Welche Kräfte entstehen beim Schuss?
F_0 : Gaskraft in Ladungsmitte
F_R : Gaskraft am Rohrboden “Gasrückstoßkraft”
F_p : Gaskraft am Geschossboden
F_w : Reibkraft “Geschosswiderstand”
F_L : Leistenkraft
Wie hoch ist die Gasrückstoßkraft?
F_R = p * (pi * (d^2)/4 + z * t * b_z)
d = Kaliber; b_z = Zugbreite; t = Zugtiefe; z = Zahl der Züge
Wie können die Rückstoßkräfte reduziert werden?
Rohrrücklauf
Lafette erfährt nur noch Bremskraft, nicht mehr Rückstoßimpuls
Rohrvorlauf
Mündungsbremse
größere Masse des Rohres
Skizzieren Sie den Kraftverlauf/Impulsverlauf eines Rohrrücklaufgeschützes.
Wie errechnet sich die Bremskraft?
K: Bremskraft
I_R: Rückstoßimpuls
m_R: rücklaufende Masse
s_R: Rücklaufweg
Wie können Sie die Bremskraft beeinflussen?
längerer/kürzerer Bremsweg
Veränderung der rücklaufenden Masse
Was waren die wesentlichen Meilensteine bei der Entwicklung von Pulvergeschützen?
ab 14.JH: Ringgeschütze (Vorderlader)
schmiedeeisernes Rohr aus verschweißten Stäben
Abfeuerung mit glühenden Stangen
Steinkugeln als Geschoss
ab 1400: Eisengeschosse
massive Eisenkugeln besonders zum Durchbruch von Mauern geeignet
ab 1450: gegossene Vorderlader
Bronzeguss aus Erfahrung beim Glockenguss, auch Messing und Gusseisen
angegossene Schildzapfen
bewegliche Feldgeschütze (Burgunder Lafette)
1850 bis 1900: Hinterlader, gezogene Rohre, rauchlose Treibmittel, Werkstoffe, Maschinenkanone
Hinterlader: wesentlich kürzere Ladezeiten
gezogene Rohre: Verbesserung der Treffgenauigkeit
Treibmittel: Pulver basierend auf Nitrocellulose und Nitroglyzerin
Werkstoff: Stahlherstellung, Mehrlagenrohr
MK: Gatling 1862 (Fremdantrieb), Maxim 1889 (Eigenantrieb)
20.JH: Rohrrücklaufgeschütze, Rohrautofrettage, Rohrstähle
Rohrrücklauf: Aufnahme des Rückstoßimpulses durch ein Rohrrücklaufsystem
Rohrautofrettage: Erhöhung der Belastbarkeit des Waffenrohres durch Druckeigenspannung
Rohrstähle: Weiterentwicklung für großkalibrige Geschütze
Welche Werkstoffe wurden verwendet?
Bronze: 2.000 v.Chr.
Verwendung ab 1326; viel 1500 bis 1900
Schmiedeeisen: 700 v.Chr.
1320 bis 1700
Gußeisen: 15.JH
1425 bis 1800
Wie unterscheiden sich die Werkstoffe aus Sicht eines Waffenentwicklers (technische Unterschiede) ?
Werkstoffkennwerte:
Bronze: 90% Cu, 10% Zn
rel. niedrige Schmelztemperatur (840-1020°C)
—> gießbar
E-Modul: 100 GPa
Streckgrenze: 180 MPa
Zugfestigkeit: 370 MPa
Bruchdehnung: 18%
Schmiedeeisen: 0,8-0,5 C
Schmelztemperatur 1450-1500°C (nur 1300°C erreichbar)
—> nur schmiedbar, nicht gießbar
—> erhebliche Schlackeneinschlüsse
E-Modul: 210 GPa
Streckgrenze: 250 MPa
Zugfestigkeit: 450 MPa
Bruchdehnung: 25%
Gußeisen: 3-4% C
Schmelztemperatur 1150-1200°C (extrem spröde)
Zugfestigkeit 200 MPa
E-Modul 100 GPa
Bruchdehnung: 0,6%
Warum wurde Stahl erst später verwendet?
Ab wann?
nicht möglich die Schmelztemperatur zu erreichen
Schmieden war notwendig —> Verunreinigung durch Schlackeneinschlüsse
ab Mitte 18.JH mit dem Bessemer-Verfahren
gießbar da hohe Temperaturen erreichbar
Luft wird in Kohlenstoffreiches Roheisen geblasen, C verbrennt zu CO und CO2
ab 1860 Legierungen C-Stahl, Ni-Stahl, NiC-Stahl
Was waren die Vorteile des Hinterladers
wesentlich kürzere Ladezeiten
Was ist ein Ringgeschütz?
besteht aus Vierkantstäben und Ringen aus Schmiedeeisen
Vierkantstäbe ringförmig um Hartholzdorn angeordnet
Aufsetzen der auf Rotglut erhitzten Ringe auf Stabbündel (Aufschrumpfen)
Holzdorn ausbrennen, Werkstück auf Weißglut erhitzen
Stahldorn einführen und Fugen zwischen Vierkantstäben dichthämmern
Nennen Sie die wesentlichen Meilensteine bei der Entwicklung der Handfeuerwaffen.
1400: Handrohre, Arkebusen
Handrohre: Vorderlader mit Geschoss aus Stein, Eisen, Blei (Kugel)
Arkebusen: schwere unhandliche Waffe, abgestützt. Später auch leichtere Version, anfänglich ohne weitere Vorrichtung
1. Hälfte 15.JH: Luntenschloss
permanent brennende Lunte erforderlich (wetterbedingter Nachteil); große Zündverzögerung
1500: Radschloss
Schwefelkies wird gegen ein sich drehendes Rad gedrückt; Funken entzünden das Zündpulver (keine Lunte mehr erforderlich); komplizierte Konstruktion
ab 1610: Steinschloss
Hahn mit Feuerstein (“Flint” —> Flinte) erzeugt Funken beim Abrieb; einfache, zuverlässige Konstruktion; schussweite Steinschlossmuskete 100m
1807: Perkussionsschloss
Auslösung der Zündung durch Schlag auf ein Zündhüttchen
ab 1840: Zündnadelgewehr, gezogener Lauf, Metallpatrone, Revolver
Zündnadelgewehr: erster Hinterlader mit Einheitspatrone
gezogener Lauf: Verbesserung der Treffgenauigkeit
Metallpatrone: Messinghülse dichtet beim Schuss den Verschluss automatisch ab
Revolver: mehrschüssige Faustfeuerwaffe
20.JH: Vollautomatische Waffen
Sturmgewehre, Maschinengewehre
Wie wurde das TLP angezündet?
Luntenschloss
Radschloss
Steinschloss
Perkussionschloss
Zündnadelgewehr
Was ist ein Luntenschloss?
Am eisernen Lauf des Gewehr ist hinten ein Zündloch angebracht, das mit der Kammer verbunden ist.
Außen am Zündloch befindet sich eine Pfanne gefüllt mit feinem Pulver. Die Lunte ist im Luntenhalter eingeklemmt und kann durch den Abzug mit dem glimmenden Ende auf das Pulver gedrückt werden.
Das brennende Pulver in der Pfanne entzündet durch das Zündloch die Treibladung in der Kammer.
Beschreiben Sie das Wirkprinzip von Rohrwaffen.
in einem geschlossenen Raum (Ladungsraum) wird bei einer exothermen Reaktion ein Treibmittel (Pulver oder Flüssigkeit) in eine gasförmige Phase umgewandelt
Zur Initiierung der exothermen Reaktion wird eine Anzündenergie benötigt
der entstehende Gasdruck wird dazu genutzt, einen Körper in einem Rohr (Kaliberteil) zu beschleunigen
das Rohr hat die Aufgabe, das Geschoss zu führen und dem Geschoss eine Richtung vorzugeben
zur Stabilisierung wird evtl ein Drall übertragen
Welche waffentechnischen “Probleme“ müssen gelöst werden?
Zuführung der Munition
Anzündung der Treibladung
Abdichtung des hinteren Rohrbereichs
Druckbelastung des Rohres
Übertragung des Rückstoßimpulses
Treffen
Verschleiß der Rohrinnenwand
In welche Gruppen kann man Rohrwaffen einteilen?
Handfeuerwaffen:
Faustfeuerwaffen: Revolver, Pistolen
Schulterwaffen: Gewehre, Maschinenpistolen
Maschinenkanonen (20-50mm):
mit Eigenantrieb: Rückstoßlader, Gasdrucklader, Revolverkanonen
mit Fremdantrieb: ChainGun, GatlingKanone,SalvenMK
Maschinengewehre:
LMG: 5,56mm; 7,62mm
SMG: 12,7mm-14,5mm
Großkalibrige Waffen (>75mm, Geschütze):
Granatwerfer: Mörser, Minenwerfer
Haubitzen = Artilleriegeschütze
Kanonen PzK, Flak
Was ist ein Geschütz?
Oberbegriff für Schusswaffen, die wegen ihrer Außmaße nicht mehr von einem Mann gehandhabt werden können
werden von Lafette aus eingesetzt
Geschütze können durch ihre Durchschlagskraft Ziele bekämpfen, die durch Handfeuerwaffen oder MGs aufgrund ihrer Entfernung oder Widerstandskraft nicht zerstört werden können
Was ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal für großkalibrige Rohrwaffen?
Beschreiben Sie die einzelnen Kategorien.
Art der Flugbahn des Geschosses: Gestreckt bis stark gekrümmt
Granatwerfer: Steilfeuerwaffen 6-8km; 60-120mm; 15-20 Schuss/min
Haubitzen: Indirektes Richten auf verdeckte Ziele; stark gekrümmte Flugbahn; bis 6 Schuss/min; 155mm (auch 105, 127, 152, 203); Hauptwaffe der Artillerie, bis 40km
Kanonen: 3km Kampfentfernung; Hauptwaffe KPz, >75mm; Einzelschusswaffen
Nennen Sie die wesentlichen Baugruppen eines Geschützes.
Welche Verschlussarten werden in Geschützen eingesetzt?
Keilverschlüsse
feste Rohrböden
Schraubverschlüsse
Bodenverschlüsse
Beschreiben Sie die Verschlussarten in Geschützen. Nennen Sie zudem Unterscheidungsmerkmale, sowie Vor- und Nachteile.
Keilverschlüsse:
bestehend aus Bodenstück und Verschlusskeil; Befestigung Bodenstück/Rohr über Bajonettverschraubung oder Spannschraube
Unterscheidungsmerkmal: Bewegungsrichtung des Verschlusskeils
Querkeilverschluss, Fallkeilverschluss, Hubkeilverschluss
Sicherheit gegen Schießen bei nicht vollständig geschlossenem Verschluss
Vorteil: einfacher Bewegungsmechanismus; geeignet für Automatisierung
Nachteil: plastische Liderung (Dichtung) nur durch aufwendige Konstruktion darstellbar
feste Rohrböden:
Anwendung bei Mörsern
Vorteil: einfache Konstruktion bei geringem Gewicht; sichere Abdichtung des Gasdruckes
Nachteil: schwierige Rohrreinigung; Rohr muss von vorne geladen werden
Schraubverschlüsse:
Verriegelung über Verschlussstopfen, der axial in das Bodenstück gesteckt wird und duch eine Drehbewegung verschraubt wird; Verschlussblock wird schwenk- und drehbar von Verschlussträger gehalten; tragender Umfang des Gewindes kann durch Stufenschraube vergrößert werden
Vorteile: leichte kurze Bauart; für alle Liderungsarten verwendbar
Nachteile: Automatisierung erschwert (aufwendiger Mechanismus notwendig); Abfeuerrichtung vor Verriegelung hinter TL -> zulässige Sicherheit nötig
Bodenverschlüsse:
U-förmiger Bodenverschluss umklammert hinteres Rohrende
Nachteile: angeschmiedete Führungsplatte am Rohr erforderlich; besondere Ankopplung der Rohrrücklaufeinrichtung notwendig
Was ist eine Liderung? Was ist ihre Aufgabe?
Liderungen haben die Aufgabe, das hintere Rohrende mit dem Verschluss gegen den Gasdruck abzudichten
Schwierigkeiten: hoher Gasdruck verursacht elastische Dehnung des Materials —> muss das Dichtungssystem aufnehmen
Nennen Sie Liderungsarten.
Ringliderung
plastische Liderung
Hülsenliderung
Wie wird gelidert?
Ringliderung:
Verwendung bei Keilverschlüssen und hülsenlosen Treibladungen; bei Schraubverschlüssen unzweckmäßig
Liderungsring lagert in einem Bodenring am hinteren Ende des Rohres. Abdichtung erfolgt über den Druck beim Schuss, der den Liderungsring gegen den Bodenring und den Keil presst
Vorteile: Einsparung der teuren, schweren Hülsen für die TL
Nachteile: Verschmutzung und Beschädigung müssen vermieden werden
plastische Liderung:
Verwendung bei Schraubverschlüssen und hülsenlosen TL. Beim Schuss drückt der Gasdruck auf einen Liderungspilz, der zusammengepresst wird und den plastischen Liderungsring gegen die Rohrwand drückt. Der Druck im plastischen Liderungsring ist höher als der Gasdruck
Vorteile: sichere und gute Abdichtung; glatter Ladungsraum; geringerer Rohraußendurchmesser; unempflindlich gegen Verschmutzung; einfache Reinigung
Nachteile: Einsatz bisher nur bei Schraubverschlüssen möglich; geringfügig längeres Rohr
Hülsenliderung:
Abdichtung erfolgt über Hülse der Munition; geeignet für alle Verschlussarten
Vorteile: vollständig sichere Dichtung; unempfindlich gegen Schmutz und Beschädigung; Erneuerung der Dichtung bei jedem Schuss; Patronenmunition erlaubt hohe Kadenz; längere Hülse reduziert die Aufheizung des Ladungsraumes
Nachteil: Hülse erforderlich (Kosten, Gewicht); Auffangen und Lagerung der Hülse bei geschlossenen Kampfräumen; CO2-Gase aus aufgefangenen Hülsen
Welche Baugruppen hat das Rücklaufsystem einer großkalibrigen Rohrwaffe?
Zeichnen Sie den Aufbau.
Rohrbremse
Rohrvorholer
Vorlaufpuffer
Gleitbahn des Rohres in der Wiege
Erklären Sie das Prinzip, wie eine Rohrbremse funktioniert.
Rohrbremsen bremsen die beim Schuss in der Wiege zurücklaufende Masse ab
Die Bremswirkung wird dadurch erzielt, dass Hydraulikflüssigkeit über einen Durchlassquerschnitt strömen muss
Hierbei wird die kinetische Rücklaufenergie in Erwärmung der Hydraulikflüssigkeit umgewandelt
Nennen Sie die grundsätzlichen Baugruppen von Flüssigkeitsrohrbremsen.
Bremszylinder
Kolbenstange mit Bremskolben
stirnseitige Verschraubung mit Dichtungspaket
rücklaufabhängiger (evtl. elevationsabhängiger) Durchflussquerschnitt
Ausführungsformen der Durchflussquerschnitte: Regelstange oder Durchflussnuten
Wärmeausgleichskammer mit Flüssigkeitsanzeige
Vorlaufhemmung
Befestigungselemente für rücklaufende Masse bzw. Lafette
Hydraulikflüssigkeit
Erklären Sie den Funktionsablauf einer Rohrbremse.
das zurücklaufende Rohr zieht die Kolbenstange aus der Rohrbremse und verschiebt dabei den Bremskolben gegen den Bremszylinder
die Hydraulikflüssigkeit der druckbeaufschlagten Flüssigkeitssäule fließt über einen Drosselquerschnitt auf die druckfreie Seite
die resultierende Bremskraft ist abhängig vom Drosselquerschnitt, der Rücklaufgeschw. und den Eigenschaften der Hydraulikflüssigkeit (Dichte im SP)
Zur Einhaltung einer konstanten Bremskraft bei kleinerwerdender Rücklaufgeschw. ändert sich abhängig vom Rücklaufweg der Drosselquerschnitt (wird kleiner)
Im Vorlauf strömt die Hydraulikflüssigkeit bei geringer Bremswirkung wieder zurück
Kurz vor Ende des Vorlaufs gleitet der Vorlaufhemmdorn in eine Kammer und bremst die Rohrbewegung über sich verändernde Abflussquerschnitte bis zum Rohranschlag ab (Vorlaufhemmung kann konstruktiv auch anders dargestellt werden)
die Hydraulikflüssigkeit dehnt sich bei Erwärmung aus. Eine Wärmeausgleichskammer kompensiert die Volumenänderung
Erklären Sie das Prinzip, wie ein Rohrvorholer funktionert.
das Rohr wird nur durch die Kraft des Rohrvorholers (und Reibungskräfte) in der vorgelaufenen Stellung gehalten
bei der Rücklaufbewegung des Rohres wird die Druckfeder bzw. das Gasvolumen komprimiert
nach Beenden des Rücklaufs (Rohr hinten) wird die rücklaufenden Masse wieder in Schussrichtung bewegt (durch Expansion des gespannten Gasvolumens bzw. durch Entspannen der Druckfeder)
Die Vorlaufgeschw. wird durch Drosselquerschnitte begrenzt
Was sind die wesentlichen Vorgaben für die Auslegung eines Geschützrohres?
Kaliber und Ladungsraumdurchmesser
Rohrlänge
Druckhüllkurve
Gasdruckleiter für Hochdruckbereich
Ermüdungslebensdauer
Ergebnisse:
Werkstoff
Rohraußengeometrie
Autofrettagevorgaben
Was sind mögliche Forderungen oder Versagenskriterien bei der Auslegung eines Geschützrohres?
Forderungen:
Druckbelastbarkeit
Biegesteifigkeit
Lebensdauer
Versagenskriterien:
bleibende plastische Verformung
Sprödbruch
Werkstoffermüdung durch Risswachstum
Wie hoch kann ein Rohr durch Innendruck belastet werden?
die maximale Druckbelastung ist auch bei extrem dickwandigen Rohren nur von der Festigkeit bzw. der 0,2%-Dehngrenze des Werkstoffes abhängig:
p_max = 0,5 * R_p0,2
Skizzieren Sie den Spannungsverlauf im Rohrquerschnitt unter Innen- und Außendruck.
Was sind Versagenskriterien?
bei Überlastung eines dickwandigen Rohres durch Innendruck wird die zulässige Werkstoffbeanspruchung zunächst an der Rohrinnenwand überschritten und der Werkstoff fließt. Die Werkstoffbeanspruchung im Bereich des Außendurchmessers ist deutlich niedriger
Verschleiß
Was ist eine Rohrautofrettage?
Verfahren zur Aufweitung von dickwandigen Rohren mit teilweise oder durchgehender Plastifizierung des Rohrwerkstoffes
Verfahren:
hydraulische Autofrettage
Stopfenautofrettage
Schussautofrettage (Kleinkaliber)
Ziel: Erzeugung von tangentialen Druckeigenspannungen am Innendurchmesser des Rohres zur Reduzierung der beim Schuss eintretenden resultierenden Tangentialspannungen in der inneren Schicht
Vorteile:
Erhöhung der zulässigen Druckbelastbarkeit (ohne plast. Verformung)
Erhöhung der Ermüdungslebensdauer (Risswachstum)
Erweiterung der kritischen Risstiefe (Erosionen können zugelassen werden)
Welche Voraussetzungen müssen für eine Autofrettage erfüllt werden?
p_AF_Gr ist maximaler Autofrettagedruck ohne erneute Plastifizierung am Innenrand
eta_min = 2,2 um max Autofrettagedruck und Überhöhungsfaktor
Wann lohnt es sich zu autofrettieren?
wenn die maximale Druckbelastbarkeit sich nicht mehr durch Erhöhung von eta erhöhen lässt
Skizzieren Sie den Eigenspannungsverlauf eines autofrettierten Rohres.
Nennen Sie 4 Möglichkeiten zur Berechnung von Spannungen beim autofrettierten Rohr.
Spannungszustand im Autofrettagerohr unter Innendruck p_AF
Spannungszustand im Autofrettagerohr nach Ablassen des Autofrettagedrucks (“Eigenspannungen”)
Eigenspannungszustand nach Innen- und Außenbearbeitung des Autofrettagerohres (=Fertigrohr)
Spannungszustand im autofrettierten Fertigrohr beim Schuss (Druck p)
Wie groß ist die maximale Druckbelastbarkeit eines autofrettierten Rohres? Warum?
Überhöhungsfaktor max 2:
pmax = 2*1/2 * Rp0,2 = Rp0,2
Was wissen Sie über die Lebensdauer eines Waffenrohres?
Unterscheidung zwischen Verschleißlebensdauer und Ermüdungslebensdauer:
Verschleißlebensdauer:
Schussbelastung, ab der infolge des Verschleißzustandes die Funktion und/oder Betriebssicherheit des Rohres nicht mehr gewährleistet ist
ausreichende Festigkeit (unter Berücksichtung Erosion)
Gewährleistung der Abdichtung des Rohrbodens
Abgangsverhalten und Treffgenauigkeit des Geschosses
Mündungsgeschw. und Drall
ausreichende Kadenz (bei automatischen Waffen)
Ermüdungslebendauer:
maximal zulässige Schussbelastung im Truppengebrauch infolge “Ermüdung” des Rohrwerkstoffes
aus Sicherheitsgründen darf das Waffenrohr nicht für weitere Schüsse eingesetzt werden
Was ist eine erwartete/zulässige Lebensdauer?
Es gibt 2 Arten von Ermüdungslebensdauern:
erwartete Ermüdungslebensdauer:
Schusszahl, die mithilfe von geeigneten Berechnungsmethoden und Werkstoffgesetzen ermittelt wird
zulässige Ermüdungslebensdauer:
für Truppengebrauch fesgelegte Schusszahl, basierend auf statistischen Auswertungen von Belastungszahlen. Die Belastungen erfolgen hierbei durch Lebensdauerbeschüsse und simulierte Druckbelastung in einer hydraulischen Pulsanlage bis zum Versagen des Rohres
Was können Sie zum Gasdruck für die Ermittlung der Ermüdungslebendauer sagen?
der für die Ermittlung der Ermüdungslebendauer festgelegte Gasdruck muss mindestens dem maximalen mittleren Gebrauchsdruck unter extremen Einsatzbedingungen entsprechen
Was sind die wichtigsten Druckwerte nach STANAG 4110?
Wie ermittelt man die Ermüdungslebensdauer von großkalibrigen Waffenbauteilen (Rohr/Verschluss)?
internationale Prüfervorschrift (International Test Operations Procedure) 3-2-829 beschreibt ein Verfahren zur Ermittlung der Ermüdungslebensdauer in der Nutzungsphase von Panzer- und Artilleriegeschützen
Ermittlung der Ermüdungslebensdauer von Rohren und Verschlüssen basiert auf einer Stichprobe von 6 Prüflingen
Die Rohre müssen vor der Laborprüfung (hydraulisches Pulsen von Rohrabschnitten) beschossen werden. Hierdurch wird sichergestellt, dass lebensdauerrelevante Schäden im Rohr entstanden sind (Rissnetz durch Wärmeschock an der Innenwand)
aufgrund der geringen Anzahl von Prüflingen werden bei der Auswertung parametrisch-statistische Verfahren angewendet
Weibull-Verteilung
logarithmische Normalverteilung
Was können Sie zu Pulsversuchen sagen?
Für den Teil von Dr. Schenker nochmals das Skript von ihm zu Rohrwaffenmunition anschauen und dort den Aufbau der verschiedenen Munitionen erklären können.
Wofür steht SSKP und wofür PFF?
SSKP: Single-Shot-Kill-Probability
PFF: Pre formed Fragment
Zeichnen Sie die StandOff-Kurve.
Welches Gesetz gilt hier und was muss gelten?
Es gilt das Wurzel-Rho-Gesetz: p=L*sqrt(rho_S / rho_Z)
Die Stachellänge muss sich erst ausprägen
Zeichnen Sie die Penetration eines idealen Stachels und eines partikulären Stachels.
Woraus besteht der Stachel? Was können Sie zur Stachelbildung sagen?
Stachel besteht aus umgeformten Kupfer
Erwärmung durch Umformung deutlich unter Schmelzpunkt
HL-Stachel ist Festkörper (< 1084,62°C)
Welche Aussagen lassen sich zur Anwendung einer HL in Panzerfaust und Panzerabwehr-LFK treffen?
kein schädlicher Drall
Kaliber ist wenig limitiert
wenig G-Kräfte beim Abschuss
hohe Trefferleistung bei geringer Masse
hohe Wirksamkeit gegen harte Ziele
Zeichnen Sie ein Geschw.-Dicke-Diagramm und ein Geschw.-Winkel-Diagramm.
Erklären Sie das Prinzip von Trommelwaffen.
Auf einer zentralen Achse befindet sich eine drehbar gelagerte Trommel mit mehreren Patronenlagern
Rollenbolzen am Trommelumfang greifen in eine Steuerkurve des Steuerschiebers ein
Beim Vor- und Rücklauf des Steuerschiebers wird die Trommel so eine Patronenlagerteilung weitergedreht
Der Steuerschieber wird über einen Gaskolben mit Gasentnahme am Rohr angetrieben
Auf der nach hinten verlängerten Trommelachse sitzen Sternräder, die sich mit der Trommel drehen und die Patronen in die Ladestellung befördern
Das Zuführen der Patrone erfolgt über den Steuerschieber in zwei Ladeschritten
Die Verriegelung entsteht dadurch, dass sich die Trommel hinter eine feste Wand des Trommelgehäuses dreht. Die Patrone wird elektrisch gezündet
Die leere Patronenhülse wird schiebergesteuert ausgezogen und ausgeworfen
Erklären Sie das Prinzip von ChainGuns. Nennen Sie zudem Vorteile und Nachteile.
Prinzip ChainGun:
Eine umlaufende doppelte Rollenkette steuert die gesamten Waffenfunktionen:
Verschlussbewegung: Vor- und Rücklauf
Gurteinzug, Ausziehen und Zuführen der Patrone
Verriegelung des Verschlusses, Abfeuern, Entriegeln
Ausziehen und Auswerfen der Patronenhülse
Ein Elektromotor treibt die Kette an
Die Umlaufgeschwindigkeit der Kette bestimmt die Feuergeschwindigkeit
leichte, kompakte Waffe: ein Antrieb für die gesamten Waffenfunktionen möglich
hohe Zuverlässigkeit
relativ geringer Energiebedarf
Nachteil:
keine hohen Kadenzen
Vergleichen Sie die Mündungsgeschw. und den Geschwindigkeitsabfall bei UK- und VK-Munition.
Mündungsgeschwindigkeit:
UK um ca 500 m/s höher als VK aufgrund geringerer Geschossmasse
Geschwindigkeitsabfall:
VK stärkerer Abfall als UK wegen Luftwiderstand
Geringerer Geschwindigkeitsabfall mit zunehmendem Kaliber
Was ist IM?
Welche IM-Eigenschaften gibt es?
IM: Insensitive Munition
IM-Eigenschaften:
Sprengstoffe:
Fast Cook-Off (FCO): Testen der Empfindlichkeit der Sprengladung auf Temperatur unter Einschluss
Bullet Impact: Testen der Empfindlichkeit bei Beschuss unter Einschluss
GAP-Test
LSP-Test
Munition:
Fast and Slow Cook-Off
Bullet-, Fragment- and Shaped-Charges-Impact
Sympathetic Reaction (Zweit-/ Folgereaktion)
Was wird durch die Pulverform des TLP bestimmt?
Wie schnell die gespeicherte Energie freigesetzt werden kann. Es gilt: Je feiner das Pulver, desto schneller und druckvoller ist der Abbrand
Nennen Sie die Bedeutung der DM-Nummer für Munitionssorten.
DM-XY:
DM: Deutsche Modellbezeichnung
X: Generation der Munitionssorte
Y: Funktion
Nennen Sie die Baugruppen des Zünders.
Zündkette
Sicherungseinheit
Auslöseeinrichtung
Nennen Sie mögliche Einteilungen von Rohrwaffenmunition.
Einsatz/Wirkung:
Kampfmunition
Unterstützungsmunition
Übungsmunition
Manövermunition
Exerziermunition
Aufbau:
patroniert (KPz, Habdfeuerwaffen)
Hülsenlos (Mörser)
Getrennt (Artillerie)
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