Indiaktionsformen Extraktion
therapeutisch vs prophylaktisch
Therapeutische Indikation
zu extrahieren, wenn nicht durch konservierende, parodontale, prothetische, kieferorthopädische oder chirurgische Maßnahmen zu erhalten
kariös zerstört
endo. Misserfolg
fortgeschrittene PA
frakturierte Zähne
-> Prothetik: Pfeilerwertigkeit
-> KFO: Platzmangel
-> MKG: Zahn im Bruchspalt, überzählige Zähne
Prophylaktische Indikationen
zu extrahieren, wenn nicht in Funktion, Gefahr für infektiöse Komplikationen oder Therapieproblem
Vermeidung Perikoronitis (entzündliche Durchbruchskomplikation)
Vermeidung von Zahn-/Knochenresorption
Vermeidung von Rezidiven des frontalen Engstands im UK
Zahn ohne Antagonist
Allgemein prophylaktische Indikationen (Risikofaktoren)
vor Bisphosphonattherapie (Indikation: Osteoporose, Plasmozytom, Knochenmetastate z.B. bei Mamma oder Prostata CA)
vor Organtransplantation (Niere, Leber, Herz)
Vor Radiatio (Kopf-Hals-Bereich)
Vor Chemotherapie
CAVE: Pat danach Risikopat!
Kontraindikationen (temporär)
grundsätzlich temporär
frischer Herzinfarkt
Schlaganfall
unmittelbare Rehabilitaionsphase
-> 6 MONATE
innerhalb von 6 Monaten so konservativ wie möglich
Extraktion relative Kontraindikation
akute Entzündung
keine / verminderte Anästhetikawirkung durch niedrigen pH-Wert
Keimverschleppung
Hämorrhagische Diathesen (RISIKOPAT)
angeboren (Thrombozytopenie/-pathie, Hämophilie, Willeband-Jürgens-Syndrom…)
erworben (Lebererkrankungen, HIV, Antikoagulatien)
Gerinnungshemmende Medikation
Allgemeinerkrankungen (Risikopat)
Endokarditispat (Herzinsuffizienz, Klappenersatz, Endoprothese)
Infektionskrankheiten
schlecht eingestellter Diabetes mellitus (HbA1c >7)
bestrahlte Pat
immunsupprimierte Pat
Bisphosphonate
Antibiotikaprophylaxe (Einmalgabe)
Endokarditispat
schlecht eingestellter Diabetes (HbA1c > 7)
-> 2g Amoxicillin 1h präoperativ
Antibiotikaprophylaxe (Dauergabe)
Therapie
mit Bisphosphonaten (Zoledronat)
Antikörpern mit Wirkung auf Knchenstoffwechsel (Denosumab = PROLIA / XGEVA)
Z.n. Radiatio im MKG-Bereich
-> Amoclav (Amoxicillin/Clavulansäure 500/125 mg) 3x täglich, beginnend 1-2 Tage präoperativ bis zur Nahtentfernung
Antibiotikaprophylaxe als Endokarditisprophylaxe - Äthiologie
Bakteriämie von oralen Streptokokken mit Besiedlung avaskulärer Herzklappe (v.a Mitralklappe > Aortenklappe)
Klappeninsuffizienz/ -stenose
Herzinsuffizienz / (septische) Embolien und Thrombosen
Erreger von Endokarditis
orale Streptokokken
Staphylokokkus aureus
Staphylokokkus epidermidis
Enterokokken
HACEK-Erreger
Pilze
Antibiotikaprophylaxe als Endokarditisprophylaxe
bei oralen Eingriffen Penicillin ausreichend
bei akuten Infektionen (Abzess) häufig Bakteriämie mit anderen Erregern (z.B. Staphylokokken) -> Penicillin wegen Penicillinase nicht wirksam
häufiger Antibiotikaeinsatz -> Resistenzentwicklung
-> deshalb Empfehlung nur bei Hochrisikopat
Hochrisikogruppe - Endokarditisprophylaxe
Klappenersatz
Klappenrekonstruktion für mind. 6 Monate
überstandene Endokarditis
herztransplantiert, wenn Pat Valvulopathie (Klappenstörung) entwickeln
Hochrisikogruppen
Pat mit angeborenem Herzfehler
zyanotische (bläuliche Verfärbung der Haut oder der Schleimhäut -> Minderdurchblutung) Herzfehler (PFO -> azyanotisch)
Fallot-Tetralogie
Transposition der großen Arterien
Trikuspidalatresie
Hypoplastisches Linksherzsyndrom
Ebstein-Anomalie
Operierte Herzfehler mit Implantation von Conduit (Implantat mit oder ohne Klappe) oder residuellen Defekten
Alle operativ oder interventionell unter Verwendung von prothetischem Material behandelten Herzfehler in den ersten 6 Monaten nach Operation
Eingriffe mit Antibiotikaprophylaxe bei Risikopat
Extraktion
PAR-Operation
Impl oder Reimpl natürlicher Zähne
chir. Eingriffe
subgingivale Einlagen (Streifen oder Retraktionsfäden)
intraligamentäre Injektion von LA
PZR oder Implreinigung, wenn mit Blutung zu rechnen ist
Antibiotikaprophylaxe - Sonderfall: Endoprothesen
Risikopat:
Impl < 12 Monate
Rheumatoide Arthritis mit Immunsuppression
erhöhtes Bakteriämierisiko bei Eingriffen >45 min, akuten Infektionen
-> prophylaktische Gabe bei Risikopat grundsätzlich nicht empf
planbare Eingriffe erst nach 12 Monaten
Prophylaxe bei akuten Infektionen (z.B. Abzess, Ostemyelitis...)
Rücksprache mit Orthopäden
Stufenschema Antibiotikum
Penicillin G/V
Amoxicillin
Amoclav oder Unacid (Ampicillin/Sulbactam)
Piperacillin/Tazobaktam
Alternativ: Clindamycin
Risikopat - Wundheilung
Grunderkrankung/Medikation
z.N. Radiatio
Antiresorptiva/ BP mit starker Osteoporose oder Erkrankung mit ossären Metastasen (MammaCA, ProstatCA, Multiples Myelom, Plasmocytom)
HbA1c > 7,4
Bisphosphonate oder Denosumab
Risikopat - Immunstatus (6)
schwere Grunderkrankung
Herzfehler, Herzklappenersatz
Z.n. Herzinfarkt
Z.n. Apoplex
Niereninsuffizienz, Dialyse
Leukämie, systemischer TU
Risikopat - Blutung
hämorrhagische Diathese
med. bedingt? -> Absetzbar?
angeborene Grunderkrankung
Gerinnungsstatus -> bB Substitution gerinnungsfördernder Medikamente (Minirin, Cyklokapron)
Nachblutungsüberwachung
blutverdünnende Medikamente: Marcumar, Heparine, DOAKs, ASA
Extraktion in Schwangerschaft
Behandlung in LA möglich:
Articain
Bupivacain
Etidocain
-> niedrige Adrenalindosis (1:200.000)
-> CAVE: Vermeidung intravasaler Injektion, da Uteruskontraktion durch Adrenalin
-> Kontraindikation: Noradrenalin und Felypressin
-> vermeiden: Prilocain und Mepivacain
Rö (v.a. im 1 Trimenon) unter max Strahlenschutz
strenge Indikationsstellung
Antibiose in Schwangerschaft
Penicilline
Cephalosporine
Makrolide
Analgesie in Schwangerschaft
Paracetamol (Cave: Überdosierung)
Ibuprofen (bei satrken Schmerzen)
Im Zweifelsfall: Rücksprache mit Gyn
Extraktion - Präoperative Voraussetzung
Rö-Diagnistik
Übersicht über gesamte Wurzel
Darstellung aller relevanten anatomischen Strukturen
Aufklärung + Einwilligung
OP-Komplikationen
Blutung/Nachblutung
Schmerzen/Schwellung
Infektion
Wundheilungsstörung
Verletzung von Weichteilen
Nachbarzahnverletzung
Nervenläsion
MAV
Tuberabriss
Komplikation bei LA
Hämatom
ischämische Zone/Nekrose
Infektion/Abzess
Nervschädigung
Schluckstörungen
Bissverletzung
Zangenextraktion nach Wurzelanatomie (OK)
OK Front-/Eckzähne
luxieren -> rotieren -> ziehen
OK Prämolaren
luxieren (bukkopalatinal) -> ziehen
OK Molaren
luxieren (zum geringsten Widerstand) -> frühzeitige Wurzeltrennung oft zeitsparend -> ziehen
Zangenextraktion nach Wurzelanatomie (UK)
UK Front-/Eckzähne
luxieren (lingolabial) -> rotieren -> ziehen
UK Prämolaren
luxieren -> rotieren (CAVE: Frakturgefahr)
UK Molaren
luxieren -> ggf. Wurzelstock trennen -> ziehen
Wurzelrestentfernung
wenn mit Zange nicht greifbar
bei stark gespreizten/abgewinkelten Wurzeln
mögl. schonende Extraktion (z.B. vor Impl)
Trennung im UK vestibuloorale Richtung, im OK T-förmig
Osteotomie
wenn sich Wurzelrest nicht ausreichend darstellen/greifen lässt
Schnittführung marginal, Entlastung vestibulär -> Bildung eines Mukoperiostlappens
Entfernung des Wurzelrests unter Sicht
Repositionierung des Mukoperiostlappens + Naht
Indikation Milchzahnextraktion
nicht-erhaltungswürdig (Trauma, Karies, Abzess)
gestörter Druchbruch
Nichtanlage des BZ bzw. Anweisung von KFO
CAVE
grazil strak gespreizte Wurzeln
hohe Wurzelfrakturgefahr
Schädigung des Zahnkeims
geringe Compliance
offene Wundversorgung
Extraktionswunde, Z.n. Zystomie
Heilung über freie Granulation
Proc: Aufbisstupfer (30 min) oder Tamponade (2-3 d)
Vorteil:
Schleimhautgewinn
Abfluss entzündliches Infiltrat
bei Bedarf Nachresektion
ggf. entfällt Naht X
Nachteil:
lange Nachbehandlungsphase
Tamponadenwechsel nötig
halboffene Wundheilung
bei primär infizierten Wunden (Abzess, Bisswunden, starke Verschmutzung)
Drainage (Streifen, Röhrchen, Lasche…)
tägl. Spülung bzw. Streifenwechsel, bei aklingender Sekrektion auch alle 2 Tage
Vorteil
Wundabfluss gewährleistet
Schwellungsprophylaxe/Abzessprophylaxe
Nachteil
Streifenwechsel nötig
lange Nachbehandlung nötig
geschlossene Wundheilung
primärer Wundabschluss
Wundränder glatt aneinander -> kein Defekt
Naht mögl. nicht über Hohlraum legen
Nacht X nach 7 (extraoral) - 10 (intraoral) Tagen
kürzere Wundheilungsphase / kurze Nachbehandlungsphase
grazile Naben
Dehiszenz- und Infektionsgefahr
IntraOP Komplikationen
Zahnfraktur
Blutung
Nervverletzung
Weichteilverletzung
Verschlucken / Aspirieren
Schäden an Nachbarzähnen
Tuberabriss / Kieferfraktur
Luxation Zahnteile in Kieferhöhle
PostOP Komplikationen
Schmerzen
Nachblutung
scharfe Kanten
Dolor post
Abzess / Infektion / Osteomyelitis
häufige Komplikationen beu X im oberen Seitenzahnbereich
extraktionsbedingte Verbindung zw. keimbesiedelter Mundhöhle und nahezu steriler Kieferhöhle
CAVE: Infektionsgefahr, Sinusitis
MAV - Diagnostik
Augenschein: Austritt von Eiter oder blasig verändertem Blut bei vorbestehender Sinusitis
Silbersonde: vorsichtiges Austasten aller Alveolen
CAVE: gewaltsame Perforation einer noch intakten Schneyder’schen Membran vermeiden
Nasenblasversuch
CAVE: kein Luftaustritt beim Ventileffekt durch Anlagerung der KH-Schleimhaut
MAV - Therapie
Ausschluss einer bestehenden eitrigen Siusitis (augenscheinlich über Abfluss, Spülung NaCl) oder andere pathologischer Strukturen (Tumor, Polyp, Fremkörper etc.)
bei reizfreier KH: Verschluss (Rehrmannlappen: trapezförmigen Mukoperiostlappen mit breiter Basis und Periostschlitzung an der Basis, der über die Alveole gezogen und nicht vernäht wird)
bei kleinen Defekten (Stecknadelgroß) kann u.U. auf einen Verschluss verzichtet werden -> Versorgung z.B. mit Parasorb Kollagenkegel + adaptiver Naht
MAV mit Siusitis - Therapie + postOP Verhalten
bei eitriger Sinusitis: Verschluss kontraindiziert
Drainage
tägliche Spülung mit NaCl oder Kaliumpermanganat bis zur Reizfreiheit
plastischer Verschluss sekundär
Post OP Verhalten
b.B.: Antibiose (Amoclav 500/125 mg 1-1-1 für 5-7 Tage)
Sinupret
Otriven
Nasenspülung
ggf. Schmerzmittel (z.B. Ibuprofen)
CAVE: Schneutzverbot
Blutung - Therapie
Blutung klassifizieren:
1) arteriell (hell / pulssynchron spritzend)
2) venös (dunkel / sickernd)
Extraktionsalveole gut exkochleieren
von Granulationsgewebe befreien
Druck ausüben (Zahn, Tupfer, Kollagenkegel 20-30 min)
ggf. med. Blutstillung (Tranexamsäure)
Antibrinolytikum
Tupfer, loake Injektion, per os
bei persistierende Blutung
genaue Inspektion der Wunde zur Lokalistion der Blutung
Elektokoagulation von blutenden Gefäßen (CAVE: bei enger Nachbarschaft von Nerven)
Umstechung sprizender Gefäße
Knochenbolzung / Applikation von sterilem Knochenwachs oder Kollagenvlies bei Blutung aus der knöchernen Alveole
ggf. dichter Wundverschluss mit Naht
Kompression durch Verband (Verbandsplatte, ZE, Coe-Pak)
ggf. Einsatz von Tachosil (enthält Fibrinogen und Thrombin) -> fördert Blutstillung (gelbe Seite = aktive Seite)
Selten (Neurapraxie N. lingualis -> Schädigung N. alv. inf.)
bei 8ter UK (N. alv. inf., N. lingualis)
bei Aufklappung / Inzision regio N. mentalis
Nervverletzung - Therapie
bei Durchtrennung -> Überweisung zur Fachklinik zur mikrochir. Nervnaht
Nervtransplantation
Medikation: Vitamin-B-Komplex, Zink, Nukleotiden oder Gangliosiden (nicht wissenschaftl. belegt)
Arten von Nervverletzung
Weichgewebsverletzung + Therapie
Quetschung
Verbennung bei rotierenden Instrumenten
Perforation (CAVE: vermeitbar)
Therapie: nur symptomatisch (Naht, kühlen, Salben, Analgesie…)
selten bei einfacher X
bei ausgeprägtem Hämatom -> ggf. Wundöffnung
kleinere Hämatome ohne Therapie
Tuberabriss, Alveolarkammfraktur
eher selten, v.a. bei oberen endständigen Molaren/ 8ern und akylosierten Zähnen
Knochenfragment
kann belassen werden, wenn ausreichend basal am Periost gestielt
entfernen, wenn keine Stielung oder ausreichende Lagestabilisierung, danach ausreichende Knochenkantglättung
oft verknüpft mit ausgedehnter MAV
sofort nach OP -> insuffiziente intraOP Blutstillung / systemische Gerinnungsstörung
etwa 2-6h nach OP = reaktive Hyperämie nach Abklingen der LA mit Vasokonstringens
eimnige Tage Später = entzündlicher Zerfall des Blutkoagels
Therapie -> gleiches Vorgehen wie bei Blutung
Dolor post extractionem - Symptome
starke Schmerzen bei Entzündungen der Alveole aufgrund entzündlichen Zerfalls des Koagels
trockene Alveole (Alveolitis sicca)
Symptome
hoch schmerzhaft
Foetor ex ore
Kieferklemme
meist 3-4 Tage nach Extraktion
Alveole mit zerfallenem Koagels (grünlich bis schwarz) oder Pus gefüllt oder völlig leer mit blankem Knochen
Dolor post extractionem - Therapie
ausreichende LA
gründliche Revision der Alveole (Exkochleation/Spülung)
Tamponaden mit Jodoform / Socketol / Anästhesiepulver
zunächst tägl Wechel
ggf. systemische Antibiose und Analgesie
Gefahr
Abzessbildung (Entzündungsmarker: CRP, Leukos)
Osteomyelitis
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