Definition klinische Neuropsychologie
„Die Klinische Neuropsychologie befasst sich mit Diagnose und Therapie der Folgen, die Hirnschädigungen auf Intellekt und Psyche des Menschen haben.“ (Goldenberg, 1998)
Historische Entwicklung
Einzelfalldarstellungen
19. Jhd. Fallberichte durch Psychiater über den Zusammenhang zwischen Hirnläsionen und psychischen Störungen:
Broca (1860): “Monsieur Tan“, Läsion im 3. Gyrus des linken Frontallappens
Wernicke (1874): Läsion im linken superior temporalen Gyrus —> konnte nichts verstehen, und zwar sprechen aber hatte kein Verständnis dafür
Etablierung
Notwendigkeit der Versorgung von Hirnverletzten in beiden Weltkriegen
Etablierung von Hirnverletzungsstationen
Seit 1942 (ohne Psychologen)
Ab 1950er Jahre Zusammenarbeit von Ärzten und Psychologen
Anerkennung
2012 ambulante neuropsychologische Therapie als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung
Gehirnareale Sprache
Broca: Sprachproduktion
Wernicke: Sprachverständnis
Ambulante Neuropsychologische Leistungen
Diagnostik
Behandlung organisch bedingter psych. Störungen
Behandlung bei emotionalen und affektiven Beeinträchtigungen
Angehörigenarbeit
Begutachtung
Unterstützung bei Wiedereingliederung
Neuropsychotherapie
Anwendung neuropsychologischen Wissens in der Psychotherapie von Menschen mit Hirnfunktionsstörungen; Schwerpunkt Verhaltenstherapie und psychoedukatives Vorgehen
Therapie und Training in der Rehabilitation
Spontanremission nach Hirnschädigung: ca. 3 Monate sind deutliche Verbesserungen möglich
Was nach einem Jahr nicht wiederhergestellt wird, wird auch nicht wieder hergestellt
Rehabilitation sollte früh beginnen
Mit zunehmender Zeit nehmen Therapieeffekte, die auf Restitution aufbauen ab (Kompensation und Adaption nehmen zu)
Bausteine ganzheitlicher Rehabilitationsprogramme
Schaffung eines therapeutischen Milieus
Psychotherapie
Kognitives Training in Einzel- und Gruppentherapie
Ansatzmöglichkeiten von Rehabilitation
Kognitive Funktionen
Verhalten
Psyche
Lebensumfeld
Phasenmodell der Neurorehabilitation
A: Akutbehandlung
B: Frührehabilitation
C: Weiterführende Rehabilitation
D: Langzeitrehabilitation
E: Teilstationäre/ambulante Rehabilitation
F: Dauerpflege
Intensivmedizin (ärztlich)
Ab hier Neuropsychologen
Bewusstseinstrübung
Ärztliche und therapeutische Behandlung
Aktivierende und stimulierende Pflege
Patient ist wach
Alltagsbewältigung stark eingeschränkt
(Teil-)Mobilisierung und Wiederherstellung der Selbstständigkeit
Teilmobilisation
Ziele: Minderung bestehender Behinderungen und Fehlhaltungen
Rein medizinische Rehabilitation endet mit der Phase
Kooperation
E: Teilstationäre/ ambulante Rehabilitation
Nachsorge
Möglicher Übergang in die Erwerbsfähigkeit
Sicherung der Teilhabe am Arbeitsleben als Ziel
Bei Patienten die einen andauernden und hohen Pflegebedarf haben
Aktivierende Langzeitpflege
Indikationen Neuropsychologische Therapie
Psychische Folgen einer Hirnschädigung
Ziel der Neuropsychologischen Therapie
Kognitiven, emotionalen und motivationalen Störungen beseitigen
Damit eingehende psychosoziale Beeinträchtigungen und Aktivitätseinschränkungen beseitigen oder verringern
Hauptziel der spezifischen Behandlung
Wiedererlangung der Selbstständigkeit
Soziale und berufliche Wiedereingliederung
ICF
Diagnoseschema
Unterscheidet zwischen der Grunderkrankung, körperlichen Funktionen, Aktivitäten und Teilhabe an Alltagsaktivitäten
Hilf die durch kognitive Probleme verursachten Beeinträchtigungen psychiatrischer Patienten im Alltag zu beschreiben und entsprechende Interventionsansätze zu entwickeln
Die Grundprinzipien der neuropsychologischen Rehabilitation
Restitution: Wiederherstellen der beeinträchtigten Leistung
Kompensation: Ausgleich von Defiziten aufgrund erhaltener Leistungen (Substitution: Einsatz von Hilfsmitteln)
Adaption: Anpassung der Umwelt an die Erfordernisse
Neuropsychologische Therapie Allgemein
Hirngeschädigte Patienten profitieren schlechter von KVT
Viele Wiederholungen
Kurze Verhaltenssequenzen
Bsp. Therapeutische Techniken:
Psychoedukation
Aktivitätsaufbau
Selbstinstruktion
Behaviorale Techniken
Restitutive Therapie
Basiert auf der Plastizität des Gehirns
Unspezifische Stimulation
Spezifische Stimulation (Datengesteuert/Konzeptgesteuert)
Beeinflussung inhibitorischer Prozesse
Beeinflussung der Aufmerksamkeit
Unspezifische Stimulation:
Allgemeine und nichtzielgerichtete sensorische und motorische Anregungen
Zur Aktivierung und Ansprechbarkeit
Bei Verhaltensstörungen
Radio/ Fernseher/ Snoezelen
Datengesteuerte Stimulation
eher alte Vorhergehensweisen, zeigen nicht wirklich eine Evidenz
Konzeptgesteuerte Stimulation
„Interne“ Aktivierung (intensive mentale Vorstellungen, Hypnose, Imagination)
auch etwas veraltet
Kompensatorische Therapie
Erhöhte Anstrengung
Substitution durch latente Fähigkeiten
Entwicklung neuer Strategien/ Hilfsmittel
Veränderungen von Erwartungen und Zielen
Wahl eines alternativen Ziels
Substitution durch eine latente Fähigkeit:
Erlernen der Blindenschrift, Zeichensprache
Entwicklung einer neuen Fähigkeit:
Mnemotechniken, Zeichensprache, Rollstuhl etc.
Wahl einer alternativen Nische oder eines alternativen Ziels:
Lernen mit dem Verlust umzugehen durch Aufbau neuer Lebensperspektiven und -ziele
Kompensationsstrategien zum Ausgleich kognitiver Störungen
Gedächtnis und Lernen
Gedächtnisstützen und Lernhilfen
Mehr Zeit nehmen
Wiederholungen erbitten
Aufmerksamkeit und Konzentration
Handlungen sofort ausführen
Störquellen beseitigen
Kein Multitasking
Pausen einlegen
Wahrnehmung
Bücher mit Großschrift
Audiobücher
Markierungen als Orientierungshilfen
Sprache
Aufsagen des Alphabets
Kommunikationsbuch
Computer benutzen
Melodische Intonation
Integrierte Verfahren
Operante Verfahren
Kognitive Verfahren (sokratischer Dialog)
Gesprächstechniken
Rollenspiel
Familientherapie
Grenzen der Restitutiven Therapie
In der Akutphase
Kontinuierliches und zeitintensives Üben
Verbesserungsunterschiede abhängig von Motivation/ gestörter kognitiver Funktionen, etc.
Teilweise fehlende Belege
Vernachlässigung psychosozialer und emotionaler Probleme
Ermüdungseffekte
Grenzen der Kompensatorischen Therapie
In der Postakutphase
Fehlende Krankheitseinsicht
Defizite können oft nicht vollständig ausgeglichen werden
Schwierigkeiten bei zu schwerer Störung
Geringe Motivation, wenn praktischer Nutzen nicht erkennbar ist
—> Kombination von restitutiver und kompensatorischer Therapie
Anosognosie
Störung der Krankheitseinsicht
Therapie
Awareness-Training (Balance zwischen Konfrontation und Unterstützung)
Zuletzt geändertvor 2 Jahren