Waffen und Munition, warum?
Unterschied zwischen Mensch und Tier:
Tiere kämpfen in direkten Kontakt, ebenso auch unsere ersten Vorfahren
Schon sehr früh erfand der Mensch Waffen wie Speer, Schleuder und Bogen, die es ermöglichten über größere Entfernungen zu wirken. Distanz halten!
Dadurch konnte der Mesnch seine Wirkasamkeit bei der Jagd und in der gewaltsamen Auseinandersetzung erheblich steigern!
Mit der Fernwirkung tauchte auch die Munition auf, die man auch als Träger der Wirkung beschreiben kann.
Die wirksame Reichweite bleibt früher wie heute ein bestimmender Faktor für alle Waffen und Munition!
Wirksame Reichweite
Den Gegner auf Distanz halten zu können - tunlichst jenseits der Wirksamkeit seiner eigenen Waffen - war schon immer ein wesentliches Kriterium für die Auslegung von Waffen und Munition!
Energetisches Material
Verbindung oder Gemisch aus Substanzen, in denen der zur Reaktion notwendige Sauerstoff chemisch gebunden enthält. Die Reaktion im metastabilen Material kann sich nach Auslösung ohne Zutritt weiterer Stoffe selbstständig fortpflanzen (im Gegensatz zu Diesel als reiner Brennstoff, der ein Oxidationsmittel benötigt). Die Auslösung der Reaktion kann durch Wärme, mechanische Belastung oder auch elektrostatische Entladung erfolgen.
Explosivstoff
Energetisches Material, welches zu dem Zweck der Anwendung als solches hergestellt wurde.
Sprengstoff
Ein Explosivstoff, der in seiner Anwendung in der Umsetzungsart Detonation umsetzen soll und als Stoff im wesentlcihen für diesen Zweck hergestellt wird (Molekül zerfällt während Belastung durch Stoßwelle). Ein Treibladungspulver, welches anteilig den Sprengstoff RDX enthält, dadurch grundsätzlich detonationsfähig ist, aber in seiner Anwendung für den Abbrand ausgelegt ist, wird nicht als Sprengstoff bezeichnet.
Empfindlichkeit von Explosivstoffen
Explosivstoffe sind generell in verschiedener Ausprägung chemisch labile Stoffe! Das chemische Gleichgewicht liegt ganz auf der Seite der Reaktionsprodukte. Lediglich eine verschieden hohe Aktivierungsenergie ist notwendig, um den Zerfall in die Reaktionsprodukte auszulösen.
Eine angemessene Empfindlichkeit ist die Grundvoraussetzung für die Verwendbarkeit im Sinne von Handhabungssicherheit, Abschussfestigkeit und letztlich auch Initiierbarkeit.
Einstufung Empfindlichkeit von Explosivstoffen
sehr empfindlich = praktisch nicht verwendbar (reines Nitroglycerin
empfindlich = Verwendung in kleinen Mengen, besondere Einbauverhältnisse = gesichert (primäre Sprengstoffe = Zündstoffe wie Quecksilberfulminat, Bleiazid, Silberazid in Detonatoren)
weniger empfindlich = scheiden für ungesicherten Einbau aus (reines kristallines PETN)
unempfindliche oder sehr unempfindliche Explosivsprengstoffe = ungesicherter Einbau und Verwendung (phlegmatisiertes PETN, TNT, alle Varianten moderner IM-Sprengstoffe)
Gesicherter Einbau empfindlicher Explosivstoffe
Was entsteht bei der Umsetzung von Explosivstoffen?
Wärme als Reaktionswärme (Explosionswärme)
Gas als Reaktionsprodukt (Schwaden, Schwadenvolumen)
Einsatz und Wirkung von Explosivstoffen
Während sich Energieinhalt (meist 4000 bis 6000 kJ/kg, Spanne QEx 3000 - 15000 kJ/kg) und Schwadenvolumen (~1m^3/kg) von Explosivstoffen oft nur wenig unterschieden, entscheidet die Umsetzungsart und Geschwindigkeit über die Wirkung:
sehr langsam: primäre Freisetzung von Wärme, Steuerung zeitlicher Abläufe
schnell: kontrolliert schiebende Wirkung (Antrieb Rakete oder Rohrwaffe)
sehr schnell: zerreißende und beschleunigende Wirkung (Sprengstoff)
Abgrenzung der Reaktionsgeschwindigkeiten von Explosivstoffen in verschiedenen Umsetzungsarten:
Umsetzungsarten
Verbrennung, Verpuffung
Abbrand
Deflagration
Detonation
Explosion (keine Umsetzungsart!)
Explosion
ist ein allgemeiner Vorgang, bei dem in kurzer Zeit eine große Energiemenge freigesetzt wird und so auf die Umgebung wirkt. Expansive Energiefreisetzung!
Beispiel: Detonation eines Sprengstoff oder auch berstender Druckbehälter
Verbrennung, Verpuffung (mit Luftsauerstoff)
bezeichnet jede Oxidationsreaktion, auch unter Zutritt von Luftsauerstoff
Verpuffung ist die schneller ablaufende Form. Im Gegensatz zur Deflagration ohne signifikanten Druckaufbau, geringere Geschwindigkeit (0,01-1 m/s)
Beispiel: Lagerfeuer, Kraftstoff-Luft-Gemisch im Ottomotor
Umsetzungsprouzess, der durch Wärmeleitung & Wärmeübergang gekennzeichnet ist und grundsätzlich ohne Zutritt von Luftsauerstoff möglich ist (Sauerstoff chemisch im abbrennenden Stoff mindestens teilweise gebunden)
Geschwindigkeit der Umsetzung ist von Zusammensetzung, Druck, Temperatur und dem physikalischen Zustand des Materials (Porosität, Korngröße, …) abhängig
Die Schwaden (Reaktionsprodukte) strömen entgegen der Abbrandsrichtung
Beispiel: Antrieb einer Feststoffrakete
Zersetzungsreaktion, die wesentlich unterhalb der Schallgeschwindigkeit des Stoffes abläuft und hinzutreten von Sauerstoff nicht bedarf (mehrere 100 m/s)
pflanzt sich durch die freiwerdende Reationswärme in Verbindung mit Gasströmung fort (heiße Reaktionsprodukte treiben Reaktion im Pulver voran).
Umsetzungsprozess ist von Gasgeschwindigkeit bzw. Schallgeschwindigkeit der Reaktionsprodukte gekennzeichnet, feine Porosität / große Oberfläche erforderlich!
Beispiel: Umsetzung einer pyrotechnsichen Mischung
Eine Detonation ist die Reaktionsform der Umsetzung eines Explosivstoffs, bei der die chemische Reaktion mit einer Stoßwelle gekoppelt ist.
Es handelt sich um eine stoßwelleninduzierte Umsetzung, die sich mit einer Geschwindigkeit oberhalb der Ruheschallgeschwindigkeit des Explosivstoffes (meist Festkörper), mit der Detonationsgeschwindigkeit ausbreitet (mehrere 1000 m/s)
Direkt hinter der Ausbreitungsfront strömen hier die Gase in Ausbreitungsrichtung und erzeugen eine starke Richtungswirkung (besonderes Merkmal bei Detonation)
Benötigt eine Initialzündung (Sprengkapsel)
Beispiel: Initiierung und Detonation einer Sprengladung
Wirkung der Umsetzungsarten
Verbrennung / Abbrand
Wärme
langsame Gasentwicklung
langsamer Druckanstieg
Verpuffung / Deflagration
schnelle Gasentwicklung
schnelle aber schiebende Druckwirkung
sehr schnell Gasentwicklung
sehr hoher Druck mit Richtungswirkung
Kategorien von Explosivstoffen nach deren Verwendung
sekundärer Sprengstoff
ziviler Einsatz
militärischer Einsatz
Treibstoffe
Treibladungspulver für Rohrwaffen
Raketentreibstoffe
primärer Sprengstoff
pyrotechnische Stoffe
Kategorien von Explosivstoffen nach deren Zusammensetzung/Mischung
Einheitlicher Stoff (Moleküle), die unter Energiezugabe zerfallen
Primärsprengstoffe
Sekundärsprengstoffe
Treibladungspulver
Gemische aus zwei oder mehr Reaktionspartnern (Brennstoff + Sauerstoffträger)
pyrotechnischer Knallsatz
Raketenfesttreibstoff
Kategorien von Explosivstoffen nach Molekularen Aufbau und Funktionsgruppen
Nitroverbindungen -C-NO2
Ester -O-NO2
Nitramine -N-NO2
Metallische Derivate
Oxidationsmittel in Gemischen aus zwei oder mehr Reaktionspartnern
Nitrate
Chlorate
Perchlorate
Reduktionsmittel in Gemischen aus zwei oder mehr Reaktionspartnern
Metallpulver
Mineralöle oder mehrwertige Alkohole
andere organische Stoffe
Alternative Einteilung für Treibladungspulver, da extrem selten als reine einheitliche Stoffe
a: Ein-Basig: Schießbaumwolle / Nitrozellulose + Stabilisator
b: Zwei-Basig: a + Sprengöl (Nitroglycerin oder Diglykoldinitrat)
c: Drei-Basig: b+ Sprengstoff (Nitroguandin oder RDX)
d: a, b, c + spezielle Beschichtungen der Pulverkörner
-> Ziel: Beeinflussung Abbrandverhalten und Eigenschaften der Schwaden
Alternative Einteilung für Sprengstoff, da extrem selten als reine einheitliche Stoffe
a: Hilfsmittel zur Weiterverarbeitung
b: Phlegmatisiert
c: Kunststoffbinder
d: Melt-Cast-Mischungen
-> Ziel: Beeinflussung Verarbeitkeit, mech. Eigenschaften Ladung, Empfindlichkeit
Typische Verwendung von Explosivstoffen im militärsichen Bereich
primäre Sprengstoffe
Zündmittel: in kleinen Mengen für Einleitung einer Zündung (Initiierung) oder auch Anzündung. Meist in Kombination mit pyrotechnischen Stoffen und sekundären Sprengstoffen.
Beispiel: Detonatoren oder Anzündmittel
Wirkladung zur Erzielung endballistischer Gefechtswirkung
Beispiele: Gefechtskopf, Bombe, …
Treibstoffe (Pulver und Treibsätze)
Zum Antrieb von Geschossen, Raketen und Lenkflugkörpern
Zur Signalgebung, Tarnung, Täuschung und Aufklärung
Kombinationen: Anzündmittel, pyrotechnische Stoffe, Treibstoffe
Als Hilfsmittel zwecks Erzeugung pneumatischer, mechanischer und thermischer Funktionen.
Beispiel: Verzögerungsstrecken, Gasgeneratoren, Ausstoßladungen, pyrotechnische Seilschneider, …
Typische Umesetzungsarten von Explosivstoffen im militärischen Bereich
übliche, gewollte Umsetzungsart
andere sicherheitsrelevante Umsetzungsart
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Deflagration, Abbrand
Treibstoffe als Treibsätze oder Treibladungen
Deflagration, Detonation
Treibstoffe als feine Pulver oder offen poröse Stoffe
pyrotechnische Stoffe als homogener Körper oder Pulver
Typische Merkmale kurzzeitdynamischer Vorgänge
Ausbreitungsgeschwindigkeit der Störung mit Schallgeschwindigkeit (250-10000m/s)
sehr hohe Materialgeschwindigkeiten (100-10000m/s)
sehr hohe Drücke (500-100000MPa) Drücke liegen oft vielfach jenseits der Festigkeit üblicher konstruktionsmaterialien
Vorgänge sind in ihrer wesentlichen Auswirkung in kürzester Zeit abgeschlossen, alles was danach kommt kann als Neben- oder Nachwirkungen gesehen werden
wegen der hohen Geschwindigkeiten können die Vorgänge meist als adiabat betrachtet werden. Wärmeleitung kann sich nicht / nur wenig auswirken
Vorgänge sind mit den menschlichen Sinnesorganen als Folge der Kurzzeitigkeit nicht im Detail wahrnehmbar. Notwendigkeit von Messtechnik, bildgebenden Verfahren, einfachen Berechnungen und Simulationen!
Als Resultat von Drücken jenseits der Festigkeit üblicher Materialien sind die Gegenstände der Untersuchung nach Ablauf des Vorganges nicht mehr als Ganzes vorhanden. Maximal eine Rekonstruktion möglich.
Warum noch manuell rechnen in Zeiter der Simulation?
Schallwellen: Schallgeschwindigkeit
In Materie (Gase, Flüssigkeiten, Festkörper) werden kleine mechanische Druckschwankungen mit konstanter Geschwindigkeit weitergeleitet. Diese Geschwindigkeit wird als Schallgeschwindigekeit bezeichnet:
Gase bei Normalbedingungen: CO2 250m/s, Luft 331m/s, H2 1250m/s
Flüssigkeiten: Wasser 1450m/s
Festkörper: Blei 2000m/s, Aluminium 5000m/s, Keramiken > 10000m/s
Die Zustandsgleichung der betreffenden Stoffe ist verändelrich mit p, ρ und T. Daher gilt die Schallgeschwindigkeit nur für infinitesimal kleine Druckschwankungen!
Im einfachsten Fall:
Stoßwellen in Festkörpern
Bei der Kollision von Festkörpern (FK) oder bei direktem Kontakt von FK mit einer detonierenden Sprengladung tritt eine sehr schnelle Änderung der Belastung auf
Die Belastung liegt in einer Größenordnung, in der der FK nicht mehr als inkompressibel angenommen werden darf. Kompressibler Festkörper!
Die Annahme aus Starrkörpermechanik, dass die auf den Körper einwirkende Kraft jedes Volumenelement des Körpers gleichzeitig kraftproportional beschleunigt, gilt hier nicht!
Die Ausbreitung der Belastung geschieht in Form einer Stoßwelle, die im überstrichenen Bereich eine plötzliche Änderung der Zustandsgrößen auslöst:
Stoßgeschwindigkeit U = Ausbreitungsgeschwindigkeit
Stoßdruck p, Dichte ρ, Energie E und Materialflussgeschwindigkeit u steigen sprunghaft an
Hinter der Stoßfront strömt das Material mit der Geschwindigkeit u
Die Anstiegszeit Δt ist in der Regel sehr klein, hängt jedoch vom Material ab. Bei schwachen Stößen und/oder porösem Material kann die deutlich sichtbar sein.
In der Regel ist der Stoßdruck p Maß für die Stärke eines Stoßes U, u, E1-E0 und ρ1-ρ0 hängen stark vom Stoßdruck ab.
Stoßwellen in Ferstkörpern
Druck-Weg-Diagramm
Zustandsänderung im Material bei Einleitung einer Stoßwelle endlicher Länge
Druckverlauf über dem Weg als Momentaufnahme
Erhaltungssätze I
Masseerhaltung (Kontinuitätsgleichung)
überstrichene Masse = komprimierte Masse
ρ0*U*ΔtA= ρ1*(U-u)*Δt*A
ρ0*U=ρ1*(U-u)
->Kompression in Abhängigkeit von Stoß- und Materialflussgeschwindigkeit
ρ0/ρ1=(1-u/U)
Erhaltungssätze II
Impulserhaltung (Impulssatz)
Impuls der komprimierte Masse = Impuls der Stoßwelle
I=Δm*u=F*Δt
I=ρ0*U*A*Δt*u=Δp*A*Δt
->Stoßdruck in Abhängigkeit von Stoß- und Materialflussgeschwindigkeit
p1-p0=ρ0*U*u
Erhaltungssätze III
Energieerhaltung (1. Hauptsatz der TD)
Stoßenergie = kinetische Energie + innere Energie
p1*u=1/2*ρ0*U*u^2+ρ0*U*(E1-E0)
->Berechnung der Stoßtemperatur eines beaufschlagten Materials
E1-E0=(T1-T0)*cν=1/2*(ν0-ν1)*(p1+p0)
ν=1/ρ
Empirische Zustandsgleichung für FK & Flüssigkeiten unter Stoßbelastung
U=c0+s*u
c0 und s: Stoßparameter
Mit den drei Erhaltungssätzen und der Zustandsgleichung stehen vier Gleichungen mit fünf Unbekannten (p, ρ, E, U, u) zur Verfügung. Diese Gleichungen definieren Kurven in einem fünfdimensionalen Variablenraum mit nur einer unbekannten Variablen. Diese Kurven werden als Rankine-Huogoniot-Kurven bezeichnet.
Mit den vier Gleichungen können alle Zustandsgrößen im Material berechnet werden, sobald eine Variable bekannt ist. Ein 1-dimensionaler Stoßvorgang kann so mit guter Präzision berechnet werden.
Anwendung einzelner Erhaltungssätze
Schwächung einer Stoßwelle durch Absorption
Änderung des Stoßdruckes durch Fokussierung oder Defokussierung
Absorption, exponentielles Schwächungsgesetz:
Druckabnahme p(x)=p0exp(-a*x)
Radiale Fokussierung und Defokussierung:
Druck Zu- oder Abnahme 2D p1=p0*(R0/R1)
Sphärische Fokussierung und Defokussierung:
Druck Zu- oder Abnahme 3D p1=p0*(R0/R1)^2
Was ist eine ideale Detonation von Sprengstoffen?
Detonation breitet sich sphärisch vom Punkt der Initiierung aus
Unter idealen Bedingungen ist die Detonationsgeschwindigkeit einer homogenen Ladung konstant und hängt nicht von Anfangs- und Randeffekten ab
Was versteht man unter einer Detonation?
Detonation=Stoßwelle + chemische Reaktion
Annahmen für ideale Detonation
1) Es handelt sich um einen stationären Prozess mit konstanter Detonationsgeschwindigkeit.
2) Die Detonationsfront ist eine Stoßwelle und kann wie eine Stoßwelle eines nicht reaktiven Materials gehandhabt werden (Stoßwellentheorie)
3) Die Breite der Reaktionszone ist vernachlässigbar klein
4) Die Reaktionsprodukte, welche die Reaktionszone verlassen, sind im chemischen und thermodynamischen Gleichgewicht. Die Reaktion ist abgeschlossen
5) Randeffekte können vernachlässigt werden. Sie wirken nicht auf die Detonation zurück
Diese Annahmen gelten in sehr guter Näherung für die Detonation der meisten militärischen Sprengstoffe. Bei der Auslegung von Zündketten und Ladungen wird üblicherweise eine stationäre ideale Detonation angestrebt.
Skizze Detonation
Zuletzt geändertvor 2 Jahren