Umgang mit Mengen und Zahlen
Frühes Mengenverständnis
Approximative Mengenvergleiche
Säuglinge unterscheiden zwischen unterschiedlich mächtigen Punktemengen
Z.B: Studie von Xu& Spelke, (2000) mit 6 Monate alten Säuglingen (siehe nachfolgende Folien)
Mengenwahrnehmung kann auf unterschiedliche Art erfolgen:
a) Als auf kontinuierlicher physikalischer Ausdehnung beruhend
b) Als zusammengesetzt aus diskreten, unterscheidbaren Einheiten
= Numerisch basierte Mengenrepräsentation
Wichtig für die exakte Bestimmung von Mengenveränderungen und
Voraussetzung für spätere Zählfertigkeiten
Säuglinge unterscheiden zwischen Punktemengen in einem bestimmten altersabhängigen Bezugsverhältnis (Ratio)
Neugeborene: Kritische Ratio = 3 [z.B: 1:3 oder 4:12]
6 Monate: Kritische Ratio = 2 [z.B: 1:2 oder 6:12]
10 Monate: Kritische Ratio = 1,5 [z.B: 2:3 oder 12:18 ]
Frühes Mengenverständnis Simultanerfassung/ Subtizing
Babys (sowie einige nichtmenschliche Primaten) entscheiden sich eindeutig für die größere Anzahl, wenn sie die Wahl zwischen 1 und 2 oder zwischen 2 und 3 Keksen haben, zeigen aber keine klare Bevorzugung, wenn sie zwischen 5 und 6 Keksen wählen dürfen (z.B: Starkey & Cooper, 1980).
Es scheint so etwas wie eine „magische Zahlengrenze“ bis 4 zu geben, bis zu der die Kinder Mengen auf einen Blick erfassen können.
Auch Erwachsene, die die Anzahl von Punkten bestimmen sollen, sehen Mengen bis 4 auf einen Blick und fangen erst bei etwa 5 Elementen an zu zählen.
Simultanerfassung (engl. Subitizing):
Fähigkeit, die Anzahl mehrerer Elemente erfassen zu können, ohne diese explizit abzählen zu müssen.
Offene Frage: Handelt es sich hierbei um reine perzeptuelle Vergleichsprozesse (z.B. Mustererkennung) oder um frühe numerische Zählfähigkeiten?
„Subitizing“:Direkte Mengenerfassung bis zu 4 Elementen
Handelt es sich hierbei um frühe numerische Kompetenzen?
Versuche von Wynn, 2007: Verständnis von Mengen-veränderungenbei bis zu 4 Elementen
„Addition“
„Subtraktion“
Mickey Mouse Versuche von Karen Wynn (e.g. Nature, 1992; 2007)
Betrachten Kinder immer dasjenige Ereignis länger, das mehrereMäuse beinhaltet?
—> Säuglinge scheinen zu verstehen, dass Hinzufügen und Wegnehmen mit einer Anzahl - Veränderung einhergeht
Ergebnisse
5 Monate alte Babys schauen in allen Aufgaben länger auf das mathematisch unmögliche Ereignis (inconsistent outcome).
Babys erfassen sehr früh die Anzahl von Objekten im Bereich 1 bis 4. Sie begreifen, wenn etwas dazu kommt (Addition) oder weggenommen wird (Subtraktion).
Wynn (e.g. 2007) geht davon aus, dass es sich bei diesen Leistungen um frühe numerische Kompetenzen handelt.
Wie erklärt man frühes mathematisches Verständnis?
Säuglinge scheinen über 2 zahlenrelevante Repräsentationssysteme zu verfügen: Analoge Mächtigkeitsrepräsentationen und sog. Object-file Repräsentationen(Carey, 2001; Xu& Spelke, 2000)
„Analog magnitude model“ zur Repräsentation größerer Mengen und ihrer ungefähren kardinalen Wertigkeit
Bei Mengenvergleichen spielt die Mächtigkeit der zu vergleichenden Mengen eine entscheidende Rolle: Das Verhältnis zweier Mengen ist für den Vergleich ausschlaggebend
Zur „analog magnitude Hypothese“ passen die Befunde zur approximativen Mengenerfassung bei Mengen über 4 Elemente
-> sogar Neugeborene können dies
-> je jünger die Kinder desto größer muss dies sein
-> KInder zählen Objekte (Punkte) nicht -> mächtigkeit ist wichtig
„Object file model“ zur mentalen Repräsentationen konkreter Objekte beim Vergleich kleinerer Mengen (Mengen von 1 -4)
Für jedes wahrgenommene Element wird kurzzeitig ein mentaler raumzeitlicher Repräsentant „object file“ geöffnet, der aber keine detaillierte Informationen über die jeweiligen Elemente enthält
-> Probleme bei größeren Mengen
Demnach wird zunächst die Anzahl der in einem Ereignis involvierten Objekte beachtet und zwar unabhängig davon, welche Eigenschaften die Objekte aufweisen.
Festtsellen der Anzahl der Objekte (kinder dazu früher in der Lage auch ohne Merkmalsinformation)
Objectfile/Objectindex = Synonyme
System erklärt wie Kinder kleinere Mengen erfassen und voneinander nterscheidne können
Index Zuweisung -> benötigt Raum/Zeitliche Information
Ohne Merkmalsinformation (weis nicht wie Objekte einzelnd aussehen)
Zu der Annahme der Object-file Bildung passen auch Befunde aus:
a) Weiteren Studien zum frühen Additions /Subtraktionsverständnis
b) Studien zur Objekt-Individuation
Verständnis das es sich um verschiedene Objekte handelt
mit unterschiedlicher zeiträumliche Information (ein Objekt kann nicht mehrere Räume einnehmen)
wie viele Dinge sind in einem Ereignis involviert? (raum-zeitliche Information entscheident -> werden Repräsentatnten entwikclet)
Später i.d. Entwicklung können Kinder Merkmalsinformationen nutzen um diese zu identifizieren
-> das eine Objekt ist rechts, das andere linke (kann es daran unterscheiden); Farbe: eins rot, andere gelb
-> Erwarten 2 -> durch raum zeitliche Information in der Testphase sind sie in der Lage zu individuieren
rechts: hat Kindern zusätzlich raum zeitliche Information gegeben (Hase nimmt den einen, Ball den anderen Raum ein) -> Kinder konnten dann individuieren
Mathematisches Verständis / Rechnen
Wichtige Zählprinzipien / Kindergartenalter
Bis zum Schuleintritt werden wichtige Zählprinzipien erworben:
Mathematische Kompetenzen im Übergang zum Schulalter
Rechenstrategien:
Abruf arithmetischen Faktenwissens: Lösung einfacher Aufgaben wird aus dem Gedächtnis abgerufen.
Abzählen:
-> z.B. Aufgabe 2 + 2
-> Kind streckt pro Hand zwei Finger aus und zählt ab 1,2,3,4
Zählen vom größeren Summanden aus (ab Schuleintritt)
-> z.B. Aufgabe 3 + 9 -> 9, 10, 11, 12
Zerlegung / Dekomposition der Aufgabe in zwei leichtere Aufgaben
-> z.B. Aufgabe 3 + 9 -> 3 + 10 = 13 und 13 –1=12
-> z.B. Aufgabe 3 x 4 -> Zerlegung in 3 Additionsaufgaben |||| + |||| + |||| = 12
Bereits bei 4 Jährigen:
Angemessene Auswahl der zur Verfügung stehenden Strategien
z.B. Gedächtnisabruf bei leichten Aufgaben, Abzählen bei schwierigen Aufgaben
Verständnis mathematischer Konzepte
Konzept der Gleichheit 2 + 2 = 4
Verständnis, dass die Werte zu beiden Seiten des Gleichheitszeichens ausgeglichen sein sollen.
Oft werden solche Aufgaben in der Form 2 + 2 = X gestellt.
-> Kinder interpretieren das Gleichheitszeichen oft als Startsignal zur Addition
Problem wenn Aufgabe in der Form 2 + 2 = __ + 1 gestellt wird.
Goldin-Meadow et al. (2001) zeigen, dass in den USA solche Aufgaben noch in der vierten Klasse falsch bearbeitet werden: Oft werden nur die Zahlen auf der linken Seite addiert.
Es wird nicht verstanden, dass das Gleichheitszeichen für eine Entsprechung der Summen auf beiden Seiten steht.
Mathematische Kompetenzen Kulturelle Einflüsse
Kontextspezifische Unterschiede in der Rechenleistung
Nuneset al. (1993)
Brasilianische Kinder im Alter zwischen 9 und 15 Jahren, die auf den Straßen Süßigkeiten verkaufen zeigen…
-> exzellentes Rechenverständnis wenn Aufgaben im Kontext des Straßenverkaufs präsentiert wurden (z.B. was kosten 4 Kokosnüsse bei einem Stückpreis von 35 C?)
-> sehr schwache Leistungen wenn Aufgaben in schulischem Format gestellt werden (z.B. was ist 4 x 35?)
Länderübergreifende Vergleiche des mathematischen Verständnisses
In Ländern mit besseren Mathematikleistungen
wird viel mehr Zeit in Mathematikunterricht investiert
wird stärker auf das Verständnis der Grundbegriffe fokussiert als auf das (Auswendig)lernen von Rechenwegen
-> Bsp.: Stigler & Hiebert, 1999 zeigen: In Japan wird oft eine Stunde lang eine einzige Aufgabe besprochen. Alternative Lösungsansätze werden diskutiert …
Zuletzt geändertvor 2 Jahren