Wofür eigentlich Sozialstruktur?
Die Zusammensetzung einer Gesellschaft beeinflusst die Zusammensetzung ihrer möglichen Interaktionen
- Altersstruktur
- Geschlechterverteilung
- Wohlstandsverteilung
- Nationale und religiöse Identität
- Interaktion verschiedener Schichten
- Fragmentierung/Segregation?
Bevölkerungspyramide Deutschland
Entstehung der Industriegesellschaft
„Der Begriff ,Industriegesellschaft´ bringt zum Ausdruck, dass Veränderungen in der Produktionsweise – auf der Basis von technologischen Veränderungen – den Kern des sozialen Wandelns ausmachen und dass der technisch-ökonomische Wandel auch auf andere Bereiche der Gesellschaft ausstrahlt und weitere sozial kulturelle und politische Veränderungen nach sich zieht.“ (5)
—> „Wandel des Schichtgefüges“ (3)
- Sinkende Relevanz von Landwirtshaft als Arbeitsplatz (bei gleichzeitiger Produktivitätssteigerung: „(…)steigerte sie ihre Erträge zwischen 1876 und 1914 um 73%“ ) (10)
Ökonomischer Wandel
- Artifizielle Arbeits- und Zeitdisziplin
- Höherer Grad und Arbeitsteilung (vgl. Elias, Durkeim)
- Maschinisierung des Arbeitssektors und Industrialisierung formt Sozialstruktur und Lebensweise
- 18. + 19.Jahrhundert als Erfindungszeitalter
- „Insgesamt wächst die Gruppe derjenigen, die auf den Markt angewiesen sind, weil sie sich nicht oder nicht mehr allein aus eigener Erzeugung ernähren konnten, stark an. Mit der Industrialisierung veränderten sich die Ernährungsgewohnheiten und das Verbraucherverhalten“ (10)
- Erzeugung von Mehrwert durch die Arbeitenden —> G-W-G´ (Marx)
Entstehung der Klassengesellschaft
“Die ständisch Grobgliederung der deutschen Gesellschaft im 18. Jahrhundert entsprach dem allgemeinen Strukturen des europäischen Feudalismus: Sie unterschied die vier Hauptstände Adel, Geistlichkeit, Bürger und Bauern und darunter die sozial schlechter gestellten “unterbäuerlichen“ bzw. “unterbürgerlichen“ Schichten der Armen, Nichtsesshaften und Juden. Innerhalb der Hauptstände gab es vielfach abgestufte Differenzierungen, zwischen ihnen Überlappungen.“ (S. 12)
“Die Zugehörigkeit zu Klassen und die Stellung einer Klasse in der Sozialstruktur sind in erster Linie von ökonomischen Faktoren abhängig: von der Stellung im Klassen sehr viel amorphere Konstrukte als Schichten“
“Ungleichheit der Lebenschancen“ (17)
Gesellschaftspolitisches Bündnis zwischen Adel und Großbürgertum: “Abwehr der Ansprüche der neuen Unterschichten“(14)
Differenzierung: Besitzbürgertum und Kleinbürgertum als Kapitaismus “Gewinner“ und Kapitalismus “Verlierer“
Stetiger Abbau von sozialen und räumlichen Bindungen in der städtischen, industrialisierten Gesellschaft
Städte als “Treibhäuser einer krassen sozialer Ungleichheit“ (20, nach Wehler)
Gesellschaftlicher Aufstieg prinzipiell einfach als in der Ständegesellschaft
Das Proletariat (?)
Gemeinsam war allen Proletarien, dass sie über kein Eigentum verfügten und, sofern sie überhaupt einen Arbeitsplatz hatten, lebenslänglich Lohnarbeit verrichten mussten. Ansonsten war das Proletariat keine einheitliche oder unstrukturierte Masse […]. In Preußen machten die erwerbstätigen Gruppen des Proletariats im Jahr 1860 74% der arbeitenden Bevölkerung aus.“ (16)
- Kann man von dem Proletariat ausgehen?
- Problematik: Organisation bei verschiedenen Lebenswirklichkeiten
- Ungleichheiten auch innerhalb der gleichen Klasse: Gesundheit, Lebenserwartung etc.
—>potentielle Fragmentierung
Demografischer Wandel
- Grundbedingung: Rückgang der Mortalität (ab Mitte des 19. Jahrhunderts)
- Medizinischer Fortschritt
- Verbesserte Ernährung
- Bessere Hygiene
- Public Health
- Sozialreformen, z.B. Rückgang von Kinderarbeit
Veränderung der Familienstruktur
- Trennung von Wohn- und Arbeitsplatz
- Verringerung der durchschnittlichen Kinderzahl pro Familie
—> Qualität statt Quantität
- Verschärfung und Neubildung von Geschlechterunterschieden: „Der Frau fiel die dienende Rolle der „Innenwelt“ der Familie zu, ihre Rolle ist es Ehefrau und Mutter zu sein“ (S.24)
,Verschlechterung´ von dichotom konstruierten Attributen
Frauen als ,innenweltliche´ Personen: kein Teil politischer Öffentlichkeit
- „die häusliche Geborgenheit diente als Zufluchtsstätte nach den Mühen des Arbeitstages“ (24)
Vgl. Biedermeister: Rückzug ins Private
Neu entstehende Anforderungen und Erwartungen an Frauen
Doing Gender im 19. Jahrhundert (and beyond)
- Biologisch vorhanden Unterschiede werden ,vergeschlechtlicht´, um die bestehende Ordnung zu legitimieren
z.B. Größe des Gehirns
- Frauen werden bestimmte Eigenschaften und ,natürliche´ Gegebenheiten zugeschrieben, um den Status Quo zu reproduzieren
· Fokussierung auf ,Hysterie´ (vom griechischen Adjektiv hysterikos: die Gebärmutter betreffend/von ihr herkommend) als explizit weibliches Krankheitsbild
—> Schon im alten Ägypten als Verhaltensabweichung von Frauen festgehalten (aufgrund einer wandernden Gebärmutter)
—> „Symptome“ der Hysterie (u.a.): ,Jungferndasein´, emotionale und psychische Instabilität, Erbrechen. Krampfanfälle, Schwächeanfälle, Unfruchtbarkeit, Hypersexualität
—>Freud applizierte das Konzept der Hysterie auch auf Männer
· Care-Arbeit als „Frauenarbeit“
- Grundlegende Voraussetzung: Konstruktion der ,klassischen´ Zweiggeschlechtlichkeit
Das Ein-Geschlecht-Modell
- Frauenkörper sind ,weniger erfolgreiche´ Männerkörper —> Biologische Ausstattung und Funktionsweise ist grundsätzlich gleich aber verschieden ausgeprägt (Uterus als nicht ,ausgeklapptes´ männliches Geschlechtsorgan)
- Biologische Prozesse wie Menstruation etc. nicht prinzipiell geschlechtlich, sondern als Ausscheidung überschüssige Flüssigkeiten interpretiert —> vgl. Vier-Säfte-Lehre
- „To be a man or a woman was to hold a social rank, a place in society, to assume a cultural role, not to be organically one or the other of two incommensurable sexes. Sex before the seventeenth century, in other words, was still a sociological and not an ontological category.“ (Laqueur 1988: 8)
- ,Abweichende´ Daten und Erkenntnisse wurden im Interesse des herrschenden Paradigmas ignoriert bzw. in Übereinstimmung mit dem Paradigma angepasst
Vgl. Archäologie: Jäger und Sammler
- Übergang zum Zwei-Geschlechter-Modell ab dem 18. Jahrhundert —> Frau als Abweichung
Zusammenfassung
- Grundlegend: Die Zusammensetzung einer Gesellschaft beeinflusst die Zusammensetzung ihrer möglichen Interaktionen
- Als Resultat der Industrialisierung, der Verstädterung und der Etablierung der Klassengesellschaft kommt es zur Differenzierung und Fragmentierung gesellschaftlicher Gruppen sowie der Veränderung ihrer Interaktionsstrukturen
- Trennung von Wohn- und Arbeitsplatz und Veränderung von Familienstrukturen als zentraler gesellschaftlicher Faktor
G-W-Gˋ
Mehrwerttheorie nach Marx
Marx formulierte daraufhin die Mehrwerttheorie.
Sie besagt, dass ein Mensch mehr Wert schaffen kann, als zu seiner eigenen Erhaltung notwendig ist.
Die Differenz macht sich der Kapitalist zu eigen, indem er den Arbeiter mehr arbeiten lässt, als er ihm für seinen Lebensunterhalt bezahlt. So entsteht der Profit.
Zuletzt geändertvor 2 Jahren