Toxikologische Relevanz von Toxinen natürlichen Ursprungs:
Natürlicher Urpung = Tiere, Pflanzen, Pilze, Bakterien
Potentesten derzeit bekannten Giftstoffe
Häufig sehr spezifisch und definierte WIrkung auf bestimmte Zelltypen
z.B. Rezeptoren oder neuronale Ionenkanäle
können zur Diagnose und Therapie von Krankheiten eingesetzt werden
Gifte Definition
= (körperfremde) Substanzen, welche die Struktur und Funktion biologischer Systeme schädigen
Erstversorgung von akuten Vergiftungen (Arzt)
5-Finger-Regel
Kein Erbrechen provozieren!! (Zweites verätzen)
Aktivkohle (primäre Giftelimination)
Wirkung und Indikation
Verhütung weiterer Giftresorption= primäre Giftelimination durch Aktivkohle
Indikation: bei oraler Giftaufnahme (1-Stunden-Regel!)
Wirkung
Adsorbens (extrem große Oberfläche); Suspension (Rühren!)
Bindung von Giftstoffen innerhalb von 90 Sekunden im Magen
Verhinderung der Resorption
Kontraindikation
Kontraindikationen für Aktivkohle:
Vergiftungen, bei denen kein Erbrechen ausgelöst werden darf:
Säuren, Laugen, Tenside, organ. Lösungsmittel
bei bewusstlosen Patienten (nur mit Magensonde!)
Cave Aspirationsgefahr!
Aktivkohle ist nicht wirksam bei:
Säuren
Laugen
Alkoholen
Schwermetallen
Auslösen von Erbrechen (sekundäre Giftelimination)
< 1% der Vergiftungen!!!
nur bei Bewusstsein
oft kontraindiziert (Cave: Aspiration!)
nie konzentrierte Kochsalzlösung bei Kindern!!!
nur unter ärztlicher Aufsicht
nur mit Ipecacuanha-Sirup
(enthält emetisch wirksames Emetin und Cephalin)
Magenspülung (sekundäre Giftelimination)
Magenschlauch - lauwarme Salzlösung (Portionen bis 250 ml)
Magen so lange spülen, bis Spüllösung klar ist
Cave: Aspirationsgefahr
(nur mit geblocktem Tubus spülen: Luftröhre verschlossen)
Indikation
NUR:
bei Aufnahme großer Mengen von Giftstoffen;
z.B. α-Amanitin (Knollenblätterpilz), Methanol, Ethylenglykol
bei Substanzen, die nicht an Aktivkohle binden innerhalb der 1. Stunde nach Ingestion
Heute selten eingesetzt!
Die „7 A der kindlichen Vergiftungstherapie“
Pflanzengifte:
Pflanzentoxine
nach zellulären Wirkort bzw. ihrem Wirkmechanismus
Extrazelluläre Wirkung:
Toxine wirken an bestimmten auf der Zelloberfläche
z.B. Rezeptoren für NT
(Hyoscyamin, Strychnin, Cicutoxin) oder Ionenkanäle (Digitalisglykoside, Aconitin)
Intrazelluläre Wirkung:
Toxine die in das Zytosol aufgenommen
vergleichbar zu bakteriellen AB- Toxinen
Bsp.: Ricin, Abrin, Phasin, Paclitaxel, Colchicin
Amantin
Vorkommen
= Knollenblätterpilzvergiftung
Mechanismus
= resistent gegen Proteasen, Hitze >250°C, Kälte
Bindung an RNA Polymerase II = Inhibition der RNA Transkription
Symptome und Verlauf
Latenzzeit 6-24 h (Cave: enterohepatischer Kreislauf!)
Symptome: 3-phasiger Verlauf!
gastroint. Phase (11-24 h)
symptomlos (Leberschädigung) (12-36 h)
hepatorenale Phase (48-72 h)
(Ikterus, Krämpfe, Blutungen, Leberkoma)
Amantinvergiftung
Therapie u. Antidot
Klinik
Speisereste, Erbrochenes asservieren
Magenentleerung (Klinik) durch Magenspülung
Aktivkohle, Laxantien (Glaubersalz)
Antidot: Silibinin (Legalon®) aus der Silberdistel
hemmt Transporter in Hepatozyten der Amanthin aufnimmt
Ibotensäure, Muscimol
Ibotensäure Isoxazol-Derivate, Muscimol = Fliegenpilz
Strukturanaloga zu Neurotransmitter GABA
GABA Rezeptor Agonist im ZNS
→ Cl- Einstrom
→ Hyperpolarisation
→ gestörte Signalweiterleitung im ZNS
Neurone sind durch normale Reize nicht mehr erregbar
Symptome
Rauschmittel: halluzinogene Effekte (psychoaktive Substanz)
Müdigkeit, Schwindel, narkotisches Syndrom
selten tödlich, Intensivmedizin
Vgl. akute Alkoholvergiftung! (Ethanol aktiviert ebenfalls GABA-Rezeptor)
Therapie, Antidot
Antidot: Physostigmin = Hemmung der Cholinesterase
Gabe von Aktivkohle
Magenspülung
Aconitin
= Blauer Eisenhut
Na+ Agonist (Cholinerges Syndrom)
→ Depolarisation
→ dauerhafte Ach Auschüttung
→Muskelkrämpfe → Erschöpfung der Ach Konzentration
→ Verlust der Signalübertragung
Vergleichbarer Wirkmechanismus wie das Batrachotoxin
Atropin
Struktur
Das Racemat aus (S)- und (R)-Hyoscyamin wird als Atropin bezeichnet
Struktur von Atropin erklärt die Wirkung
Ähnliche Struktur → Kompetitiver Antagonist am M Rezeptor
= Tollkirsche, Stechapfel, Engelstrompete, Bilsenkraut
Atropa belladonna (Tollkirsche Abb. 3-3)
Datura stramonium (Weißer Stechapfel (Abb. 3-3)
Datura suaveolens (Engelstrompete Abb. 3-3)
Hyoscyamus niger (Bilsenkraut)
Mandragora officinarum (Alraune)
Symptome (Begleitskript)
Anticholinerges Syndrom:
rote, heiße und trockene Haut;
Mundtrockenheit,
Mydriasis (weite Pupillen)
Sehstörungen,
Tachykardie;
Schluck- und Sprachstörungen.
Bei hohen Dosen (ca. 10 mg):
psychomotorische Störungen:
Wutanfälle („Tollkirsche“),
Halluzinationen,
Bewusstseinsstörungen;
Koma und Atemlähmung, die zum Tod führt
M Rezeptor Antagonist (Parasympatolytisch)
Kompetitiver Antagonist zu Acetylcholin an muskarinischen Acetylcholinrezeptoren.
Antidot
Antidot: Physostigmin (Ach-Esterase-Hemmer)
Atropinvergiftung
Therapie
Gift-Elimination
Aktivkohle, evtl. Magen-Entleerung (Spülung); Cave: Asservierung!
Symptomatisch
Überwachung (EKG, Atmung, Blasenfüllung)
Schleimhäute anfeuchten (Salzlösung)
Augentropfen (Pilocarpin)
kalte Wadenwickel / Bäder
evtl. Benzodiazepine (Krämpfe, Unruhe)
Spezifisches Antidot (abhängig von Schwere)
Physostigmin (Anticholium®)
2 mg (5 ml Ampulle), langsam i.v. applizieren
Digitalisglykosid
= Fingerhut (u. Maiglöckchen) = Herzwirksame Glykoside
Digoxin, Digitoxin
Hemmung der NaK-ATPase
Na+ ↑ (intrazellulär)
Hemmt den Na/Ca Austausch
Ca2+ steigt intrazellulär
→ Inotropie steigt, niedrige Frequenz
= Extrasystolen und Kammerflimmern
Cardiotoxischen Wirkungen
lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen mit starker Bradykardie,
Vorhofflimmern
AV-Überleitungsstörungen
Gastrointestinale Störungen
Neurotoxische Wirkungen (u. a. Kopfschmerzen, Müdigkeit
Therapie und Antidot
Primäre Giftelimination durch Aktivkohle oder Anionenaustauscher (Colestyramin);
evtl. Magenspülung;
Atropin als Antidot;
spezifischer neutralisierender Digitalis-Antikörper (BM®)
Kann angewendet werden zur Therapie der Herzinsuffizenz
Taxane
Mechanismus u. Anwendung
= Eibe
binden an Tubulin
Hemmung der Mikrotubuli Dynamik (u.a Mitosespindel)
= Mitosehemmung (Zytoskelettinhibitor)
Anwendung: Chemotherapeutika
Colchicin
Vorkommen und Mechanismus
= Herbstzeitlose
bindet an ß-Untereinheit des Tubulins
verhindert die Polymerisation von Tubulin zu Mikrotubuli
Hemmung der Mikrotubuli Dynamik
→ Hemmung der Migration und Ausbildung des Spindelapparats
Mitose Hemmstoff
Vinblastin
= Madagaskar Immergrün
bindet an Tubulin
Rizin
= Wunderbaum (Ricinus communis)
AB Toxin (Protein, Enzym)
A Einheit hemmt durch Ribosomenbindung
Aufnahme via B Einheit
Glycosidase → hemmt Proteinsynthese in Zellen
wirkt intrazellulär
als Kampfstoff
RKI = eingestuft als potentiellen Kampfstoff
Läsionen in den o. g. Organen (nekrotische Bereiche),
Mangel an Gerinnungsfaktoren, starke Blutungen,
Tod kann nach etwa 3 Tagen eintreten.
Therapie:
symptomatische Therapie;
primäre Giftelimination durch Aktivkohle;
evtl. Magenspülung.
Gifte von Tieren:
Aktiv giftige Tiere
Gift wird vom Tier selbst produziert und gezielt appliziert
Ziel: Verteidigung und Beuteerwerb
Giftdrüse (Produktionsort)
Giftblase (Speicherort)
Injektionsapoparate: Zähne, Stachel, Nesseln
Batrachotoxin
öffnet spannungsabhängige Na+ Kanäle in Neuronen (= Depol.)
→ erhöhte Ausschüttung von Ach = Überaktivierung
→ Krampfanfälle
(Gift des Baumsteigerfroschs aus Südamerika)
Tetrodotoxin (Kugelfisch) = blockiert Na+ Kanäle
Starker langanhaltender Schmerz
Krampfanfälle
Crotoxin
= Gift der brasilianische Klapperschlange
PL-A2 (Crotoxin B) + saures Protein (Crotoxin A)
Zerstört präsynaptische Membranen
Entleerung der Acetylcholin-Speicher: gehemmte Ach-Freisetzung!
Lähmungen: Augenmuskeln, „starrer Blick“, Muskulatur
Lähmung der Atemmuskulatur (Tod)
Myolytisch
Freisetzung von Myoglobin = Myoglobinurie
Nierenversagen! (Tod)
Verdauungswirkung der Schlangengift-Enzyme:
Zerstörung der peripheren Blutgefäße
Unterblutung der Haut, blasiges Abheben
Ziel: Lähmung der Beute, Vorverdauung
Schlangengift (bras. Klapperschlange)
Schlangengift
Toxische Wirkung
Toxische Wirkungen:
Neurotoxizität
Schädigung der Skelettmuskulatur
Störung der Blutgerinnung
Ödeme, Hämorrhagie, Nekrose
Herz-Kreislauf-Probleme
meist mehrere Symptome parallel
Zusammensetzung
Hoch variabel in Zusammensetzung, auch individuell!
Therapie bei Bissen von Giftschlangen
Entfernen beengender Gegenstände (z. B. Ringe)
Ruhigstellen der verletzten Extremität
liegender Transport in Klinik
auf intakten Tetanusschutz achten
Antiseren
oft polyvalente Antiseren (gegen mehrere Schlangenarten)
Gabe möglichst früh
möglichst durch Arzt
i. v., schnell-laufender Tropf
Conotoxin
extrem stabile Peptide (Disulfidbrücken)
13-29 Aminosäuren
neurotoxisch
Blockade der neuromuskuklären Erregungsübertragung
Grund: Interaktion mit Ionenkanälen der Muskelmembran
Typ abhängig
Jagdgifte der tropischen marinen Kegelschnecken
kann durch den komplexen Pfeilapparat von den Schnecken harpunenartig in Fische geschossen werden
Phase 1: starren Muskellähmung der Fische
Phase 2komplette Paralyse der Skelettmuskulatur
Wirkmechanismus
sehr potente Neurotoxine
wirken auf die Reizübertragung an der neuromuskulären Endplatte mit dem Ziel der Muskellähmung
jedes der Conotoxine bindet selektiv an eine bestimmte Struktur
der neuromuskulären Endplatte
Arten mit Zielstrukturen
δ Conotoxin
= delta
Bindung an neuronale Na+ Kanäle
→ hemmt Inaktivierung offener Kanäle
→ Erhöht dadurch den Einstrom von Na+ in die Zelle
Ergebnis: erhöhte Depol. = erhöhte Reizweiterleitung = Überaktivierung
ω Conotoxin
= omega
Bindung an neuronale Ca2+-Kanäle:
→ hemmt Öffnung der Kanäle
→ verhindert dadurch den Einstrom von Ca2+ in die Zelle
→ besonders hohe Affinität gegenüber N-Typ Ca2+ Kanälen
κ Conotoxin
= kappa
Bindung an neuronale K+-Kanäle:
→ verhindert dadurch den Ausstrom von K+ Ionen aus der Zelle
α Conotoxin
Bindung an nikotinische Acetylcholinrezeptoren in der neuromuskulären Endplatte:
→ hemmt Öffnung der Ionenkanäle
→ verhindert dadurch den Ioneneinstrom in die Muskelzelle
ähnliche Wirkung wie Bungarotoxin oder Curare
γ Conotoxin
Bindung an muskuläre Na+-Kanäle:
→ verhindert so den Na+-Einstrom in die Muskelzelle
als Schmerzmittel
Toxin im Gift der Kegelschnecken (Conus pupurascens) geführt:
= w Conotoxin → neuronale Ca2+ Kanäle
Peptid blockiert spezifisch N-Typ Calcium-Kanäle
Verhindert damit Calcium-Einstrom und Transmitterfreisetzung
w-Conotoxin kann synthetisch hergestellt und lokal appliziert werden
intrathekale Anwendung = Blockierung der Schmerzweiterleitung
selbst in Fällen, bei denen Morphin nicht ausreichend wirksam ist
Schmerz (vgl. Bienenstich)
nach 20-30 Minuten
Sprachstörung
Sehstörung
Taubheitsgefühl
Ataxie
nach 40 Minuten bis 5 Stunden
Atemlähmungm -> Tod
keine spezifischen Antiseren, Nur symptomatisch
schneller Transport zum Arzt
Schnecke mitnehmen (Asservat)
Passiv giftige Tiere
Giftdrüsen
Haut der Amphibien: Kröten, Frösche, Salamander Pfeilgiftfrösche
Gift im Körper angereichert
Nahrungskette, Gift aus der Umwelt aufgenommen:
Ciguatera-Fischvergiftung
Tetrodotoxin der Kugelfische (Fugu)
Muscheln: Saxitoxin
Blockade von Spannungsabhängigen Na+ Kanälen
Spannungsabhängige Natriumkanäle (NAV) initiieren Aktionspotentiale durch intrazellulär gerichtete Depolarisationsströme in Neuronen und Kardiomyozyten
Entsprechend hemmen NAV-Antagonisten die neuronale bzw. kardiale Erregbarkeit
z.B. Tetrodotoxin, Ciguatoxin, Saxitoxin
Tetrodotoxin
Blockade von spannungsabhängigen Na+ Kanälen (selektiv)
Verlust der Reizweiterleitung
Parästhesien im Mundbereich (niedrige Dosis!)
Paralyse, Atemlähmung (Tod)
Kein Antidot
symptomatische Therapie (Beatmung)
Ciguatoxine
Anreicherung in Speisefisch
Stoffwechselprodukte eines marinen Dinoflagellaten
Mitverursacher der Ciguatera (Lebensmittelvergiftung)
Blockieren Na+ Kanäle
Überempfindlichkeit der Kältesensoren
Saxitoxin
Anreicherung in Muscheln
die das Toxin aus Dinoflagellaten aufnehmen
Anreicherung in der Nahrungskette (Passives Gift)
Potentes Neurotoxin
Blockieren selektic spannungsabhängige neuronale Na+ Kanäle
Blockieren somit den Ionenstrom
→ Keine Depolarisation = Keine Reizweiterleitung = Paralyse
Lähmungen
Bakterien Toxine:
LD50 Werte einiger Toxine und Giftstoffe
Besonders: Botulinum Toxin
Bakterientoxine: Endo und Exotoxine
mit Zielstrukturen
Exotoxine = Gr+ oder Gr-
membranschädigende Toxine
AB-Toxine
Bakterielle AB Toxine
Proteine von Bakterien freigesetzt
wirken in Abwesenheit der Bakterien
A-Teil = welcher die katalytische Aktivität hat
B-Teil = welcher die spezifische Bindung an die Zielzelle vermittelt
z.B. Tetanus und Botulismus
Aufnahme in Zielzelle
AB-Toxine werden über vesikuläre Proteintransportmechanismen aufgenommen
Enzmyaktivitäten von Bakterientoxinen
Zelluläre Substrate von Bakterientoxinen
Strukturproteine
Aktin
Adapterproteine der Vesikelfusion
u. a. m.
Signalproteine
heterotrimere GTPasen
monomere („kleine“) GTPasen (Rho)
MAP-Kinasen
Elongationsfaktor u. a. m.
Tetanustoxin
Ursache und Inkubationszeit
Wundinfektion
3 Tage – 3 Wochen
verhindert Freisetzung von Inhibitorischen NT (GABA)
= inhibition der inhibitorischen Wirkung von GABA = spastische Lähmung
= Wundstarrkrampf
Spastische Lähmung
Krämpfe der Skelettmuskulatur (volles Bewusstsein!)
Trismus
= tonischer Krampf der Kaumuskulatur des Unterkiefers)
Risus sardonicus
= hämisches Grinsen, path. Kontraktion der mimischen Muskulatur)
Tod durch Atemlähmung
Antitoxin
Chirurgische Wundversorgung
Muskelrelaxantien
akt. Immunisierung = Toxoid
Botulismus
Intoxikation
Intoxikation kontaminierte Lebensmittel (Konserven, Wurst)
Infektionen: Wundbotulismus, Säuglingsbotulismus
letale Dosis für Mensch ab 1 ng/kg KG (potentestes Toxin!)
für Lebewesen das tödlichste Gift
Hemmung von SNARE-SNAP Komplex zur Ausschüttung von NT
= hemmt Ausschüttung von Ach = schlaffe Lähmung
Giftwirkung beruht auf Hemmung der Erregungsübertragung von Nervenzellen
= Störungen des vegetativen Nervensystems (insb. eine Muskelschwäche)
bis hin zum Stillstand der Lungenfunktion
multiple Paralysen:
Doppelsehen
Schluckbeschwerden
Sprechbeschwerden
schlaffe Muskellähmung
Atemlähmung (Tod)
polyvalentes Antitoxin (nur gegen extrazell. Toxin wirksam!)
Intensivmedizin (Beatmung)
Clostridiale Neurotoxine
C. tetani = spastische Lähmung
C. botolinum = schlaffe Lähmung
mit selbem molekularem Mechanismus aber unterschiedlichem Klinikbild
C. tetani = Hemmung von GABA Ausdhüttung = Hemmung der Inhibition
= Spastische Lähmung u. Kontraktion
C. botolinum = Hemmung des SNARE SNAP = Hemmung der Ach Ausschüttung
= Schlaffe Lähmung
Beide: Gefahr der Lungenfunktionsstörung
Botulinustoxin und Tetanustoxin
Wirkorte
Botolismus = Hemmung von SNARE SNAP Komplex zu Ausschüttung von NT
Tetanustoxin = Verhindert Freisetzung von GABA (inhibitorische NT)
Botulinum-Neurotoxin in der Therapie
Indikationen
Blepharospasmus (Lidkrampf)
hemifaciale Spasmen, Strabismus
starkes Schwitzen
„Kosmetikum“ gegen Gesichtsfalten
Choleratoxin
Symptome u. Infektionsquelle
= heterotrimeres G Protein, starkes Enterotoxin, AB Toxin
abnorme Sekretion der Enterozyten, Diarrhoe
lebensbedrohliche Elektrolyt-/Wasserverluste („Reiswasserstühle“)
Blutdruckabfall, Anurie
Letalität unbehandelt 30 – 60%
Infektion = Nahrungsmittel, Gr- Stäbchenbakterium Vibrio cholerae
Diagnose = Anzucht, Mikroskopie
abgekochtes Wasser, Glucose, Kochsalz (evtl. Kalium)
Impfung = mit Toxoid, relativ kurz wirksam
Molekularer Wirkmechanismus
Choleratoxin bindet B-Untereinheiten an Enterozyten
mittels Endozytose wird das Toxin in die Zielzelle aufgenommen
Katalytische A1 Untereinheitnwird abgespalten und ins Zytosol der Zelle transportiert.
durch Reduktion der Disulfidbrücke
A1-Domäne: = ADP Ribosyltransferase
= gesteigerte Gs Aktivität
Zellulärer Wirkmechanismus
Cholertoxin → G-Protein bleibt dauerhaft aktiviert
Exzessive Stimulation der Adenylatzyklase → Signalkaskade → second messenger cAMP ↑
cAMP-Spiegel ↑ vermehrt der CFTR-Chloridkanal in die Zellmembran eingebaut
= starker Chloridverlust in das Darmlumen
Diphterie
Erreger: Corynebacterium diphtheriae (Exotoxin) Diptherie-Toxin
AB Toxin
Krankheitsbild: Diphterie
Tröpfcheninfektion
Symptome nach 2-4 Tagen
B Untereinheit bindet an einen Rezeptor auf der Zelloberfläche der Zielzelle
Heparin-binding EGF-like growth factor (HB-EGF)
Bindung an den Rezeptor leitet die Endozytose des Toxins ein
A-Untereinheit transloziert ins Zytoplasma
A-Untereinheit ADP-ribosyliert Elongationsfaktor EF-2 → Funktionsverlust des Ribosoms
= Hemmung der Proteinsynthese → Zelltod
Die toten Epithelzellen bilden zusammen mit Fibrin weißlich-gelbe Pseudomembran
Therapie und Impfung
Therapie: Antitoxin, antibakterielle Therapie (Penicilin G, Erythromycin)
Schutzimpfung
Kohlenmonoxid
Verdrängung von O2 durch CO am Hämoglobin:
Die Affinität von CO für Hb ist ca. 300-mal größer als diejenige von O2!
Symptome der CO-Vergiftung in Abhängigkeit vom Hb-CO-Gehalt des Blutes
Spätfolgen
Folgeerkrankungen
Systemisch wirksame Gase:
Cyanwasserstoff
= HCN = Blausäure
Vergiftungsmöglichkeiten
KCN (Mord, Selbstmord)
Bittermandeln, o.ä. (Amygdalin)
Ungeziefervernichtung (Entwesung von Containern,...)
Brände (e.g. aus Polyurethanschaumstoffen)
Industrie: Galvanisieren, Metallhärtung
Labor: Cyanide in den Ausguss + HCl
Vergiftungsmmechanismus
Vergiftungsmechanismus
Hemmung der Atmungskette
“innere Erstickung“
Cytochromoxidase, im Fe3+-Zustand!
Cyanidvergiftung
Symptome, Verlauf
Asbest
Faserstruktur, Längsaufspaltung in extrem dünne Fasern
Cave: schneiden, sägen, schleifen, Abbrucharbeiten!
sehr beständig gegen Hitze, Feuer, Chemikalien / biobeständig
in BRD seit 1993 verboten
Mechanismus Faser Interaktion
Mechanismus der Interaktion von Fasern mit Makrophagen: Entstehung einer Entzündung
Symptome akuter Vergiftungen manifestieren sich meißtens in:
Magen Darm Trakt
Atemwege
Nervensystem
Herz Kreislauf System
→ 3 Schweregrade
Poisoning Severity Score
= Einteilung der Symptome akuter Vergiftungen in 3 Gruppen
0 = Keine Symptome
1 = Leichte
2 = Mittelschwere
3 = Schwere
ABC der Vergiftungstherapie
Beatmen
Circulation erhalten
Diagnostik
Entgiftung
Fahnden nach Giftresten
Gegengeifte
Antidote - Wirkungsweisen
Komplexbildung mit dem Giftstoff
Metabolisierung zu ungiftigem Metaboliten
Kompetitiver Antagonismus mit dem Giftstoff
Funktioneller Antagonismus Stimulation eines kompensierenden physiologischen Mechanismus
z.B. Phystostigmin bei Atropinvergiftung
Nikotin
Vorkommen: Nicotiana tabacum (Tabak); = Pflanzengift
Cave: Lutschen oder Verschlucken von Zigaretten(kippen) durch Kinder!
Eine Zigarette enthält ca. 10 – 20 mg Nikotin.
Agonist am nicotinischen Acetylcholinrezeptor
(zentrales und peripheres Nervensystem)
leichte Vergiftung: Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Diarrhoe, Tremor (Hände);
schwere Vergiftung: cholinerges Syndrom, Erregtheit und zentrale Krämpfe, Herzstillstand und Atemlähmung führen zum Tod.
Primäre Giftelimination durch Aktivkohle;
evtl. Benzodiazepine gegen die Krämpfe.
Muscarin
= Risspilze (insb. ziegelrote Risspilze)
Cholinergen Syndrom: „alles fließt“
Speichel, Tränenflüssigkeit, Bronchialsekret, Schweiß
Schweren Durchfällen und abdominalen Krämpfe
Bradykardie und Bronchospasmus
Miosis
Unbehandelt besteht Lebensgefahr!
Atropin (in hohen Dosen)
= Muscarinrezeptor Antagonist zur Verfügung
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