Welche Nebengütekriterien gibt es?
Nebengütekriterien
Normierung
Ökonomie
Nützlichkeit
Unverfälschbarkeit
Zumutbarkeit
Akzeptanz
Fairness
Was versteht man unter Normierung?
Definition:
Die Normierung eines Tests liefert ein Bezugssystem, um die individuellen Testwerte einer Person mit den mittleren Testwerten einer größeren und meist repräsentativen Stichprobe von Testteilnehmern einordnen zu können.
Wichtig, wenn ein Test zur Einzelfalldiagnostik eingesetzt werden soll
Normwert gibt an, wie weit eine Person mit Testleistung unter oder über dem Mittelwert der Vergleichsstichprobe liegt
Voraussetzungen für Normierung:
Repräsentativität der Stichprobe
Standardisierte Durchführung des Tests/Fragebogen
Güte der Normierung ist abhängig von:
Größe und Repräsentativität der Stichprobe
Differenzierungsgrad nach relevanten Merkmalen
z.B. Alter, Geschlecht, Bildung
Aktualität der Normen
Normen sollten alle 8-10 Jahre überprüft und ggf. erneuert werden! (siehe z.B. DIN 33430)
Was sind Normwerte?
Normwerte:
Äquivalentnormen
Abweichungsnormen
Prozentrangnormen
Was versteht man unter Äquivalentnormen?
Zuordnung der Rohwerte zum Durchschnittswert der individuellen Referenzgruppe
z.B. Alter, Geschlecht, Bildungsstand, etc.
Häufig bei Entwicklungsstanddiagnostik
z.B. kogn. Leistungsfähigkeit eines Kindes ausgedrückt in durchschn. Leistungsfähigk. eines bestimmten Alters
Bsp.: Die Aufmerksamkeit eines Kindes im Alter von 6 Jahren entspräche der eines durchschnittlichen...
5-Jährigen oder jünger (unterdurchschnittlich)
6-Jährigen (durchschnittlich)
7-Jährigen oder älter (überdurchschnittlich)
Was versteht man unter Abweichungsnormen?
Transformation individueller Testwerte in Normwerte, welche angeben, wie weit eine Person über oder unter dem Durchschnitt einer repräsentativen Referenzpopulation liegt
Voraussetzung: Standardnormalverteilung
Indiv. Testergebnis dargestellt als Abweichung vom Mittelwert der Referenzgruppe in Einheit der Standardabweichung der Referenzgruppe
Übliche Äquivalenznormen:
IQ-Werte
T-Werte
Was versteht man unter Prozentrangnormen?
Transformation individueller Testwerte in Normwerte, welche angeben, welchen Rang eine Person im Vergleich zur Referenzgruppe einnimmt, ausgedrückt in % von Merkmalsträgern, die gleich große oder kleinere Merkmalsausprägung aufweisen.
Keine Verteilungsannahme notwendig!
Berechnung:
Was versteht man unter Ökonomie?
Unter der Ökonomie eines Verfahrens versteht man dessen Kosten in Relation zur erzielbaren diagnostischen Aussage.
Test ist ökonomisch, wenn Einsatz insgesamt wenig Geld, Zeit und Aufwand kostet und Aufwand/Kosten in angemessener Relation zu der zu erfassenden Information stehen
Beispiele:
Gruppen- vs. Einzeltestung
Computertestung vs. Papier- Bleistift-Testung
Was versteht man unter Nützlichkeit?
Ein Verfahren ist nützlich, wenn es...
ein Merkmal misst, das von Interesse ist.
Informationen liefert, die bereits vorhandene/eingesetzte Verfahren nicht liefern können (vgl. Inkrementelle Validität)
das Merkmal zuverlässiger, valider und/oder ökonomischer erfasst werden kann als mit einem anderen Verfahren.
die auf seiner Grundlage getroffenen Entscheidungen (Maßnahmen) mehr Nutzen als Schaden erwarten lassen.
Wie nützlich sind Intelligenztests und Persönlichkeitsfragebögen für die Eignungsdiagnostik?
Intelligenz: durchschnittliche Kriteriumsvalidität: r = .62; abhängig vom Komplexitätsgrad des Berufes
Persönlichkeit: Gewissenhaftigkeit ist validestes Persönlichkeitsmerkmal zur Vorhersage berufliche Leistung, durchschnittliche Validität von r = .27
dennoch werden Persönlichkeits- und Intelligenztest in Dtl. vergleichsweise selten in der personaldiagnostischen Praxis eingesetzt
Was versteht man unter Zumutbarkeit?
Ein Test erfüllt das Gütekriterium der Zumutbarkeit, wenn er absolut und relativ zu dem aus seiner Anwendung resultierenden Nutzen die zu testende Person in zeitlicher, psychischer sowie körperlicher Hinsicht nicht über Gebühr belastet.
Einflussfaktoren: u.a. Dauer und Anstrengungsgrad der Durchführung, wahrgenommene Intensität der Aufgaben/Fragen
wenig zeitaufwendige Verfahren gelten in der Regel als zumutbar
Probleme mit Zumutbarkeit können sich negativ auf Akzeptanz eines Tests bzw. gesamte diagnostische Untersuchung auswirken
Was versteht man unter Akzeptanz?
Ein Test erfüllt das Gütekriterium der Akzeptanz, wenn er von denjenigen, die ihn durchführen als angemessen und brauchbar zur Messung des jeweiligen Konstrukts erachtet wird.
Bsp. Eignungsdiagnostik:
Insbesondere Intelligenztests haben Akzeptanzproblem
Spezifische Fähigkeitstests besser von Testperson akzeptiert als allgemeine Fähigkeitstests
transparente Verfahren (Augenscheinvalidität) werden in der Regel eher akzeptiert, ABER: Transparente Verfahren sind weniger verfälschungssicher!
Geringe Akzeptanz reduziert Mitmachbereitschaft/Ernsthaftigkeit der Testbearbeitung
Positive Wahrnehmung des Auswahlprozesses hat Auswirkung auf Bereitschaft, Stelle anzunehmen
insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels wird Akzeptanz seitens der Bewerber zunehmend berücksichtigt
Was versteht man unter Unverfälschbarkeit?
Ein Test erfüllt das Gütekriterium der Unverfälschbarkeit, wenn das Verfahren derart konstruiert ist, dass die zu testende Person durch gezieltes Testverhalten die konkrete Ausprägung ihrer Testwerte nicht steuern bzw. verzerren kann.
Was versteht man unter Testfairness?
Ein Test gilt als fair, wenn es Messwerte liefert, die nicht durch die Zugehörigkeit der zu diagnostizierenden Person in irrelevanter Weise beeinflusst werden.
Bsp.: MathematiktestausTextaufgaben, der Kinder mit Migrationshintergrund benachteiligt
Lösung:GruppenspezifischeNormwerte für unterschiedliche Gruppen (z.B. Geschlecht, Alter, Bildungsgrad)
Wo finden Diagnostiker relevante Information zur Güte psychologischer Tests?
Wie informiere ich mich über Tests?
Testmanual
Kurzbeschreibung bei Verlagen (z.B. Hogrefe)
Testdiagnostische Zeitschriften: z.B. Diagnostica, Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie
Testbeschreibungen in Datenbanken, in denen Tests kostenlos zur Verfügung stehen, z.B. PSYNDEX Tests unter
Testrezensionen -> Testbeurteilungssystem des Testkuratoriums (TBS-TK)
Wie funktioniert das Testbeurteilungssystem des Testkuratoriums (TBS-TK)?
Vorteile:
Einheitliche Bewertung von Tests
Fördert Vergleichbarkeit von Tests
Kurze Testrezensionen
Einfache Zusammenfassung der Ergebnisse
Bewertung von Tests, die sonst in der Wissenschaft keine Beachtung finden
Nachteile:
Bislang wenige Rezensionen
Teilweise eher milde Testbewertungen
Wird es wirklich in der Praxis rezipiert?
Faktoren wie Akzeptanz durch Bewerber, Kosten, und Verbreitungsgrad sind oft wichtiger als Validität!
Zuletzt geändertvor einem Jahr