Was ist eine psychische Störung?
Klinisch bedeutsames Verhaltensmuster oder psychisches Syndrom, die
1. von der Norm abweichen
2. mit funktioneller Beeinträchtigung einhergehen
3. Leiden bei der Person auslösen
4. Eine Störung in den Kognitionen im Verhalten und der Emotionsregulation hervorrufen
Definition:
„... ein klinisch bedeutsames Verhaltens- oder psychisches Syndrom oder Muster, das mit momentanem Leiden (z.B. einem schmerzha<en Symptom) oder einer Beeinträch4gung (z.B. Einschränkung in einem oder mehreren FunkConsbereichen oder einem erhöhtem Risiko zu sterben einhergeht. Unabhängig von dem ursprünglichen Auslöser sollte eine verhaltensmäßige psychische oder biologische Funk4onsstörung bei der Person zu beobachten sein.“
Was sind die Kennzeichen von psychischen Störungen?
Man spricht von psychischen Krankheiten, wenn Besonderheiten im Bereich vorliegen von:
Emotionen
z.B. ängstlich, verzweifelt, bedrückt etc.
Denken
z.B. unlogische Gedankenketten – formal, wahnhaft, unrealistisch negativ
Verhalten
aggressiv, verlangsamt, wiederholtes Händewaschen
Körperliche Funktionen und Empfindungen
müde, kurzatmig, Herzrasen
Wann gelten Verhaltensweisen als Besonderheiten?
Devianz
abweichend von statistischer oder gesellschaftlicher Norm, d.h. anders, extrem, ungewöhnlich, bizarr
Leidensdruck
belastend und unangenehm
Beeinträchtigung
störend bis hin zur Unfähigkeit, alltägliche Handlungen konstruktiv zu verrichten
Gefährdung
sich selbst oder andere
Was sind Arten von Normen von denen man abweichen kann?
Statistische Norm
Definiert anhand empirischer Durchschnittswerte
Normal ist, wer sich in einem bestimmten Bereich um den Mittelwert befindet
z.B. auffälliger BMI, aber: hoher IQ
Subjektive Norm
Individuelle Vorstellungen als Maßstab zur Beurteilung
z.B. „Mir geht es nicht gut!“, Soll-Ist-Vergleich, aber: Manie, Hypochondrie
Soziale Norm
Gesellschaftlich definierte Verhaltensnormen
z.B. dissoziales Verhalten, skurriles Auftreten, aber: Künstler, Prominente
Funktionsnorm
Jemand erfüllt seine Funktion, Krankheit ist aus einer Funktionsbeeinträchtigung ersichtlich
z.B. Rollenfunktionen wie Vater, Arbeiter etc. werden erfüllt, aber: Sexualität
Idealnorm
Allgemeingültig postulierte und philosophisch-weltanschaulich begründete Zustände der Vollkommenheit
z.B. kreaFv sein, aber: Realität
Was ist eine Klassifikation?
Klassifikation:
Einteilung und Anordnung von klinisch bedeutsamen Phänomenen (z. B. Symptome), die durch gemeinsame Merkmale gekennzeichnet sind, in ein nach Klassen eingeteiltes System (=Klassifikationssystem)
Klassifikatorische Diagnostik:
Untersuchungs- und Entscheidungsprozess, der zur Vergabe von einer oder mehreren Diagnosen führt
Was ist ein Klassifikationsprozess?
Bestimmte Verhaltensaspekte (z.B. Klagen und Beschwerden des Patienten („sein Leiden“) physiologisch, verhaltensbezogen, kognitiv- affektiv) werden
über diagnostische Konventionen (= Nomenklatur/ Glossar) als diagnostisch relevante Symptome definiert
und dann aufgrund der Störungslehre (Nosologie) zunächst in Syndromen
und dann über Zusatzannahmen (diagnostische Hierarchien/Differentialdiagnostik) zu Diagnosen verarbeitet.
Je besser und differenzierter die Merkmale und Kriterien explizit beschrieben sind, umso zuverlässiger sind sie beurteilbar!
=> Klassifikationssysteme sind nie ideal! (Konsensus)
Was versteht man unter Symptom?
Merkmal einer Störung, kleinste beschreibbare Untersuchungseinheit in der Klinischen Psychologie bzw. Medizin
Spezifische/ obligate (= Kern- oder Leitsymptome)
Stimmenhören: kommentierende oder dialogische Stimmen
Intrusionen: unwillkürliche, belastende Erinnerungen
Kontrollverlust beim Essen/Trinken
Unspezifische/ fakultative (= akzessorische Symptome)
Grübeln: bei Depressionen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen
Sozialer Rückzug: bei vielen psych. Störungen
Schlafprobleme: bei fast allen psych. Störungen
Was versteht man unter Syndrom?
aus einem Symptom kann ein Syndrom entstehen
Synonyme: Symptomkomplex, Symptomatik
Doppelbedeutung:
Untergruppe einer Diagnose:
paranoide, hebephrene und katatone Syndrome der Schizophrenie
Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom der ADHS
Krankheiten mit Multiorgan- Manifestationen:
fragiles X-(Chromosom)-Syn.:
Intelligenzminderung, motorische Stör., Schädelverform.
Hyperthyreose-Syndrom: Exopthalmus, Struma, Tachykardie
Was versteht man unter Diagnose?
Je besser und differenzierter die Merkmale und Kriterien explizit beschrieben sind, umso zuverlässiger sind sie beurteilbar
Was sind die heute besonders bekannten Klassifikationssysteme?
International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems
ICD Version ICD-10 GM; Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme
Konzipiert als weltweit verbindliche Nomenklatur aller Erkrankungen mit Einschluss psychischer Störungen
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
DSM Version DSM-5; Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen
Konzipiert als klinisches und forschungsrelevantes prozedurales Manual psychischer Störungen
Zuletzt geändertvor einem Jahr