Grundlagen Sozialer Kognitionen
Erste Lebensmonate:
Wahrnehmung von Verhaltenskontingenzen
Bereits ab 2 Monaten präferieren Säuglinge Kontingenzmuster, die typisch sind für soziale Interaktionen
(dh, -KEINE perfekt kontingenten Interaktionsmuster, KEINE non-kontingenten Interaktionsmuster
Protokonversation:
Interaktionsmuster mit anderen Personen, bei dem der Säugling auf Verhaltensweisen des anderen reagiert(d.h. sich während der Aktionen des Gegenübers still verhält, dann darauf mit eigener Aktion reagiert um dem Gegenüber dann wieder Gelegenheit zu geben selbst zu “antworten“ (Turn taking)
Ab 2 Monaten: Soziales Lächeln (als Reaktion auf andere Personen)
Davor: Lächeln noch nicht in Abhängigkeit von Außenreizen = spontanes Lächeln –kommt auch häufig im Schlaf vor)
Imperative Zeigegeste
kommt als erstes (vor Deklarativ)
Klar, was Kind hervorrufen möchte
nutzt den anderen als art “verlängertes Werkzeug” -> Aufforderungscharakter: möchte an meine Flasche
Deklaratives Zeigen (erst mit ca. 9)
hinweisen auf Vogel draußen z.B.
zeigen um des Ziegens Willen
wissen, das Erwachsene Person den Vogel nicht greifen kann -> wird nur dearuf gezeigt (teilen den Fokus)
mehr mit sozialen Motivation verbunden
Joint attention
Klinische Aspekte
Autismus als spezifische Störung sozialer Kognition
bereits im 1. Lebensjahr auffällig
Defizit in joint attention, Imitation, …
-> oft hohen IQ
-> zeigen deklarative Zeigegesten eher selten
Hilfeverhalten und Kooperation
Helfen
Um jemandem zu helfen muss der Helfer das Ziel des anderen erkennen und die Motivation haben, etwas für den anderen zu tun.
Kooperation
Kooperatives Verhalten beinhaltet ein gemeinsames Ziel.
eine oder mehrere Personen müssen interdependente Rollen einnehmen die auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet sind
Hilfeverhalten:
Klar nachweisbar bereits mit 14 Monaten
Kooperatives Verhalten:
14 Monate rudimentär (wenn Koordinationsleistung nicht zu anspruchsvoll)
Deutliche Zunahme zwischen 14 und 18 Monaten
-> Entwicklung vom Verständnis individueller Intentionen hin zur Formierung geteilter Intentionen
-> Studien von Warneken und Tomasello (e.g. 2007)
Versuche zu Hilfeverhalten
-> externe Beobachtung hilft, wenn Kinder sich schwer tun mit etwas (nicht nur negativ)
Theory of mind
Theory of Mind (ToM) – Naive Alltagspsychologie
Fähigkeit, das Verhalten anderer mentalistisch zu interpretieren
Zuschreibung mentaler Zustände:
Wünsche, Intentionen
Überzeugungen, falsche Überzeugungen,
Lüge, Täuschung (Bsp.: im Spiel betrügen; generiere falschen Glauben über meine Karten in meiner hand)
Wissen
-> Verhalten anderer mentalistisch erklären und vorhersagen
Kennzeichen des Mentalen (nach Perner, 1991)
Mentale Zustände sind der inneren Erfahrung zugänglich
-> Wir haben Zugang zu eigenen mentalen Zuständen
-> Zuschreibung auf andere durch „in sie hineinversetzen“
Mentale Zustände beeinflussen Verhalten
-> Max möchte Eis kaufen (Wunsch)
-> Max glaubt, dass der Eisstand im Park ist (Überzeugung)
-> Max geht in den Park (Verhaltensvorhersage)
Mentale Zustände können Objekte/Ereignisse missrepräsentieren
-> Max glaubt der Eisstand ist im Park, in Wirklichkeit ist er auf dem Marktplatz (Wirklichkeit = in meiner Welt)
Frühes Verständnis zielgerichteter Handlungen
Outcome, bewegung und situationale Begebenheit sichtbar
benötige keine Intention/mentale Prozesse
im Versuch: einfache Berechnung von erreichen von Zielzuständen (kann keine Aussage über mentales Verständnis machen)
Handelt es sich bei diesen frühen Zielzuschreibungen
wirklich um ein mentalistisches Verständnis zielgerichteter Handlung?
Alternativerklärung: Frühes Teologisches Handlungsverständnis
Teleologisches Handlungsverständnis (Gergely & Csibra, 2003)
Zielgerichtetheit wird bestimmt über die Verrechnung von
beobachteter Handlung, Zielzustand und situationalen Gegebenheiten.
Die Verrechnung erfolgt nach dem Rationalitätsprinzip:
Handlungen dienen dazu, Zielzustände über das effizienteste Mittel zu erreichen, das in einer geg. Situation zur Verfügung steht
Mentalistische Annahmen sind hierzu nicht zwingend notwendig
Inkompatibles Test Ereignis (Failure) nicht Outcome (Abbildung in Mitte)
Kinder können Teleologisch Zielgerichtet Handlungen vornehmen/Berechnen -> nicht heranziehen, um mentalistsiche Prozesse zu erklären/zuschreiben
Erläuterung
ToM - Frühes mentalistsiches Handlungsverständnis
Person zieht an zwei Enden einer Hantel, rutscht aber ab und kann das Endstück nicht davon lösen
Frage: Imitieren Kinder die vorgemachte fehlerhafte Handlung oder die vermeintlich intendierte korrekte Handlung?
-> Neuere Studien dieser Art zeigen, dass Kinder ab 10 Monaten die jeweils “intendierte” Handlung “nachahmen”
Ergänzung:
richtige Outcome nicht vorgegeben
richtig nachahmen, weil sie richtige Intention zugeschrieben haben
Kinder nutzen Mentale Prozesse
(opaq = verschleiert; ideologischnicht interpretierbar)
Weitere Zeichen für frühes mentalistsiches Handlungsverständnis
Carpenter et al. (1998) -„whoops and there“-Studie
14 Monate alte Kinder imitieren Handlungen nur, wenn der Akteur sie absichtsvoll vormacht - zufällige Handlungen werden nicht imitert
Behne et al. (2005) „unwilling versus unable“-Studie
9 Monate alte Kinder interagieren mit ihrem Gegenüber in Abhängigkeit davon, ob diese Person dem Kind ein Objekt geben möchte, dies aber nicht schafft (unable-Bedingung),
oder, ob die Person dem Kind das Objekt absichtlich vorenthalten will (unwilling-Bedingung).
In beiden Situationen bekommt das Kind das Objekt nicht, aber in der unable Bedingung versuchen die Kinder viel länger mit der Person zu interagieren um irgendwie doch noch an das Objekt zu kommen.
ToM - Das Verständnis von Wünschen
Zwischnefazit/ False Beliefs
Zwischenfazit:
Kinder haben ein frühes Verständnis bestimmter mentaler Vorgänge:
Innerhalb des ersten und zweiten Lebensjahres:
Verständnis referentieller Gesten
Unterscheidung zufälliger / absichtsvoller Handlungen
Verständnis intentionaler Handlungen
Verständnis von Wünschen
False Beliefs
Kind versteht, dass es in einem falschen Überzeugungszustand ist
Verständnis falscher Überzeugungen -> Verständnis von False Belief
18 Monate -> Können Wünsche anderer verstehen aber nicht das andere andere Überzeugungen haben
„Sally –Ann Task“oder “Maxi und die Schokolade Aufgabe“
Maxi und die Schokolade
Dem Kind wird folgende Geschichte erzählt:
Mutter und Maxi haben Schokolade gekauft.
Mutter packt die Schokolade in den blauen Schrank.
Maxi geht raus zum spielen.
Die Mutter nimmt etwas Schokolade zum Backen und packt den Rest in den roten Schrank.
Maxi kommt zurück und möchte sich Schokolade holen.
Frage an das Kind: „Wo wird Maxi nach der Schokolade suchen?“
-> 3 Jährige antworten falsch (Vorhersage, dass Maxi dort suchen wird, wo sich die Schokolade tatsächlich befindet)
-> 4-5 Jährigeantworten richtig (in Einklang mit einem Belief-Verständnis)
ToM- Das Verständnis von Überzeugungen
Repräsentationale Theory of Mind ab wann?
Traditionelle Annahme:
Kinder haben zwar ein frühes Verständnis mentaler Vorgänge (Verständnis intentionaler Handlungen, Verständnis von Wünschen…
…aber ein repräsentationales Verständnis mentaler Zustände (d.h., Verständnis, dass Überzeugungen nur Repräsentationen der Welt darstellen, die wahr oder falschsein können) entwickelt sich erst im Vorschulalter (zwischen 4 und 5 Jahren).
Schaffen falscher Überzeugungen
Lüge und Täuschung
-> Schaffen falscher Überzeugungen <-
Kinder „lügen“ sehr früh aber fraglich, ob es sich hierbei um Echte Lügen (mit der Absicht falsche Überzeugungen herbeizuführen) oder um Scheinlügen handelt.
Jeremy (3 Jahre): Mommy, go out of the kitchen.
Mother: Why, Jeremy?
Jeremy: Beacuse I want to take a cookie
Sticker-Studie von J.Peskin (1992)
3-5 Jährige in „Wettkampfsituation mit Gegner und Vertrautem“
3 Jährige sind noch nicht in der Lage einem „Gegner“ Information vorzuenthalten
Vorschulalter und Perpektivübernahme
Weitere Erkenntnisse zur Entwicklung von Perspektivübernahme-Fähigkeiten
Versuch mit dem "Credible Shrinking Room“
Wird den Kindern suggeriert, eine Wundermaschine mache den gesamten Versuchsraum zu einem Puppenraum, dann gelingt es bereits 2 Jährigen, das Objekt auch im Modellzimmer zu finden.
Interpretation:
Jüngere Kinder haben Schwierigkeiten, „duale“ Repräsentationen zu bilden und zwischen Modell und Wirklichkeit Verbindungen herzustellen.
Soziale Kognition und Spielverhalten in der Kindheit
Zuletzt geändertvor 2 Jahren