In der TP werden drei grundlegende ätiologische Aspekte unterschieden
Konfliktätiologie – „Nicht-Wollen“
Strukturätiologie – „Nicht-Können“
Traumaätiologie - unterscheidet sich in den Grundannahmen nicht wesentlich von anderen Therapieschulen
—> Mischtypen sind eher die Regel
Konfliktmodelle allgemein
Unbewussste entwicklungsbedingte Konflikte als Ursache für Neurosen
Wesentliche Merkmale von Konflikten
Unbewusst und an infantile Triebregungen (z.B. Autonomiebedürfnis) gebunden
An psychosexuelle Entwicklungsphasen gebunden
Stufen implizieren spezifische Entwicklungskonflikte und entsprechende Entwicklungsaufgaben
Ungelöste Konflikte werden ins Unbewusste verdrängt, wo sie weiter aktiv bleiben
Spätere lebensgeschichtlich relevante Auslöser (Versuchung oder Versagung) können die Konflikte reaktualisieren
Bedürfnisse des Selbst
Physiologische Bedürfnisse
Bindung und Verbundenheit
Exploration und Selbstbehauptung
Widerspruch und/oder Rückzug
sinnliches Vergnügen und sexuelle Erregung
Konfliktarten
Normaler Konflikt
Neurotischer Konflikt
Aktualkonflikt
Grundkonflikt
Bewusster Konflikt, der täglich immer wieder bei allen Menschen auftritt
Unbewusster Konflikt: PatientIn kann bestimmte Lebensschwierigkeiten nur auf eine sehr festgelegte Art und Weise beantworten, ohne die vorgefundene Situation zu verstehen, reflektieren oder unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen —> es kommt zu Schwierigkeiten im Leben
Aktuelle konflikthafte Lebenssituation, die als Auslöser für eine zugrundeliegende Konfliktpathiologie fungiert
Biografisch verstehbares dysfunktionales Muster des Selbsterlebens, der erlebten Beziehungen, der eigenen Beziehungserwartungen und eigenen Beziehungsgestaltung, das aus familiären Beziehungserfahrungen entsteht, welche das Kind in eine unlösbare Konfliktlage und kaum erträgliche Gefühlslage versetzt hat
Konfliktmodell - “Nicht Wollen”
12 Aspekte eines neurotischen Konflikts (nur 4 lernen)
Immer mit unbefriedigtem Bedürfnis verknüpft
Internalisierung von Normen der Eltern
Leitaffekt
Abwehr bzw. Neurosenstruktur
Unbefriedigtsein
bleibt ungelöst
Konfliktspannung
Energieraubend
Dysfunktional
Nicht willentlich veränderbar
Unbewusst
Versuchung/ Versagung
Frühe vs. späte Konflikte
Freud: hauptsächlich Ödipuskonflikt; heute: hauptsächlich präödipale Konflikte
Konflikte sind zeitlich überdauernd
Ziel: Konflikt soll durch Bewusstwerdung und Selbstreflexion zugänglich werden
Frühe Abwehrformen
haben häufig zwei Wirkungen: führen zu einer verzerrten Wahrnehmung der sozialen Realität und vermehrt zu sozialen Konflikten
Projektion
Verleugnung
Ungeschehenmachen
Projektive Identifikation (Verlagerung in andere)
Späte Abwehrmechanismen
behalten die Problematik eher bei sich; halten es intrapsychisch
Rationalisierung
Verdrängung
Sublimierung (Chirurg)
Intellektualisieren
Vier Grundkonfliktmuster in Abhängigkeit von Grundbedürfnissen nach Rudolf
Nähe: sich existent fühlen und auf Objekte ausgerichtet zu sein
Bindung: in der Gemeinschaft mit anderen aufgehoben und liebenswert zu sein
Autonomie: in der Auseinandersetzung mit Anderen selbst verantwortend und selbst behauptend zu sein
Identität: in der geschlechtlichen und sozialen Rolle und den damit verbundenen Beziehungen identisch zu sein
Verknüpfung der Konflikt- und Strukturanteile der vier Grundkonflikte
Grundkonflikte und Konflikte im Erwachsenenleben
Neurosendispositionen
Schizoid: Vermeidung emotionaler Bindung
Altruistisch-fürsorglich
überkompensatorisch-aktiv
Regressiv: hilflos
Normativ: nichts infrage stellen
Narzisstisch
Zwanghaft
Hysterisch
Konfliktachse der OPD-2
Individuation vs. Abhängigkeit
Unterwerfung vs. Kontrolle
Versorgung vs. Autarkie
Selbstwertkonflikt
Schuldkonflikt
Ödipaler Konflikt
Identitätskonflikt
Thema: Subjektiv erlebte existenzielle Bedrohung in den Bereichen Nähe und Distanz
Leitaffekte des passiven und aktiven Modus: Existenzielle Angst bei Verlust vs. existenzielle Angst vor Nähe
Thema: Selbst- und Fremdkontrolle sind erlebens- und verhaltensbestimmend
Leitaffekte des passiven und aktiven Modus: Ohnmächtige Wut/ Furcht vs. trotzige Aggressivität, Machtlust
Thema: Etwas zu bekommen oder zu Verlieren, einer Zuwendung sicher zu sein vs. keiner Versorgung zu bedürfen
Leitaffekte des passiven und aktiven Modus: Trauer, Depression, Angst den anderen zu verlieren vs. Sorge um den anderen, untergründige Depressivität
Thema: Bin ich wertvoll oder sind die anderen wertvoll
Leitaffekte des passiven und aktiven Modus: deutlich wahrnehmbare Schuld vs. narzisstische Wut
Thema: Nie schuldig oder immer schuldig
Leitaffekte des passiven und aktiven Modus: Trauer, Schuld vs. Ärger, Schuld
Thema: Konflikte zwischen den erotischen und sexuellen Beziehungswünschen und Hemmungen
Leitaffekte des passiven und aktiven Modus: Schüchternheit, Angst vs. stark wechselnde z.T. dramatische Emotionen, Rivalisieren
Thema: Widersprüchliche Selbstrepräsentanzen mit Unsicherheits- und Unlustgefühlen
Leitaffekte des passiven und aktiven Modus: Gefühl des chronischen Identitätsmangels vs. Angst, das Identitätssystem könne gefährdet werden
Strukturpathologie
Ursache bestimmter Störungen in mangelhaft ausgebildeten, grundlegenden Fähigkeiten des Kindes
Diese sind entstanden durch eine krisenhaft verlaufende Eltern-Kind-Beziehung am frühen Lebensbeginn (ca. erste 1-2 Jahre)
Grundlegende Fähigkeiten sind für Urvertrauen, Selbstverständnis, das eigene Selbst, Beziehungs- und Affektregulierung von besonderer Fähigkeit
Das Selbst benötigt strukturelle Fähigkeiten, um seine Beziehung zu sich selbst und anderen adäquat zu gestalten und zu regulieren
Bei Fehlen oder mangelnder Entwicklung struktureller Fähigkeiten kommt es zu pathogenen Mechanismen und dysfunktionalen Bewältigungsmustern
Entwicklungsmuster des Bindungssystems (1. bis 2. Lebensjahr)
Selbst-Objekt-Differenzierung
Internalisierung von Erfahrungen
Selbstreflexion
Exploration der Objektwelt
Körpererleben mit Emotionen verknüpfen
Entwicklung des Autonomiesystems (2. bis 4. Lebensjahr)
Affektregulierung
Impulssteuerung
Verwendung von Abwehrmustern
Antizipation
Selbstwertregulierung
Empathie
Verständnis fremder Affekte
Entwicklung des Identitätssystems (4. bis 6. Lebensjahr)
ganzheitliche Objektwahrnehmung
realistisches Selbstbild
Erleben von Identität
Variable Bindungen aufbauen
Loslösung von Objekten
Rollenübernahme
Strukturmodell “Nicht können”
Struktur in der OPD-2
Wahrnehmung
Steuerung
Emotionale Kommunikation
Bindung
Gutes Integrationsniveau (Intrapsychische Regulation)
Menschen verfügen über ein hohes Maß an Selbstbewusstsein, Selbstreflexion, Einfühlungsvermögen und Steuerungsfähigkeit
zwischenmenschliche Ängste betreffen Sorge, die Zuneigung wichtiger Personen zu verlieren
Mäßiges Integrationsniveau (übersteuert, Überkompensation)
Selbstbild und Selbststeuerung sind weniger beständig, Neigung zur Selbstentwertung
Selbststeuerung ist eher übertrieben gehemmt
Andere Menschen werden weniger individuell und stärker stereotyp wahrgenommen
Ängste kreisen darum, andere vollständig als unterstützende Personen zu verlieren
Geringeres Integrationsniveau (untersteuert, impulsiv, impulsdurchbrüchig)
Sehr wechselnde innere Befindlichkeiten, besondere Schwierigkeit, mit negativen Gefühlen wie Ärger, Enttäuschung, Trauer nicht angemessen umzugehen
Neigung zu impulsiven Handlungen und zu externalisierender Schuldzuweisung
Abwehr von Belastendem, indem sie andere entwerten
negative Merkmale auf andere projizieren und die Welt vorschnell in „gut“ und „böse“ einteilen
Geringes Einfühlungsvermögen in andere (Interessen-)Lagen, misstrauisch
Ängste, durch andere geschädigt zu werden oder für andere ein Unglück zu sein
Desintegriertes Integrationsniveau (Selbstverlust)
Kleine Gruppe von Menschen mit sehr ausgeprägter psychischer Fragilität, die sich u. a. auch in einer Neigung zu Psychosen ausdrückt
Besondere Schwierigkeit, im Wahrnehmen zwischen eigenem und fremdem Erleben zu unterscheiden (Selbst-Objekt-Grenze)
kohärentes Selbstgefühl entsteht kaum
Einfühlung in andere ist weitestgehend unmöglich
Angst, dass andere ununterscheidbar nahe kommen oder dass die eigene Persönlichkeit zerfällt
Entwicklung struktureller Fähigkeiten
System der Nähe und Kommunikation (1. Vierteljahr)
Bindungssystem (1-2. LJ)
Autonomiesystem (2.-4. LJ)
Identitätssystem (4.-6. LJ)
Zuletzt geändertvor 2 Jahren