Was bedeutet "Kulturhoheit der Länder" und wo ist sie geregelt?
Die Kulturhoheit der Länder ist im Grundgesetz (Artikel 91) verankert. Sie besagt, dass die einzelnen Bundesländer für Gesetzgebung und Verwaltung in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Kultur zuständig sind. Dies führt zu Unterschieden in den Schulsystemen der Länder (Föderalismus).
Was versteht man unter "Bildungslandschaften"?
Ein Konzept der Jugend- und Bildungspolitik, das darauf abzielt, Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen lokal, kommunal und regional zu vernetzen. Ziele sind u.a. bessere Bildungsbedingungen, ein besseres Übergangsmanagement und die Förderung von Integration.
Welche sechs Merkmale kennzeichnen das Konzept "Governance" im Bildungsbereich?
Freiwilligkeit
Netzwerkartige Kooperationen (unabhängiger Akteure)
Produktion von Gemeinschaftsgütern
Kollektive Steuerung
Geringe Institutionalisierung (Vertrauensbasis)
Verhandlung und Konsens
Welche typischen Transitionen gibt es im deutschen Bildungssystem?
Übertritt von der Kita (Elementarstufe) in die Grundschule (Primarstufe).
Übertritt von der Grundschule in die weiterführende Schule (Sekundarstufe I).
Übertritt von der Sekundarstufe I in die berufliche Bildung oder Sekundarstufe II.
Was ist das Problem bei frühen Selektionsmaßnahmen im Schulsystem?
Selektionsmaßnahmen (wie die Aufteilung auf verschiedene Schulformen nach der Grundschule) führen oft nicht zur erhofften Leistungssteigerung durch homogene Gruppen. Stattdessen können sie Bildungs- und Berufslaufbahnen negativ vorstrukturieren und soziale Ungleichheiten verstärken, da Selektionsentscheidungen oft von der sozialen Herkunft geprägt sind.
Wie definiert Wolfgang Brezinka "Erziehung"?
Als soziale Handlungen, durch die Menschen versuchen, das Gefüge der psychischen Dispositionen anderer Menschen dauerhaft zu verbessern oder ihre als wertvoll beurteilten Komponenten zu erhalten. (Merkmal: intentionale Einflussnahme, hierarchisch).
Was ist der Kern des Erziehungsbegriffs nach Klaus Mollenhauer (Kritische Erziehungswissenschaft)?
Erziehung zielt auf Emanzipation und Mündigkeit. Der zu Erziehende soll durch symbolisch vermittelte Kommunikation (Diskurs) befähigt werden, rational und politisch zu handeln und sich von gesellschaftlichen Zwängen zu befreien.
Wie definiert Jürgen Oelkers Erziehung in seiner "Akteurstheorie"?
Erziehung ist keine einseitige Einwirkung, sondern ein balancierter Austauschprozess (Wechselwirkung) zwischen Erzieher und zu Erziehendem. Beide Seiten passen ihre Erfahrungen durch fortlaufende Selbstkorrektur an.
Nenne die fünf Säulen der Erziehung nach Tschöpe-Scheffler.
Liebe (Emotionale Wärme, Zuwendung).
Achtung und Respekt (Anerkennung der Individualität).
Kooperation (Miteinander, Gespräche).
Struktur (Verbindlichkeit, Grenzen, Konsequenzen).
Förderung (Anregung, Unterstützung).
Welche vier Kompetenzbereiche umfasst der "erweiterte Bildungsbegriff"?
Kulturelle Kompetenz: Erschließung von Kulturtechniken (Wissen, Sprache).
Instrumentelle Kompetenz: Umgang mit der dinglichen Welt und Technik.
Soziale Kompetenz: Teilhabe am Gemeinwesen und Umgang mit anderen.
Personale Kompetenz: Umgang mit sich selbst, dem eigenen Körper und Gefühlen.
Wie lässt sich "Betreuung" definieren?
Betreuung umfasst neben der physischen Versorgung (Ernährung, Hygiene) und der Aufsichtspflicht auch die emotionale Zuwendung, den Aufbau einer Beziehung und die Erfüllung des Schutzauftrages zur Sicherung des Kindeswohls.
Worin liegt der wesentliche Unterschied zwischen Sozialisation und Bildung (nach Klafki)?
Sozialisation: Passt den Menschen an die Gesellschaft an (Vergesellschaftung, Übernahme von Normen).
Bildung: Befähigt das Subjekt zur Kritikfähigkeit und Rollendistanz. Man kann sich gesellschaftlichen Ansprüchen widersetzen, wenn sie der individuellen Entfaltung entgegenstehen.
Wie definiert Klaus Hurrelmann "Sozialisation"?
Sozialisation ist der Prozess der Entstehung und Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit in Abhängigkeit von und in Auseinandersetzung mit den sozialen und den dinglich-materiellen Lebensbedingungen. Es ist ein wechselseitiger Prozess (Interaktion zwischen Individuum und Umwelt)
Was ist der Unterschied zwischen "Enkulturation" und "Sozialisation"?
Enkulturation: Das grundlegende Hineinwachsen in eine Kultur (z. B. Sprache, Essgewohnheiten). Es ist das Erlernen kultureller Basisfähigkeiten.
Sozialisation: Das Erlernen von Werten, Normen und sozialen Rollen einer spezifischen Gesellschaft oder Gruppe ("Sozialwerden"). Es ist ein Teilbereich der Enkulturation
Nenne die vier Phasen der Sozialisation und deren primäre Instanzen
Primäre Sozialisation (0–5 J.): Familie, Kita (Basis für Persönlichkeit).
Sekundäre Sozialisation (5–18 J.): Schule, Peergroup, Medien (Integration in Gesellschaft).
Tertiäre Sozialisation (Erwachsenenalter): Beruf, eigene Familie (Verantwortungsübernahme).
Quartäre Sozialisation (spätes Erwachsenenalter): Anpassung an Rente, Alter, Pflege.
Was bedeutet "Personalisation" (Individuation)?
Es bezeichnet den Prozess der Entwicklung einer einzigartigen Persönlichkeit. Das Individuum gewinnt Spielräume gegenüber sozialen Abhängigkeiten, um sich selbstbestimmt in die Gesellschaft einzufügen oder diese mitzugestalten.
Wer gilt als Begründer des ersten "Kindergartens" und was war seine Kernidee?
Friedrich Fröbel (1840). Seine Idee war, Kinder wie Pflanzen in einem Garten zu hegen und zu pflegen. Er entwickelte "Spielgaben" zur Förderung von Kognition und Motorik; das spielerische Lernen stand im Vordergrund.
Was kennzeichnet den "Situationsorientierten Ansatz" (S.o.A.) nach Armin Krenz?
Ausgangspunkt sind die aktuellen Lebenssituationen und Bedürfnisse der Kinder und ihrer Familien.
Ziel ist die Unterstützung von Selbstbildungsprozessen ("Bildung aus erster Hand").
Fokus liegt auf Autonomie, Partizipation und dem Aufbau von Ressourcen ("Lernen nebenbei" statt isoliertem Training).
Was ist der "Funktionsorientierte Ansatz"?
Ein Ansatz, der auf das gezielte Training bestimmter Funktionen und Fertigkeiten ausgerichtet ist (oft "Vorschul-Training"). Er ist stark strukturiert, planmäßig und defizitorientiert, wird aber wegen mangelnder Berücksichtigung des Spiels oft kritisiert
Was ist der Grundgedanke des "Early-Excellence-Ansatzes" (EEC)?
Jedes Kind ist exzellent (einzigartig) und Eltern sind die Experten für ihre Kinder. Kitas entwickeln sich zu Zentren für Eltern und Kinder, die Bildung, Betreuung und Beratung vernetzen ("Satellitensystem").
Welche drei Organisationsmodelle von Familienzentren gibt es?
Alles-unter-einem-Dach-Modell: Die Kita bietet alle Leistungen (Beratung, Kurse) selbst in ihren Räumen an.
Lotsen-Modell: Die Kita vermittelt Familien gezielt an externe Kooperationspartner.
Galerie-Modell: Eine Mischform aus eigenen Angeboten und Vermittlung (am weitesten verbreitet)
Welche Rolle spielt die Digitalisierung in der Administration von Kitas?
Sie wird zunehmend wichtig, z. B. durch Online-Portale zur Platzvergabe (wie "Little Bird"). Vorteile sind höhere Transparenz und Planungssicherheit; ein Nachteil kann der wegfallende persönliche Erstkontakt sein
Wie wird Medienerziehung in der Kita von Fachkräften oft gesehen?
Viele Fachkräfte haben eine eher medienkritische Haltung und sehen digitale Medien (Tablets etc.) als Überforderung oder Ablenkung. Dennoch wird Medienbildung zunehmend als Kinderrecht (Teilhabe) und Bildungsauftrag verstanden.
Was sind Ziele der medienpädagogischen Elternarbeit?
Austausch über Medienvorlieben der Kinder.
Vermittlung von Informationen zu altersgerechter Mediennutzung. (Herausforderung: Erreichbarkeit von bildungsfernen Elternhäusern).
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