Industrielle Einfacharbeit (Definition)
Tätigkeiten, die im Gegensatz zur qualifizierten Facharbeit keine Berufsausbildung verlangen
werden nach kurzen Qualifizierungs- oder Einarbeitungsprozessen ausgeführt
In der Regel Arbeitsplatz- bzw. arbeitsbereichbezogen
übergeordnetes Wissen und Hintergrundwissen spielen keine bzw. eine untergeordnete Rolle.
Komplexität und Handlungsspielräume “nach oben” auf niedrigem Niveau
(Pyramide)
Tätigkeitsspektrum
im sekundären Sektor können 1/4 aller industriellen Arbeiten der Einfacharbeit zugeordnet werden
• Dominant: direkt produktive Verrichtungen (z.B. Maschinenbedienung, Herstellen, Montieren)
• Darüber hinaus produktionsnahe Tätigkeiten (z.B. Reparieren)
• 27 % der Einfacharbeiter in der Industrie üben Dienstleistungstätigkeiten aus (z.B. Packen, Be- und Verladen, Sortieren, Reinigen)
• Vor allem im Gummi- und Kunststoffwaren-, Recycling-, Nuss- und Genussmittelbereich
Industrielle Revolution
Erste Revolution: Luddismus
1969: erste Technik
Gemeinsamkeiten der ersten 3 Revolutionen:
• Zusammenspiel zwischen Menschen und Tätigkeit wurde grundlegend verändert (Erleichterung der Arbeit, Ersetzen der Muskelarbeit; Einsetzen von Fließbändern und PCs; Maschinen werden eher überwacht als direkte Arbeit an diesen)
• Betrachtung in der Retrospektive (was hat sich seit der jeweiligen Revolution verändert?)
4. Revolution: noch offen, ob wir bereits in dieser sind und was sich grundlegend verändert; Digitalisierung im Mittelpunkt-> erkennen das Ausmaß noch nicht
Computer Integrated Manufacturing ( CIM )
integrierter EDV- Einsatz (elektronische Datenverarbeitung) in allen mit der Produktion zusammenhängenden Betriebsbereichen
Umfasst informationstechnisches Zusammenwirken zwischen CAD, CAP, CAM, CAQ, UND PPC
Integration der technischen und organisatorischen Funktionen soll zur Produkterstellung erreicht werden
Bedingt die gemeinsame Nutzung aller Daten eines EDV-Systems, auch Datenbasiss genannt
Grundlegende Veränderung der Tätigkeiten der Arbeiter: müssen nicht mehr selbst Hand anlegen, sondern finden Digital Devices vor
-> Geisterproduktion: Geisterschicht bedeutet, dass in der Produktion nachts keine Personen anwesend sind, sondern die Teilefertigung komplett mannlos verläuft. Nur durch perfekt abgestimmte Prozesse während des Tages schafft man es auch nachts zu produzieren.
Beispiel: Volkswagen Halle 54
Vollautomatische Endmontage der Modellreihe Golf II bzw. Jetta II (Geisterproduktion) -> Computer haben vollständig die Fertigung übernommen
Aber:
• Anstieg Absentismus: Menschen oft nicht erschienen / haben sich krank gemeldet
• Kommunikationsprobleme: Menschen haben sich ersetzt gefühlt
• fehlende Flexibilität und fehlende Fehler- und Störungstoleranz: normalerweise bügeln die Menschen Reibungen aus
–> Kosten für den Bau, den Betrieb und die Instandhaltung überstiegen den tatsächlichen Nutzen der Anlage
Industrie 4.0
= 4. industrielle Revolution -> gekennzeichnet durch eine starke Individualisieurng der Produkte unter den Bedingungen einer hoch flexibilisierten (Großserien-) Produktion
neue Stufe der Organisation und Steuerung der gesamten Wertschöpfungskette über den Lebenszyklus von Produkten
zunehmende Orientierung an individualisierten Kundenwünschen
Prozess und damit verbundene Dienstleistungen: Idee->Auftrag-> Entwicklung-> Fertigung->Auslieferung->Recycling
Basis: Nutzung aller relevanten Informationen durch Vernetzung aller Wertschöpfung beteiligten Instanzen-> Fähigkeit aus den Daten zu jedem Zeitpunkt optimalen Wertschöpfungsfluss abzuleiten
Durch Verbindung von Menschen, Objekten und Systemen entstehen dynamische, echtzeitoptimierte und selbst organisierende, unternehmensübergreifende Wertschöpfungsnetzwerke, die sich nach unterschiedlichen Kriterien wie bspw. Kosten, Verfügbarkeit und Ressourcenverbrauch optimieren lassen
• Tätigkeiten des Menschen haben sich verändert; muss nicht mehr selbst Tätigkeiten verrichten sondern stärker überwachen, kontrollieren, steuern und kurzfristige Entscheidungen treffen können-> Bei Berufen mit sozialen Kompetenzen kaum Ersetzbarkeit durch KI möglich
Smart Factory
• Intelligente und selbstorganisierende Fabrik
• Vernetzung der virtuellen Computerwelt mit der physischen Welt der maschinellen Fertigung
• Autonome Steuerung und Optimierung der Produktionsprozesse über die gesamte Wertschätzungskette hinweg
• Bereitstellung von Materialien, Planung der Maschinenbelegung und Reservierung der Mitarbeiterkapazitäten
-> Mercedes-Benz Factory 56 (neues Halle 54)
Ablösung Fließband durch fahrerlose Transportsysteme (TecLines)
400 fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) mit digitaler Ortung (RFID)
Anbringen Fahrzeuge in ergonomisch angepasster Arbeitsposition
Integration aller Mercedes-Benz-Modell- reihen in laufende Produktion möglich
• Digitales Produktions-Ökosystem: Effizienzsteigerung durch Digitalisierung, Flexibilisierung und Modularisierung der Produktion
• InternetofThings:360 Grad-Vernetzung der Maschinen in der Produktion und entlang der Wertschöpfungskette, WLAN- und 5G-Mobilfunknetz
• TrackingundTracing:weltweite Nachverfolgung der Materialströme bei Lieferanten und in Logistik
• PredictiveMaintenance:Daten-Tracking,um Produktionsprozess zu verbessern und Wartungsarbeiten zu unterstützen
Kernthemen Industrie 4.0
Qualifikationsanforderungen: Upgrading vs. Polarisierung von Qualifikationen
• Upgrading: keine industrielle Einfacharbeit oder unqualifizierte Tätigkeiten in der Produktionsarbeit; alle Beschäftigten brauchen höhere Qualifikationsarbeit
• Polarisierungsthese: mittlere Qualifikationsniveaus fallen weg zugunsten höherer Qualifikationsniveaus; untere Qualifikationsniveaus wie Einfacharbeit bleiben bestehen
Ersetzbarkeit menschlicher Arbeit: Mensch-Maschine Interaktion
• Digitale Arbeitslosigkeit? Eher nicht! Geht darum, wie die Zusammenarbeit gestaltet wird
• Mensch muss Maschine akzeptieren und erkennen, dass die Arbeit dadurch erleichtert wird
• Mensch darf sich nicht ersetzt fühlen durch Maschinen
Gestaltungsempfehlungen zur Industrie 4.0: Betriebliche Arbeitsorganisation und -gestaltung
• Tätigkeitsprofile: Veränderung der Arbeit für den Menschen durch KI
• lernförderliche Arbeitsorganisation: Wie können Menschen bei der Arbeit lernen
• Partizipation: Einbringen der Menschen in die Arbeitsorganisation
–> Polarisierungsthese (Höherqualifizierung vs. Dequalifizierung), Relevanz menschlicher Arbeit und Humanisierung des Arbeitslebens (HdA; Anpassung der Arbeitsbedingungen an die Bedürfnisse der Produktionsarbeitenden)
Droht die Digitale Arbeitslosigkeit?
• Frage stellt sich regelmäßig, schon bereits seit der ersten industriellen Revolution
• Diskussion in beide Richtungen: werden Menschen durch Roboter / KI ersetzt oder lassen sich Menschen nie ersetzen und übernehmen lediglich andere Aufgaben
Studie aus 2013
• Studie: Untersuchung von Wahrscheinlichkeiten der Ersetzbarkeit verschiedener Beruf durch Computer
• Frage: Können die Fortschritte in der Robotertechnik und der Informatik in den kommenden Jahrzehnten die Arbeitslosigkeit in den USA steigern oder nicht?
• Design: 702 Berufsbeschreibungen des US-amerikanischen o-Net, Klassifizierung der Tätigkeitsbeschreibungen im Hinblick auf ihre Automatisierbarkeit
• Ergebnis: Potentiell droht 47 % der US-Amerikaner ein Arbeitsplatzverlust
–> Wichtig: Beachten, dass Studie aus 2013 und nur für US-Amerikanischen Arbeitsmarkt ist; zudem lediglich potentieller Arbeitsplatzverlust und nicht faktisch, es gibt Hinderungsfaktoren
• In Deutschland geringeres Arbeitsplatzverlustpotential, da Jobs nach anderen Qualifikationsniveaus vergeben werden (30 - 31 %)
Zuletzt geändertvor 2 Jahren