Konzept des mental workload - Definition
Workload zentrales Konzept im Bereich Human Factors
für Systemgestaltung nicht nur Leistung wichtig, sondern auch Anforderungen an Operateure
Bewertung der Gestaltung von Mensch-Technik-Interaktion
Messung der Workload in aktuellem System
Vergleich von Alternativen
Vergleich mit absolutem Grenzwert
Bewertung von individuellen Unterschieden der Operateure
Bewertung des Fertigkeitsgrads —> Training
Beobachtung des Operateurs zur Unterstützung in Überforderungssituationen durch Aufgabenübernahme durch System
keine einheitlichen Definitionen
Arbeitsdefinition
Mental workload als Anforderungen einer Aufgabe, die auf begrenzte Ressourcen des Menschen treffen.
Single-Resource Theory
Kahneman (1973)
Theorien der limitierten menschlichen Kapazitäten (Moray, 1972; Kahnemann, 1973)
—> Capacity model for attention (Kahnemann, 1973)
Allgemeiner Pool einer Aufmerksamkeitsressource
Alle Aktivititäten konkurrieren um diese gleiche limitierte Ressource
Je schwieriger Aktivität, desto mehr Ressourcen werden benötigt
Single-Resource Theorie – Kahneman (1973)
A capacity model for attention
Multiple-Resource-Theorie – Wickens (2008)
Befunde
Ressourcen können auf die versch. Aufgaben aufgeteilt werden und nicht immer erfolgen Leistungseinbußen
Erhöhung der Schwierigkeit einer Aufgabe führt nicht immer zu Leistungseinbußen in anderer, gleichzeitiger Aufgabe
=> Multiple-Ressource-Theorie (z.B. Wickens, 2008)
Das Modell setzt den Grad an Interferenz in Beziehung zu der Anzahl geteilter Ressourcen auf den Dimensionen (Wickens & Hollands, 2000)
Messung von mental workload
Einteilung in 3 Kategorien
Einteilung der Maße in drei Kategorien (nach Sanders, 1979; Meshkatie & Loewenthal, 1988; Wierwille & Eggemeier, 1993):
Verhaltensmaße
—> Single Task/Primary Task measures
—> Secondary Task Technique,
Physiologische Methoden,
Subjektive Rating Methoden.
Kriterien für Workload-Index
Kriterien für Workload-Index (siehe Wickens & Hollands, 2000)
Sensitivität
Index sollte auf Workload-Veränderungen reagieren
Diagnostizität
Anzeige der Ursache für Workload-Veränderung
Selektivität
Index sollte nur auf Veränderungen in mentaler Workload reagieren
Beinträchtigungsfreiheit
Index sollte Leistung in Primäraufgabe, deren verursachte Workload gemessen wird, nicht beeinflussen
Bandbreite und Reliabilität
Index sollte reliabel sein, und ausreichend hohe zeitliche Auflösung besitzen
Messung der mentalen Beanspruchung
Zusammenfassung
Einteilung der Maße in drei Kategorien (nach Sanders, 1977; Meshkatie & Loewenthal, 1988; Verwey, 1993; Wierwille & Eggemeier, 1993):
Single Task/Primary Task measures
Secondary Task Technique
Physiologische Methoden
Subjektive Rating Methoden
Leider gibt es oft keine hohen Korrelationen zwischen subjektiven, physiologischen und Leistungsmaßen des mental workload Konzepts. (Moray, 1982; Verwey, 1993)
Single Task Performance Methode
Einstieg und Abbildung
Annahme: die Leistung in der Hauptaufgabe wird schlechter bei erhöhtem workload (siehe z.B. Stanton et al., 2001)
Leistungsmaße in der Hauptaufgabe werden durch unterschiedliche Belastungen beeinflusst
Annahme:
die Leistung in der Hauptaufgabe wird schlechter bei erhöhtem workload (siehe z.B. Stanton et al., 2001)
Beispiel: Einfluss von Verkehrsdichte auf das Fahrverhalten
Geschwindigkeit
Laterale Kontrolle
Beispiel: Effects on standard deviation of lateral position (De Waard, 1997)
Vor- und Nachteile
Vorteile
Nachteile
einfach umzusetzen
mangelnde Sensitivität der Methode
Leistung in Primäraufgabe kann aus unterschiedlichen Gründen variieren, unabhängig von Workload
Nicht immer gute Maße für Leistung in Primäraufgabe verfügbar
=> Entscheidungsgüte – richtig oder falsch
Zweitaufgaben-Methode
Annahmen:
Zwei Aufgaben werden gleichzeitig bearbeitet
wenn sich der workload erhöht, wird die Leistung in der Zweitaufgabe schlechter (siehe z.B. Stanton et al., 2001)
Nur „frei verfügbare“ Kapazitäten, d.h. Rest-Kapazität neben der Ausführungen der Hauptaufgabe, werden für die Bearbeitung der Zweitaufgabe genutzt (Kantowitz, 2000)
Voraussetzung: Die Person gibt der Hauptaufgabe genug Priorität und die Bearbeitung der Zweitaufgabe beeinflusst nicht die Leitung in der Hauptaufgabe (Kantowitz, 1974)
3 Techniken
Secondary task technique: Priorisierung der Hauptaufgabe
Dual-Task technique (= concurrent task or simultaneous task): keine Priorisierung, stattdessen maximale Performanz für beide Aufgaben (Odgen et al.,1973)
Loading task technique:
alle notwendigen Ressourcen zur Beibehaltung der Leistung in der „loading task“ zuwenden
Leistung in der „primary task“ wird erhoben
—> Grad der Beeinträchtigung als Maß der Schwierigkeit
Zweitaufgaben-Methode Dual-Task vs. Loading task
Ressourcenverteilung bei Doppelaufgaben (Wickens, Hollands, Banburry, & Parasuraman, 2013)
Performance operating characteristic POC
Diagramm der Leistung bei zwei zeitlich geteilten Aufgaben, wenn die Probanden aufgefordert werden, unterschiedliche Strategien der Ressourcenverteilung anzuwenden (Norman & Bobrow, 1975)
Beispiele: Hauptaufgabe Autofahren + Zweitaufgabe
Visuelle Aufgaben:
visual detection task: Probanden geben an, dass sie einen visuell präsentierten Reiz entedeckt haben
—> verbale Antwort (Verwey, 2000)
reading digits: lautes vorlesen von zufälligen Zahlen von einem display (Wierwille, 1977)
Auditive Aufgaben:
auditory addition task: die Zahl 12 wird zu einer auditiv präsentierten Zahl addiert à verbale Antwort (Verwey, 2000)
Time production:
Generierung von Zeitintervallen
Je höher die Anforderungen der primary task, desto größer die Überschätzung der produzierten Intervalle (Hart, 1975)
Zweitaufgaben-Methode – Peripheral Detection Task (PDT)
Aufgabe: Entdeckung peripherer Reize
Bewertung visueller und mentaler Beanspruchung durch Bedienung von Systemen während der Fahrt
hohe Augenscheinvalidität
Mangelnde Sensitivität:
kleine workload Veränderungen werden nicht abgebildet
Beanspruchung unterschiedlicher Ressourcen
Zweitaufgabe kann mit unterschiedlichen Hauptaufgaben kombiniert werden
das Einführen der Zweitaufgabe stört die Hauptaufgabe
Es gibt keine „universelle“ Zweitaufgabe
Direkte oder indirekte Erhebung der Meinung des Individuums über den eigenen workload durch Fragebogenverfahren
Werden entweder während oder nach einer Studie eingesetzt
Es gibt uni- bzw. multidimensionale Verfahren
Einige oft verwendete Fragebögen:
SWAT (Reid & Nygreen, 1988)
NASA-TLX (Hart & Staveland,1988)
schnell einsetzbar
Möglicherweise mangelnde Übereinstimmung zw. verbalem Statement und tatsächlichem workload
niedrige Kosten
Konzept der subjektiven Einschätzung ist nicht äquivalent zu mental workload
keine Beeinflussung der Hauptaufgabe
Wird Ressourceninvestition oder Ressourcenanforderung eingeschätzt?
im realen Feld einsetzbar
Beziehung zwischen workload-Maßen
Dissoziation zwischen Maßen
Beispiel: Einfluss der Verkehrsdichte auf Workload
Subjektives Maß
Physiologisches Maß
Beide Parameter steigen bis zu einer mittleren Verkehrsdichte an
Subjektive Beanspruchung erreicht ein Plateau
Herzrate nimmt bei höherer Verkehrsdichte wieder ab
Mögliche Ursachen:
Begrenzter Handlungsspielraum bei höheren Verkehrsdichten
Fazit
Workload ein zentrales Konzept in der Gestaltung der MenschMaschine-Interaktion
Mental workload als Anforderungen einer Aufgabe, die auf begrenzte Ressourcen des Menschen treffen
Zur Messung stehen verschiedene Ansätze und Maße zur Verfügung:
Verhaltensbasierte Maße
Physiologische Maße
Subjektive Maße
die unterschiedliche Aspekte erfassen und unterschiedliche Vor- und Nachteile aufweisen
Oft keine hohen Korrelationen zwischen diesen Maßen
Zur Erfassung des vermutlich multidimensionalen Konstrukts „mental workload“ ist eine Kombination von Maßen zu empfehlen (Sanders & McCormick, 1993)
Zuletzt geändertvor 2 Jahren