Zusammenfassung Definition Arbeitspsychologie
Die Arbeitspsychologie ist um gestaltungswirksame, praxisbezogene Interventionen bemüht. Sie übernimmt Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung (v.a. Allgemeine Psychologie) mit dem Ziel, Erleben und Verhalten im Arbeitskontext zu beschreiben und zu erklären und so Arbeitstätigkeiten ausführbar, schädigungslos, belastungsarm und persönlichkeitsförderlich zu gestalten.
Teilgebiete der A&O (Tabelle)
Definiton Arbeit
Wirkungen von Arbeit und Arbeitsgestaltung
Bedeutsame Auswirkungen auf Wohlbefinden
Stress
Burnout
Zunahme der Abwesenheitstage aufgrund psychischer und
Verhaltensstörungen (Ulich, 2011, S. 538)
2001: 6,6 % aller Abwesenheitstage
2007: 10,9% aller Abwesenheitstage • è resultierender Produktionsausfall in 2007: 4,4 Mrd Euro
Arbeitsbedingungen können Altern beschleunigen oder alterskorrelierten Verlust von Leistungsvoraussetzungen verhindern (Hacker, 2004, S. 169)
Wandel der Arbeitswelt
Notwendigkeit der mensch-zentrierten Gestaltung
Fazit
Arbeitspsychologie
zielt auf die Beschreibung und Erklärung des Erlebens und Verhaltens im Arbeitskontext
übernimmt Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung und wendet sie im Arbeitskontext an
mit dem Ziel durch entsprechende Interventionen, Arbeitstätigkeiten menschengerecht zu gestalten.
Arbeit ist zielgerichtete Tätigkeit zur Daseinsvorsorge und Schaffung optimaler Lebensbedingungen, bei der der Mensch in die Umwelt eingreift und sie verändert. Sie ist mit gesellschaftlichem Sinngehalt versehen und aufgabenbezogen.
Die Bedeutung der Arbeit drückt sich u.a. in der Reihe psychosozialer Funktionen aus, die Arbeit hat.
Geschichte der Arbeitspsychologie
vor 1914
Taylorism —> 1911: Frederick W. Taylor “Principles of Scientific Management”
Psychotechnik —> 1912: Hugo Münsterberg: “Psychologie und Wirtschaftsleben”
1918 - 1939
Human Relations —> 1927: Hawthorne Studien
Nach 2. WK: Zusammenwirken von Mensch und Technik
Mensch-Maschine-Interaktion
Ergonomie, soziotechnischer Ansatz
ab 60er/70er Jahre —> Humanisierung der Arbeit
Psychische Struktur der Arbeitstätigkeit, “kognitive Wende”
Human Factors
Taylorism
F. Taylor (1856-1915)
Ziel des Scientific Management war es
durch straffste Zeitausnutzung
durch technische Vervollkommnung
durch ein Differentiallohnverfahren (Pensumlohn)
durch rationale Organisation (z. Bsp. Arbeitsvorbereitung)
einen maximalen Wirkungsgrad zu erlangen.
Atomarisierung einzelner Arbeitsvollzüge
Analyse der Arbeitstätigkeiten durch Zeit- und Bewegungsstudien zur Eliminierung unproduktiver Störfaktoren im Tätigkeitsablauf
Geprägt durch Menschenbild des „economic man“
—> Maxime des größten Gewinns & monetäre Anreize
Taylorismus
Geschichte
Folgen
Aufteilung ganzheitlicher Tätigkeiten in kleinste Tätigkeitselemente
Kleine Leistungspannen
individuelle Anreizsysteme
Betrieb als System technischer Abläufe —> Beschäftige sind daran anzupassen
One best way!
Für jeden Auftrag im System gibt es genau einen optimalen Weg, diesen auszuführen
Arbeitsablaufstudien
Entwicklung von Arbeitsstrukturen mit extremer Partialisierung und ständiger Wiederholung gleicher Tätigkeitselemente
Minimale Anforderungen an Qualifikation der Arbeiter
Minimierung der Anlernzeit
Arbeiter jederzeit austauschbar
Human Relations Bewegung
Hawthorne
Hawthorne Experimente von Mayo und Roethlisberer & Dickson in den Hawthorne Werken der Western Electric Company
Einfluss von Umweltbedingungen auf Arbeitsleistung
Veränderung der Beleuchtung, Einführung zusätzlicher Pausen, Abgabe kleiner Zwischenmahlzeiten…
“Was immer die Forscher taten, die Leistung der Frauen wurde produktiver”
=> Arbeitsleistungen verbesserten sich bei fast jeder Veränderung, selbst bei deren Rücknahme
Ergebnisse sind Effekte der sozialen Situation (informelle Beziehungen zw. Gruppenmitgliedern, Forschern und Vorgesetzen)
Motivation v.a. durch Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen (“Human Relations”)
Geburt der Human-Relations-Bewegung
Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen, von Interaktions- und Kommunikationsprozessen
innerhalb von Arbeitsgruppen und zw. Vorgesetzen und Untergebenen
höherer Mitarbeiterzufriedenheit
Erzielen besserer Leistung
Menschenbild des “social man”
Tavistock
Tavistock Institute for Human Relations —> soziotechnischer Systemansatz
Ziel: gemeinsame Optimierung des sozialen und technischen Systems
Abstimmung von Technologie, Arbeitsstruktur, Bedürfnissen, Qualifikation der Mitglieder
Arbeiter nicht mehr als Individuum, sondern als Mitglied eines komplexen sozialen und technischen Systems betrachtet
Studien im englischen Kohlebergbau
Abnahme von Produktivität und Arbeitsmotivation sowie Zunahme der Fehlzeiten nach “Optimierung” der Abbaumethode im Kohlebergbau
Ursprünglich
Gruppe entscheidet über Aufteilung auf Schichten, arbeitet am selben Ort und ist für vollständige Bergbautätigkeiten zuständig
Lohn wird aufgeteilt
Einführung neuer Methode
Aufteilung der Tätigkeiten auf Schichten
Gang vergrößern & absichern
Abbau der Kohle
Abtransport
Übernahme von Aufsichts- und Koordinationsfunktion durch Vorgesetzte
Problem nicht die neue Technik, sondern Störung des sozialen Systems => Vertrauen (v.a. in Sicherheitsvorkehrungen der vorherigen Schicht) & soziales Gefüge zerstört
FAZIT
Zentrale Bedeutung für Weiterentwicklung der Arbeitspsychologie und heutiger Arbeitsgestaltung
Wichtige Formen der Arbeitsorganisation entwickelt
Arbeitsplatzwechsel, inhaltlich angereicherte Tätigkeiten, teilautonome Gruppen
Um Monotonie, Entfremdung und partialisierte Arbeitshandlungen zu verhindern
Geschichte - Humanisierung der Arbeit
Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung und psychologischem Wachstum rücken in den Vordergrund (z.B., Maslow, 1954; Herzberg et al., 1959)
Breite Bewegung in verschiedenen Industrienationen ab den 1960er/70er-Jahren
Kritik an unmenschlichen Arbeitsbedingungen und Arbeitsformen (Symbol: Fließbandarbeit)
In Westdeutschland: staatliches Programm zur „Humanisierung des Arbeitslebens“ von 1974-1989
Menschenbild des „selfactualizing man“
=> Mensch strebt nach Selbstverwirklichung, Autonomie und Selbstkontrolle
Geschichte - Psychische Struktur der Arbeitsfähigkeit
Ab 1960‘er Jahre: Arbeitspsychologie wendet sich psychologischer Handlungstheorie zu
– Kognitive Wende in der Allgemeinen Psychologie
Handlungsregulationstheorie
Beschreibt, “wie Mensch in zielgerichteter, denkender und planender Auseinandersetzung mit seiner Umgebung handelnd seine Umgebungsbedingungen verändert und dabei gleichzeitig seine Persönlichkeit entwickelt” (Sonntag et al., 2012, S. 48)
Arbeitspsychologie wird in Beziehung zu Grundlagenwissenschaften gesetzt
=> Allgemeine Arbeitspsychologie (Hacker, 1986)
Menschenbild „complex man“
Zusammenhänge der Strömungen und Menschenbilder
Zuletzt geändertvor 2 Jahren