung mit Wandfunktionen: Über das logarithmische Wandgesetz kann mit einem Punkt im logarithmischen Bereich die Wandschubspannung bestimmt werden.


Die WVM nehmen Grundsätzulich an:

  • linearer Zusammenhang zwischen Spannungstensor und Deformationstensor, Achsen stimmen immer überein

  • isotroper Transportkoeffiziernt für Impuls- und Skalartransport, d.h. Wirbelviskosität und -diffusität

Daraus folgen die folgenden Probleme:

  • WVM zeigen eine viel zu schwache Empfindlichkeit auf Krümmung und Drall.

  • WVM neigen dazu, Ablösung von gekrümmten Wänden zu verhindern und ein zu frühes Wiederanlegen hervorzusagen.

  • WVM ergeben einen näherungsweise isotropen Zustand, auch in Wandnähe.

  • WVM ergeben eine viel zu hohe Turbulenzproduktion bei Prallstromungen (Staupunkt).

  • WVM ergeben eine zu schwache Empfindlichkeit auf Dichteschichtung (Auftriebskräfte).

  • WVM ergeben ein viel zu hohes Längenmaß bei verzögerten Grenzschichten und

    abgelösten Strömungen.

Der Boussinesq-Ansatz versagt bei:

  • Strömungen mit plötzlichen Änderungen der mittleren Scherrate

  • Strömungen über gekrümmte Oberflächen

  • Strömungen in Rohren mit Sekundärbewegungen

  • Strömungen in rotierenden oder geschichteten Fluiden

  • dreidimensionale Strömungen

  • Strömungen mit Grenzschichtablösung




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Julian P.

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