Wie geht man grundsätzlich in der kognitiven Neuropsychologie vor?
Die Untersuchung von gehirngeschädigten Patienten, um Theorien über normale Kognition zu entwickeln.
Geschichte der Neuropsychologie circa 1905 - 1940?
Ca. 1905-1940
wenig prägende Entwicklungen in der Neuropsychologie (Ausnahme: Brodmann-Areale, EEG)
Ablehnung von Einzelfallstudien
Untersuchungen an heterogenen Gruppen von Patienten
stärker standardisierte Testungen (z.B. erster IQ Test)
stärkere Betonung der Bedeutung von Untersuchungen an gesunden Kontrollpersonen (als Vergleichsgruppen)
Was besagt das Gesetz der Massenaktion?
Karl Lashley (1890 – 1958)
Je größer die Hirnläsion, desto stärker ist das Verhalten beeinträchtigt.
Individuelle Unterschiede und die Rolle des prämörbiden Niveaus
dynamisch Organisation des (gesamten) Gehirns
Welche wichtigen Annahmen traf Kurt Goldstein?
Kurt Goldstein (1878 – 1965)
Kompensationsmechanismen
die Funktion in einem geschädigten Bereich kann durch die Kapazität anderer Bereiche kompensiert werden
Das Gehirn als Netzwerk
“Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile” (Gestalt)
Was passierte in der Phase der experimentellen Psychologie?
Phase der experimentellen Psychologie (ca. 1945-1970)
wichtige methodische Fortschritte (z.B. Doppeldissoziation)
nahezu ausschließlich Untersuchungen mit möglichst homogenen (Syndrom) Gruppen von Patienten (Aphasiesyndrome, Apraxien, Agnosien,...) und/oder homogenen Läsionen (z.B. frontale Läsionen, linksseitige vs. rechtseitige Läsionen, ...)
Verwendung gut konzipierter ein- und mehrfaktorieller Experimente zur Überprüfung spezifischer Hypothesen über die psychische Verarbeitung (z.B. Lateralisierung von Funktionen)
Einsatz inferenzstatistischer Methoden zur Prüfung neuropsychologischer Hypothesen über psychische Funktionen. (analog zur zunehmenden Verbreitung statistischer Verfahren in der allgemeinen Psychologie)
Was besagt das Informationsverarbeitungsparadigma? Wie wird es häufig dargestellt?
wird seit den 1950er Jahren populär
Kognition als Informationsverarbeitung
Annahme mentaler Repräsentationen und Wissenstrukturen
Ein Großteil der Kognition besteht aus einer Abfolge von Verarbeitungsstufen. (Broadbent, 1958)
Oft als eine Reihe von Box- und Pfeildiagrammen gezeichnet
Was besagt die Computermetapher?
Computermetapher
Kognition = Software (Mentale Algorithmen)
Gehirn = Hardware (Neurone Implementierung)
Kognitive System konnten auf dieselbe Weise verstehen werden, wie man die Abfolge der Schritte, die ein Computerprogramm durchführt, ohne Bezug auf das Gehirn verstehen kann.
Was besagt die Theorie der Modularität?
2 verschiedenen Klassen von kognitiven Prozessen:
Zentrale Systeme - bereichsunabhängig, verarbeiten eine unspezifische Art von Informationen (z.B. Gedächtnis, Aufmerksamkeit, exekutive Funktionen)
Module - bereichsspezifisch, verarbeiten nur eine bestimmte Art von Informationen (z.B., Farbe, Form, Wörter, Gesichter)
Welche Elemente sind in vielen kognitiven Modellen enthalten?
Interaktivität: Spätere Phasen der Bearbeitung können beginnen, bevor frühere Phasen abgeschlossen sind.
Parallele Verarbeitung: Verschiedene Informationen werden gleichzeitig (d.h. parallel) verarbeitet.
Geschichte der Neuropsychologie ab dem Ende der 60er Jahre
Aufstieg der kognitiven Neuropsychologie / kognitiven Neurowissenschaft (ca. ab Ende der 60er Jahre)
Informationsverarbeitungsmodelle der kognitiven Psychologie („Computermetapher“)
“Wiederentdeckung” der Einzelfallstudie als valides Instrument empirischer Forschung
für die kognitive Neuropsychologie; ergänzend zu Gruppenstudien
Betonung der Relevanz gestörter Funktion (z.B: Läsionen) für die Theoriebildung in Bezug auf neuropsychologische Funktionen im gesunden Gehirn
“Wiederentdeckung” der frühen Modellierungsversuche Technologische Fortschritte —> Einführung von Bildgebungsmethoden
Geschichte der Neuropsychologie in den 70er- und 80er Jahren
Krise des experimentellen gruppenstatistischen Ansatzes (~ 1970/1980)
Zunehmende Probleme mit der Interpretation der Ergebnisse aus Gruppenstudien:
Variabilität der Läsionslokalisationen
Variabilität der Symptommuster
Wann und durch wen wurde der Begriff »cognitive neuroscience« geprägt?
Ende der 70er Jahre wurde der Begriff »cognitive neuroscience« von Michael Gazzaniga und George Miller geprägt.
Was ist der Unterschied zwischen kognitiven Neurowissenschaft und der traditionellen kognitiven Neuropsychologie?
Die Unterscheidung zwischen dem neu entstandenen Fachgebiet der kognitiven Neurowissenschaft und dem der traditionellen kognitiven Neuropsychologie ist nicht ohne Weiteres evident.
Beiden gemeinsam ist das Ziel der interdisziplinären Integration der im Prinzip gleichen Fachrichtungen: Neurologie, Psychologie, Neuroanatomie, Neurophysiologie, Psychophysiologie, Neurochemie, Neurobiologie, Linguistik und Informatik.
Wann fand der Wandel zu kognitiven Neurowissenschaften statt?
Beginn des 21. Jahrhunderts
Allmählichen Ablösung von einem Teil der traditionellen kognitiven Neuropsychologie
Die Forschung mit Patienten tritt immer mehr in den Hintergrund
Die differenzierte Analyse und Diagnostik von Funktionsstörungen wird oft nur noch als praktischer Anwendungsbereich betrachtet.
Die Entwicklung vom Fachgebiet der Neuropsychologie hin zu demjenigen der kognitiven Neurowissenschaften
Nicht nur eine Veränderung des Begriffes
weiterer Fortschritt in der Kooperation von Forschern aus verschiedenen Disziplinen
unterschiedliche theoretische Blickwinkel und unterschiedliche Methoden
Brauchen die Neurowissenschaften die kognitive (Neuro-)Psychologie?
Die funktionelle Bildgebung und andere Fortschritte in den Neurowissenschaften erfordern die Erkenntnisse der kognitiven Psychologie, um geeignete Forschungsfragen zu formulieren und zu vermeiden, dass sie zu einer neuen Phrenologie werden (Uttal, 2001).
Was sind Herausforderungen für die kognitiven Neurowissenschaften? Welche Szenarien gibt es dabei?
Neue Methoden zu entwickeln, um die Beziehung zwischen Gehirnstruktur (insbesondere Konnektomie) und Funktion (d.h. Kognition und Verhalten) zu beschreiben.
Mögliche Szenarien
(a) gibt es eine sehr einfache Eins-zu-Eins-Zuordnung zwischen verschiedenen Gehirnregionen und verschiedenen kognitiven Funktionen.
(b) gibt es immer noch ein hohes Maß an Spezialisierung der Gehirnregionen, aber mehrere Regionen müssen zusammenwirken, um eine kognitive Funktion zu erzeugen.
(c) es gibt eine weitaus geringere Spezialisierung der Regionen und die kognitiven Funktionen werden durch das Zusammenspiel mehrerer Netzwerke erzeugt (wobei jedes Netzwerk eine gewisse Spezialisierung aufweist).
Zuletzt geändertvor 2 Jahren