Wie ist der Individualtod einzuteilen? Was sind der zugrundeliegende Mechanismus und Besonderheiten?
Klinischer Tod
Definition: Stillstand von Atmung und Kreislauf
Mechanismus: Sauerstoffmangelschaden der Gehirnzellen
Besonderheiten: potentiell reversibel (Reanimation), unsichere Todeszeichen
Hirntod
Definition: Endgültiger Ausfall der gesamten Hirnfunktion
Besonderheiten: isoliertes Eintreten -> Notwendigkeit einer Hirntoddiagnostik
Wie ist der biologische Tod definiert? Nenne zugrundeliegende Mechanismen und Besonderheiten.
Definition: Organtod, Zelltod
Mechanismus: Absterben der letzten Körperzelle
Besonderheiten: praktisch nicht feststellbar, wenige Tage nach dem reversiblen klinischen Tod, bis hierher: “Supravitale Reaktionen”
Was sind supravitale Reaktionen? Wann treten sie auf? Wie werden sie überprüft?
Auslösbare “Lebensäußerungen” von Gewebe auf Reize zwischen Individual- und Organtod
Überprüfung durch
mechanische & elektrische Erregbarkeit der Skelettmuskulatur
Reagibilität der Irismuskulatur & Hautreaktion (pharmakologische Reize)
Wann kann die Skelettmuskulatur im Sinne einer supravitalen Reaktion mechanisch erregt werden?
frühe Phase: 1,5-2,5 Stunden postmortem, Reizung mit fortgeleiteter Kontraktion auf den gesamten Muskel
späte: 4-5 Stunden postmortem, Auslöung eines idiomuskulären Wulstes
Wie kann die Skelettmuskulatur im Sinne einer supravitalen Reaktion elektrisch erregt werden?
Methode: Einstichelektroden in das Augenoberlid
Ziel: Kontraktion der Gesichtsmuskulatur
Ausbreitungsgrad -> postmortales Intervall (Todeszeitpunkt)
Nenne unsichere Todezeichen und die daraus resultierenden klinischen Konsequenzen.
Bewusstlosigkeit
Atemstillstand
Herzstillstand
Lichtstarre (weite Pupillen)
Tonusverlust der Muskulatur
Areflexie
Konsequenzen:
Reanimationspflicht
KEINE Feststellung des Todes
Ausdruck des klinischen Todes (reversibel, “Scheintod”)
Was sind Ursachen für den sogenannten Scheintod?
A - Anämie, Anoxämie, Alkohol
E - Epilepsie, Elektrizität
I - Injury
O - Opiate
U - Urämie, Unterkühlung
Nenne sichere Todeszeichen.
Totenflecke
Totenstarre
Späte Leichenveränderungen
Verletzungen, die nicht mit dem Leben vereinbar sind
Wie entstehen Totenflecke? Beschreibe Aussehen und weitere Eigenschaften.
Entstehung: Absinken des Blutes entsprechend der Schwerkraft
Aussehen:
anfangs fleckförmig, dann konfluierend
Eigenschaften:
Verlagerbarkeit vollständig bis 6 Std. postmortem, unvollständig 6-12 Std. postmortem
wegdrückbar (Unterschied zu Hämatom)
Totenfleckblutungen/Vibices: postmortal entstanden (durch Hypostase)
Farbe:
normal: blau-violett
CAVE: Kohlenmonoxid- oder Zyanidintoxikation: hellrot/kirschrote Totenflecke, EIGENSCHUTZ
bei Kältelagerung: zonale Gliederung mit hellroten und blau-lividen Totenflecken (DD CO-Vergiftung: Nagelbetten Farbe)
Wie entsteht die Totenstarre? Nenne Eigenschaften und zu beachtende Punkte.
Irreversible Vernetzungen zwischen den Muskelfasern bei ATP-Mangel
Wiederauftreten der Totenstarre im Bereich einer Muskelgruppe nach Brechen der Starre: nicht genau so stark
Lösen (nach 2-3 Tagen) durch autolyse-/fäulnisbedingte Zerstörung der Vernetzungsbrücken
Zeitpunkt: frühstens nach 1-2 Stunden (vollständig nach 8-10 Stunden) -> abhängig von Temperatur, Nysten’sche Regel (entsprechend ATP-Vorrat zu Lebzeiten)
Zu beachten
zuvor: Erschlaffung der gesamten Muskulatur
Mimik: zufällig
Was beschreibt die Nysten’sche Regel?
von der Leichstarre betroffen:
zunächst kleine Gelenke (Kiefergelenke)
dann mittelgroße (Ellenbogen) und große Gelenke (Hüft- und Kniegelenk)
außerdem:
Zeitliches Auftreten der Leichenstarre und Lösen dieser entsprechend dem Ausmaß an ATP-Vorrat zu Lebzeiten
Nenne späte Leichenveränderungen und wie sie zustande kommen.
Autolyse durch körpereigene Enzyme
Fäulnis/Verwesung: Leichzersetzung durch Bakterien, Entwicklung faulig riechender Gase, Verflüssigung
Mumifizierung: Konservierung durch Wasserverlust (trockenes Milieu)
Fettwachsbildung: Umwandlung Körperfett in weißlich-schmierige - kalkharte Masse (feuchtes Milieu)
Was sind Anzeichen für Fäulnisveränderungen?
früh: Grünverfärbung im Unterbauch
“Durchschlagen” des Venennetzes: Durchwanderung der Gefäße durch Bakterien
Fäulnisblasen & Anschwellen des Genitals
Was für Ziele hat die Leichenschau?
Vermeidung der Bestattung “Scheintoter”
Vermeidung weiterer Todesfälle (z.B. CO-Intoxikation)
Erkennung nicht natürlicher Todesfälle (Rechtsicherheit)
Klassifikation der Todesumstände (Lebensversicherung, Rentenversicherung)
Todesursachenstatistik
Wie ist eine Leichschau aufgebaut?
Feststellung Tod anhand von sicheren Todeszeichen
Vollständige Untersuchung der Leiche
Ausfüllen Todesbescheinigung
Evtl. weitere notwendige Schritte
Wie ist die Leichenschau gesetzlich geregelt und was wird hier grundsätzlich geregelt?
auf Länderebene in einzelnen Bestattungsgesetzen:
In Rheinland-Pfalz
BestG
DVO BestG
Gesetzliche Grundlagen:
Thema Bestattung
Bestattung jeder Leiche (> 500g Körpergewicht)
bei Einäscherung: amtliche Leichenschau notwendig (Gesundheitsamt)
Thema Totenschein
Ausstellung Totenschein -> persönliche Untersuchung entkleideter Leiche
Thema Auskunft Todesumstände
Einholung dem Tod vorausgegangene Erkrankungen und Todesumstände
Verpflichtung der Auskunft anderer Berufsgruppen (Verweigerung möglich, wenn Auskunft mögliche Straftat)
Durchführung
Wer: Jeder approbierte Arzt
Wann: unverzüglich
Wie wird die Leiche bei der Leichenschau untersucht?
Entkleidung der Leiche
Untersuchung aller Körperteile (auch die Körperrückseite und Körperöffnungen)
Untersuchung der Augen (Augenober-, Augenunterlid, Augenbindehaut)
Welche Todesbescheinigungen gibt es?
Vorläufige Todesbescheinigung (Todesfeststellung, aber keine Todesart und -ursache)
Entgültige Todesbescheinigung (vertraulicher und nicht-vertraulicher Teil)
Obduktionsschein
Was ist wichtig bei der Angabe zur Person zu beachten?
wenn nicht möglich: Polizei verständigen!
Welche Punkte werden auf der Todesbescheinigung ausgefüllt?
Angaben zur Person
Sterbezeitpunkt/Auffindezeitpunkt
Was ist wichtig bei der Angabe zum Sterbezeitpunkt/Auffindezeitpunkt?
Sterbezeitpunkt nur dann einzutragen, wenn man beim Todeseintritt dabei war (KEIN Verlass auf Angaben von Dritten)
Was ist bzgl. der Todesart wichtig zu beachten?
nicht natürliche/unklare Todesart -> Verständigung der Polizei (-> Einleitung Todesermittlungsverfahren)
natürliche Todeart -> Aushändigung Todesbescheinigung an z.B. Bestatter
Wie nennt manden Zeitraum zwischen Beginn des Sterbeprozesses bis zum Individualtod?
Agonie
Nenne wichtige allgemeine vitale Reaktionen.
Kreislauf:
Embolie
Verblutungszeichen
Stauungsblutungen, Petechien
Atmung:
Aspiration
Einatmung von Gasen
Hautemphysem bei Verletzungen des Brustkorbs
ZNS:
“Krähenfüße” bei Brand, Explosion
Speichelsekretion
Wie lange postmortem würde die Totenstarre nach dem Brechen derselbigen wieder einsetzen?
innerhalb von 10 Stunden postmortem
Zuletzt geändertvor 2 Jahren