Welche zwei Strukturmerkmale sind typisch für das deutsche Schulsystem?
Föderale Struktur: Bildung ist Ländersache (Kulturhoheit der Länder), was zu Unterschieden zwischen den Bundesländern führt.
Mehrgliedrigkeit: Das System ist in verschiedene Schulformen unterteilt (ursprünglich Hauptschule, Realschule, Gymnasium, heute ergänzt durch Gesamtschulen, Sekundarschulen, Förderschulen etc.).
Welcher Trend lässt sich seit den 1980er-Jahren bezüglich des Bildungserfolgs von Jungen und Mädchen beobachten?
Mädchen erzielen im Durchschnitt höhere Schulabschlüsse (höhere Abiturquote) als Jungen. Allerdings gibt es weiterhin geschlechtsspezifische Unterschiede in den Fächern: Mädchen schneiden oft schlechter in MINT-Fächern ab (Stereotypenbedrohung), Jungen eher in sprachlichen Fächern.
Welche sechs Merkmale kennzeichnen die außerschulische Jugendbildung nach Griese?
Freiwilligkeit der Teilnahme.
Mit- und Selbstbestimmung des Lernprozesses.
Offenheit und Flexibilität.
Pluralität der Träger.
Erfahrungsbezogenes Lernen.
Gruppenorientierung.
Nenne die drei wesentlichen Themenbereiche der außerschulischen Jugendbildung.
Politische Jugendbildung (Demokratiebildung, Partizipation).
Kulturelle Jugendbildung (Musik, Theater, Kunst, Medien).
Sportliche Jugendbildung (Körpererfahrung, Teamgeist, Leistungsfähigkeit).
Was ist das "Königsziel" der politischen Jugendbildung nach Widmaier?
Die Partizipation (Teilhabe) in demokratischen politischen Systemen, da diese untrennbar mit Demokratie verbunden ist.
In welche vier großen Kategorien lassen sich Maßnahmen der beruflichen Bildung unterteilen?
Duale Berufsausbildung (Betrieb + Berufsschule).
Schulische Berufsausbildung (Vollzeit in Berufsfachschulen, z. B. Erzieher:in).
Hochschulzugang über berufliche Bildung (Fachoberschulen, Berufsoberschulen).
Berufliche Weiterbildung (setzt meist einen ersten Abschluss voraus).
Nenne Beispiele für Unterstützungsangebote für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf in der Berufsausbildung.
Berufseinstiegsbegleitung: Individuelle Unterstützung schon ab der Schule bis ins erste Ausbildungsjahr.
Assistierte Ausbildung: Hilfen vor und während der Ausbildung zum Ausgleich von Defiziten.
Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB): Erwerb von Grundkompetenzen.
Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH): Stützunterricht und sozialpädagogische Begleitung während der Lehre
Was ist der Unterschied zwischen "Konsument:innen" und "Prosument:innen" im Umgang mit digitalen Medien?
Konsument:innen: Nutzen Medien passiv (Informationen suchen, Chatten, Videos schauen). Dies ist die Mehrheit der Jugendlichen.
Prosument:innen: Gestalten aktiv mit (Blogs schreiben, Videos erstellen, Programmieren).
Wie wird der Stand der digitalen Mediennutzung an Schulen oft beschrieben (z. B. laut Deutscher Kinder- und Jugendstiftung)?
Eher zwiegespalten und zurückhaltend. Viele Lehrkräfte nutzen digitale Medien selten oder nur passiv im Unterricht. Gründe sind oft Vorurteile (Schüler seien "Digital Natives" mit Wissensvorsprung) oder Unsicherheiten, was zu einer Abwehrhaltung führen kann
Welche Besonderheit weisen "Pädagogische Hochschulen" (PHs) in Deutschland auf?
Sie existieren als eigenständige Hochschulform nur noch in Baden-Württemberg. Ihr Fokus liegt auf der Bildungswissenschaft, der Ausbildung von Lehrkräften (Grund-, Sekundar-, Sonderschulen) sowie außerschulischer Pädagogik. Sie besitzen das Promotionsrecht.
Was ist das Ziel des Programms "Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen"?
Das Ziel ist die Öffnung der Hochschulen für neue Zielgruppen, insbesondere für Berufstätige und Personen mit Familienpflichten (wissenschaftliche Weiterbildung). Es geht um Durchlässigkeit im Bildungssystem und lebenslanges Lernen.
Was unterscheidet "Fachhochschulen" (HAW) primär von Universitäten?
Fachhochschulen (University of Applied Sciences) sind stark anwendungsorientiert mit hohem Praxisbezug und einer engen Anknüpfung an die Arbeitswelt. Universitäten konzentrieren sich stärker auf theoretisches und methodisches Wissen sowie Grundlagenforschung
Wie unterscheiden sich die Begriffe "Erwachsenenbildung" und "Weiterbildung"?
Erwachsenenbildung: Ein Oberbegriff für alle organisierten Formen des Lernens Erwachsener.
Weiterbildung: Bezieht sich spezifisch auf die Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens nach Abschluss einer ersten Bildungsphase (z. B. nach der Berufsausbildung)
Was versteht man unter "Ermöglichungsdidaktik" (nach Rolf Arnold)?
Ein didaktischer Ansatz, der sich von der klassischen "Belehrungsdidaktik" abwendet. Lehrende fungieren nicht als reine Wissensvermittler, sondern als Lernbegleiter oder Coaches, die Lernarrangements schaffen, in denen sich Erwachsene Wissen selbstgesteuert und kompetenzorientiert aneignen können.
Wofür steht das Akronym S.P.A.S.S. im Kontext der Ermöglichungsdidaktik?
Es beschreibt fünf Kernvariablen des Lernens:
Selbstgesteuert
Produktiv
Aktivierend
Situativ
Sozial
Was ist der primäre Zweck betrieblicher Weiterbildung?
Sie dient der Qualifizierung von Mitarbeitenden, um Qualifikationslücken zu schließen, die durch neue Unternehmensziele oder Strategien entstanden sind (Anpassung an ökonomische und fachliche Bedarfe).
Wie wird "Coaching" definiert und abgegrenzt?
Coaching ist eine professionelle, zeitlich begrenzte Beratung im beruflichen Kontext. Es zielt auf Hilfe zur Selbsthilfe, Ressourcenaktivierung und Persönlichkeitsentwicklung ab. Es ist keine Therapie (keine Behandlung von Krankheitswerten)
Was ist ein "MOOC"?
Ein Massive Open Online Course. Das sind Online-Kurse ohne Zugangsbeschränkungen mit oft sehr hohen Teilnehmerzahlen. Lerninhalte werden meist über Videos vermittelt, der Austausch erfolgt über Foren.
Was versteht man im E-Learning unter einem "PLE"?
Personal Learning Environment. Dies ist keine feste Plattform einer Institution, sondern das individuell vom Lernenden zusammengestellte Lernarrangement aus verschiedenen Tools, Apps und Netzwerken.
Welche Vorteile bietet die schriftsprachliche Kommunikation (z. B. Chat/Mail) im Online-Coaching?
Entschleunigung: Zeit zum Nachdenken und Formulieren.
Dokumentation: Nachrichten können nachgelesen und archiviert werden.
Reflexion: Das Schreiben fördert die kognitive Verarbeitung ("Writing Cure").
Kontrolle: Inhalte können vor dem Senden bearbeitet werden.
Welche vier Stufen der Professionalisierung gibt es bei Online-Coaching-Plattformen?
Medial vermittelte Kommunikation (nur Video/Mail).
Unspezifische Plattformen (mit Management-Funktionen).
Professionelle Coaching-Werkzeuge (spezifische 2D/3D-Tools).
Integrierende Plattformen (Alles in einem + Ethik/Qualitätssicherung).
Was ist der FOKUS-Ansatz beim Übergang vom Elementarbereich in die Primarstufe?
Ein Ansatz zur Förderung von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten (speziell ADHS-Symptome wie Hyperaktivität/Unaufmerksamkeit) in der Schule. Ziel ist es, negative schulische Langzeitfolgen zu verhindern. Der Ansatz arbeitet auf drei Ebenen:
Klassenebene: Strukturierung von Lerntätigkeiten.
Individuelle Ebene: Förderung von Aufmerksamkeit und Selbstregulation.
Elternebene: Austausch, Vertrauensaufbau und Koordination.
Was versteht man unter Passung beim Übergang in die berufliche Bildung?
Passung ist die Übereinstimmung von Eigenschaften der Person mit den Eigenschaften der Umwelt (Beruf).
Subjektive Passung: Individueller Abgleich zwischen eigenen Werten und beruflichen Vorstellungen.
Objektive Passung (Kongruenz): Objektiv messbare Übereinstimmung von Interessen und Berufstyp.
Ergebnis: Die subjektive Passung ist ausschlaggebender für die Berufszufriedenheit als die reine Interessen-Kongruenz.
Wie werden Selektionsmaßnahmen (z. B. Aufteilung in Schultypen) in aktuellen Studien bewertet?
Sie werden kritisch gesehen. Die Annahme, dass leistungshomogene Gruppen automatisch zu besseren Lernerfolgen führen, bestätigt sich oft nicht. Stattdessen können Selektionsentscheidungen (oft geprägt durch soziale Herkunft) Bildungswege negativ vorstrukturieren und Chancengleichheit abbauen.
Welche drei Formen der Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams an Schulen empfiehlt der VBE (Verband Bildung und Erziehung)?
Teamteaching: Zwei Lehrkräfte führen den Unterricht gemeinsam.
Lehrkraft und unterstützende Fachkraft: Lehrkraft unterrichtet, Fachkraft unterstützt einzelne Schüler (z. B. bei Verhaltensregulation).
Punktuell separates Arbeiten: Fachkraft arbeitet zeitweise getrennt mit einzelnen Schülern (z. B. Traumabewältigung), um sie danach wieder in die Klasse zu integrieren.
Was ist die Kernaufgabe von Heilpädagog:innen?
Die Erziehung, Unterstützung und Förderung von Menschen aller Altersgruppen, die unter erschwerten Bedingungen (Behinderung, Verhaltensstörung) leben. Ziel ist die Verhinderung von sozialer Ausgrenzung durch pädagogische und therapeutische Mittel.
Welche Prinzipien gelten für die Medienkonzeption (z. B. im Online-Coaching)?
Multimediaprinzip: Verbindung mehrerer Kanäle (z. B. Audio + Bild).
Kontiguitätsprinzip: Zeitliche und räumliche Nähe von zusammengehörigen Informationen (schont kognitive Ressourcen).
Kohärenzprinzip: Weglassen irrelevanter Informationen ("weniger ist mehr").
Modalitätsprinzip: Nutzung verschiedener Sinneskanäle gleichzeitig.
Welche Vorteile bietet die Arbeit mit Bildergalerien in Online-Tools?
Bilder wirken direkter auf das Emotionszentrum und das implizite Gedächtnis als reine Sprache. Sie helfen, komplexe Sachverhalte zu reduzieren und ermöglichen es Klient:innen, ihr inneres Erleben mit Abstand zu betrachten (Reflexion unbewusster Anteile).
Was ist ein Soziogramm und wie wird es digital genutzt?
Eine Methode (ursprünglich nach Moreno) zur grafischen Darstellung von Beziehungen. Personen werden durch Symbole (z. B. Quadrat/Kreis) dargestellt, Beziehungen durch Linien/Pfeile. In Online-Tools geschieht dies über spezielle Zeichenprogramme auf einem Whiteboard.
Welche Aspekte der Barrierefreiheit müssen bei digitalen Medien berücksichtigt werden?
Skalierbarkeit der Schrift.
Alternativtexte für Bilder (für Screenreader).
Untertitel für Videos.
Hoher Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrund.
Vorhersehbarkeit von Aufbau und Benutzung.
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