Motivwahl
Bei der Motiv- und Ausschnittwahl gibt eine wichtige Regel. Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche und versuchen Sie nicht zu viele Details mit einer Aufnahme abzudecken. Denken Sie der Bildgestaltung auch an Ihr späteres Ausgabeformat. Wenn Andreas Gursky in seinen großformatigen Aufnahmen eine faszinierende Welt von immer wieder überraschenden Details entwirft, so bedeutet dies nicht, dass diese Bildgestaltung in einem Format von 10x15cm die gleiche positive Wirkung erzielt.
Hoch- oder Querformat?
Bei allen Kameras, bei denen das Bildformat kein Seitenverhältnis von 1:1 aufweist (wie z. B. 6x6), muss man sich vor der Aufnahme entscheiden, ob die Aufnahme im Quer- oder Hochformat gestaltet werden soll. Das Bildformat wirkt sich entscheidend auf die Bildgestaltung aus.
Häufig wird das Querformat bei Landschaftsaufnahmen eingesetzt. Je nach Wahl des Formats kann ein Foto mit dem gleichen Motiv unterschiedliche Wirkung auf den Betrachter entwickeln.
Goldener Schnitt
Bei dem Goldenen Schnitt neigen alle Linien zur Bildmitte und bietet eine Möglichkeit den Bildaufbau interessant und harmonisch zu gestalten. Für viele Fotografen ist dieses Gestaltungsraster eine der wesentlichen bildgestalterischen Regeln.
Der Goldene Schnitt basiert auf einem Verhältnis von Teilstrecken und lässt sich über eine mathematische Formel berechnen. Bei der Bildgestaltung nach dem "Goldenen Schnitt" wird eine Strecke nach folgendem Verhältnis geteilt: Die Teilstrecke A verhält sich zur Teilstrecke B wie die Gesamtstrecke A+B zu A.
Drittel-Regel
Hierbei wird das Bild gedanklich durch je zwei horizontale und vertikale Linien geteilt und so in exakt neun gleiche Teile gegliedert.
Um Spannung im Bild aufzubauen kann diese Regel auch bewusst gebrochen werden. Dennoch ist es gerade für den Anfänger hilfreich, sich mit dieser Regel auseinanderzusetzen.
Das folgende Foto orientiert sich mehrfach am Bezugsraster der Drittelregel: So befindet sich die Sonne in einem Schnittpunkt der Linien, der Baum ist an der linken vertikalen Linie und der Horizon an der unteren horizontalen Linie ausgerichtet.
Fibonacci-Spirale
Die Goldene Spirale entsteht, indem zunächst eine Fläche nach dem Goldenen Schnitt geteilt wird. Im dadurch entstandenen größeren Teil wird dann ein ¼ Kreis eingezeichnet.
Die kleinere Fläche teilt man hingegen wieder nach dem Goldenen Schnitt und zeichnet auch hier wieder einen ¼ Kreis in die größere Fläche ein, der eine Fortsetzung des ersten ¼ Kreises bildet. Dieser Vorgang wird 9-mal wiederholt um die Fibonacci-Spirale zu erreichen.
Die Spirale kann auch gedreht werden.
Lage des Horizonts
Je nach Positionierung des Horizonts kann sich die Bildwirkung stark verändern. Die Lage des Horizonts ist somit ein wichtiges Werkzeug bei der Bildgestaltung. Besonders bei Landschaftsaufnahmen ist der Horizont häufig eine der bildprägenden Elemente.
Vordergrund
Viele Fotos bestehen je nach Motiv aus verschiedenen Bildebenen in Bezug auf die Distanz (Vordergrund, Hintergrund …). Die ist eine gute Möglichkeit räumliche Tiefe in Fotos zu schaffen. Das Hauptmotiv kann dabei im Vordergrund, im Hintergrund oder dazwischen platziert werden.
Perspektive
Die Perspektive ist ein entscheidendes Element der Bildgestaltung. Ein Wechsel dieser kann zu überraschenden Ergebnissen führen und die Bildaussage erheblich beeinflussen.
Die Perspektive wird durch eine Veränderung der Kameraposition erreicht, d. h. der Standort des Fotografen ist entscheidend. Eine Veränderung der Brennweite durch Zoomen oder Objektivwechsel, führt hingegen zu keiner Perspektivänderung, dadurch wird lediglich der Bildausschnitt beeinflusst.
Wie lässt sich die Perspektive verändern?
Distanz zum Motiv
Mit der Kamera eine höhere oder niedrigere Position einnehmen und somit die relative Höhe zum Motiv ändern
Vertikale Position zum Motiv verändern, d. h. um das Motiv herum bewegen
Untersicht / Froschperspektive
Bei der Untersicht bzw. der Froschperspektive werden die Aufnahmen von einem niedrigen Kamerastandort aus aufgenommen.
Durch Untersicht und Froschperspektive wirken viele Objekte grösser. Dieser Effekt kann bewusst für die Bildgestaltung eingesetzt werden, z. B. um Dominanz und Macht darzustellen. Es gibt zahlreiche Fotos von Politikern und Managern, die von unten aufgenommen wurden. Je nach Motiv kann eine nahezu bedrohliche Wirkung erzielt werden.
Die Wirkung der Untersicht wird durch die Verwendung von kurzen Brennweiten (Weitwinkel-Objektive) verstärkt. Durch eine starke Neigung der Kamera nach oben und der Verwendung von sehr kurzen Brennweiten (Ultraweitwinkelobjektive) kann die Bildwirkung auch bis zur Karikatur gesteigert werden.
Normalperspektive/ Zentralperspektive:
Bei der Bildgestaltung nach der Zentralperspektive liegt der Fluchtpunkt in der Mitte des Bildes.
Obersicht / Vogelperspektive
Der Blick von oben herab wird, wird als Obersicht oder Vogelperspektive bezeichnet.
Durch Obersicht (Vogelperspektive) wirken viele Objekte kleiner z. T. auch gestaucht. Die Vogelperspektive kann genutzt werden, um beim Betrachter gezielt Emotionen auszulösen. Bei Porträts suggeriert der Blick von oben Unterlegenheit, Unterwürfigkeit, Rückzug.
Dieser Effekt (perspektivische Verzerrung) tritt verstärkt bei der Verwendung von Weitwinkelobjektiven auf, wenn aus kurzer Distanz fotografiert wird und die Kamera stark nach unten geneigt wird.
Je nachdem welcher Bildausschnitt gewählt werden soll, können verschiedene Brennweiten (Tele- und Weitwinkel) hilfreich sein. Mit dem Teleobjektiv können besonders interessante Strukturen und Objekte isoliert werden. Mit Weitwinkelobjektiven kann hingegen sehr gut die tolle Aussicht als Überblick eingefangen werden.
Beschneiden und Freistellen
Das Abschneiden überflüssiger und störender Element rund um das Motiv beruhigt das Bild und konzentriert den Betrachter auf das Motiv. »Weniger ist mehr« lautet die Devise.
Tiefenschärfe
Mit der Tiefenschärfe wirkt das Bild interessanter. Der Fokus liegt durch den unscharfen Hintergrund auf dem Motiv.
Sie ist abhängig von drei Faktoren:
Brennweite: je größer die Brennweite (Teleobjektiv) umso geringer die Schärfentiefe
Abstand zum Motiv: je geringer der Abstand, desto geringer die Schärfentiefe
Blende: je weiter offen die Blende, desto unschärfer der Hintergrund.
Tilt-Shift: Man kann auch künstlich in Bildbearbeitungspro-grammen eine Tiefenschärfe mit Tilt-Shift erzeugen. Es gibt auch ein Tilt-Shift Objektiv.
Licht und Beleuchtung
Das Licht ist ein bedeutender Faktor für gute Bilder. Je nach Tageszeit verändert sich die Farbe und Richtung des Lichts. Bei der Lichtrichung unterscheidet man Seiten-, Gegen- und Vorderlicht.
Das direkte Licht strahlt unmittelbar auf das Objekt und es entsteht ein starker Kontrast zwischen Licht und Schatten. Das diffuse Licht, ist weich, da es durch die Wassertropfen der Wolken gestreut wird. Deswegen ist der Kontrast nicht sehr stark.
Wird in einem Fotostudio fotografiert oder an einem Ort, an dem das Licht nicht zum fotografieren ausreicht, kann es auch mithilfe eines Studioleuchters/Blitz (Kunstlicht) aufgehellt werden.
Objektive
Standardobjektiv: 45 bis 58 mm Brennweite → natürlich
Weitwinkelobjektiv: unter 35 mm Brennweite → große Schärfentiefe, Abstände wirken größer als in der Realitiät
Teleobjektiv: über 75 mm Brennweite → geringe Schärfentiefe, verdichteter Bildinhalt, ohne Stativ verwackelte Bilder
Zoomobjektiv: variabel
Crop Faktor
Beim Cropfaktor handelt es sich um eine Angabe, um wie viel das Bild gegenüber dem Kleinbildformat beschnitten wird. Die Brennweite verlängert sich nicht.
50mm x 1,52 = 76mm → 50mm Brennweite wirken wie 76mm Brennweite.
Zuletzt geändertvor 4 Jahren