Was sind die Kernsymptome der Depression nach IDC-10 (F32 & F33)?
Gedrückte oder traurige Scmmung
Interessenverlust oder Freudlosigkeit (Anhedonie)
Verminderter Antrieb oder gesteigerte Ermüdbarkeit
Was sind die Zusatzsymptome der Depression nach ICD-10 (F32 & F33)?
Verlust des Selbstvertrauens bzw. des Selbstwertgefühls
Vermindertes Denk- oder Konzentraconsvermögen
Selbstvorwürfe oder unangemessene Schuldgefühle
Psychomotorische Hemmung oder Unruhe
Schlafstörungen
Verminderter (selten auch gesteigerter) Appect mit Gewichtsänderung
Suizidgedanken oder Suizidhandlungen
Wie viele Kern- und Zusatzsymptome müssen bei der Depression nach ICD-10 existieren?
Wie sieht die Epidemiologie der Depression aus?
Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen mit weltweit höchsten gesellschaftlichen Kosten:
Lebenszeit-Prävalenzraten von 20%
Frauen: doppelt so oft betroffen wie Männer (LZ-Prävalenzen: 25% vs. 12%)
50% der Erkrankten haben komorbide Störung
Häufig z.B. Angststörungen und erhöhtes Suizidrisiko
Rate bei 10-15% im Vgl. zu ca. 0.01% i.d. Allgemeinbevölkerung;
20-60% der Erkrankten unternehmen Suizidversuch
Behandlungsquote: 50%
Wie sieht der Verlauf einer Depression aus?
Onset: zwischen 25 u. 35 Jahren
Durchschnittliche Dauer einer Episode: 4 – 6 Monate -> Abklingen auch ohne Behandlung (Spontanremission)
Chronischer Verlauf ohne oder mit nur teilweisen Remissionen bei 20 - 30% der Patienten
Ansprechen/ Response:
Symptombesserung nach Therapie, Abnahme der Symptomatik um 50%
Remission:
Klinische Gesundung, 'Symptome weg, (fast weg)', Funktionalität muss nicht wieder hergestellt sein (MADRS-Score von ≤ 10 oder HAM-D17- Score von ≤ 7)
Rückfall:
Wiederauoreten der Symptome innerhalb von 4-6 Monaten nach dem Ansprechen
Rezidiv:
neue Episode nach einer Remission von 4-6 Monaten
Wie sieht die Prognose der Depression aus?
Wahrscheinlichkeit erneuter Episoden:
bei 50-60% nach 1. Episode eine 2. Episode;
bei 70% nach 2. eine 3. Episode;
bei 90% nach 3. eine 4. Episode
bei 5-10% nach 1. Episode eine manische Episode innerhalb von 6-10 Jahren
bei stationärer Behandlung der 1. Episode 50% volle Remission innerhalb eines Jahres
jedoch nach Klinikentlassung bei 25% Rückfall innerhalb von 6 Monaten,
bei 30-40% innerhalb von 2 Jahren,
bei 50- 75% innerhalb von 5 Jahren
Wie funktioniert die Diagnostik der Depression?
Differentialdiagnostische Abgrenzung depressiver Störungen von:
Bipolaren u. schizoaffektiven Störungen
Normalen u. komplizierten Trauerreaktionen
Depressiven Syndromen
als indirekte Folge körperlicher Erkrankungen oder Einnahme psychotroper Substanzen
Beachte:
Klassifikatorisch zentrale Symptome müssen für Betroffene nicht notwendigerweise vordergründig sein
Zentral können u.a. auch Schlafstörungen oder körperliche Beschwerden sein
Was sind Schutzfaktoren (salutogene Faktoren) der Depression?
Intaktes soziales Netz, Erleben von positiven Beziehungen
Guter Gesundheitszustand
Mobilität, Unabhängigkeit, Autonomie
Keine finanziellen Probleme
Guter körperlicher Zustand
Höherer Bildungsgrad
Erfahrung von Zuwendung in der Kindheit
Faktoren des Lebensstils
z. B. Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung
Psychologische Faktoren
z. B. Eigenverantwortung, Motivation)
Zugang zu gesundheitsrelevanten Leistungen
z. B. Krankenversorgung, Bildungs- und Sozialeinrichtungen
Was sind Risikofaktoren (pathogene Faktoren) der Depression?
Weiblich
Familienstand (ledig, geschieden, verwitwet)
niedriger sozioökonomischer Status
geringes Einkommen, Armut, Arbeitslosigkeit, soziale Isolation
Belastende Lebensereignisse/ Stress
niedrige Bildung
Stadt > Land
Körperliche Erkrankungen
Diabetes, Myokardinfarkt, Krebs, Schlaganfall u.a. Risiko von 20-25% für Depression während Krankheitsverlauf
Wie sieht die Ätiologie der Depression aus?
Genetisch:
z.B. Zwillingsstudien; Konkordanz bei MZ etwa 50%, bei DZ 10-25%
Biologisch:
Dysregulation von Neurotransmittern (Noradrenalin, Serotonin, Dopamin); neuroendokrine Veränderungen; abnorme Schlafmuster; Störungen des circadianen Rhythmus
Psychosozial kritische Lebensereignisse und Stressfaktoren:
bedeutsame Ereignisse vor allem bei den ersten Episoden und weniger bei späteren Episoden;
Verlust eines Elternteils vor dem 11. Lj/ broken home;
Verlust des Ehepartners
psychologische Konstrukte:
Verstärkerverlust; erlernte Hilflosigkeit, dysfunktionale Kognitionen
Was versteht man unter einer kognitiven Verzerrung nach Beck?
Willkürliche Schlussfolgerungen
Arten:
Selektive Abstraktion:
Misserfolge, Fehler und Schwächen werden selektiv verallgemeinert
Übergeneralisierung:
Wenn es einmal so war, dann wird es immer so sein
Magnifizierung oder Minimierung
Übertriebenes Verantwortungsgefühl:
Ich bin für jedes Problem verantwortlich
Personalisierung:
Alles (Negative) hat mit mir zu tun
Katastrophisieren:
Denke immer an das Schlimmste
Absolutes, dichotomes Denken:
Es gibt nur gut oder schlecht, schwarz oder weiss
Was besagt die Kausalattributionstheorie der gelernten Hilflosigkeit?
Was beinhaltet die Monoaminmangelhypothese (biologische Modelle)?
Neurotransmittermangel im synaptischen Spalt ist für depressive Störung verantwortlich
Wirksamkeit von Antidepressiva, die die synaptische Konzentration von Transmittern erhöhen
Aber:
Kein konsistenter Nachweis von verringertem Monoaminspiegel bei Depressiven
Wirkung von Antidepressiva erst nach 1-3 Wochen, dennoch bereits Normalisierung des Monoaminspiegels nach wenigen Tagen
Was beinhaltet die Neuroplastizitätshypothese (biologische Modelle)?
Störung der funktionalen und strukturellen Anpassungsleistung des Gehirns:
Depressionsfördernde Faktoren (z.B. Stress) beeinträchtigen Neuroplastizität
Antidepressiv wirkende Faktoren fördern Neuroplastizität
Besonders gute Absicherung im Hinblick auf Hippocampus:
Negativer Zusammenhang zwischen Volumen u. depressiven Symptomen
Antidepressive Medikamente (und Psychotherapie, EKT, TMS etc.) bedingen Volumenzunahme -> Reduktion depressiver Symptome
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