TMS Funktionsweise
direkte Stimulation - keine Messung
räumliche Auflösung ähnlich wie bei Läsionsstudien aber prinzipiell nicht so gut
zeitlich sehr gut (schlechter als MEG, EEG) besser als Läsionsstudien
Epilepsie ist Ausschlusskriterium aber generell sehr sichere Methode
TMS = transcranial magnetic stimulation
Basiert auf Prinzip der elektromagnetischen Induktion
Stromdurchflossene Spule erzeugt Magnetfeld senkrecht zur Stromrichtung
Magnetfeld passiert Haut/Schädeldecke -> elektrisches Feld im Gewebe
Auslösung von Aktionspotenzialen in kortikalen Neuronen
Positionierung der Spule
Ziel: tangentiale Platzierung der Spule + räumliche genaue und replizierbare Stimulation
TMS Stimulationsprotokolle:
Single-pulse TMS (spTMS)
Repetitive TMS (rTMS)
Theta-burst TMS (TBS)
Single Pulse TMS (spTMS): Stimulation mit einzelnen Pulsen
Motorkortex -> Motor Evoked Potentials (MEPs)
Visueller Kortex -> Phosphenes (visuelle Empfindungen)
Effekt hängt evtl. vom Zeitpunkt der Stimulation ab –bahnende Wirkung vor und hemmende Wirkung nach dem Prozess (Silvanto et al., 2008)
rTMS
Länger andauernde Stimulation mit bestimmter Intensität und Frequenz
-> Effekte überdauern die Stimulationsdauer
-> wird auch als potenzielles therapeutisches Tool diskutiert
Je nach Stimulationsfrequenz kann rTMS bahnende oder hemmende Wirkung haben
Frequenzen über 5Hz -> Senkung der Motorschwelle (erhöhte Erregbarkeit), LTP-ähnliche Prozesse
Frequenzen unter 1Hz -> Erhöhung der Motorschwelle (reduzierte Erregbarkeit), LTD-ähnliche Prozesse
Theta-burst Stimulation (TBS)
Neuere Form der rTMS
Kurze Pulsabfolgen von z.B. 50Hz (bursts) alle 200ms (5Hz -> Theta-Frequenzband)
Continuous TBS (cTBS): keine Pausen zwischen den einzelnen bursts
Intermittent TBS (iTBS): mehrere Sekunden Pause zwischen den Bursts
Unterschiedliche Kontrollbedingungen möglich
Stimulation in einem anderen Zeitfenster
Stimulation an einem anderen Ort
„sham“ Stimulation – „scheinbare“ Stimulation des Zielareals (gleicher akustischer Reiz wie echte Stimulation)
Ein anderer Task
Ein anderer Stimulus
TMS und funktionelle Bildgebung
TMS kann prinzipiell mit fMRT/EEG kombiniert werden
„Offline“: Region wird mittels rTMS vor der Aufgabe gestört oder erregt, danach werden die Effekte mittels fMRT/EEG gemessen
„Online“: spTMS während der:die Proband:in eine Aufgabe im fMRT/EEG durchführt
Gleichzeitige Durchführung von TMS und fMRT/EEG ist technisch möglich, aber sehr schwierig bzw. aufwändig
TMS und visuelle Wahrnehmung (Beispielstudien)
Beispielstudien TMS
Single-pulse TMS und visuelle Wahrnehmung (Amassian et al., 1989)
Theta-burst TMS (TBS) und Erregbarkeit des motorischen Kortex (Huang et al., 2005)
TMS-fMRT Studie zum Arbeitsgedächtnis (Feredoes et al., 2011)
Studie TMS und visuelle Wahrnehmung:
Amassian et al. (1989: Einfluss von single-pulse TMS auf visuelle Wahrnehmung
N = 4, MC (magnetic coil = TMS) Stimulation 2cm über dem Inion
Aufgabe: 3 Buchstaben werden gezeigt, die von den Proband:innen reproduziert werden sollen
Ergebnisse:
Interferenz von TMS mit Accuracy hängt vom Timing des TMS-Pulses ab
Accuracy am geringsten bei Stimulation 80-100ms nach Reizpräsention
TMS Stimulation über V1 führt dazu, dass keine Buchstaben mehr korrekt repliziert werden können
TMS Effekt ist abhängig von der Stimulationsposition
TMS im linken (rechten) visuellen Kortex beeinträchtigt Detektion der Buchstaben im rechten (linken) visuellen Feld
TMS und Plastizität des motorischen Kortex
Vergleich versch. TBS Protokolle
AV: Erregbarkeit des Motorkortex (Amplitude der motorisch-evozierten Potenziale, die durch single pulse TMS ausgelöst werden)
Effekt versch. TMS Protokolle wird durch single pulse TMS gemessen
Vorteile von Theta-Burst TMS
Effekte sind langanhaltend, aber reversibel
Je nach Protokoll kann die kortikale Erregbarkeit erhöht werden (iTBS) oder reduziert (cTBS)
Die Effekte treten schon nach sehr kurzer Stimulation auf (<1min bis wenige Minuten), verglichen mit 10-30min Stimulation bei „klassischer“ rTMS
„Virtuelle“ Läsionen (TMS) und organische Läsionen
TMS: Sicherheit
Generell eine sehr sichere Methode
Sehr geringe Wahrscheinlichkeit, dass durch Stimulation ein epileptischer Anfall ausgelöst wird
Risiko einen Krampfanfall auszulösen ist 0.0% – 3.6% in Epileptiker:innen (Klooster et al. 2016)
Epilepsie ist Ausschlusskriterium
Vereinzelte Berichte von epileptischen Anfällen in Gesunden; Grund: neurologische Vorerkrankungen
TDCS
Transcranial Direct Current Stimulation
Platzierung von zwei relativ großflächigen Elektroden auf der Kopfhaut: Anode (+) und Kathode (-)
Anionen (-) wandern zur Anode (+) • Kationen (+) zur Kathode (-)
Wirkung kann deutlich länger anhalten als die Stimulation
Wie funktioniert TDCS?
Im Gegensatz zu TMS: keine überschwellige Aktivierung, die direkt Aktionspotentiale auslöst
Es wird davon ausgegangen dass TDCS das Ruhepotential der Neuronen verschiebt, und so deren Erregbarkeit beeinflusst:
-> Anodale TDCS -> Depolarisation; Auslösung von Aktionspotentialen wird erleichtert
-> Kathodale TDCS -> Hyperpolarisation; Auslösung von Aktionspotentialen wird erschwert
Die über die Stimulationsdauer wirkenden Effekte hängen evtl. mit LTP/LTD zusammen: Blockade von NMDA-Rezeptoren verhindert die anhaltende Wirkung von TDCS
-> Anodale TDCS erhöht die spontane Feuerrate, kathodale TDCS reduziert sie
Motorisch-evozierte Potenziale (ausgelöst durch single-pulse TMS) hängen von TDCS-Stimulationsart (anodal/kathodal) und Stimulationsdauer ab!
TDCS: Stimulation über V1
Effekte von TDCS auf visuell-evozierte P100 Amplitude (EEG)
anodale Stimulation: Amplitude steigt
kathodale Stimulation: Amplitude sinkt
TACS
Transcranial Alternating Current Stimulation
Gleiches Prinzip wie TDCS; allerdings erfolgt eine oszillatorische Stimulation
Dies ermöglicht, die Rolle bestimmter Frequenzbänder zu untersuchen (-> Sitzung zu EEG)
Ozen et al. (2010): Kortikale Neuronen feuern in Phase mit oszillatorischer TACS Stimulation (entrainment)
Nicht invasive Neurostimulation Überblick
Zuletzt geändertvor 10 Monaten