Fallbeispiel 1
Situationsbeschreibung
In einem Baumarkt arbeiten fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit. Der Baumarkt hat von 8.00 bis 20.00 Uhr geöffnet, am Samstag bis 16.00 Uhr.
Es handelt sich um einen Baumarkt mit einem umfassenden Angebot. In dem Markt selbst befindet sich u. a. die Elektroabteilung mit einem großen Leuchtenangebot. Weiterhin ist eine Sanitär- und eine Werkzeugabteilung vorhanden. Hier finden regelmäßig Vorführungen mit Werkzeugen wie z. B. Bohrhämmern, Schweißgeräten, Trennschleifern, Hochdruckreinigern usw. statt.
In der Holzabteilung werden Holzzuschnitte nach Kundenwunsch ausgeführt. Teppiche werden als Meterware verkauft und entsprechend zugeschnitten.
Baustoffe werden überwiegend außerhalb im Freigelände gelagert, ebenso die Gartenartikel. Im Marktselbst befindet sich noch eine Ecke mit Aquarien mit Fischen, Futter und Zubehör. In der Weihnachtszeitwerden Christbäume und Christbaumschmuck verkauft.
Zum Service gehört es, dass den Kunden beim Verladen von sperrigen und/oder schweren Teilen geholfen wird.
Im Lager sind zwei Elektro-Deichselstapler vorhanden, die außerhalb der Öffnungszeiten auch zum Befüllen der Regale mit den auf Paletten befindlichen Waren genutzt werden.
Unfall- und Krankheitsgeschehen
Das Unfallgeschehen wird weitgehend von sogen. Bagatellunfällen bestimmt:
• Umknicken auf dem Hof an Stolperstellen durch unebene Pflastersteine
• Schnittwunden und Blutergüsse bei der Unterstützung der Kunden beim Verladen von Waren.
• Aufschürfungen beim Einräumen von engen Regalfächern
• Schnittwunden beim Hantieren mit Holzplatten und Metalltüren sowie beim Aufreißen bzw. Auf-schneiden von Kartonverpackungen
Viele Mitarbeiter finden, dass die Vorgabe „Zu Kunden immer nett und freundlich!“ sehr belastend ist.
Das Einräumen von Regalen wird als langweilig bezeichnet, und wenn sich an der Kasse eine Schlange bildet, dann entsteht Zeitdruck.
In der Weihnachtszeit wird die Musikberieselung von vielen als lästig empfunden.
Ab und zu kommt es beim Aufhängen von Lampen zu einem Stromschlag, es ist aber bisher immer sofort die Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (FI-Schalter) wirksam geworden.
Insbesondere Mitarbeiterinnen der Gartenabteilung, die häufig von innen nach außen wechseln klagenim Winter über Erkältungskrankheiten, Erkältungskrankheiten treten auch im Sommer durch die trockene Luft der Klimaanlage auf.
Den ganzen Tag stehen, viele Kilometer laufen, schwere Lasten bewegen, in ungünstigen Körperhaltungen Regale einräumen, langes Sitzen an der Kasse wird auch als belastend gesehen.
Im letzten Jahr wurde eine Verkäuferin von einem Kundenhund gebissen.
Bei einer Reinigungskraft wurde eine Hautreizung festgestellt, nachdem sie das aus einem Kanisterausgelaufene (und als reizend klassifizierte) Reinigungsmittel aufgewischt hat.
Von den Verantwortlichen wird es als belastend empfunden, dass sie auch für die Sicherheit der Kunden verantwortlich sind. So wurde fast ein Kind von einem umstürzenden Lattenpaket getroffen, das ein Kunde nur leicht an das Regal angelehnt hatte
1) Ermitteln Sie für die u. g. Gefährdungsfaktoren die Gefahrenquellen und die gefahrbringenden Bedingungen
Gefährdungsfaktor
Gefahrenquelle
Gefahrbringende Bedingungen
Mechanische Faktoren
Bagatellunfälle - Umknicken, Stolperstellen
Enge Regalfächer, die zu Aufschürfungen beim Einräumen führen können
Holzplatten und Metalltüren, die Schnittwunden verursachen können, wenn sie nicht sorgfältig gehandhabt werden
Stromschläge beim Aufhängen von Lampen
Gartenabteilung/Baumarkt
Stolperstellen auf dem Hof durch unebene Pflastersteine
Enge Regalfächer
Schwere Lasten, die beim Verladen von Waren gehoben werden müssen
Holzplatten und Metalltüren
Kartonverpackungen, die aufgerissen oder aufgeschnitten (Teppichmesser) werden müssen.
unachtsam, unkonzentriert, ermüdet, in Eile, nasser Boden
enge Anordnung, zusätzliches Verladen der Ware
fehlende PSA, Zeitdruck, verdeckte Sicht
falsche Lagerung, ungünstige Stapelung, scharfe Kanten,
Schall
laute Arbeitsmaschinen (Holzsäge, Steinbohrer)
(Musik in der Weihnachtszeit)
Lautstärke der Arbeitsmaschinen und Musik
Zeitraum der Beschallung durch Musik oder Kundenlärm und Arbeitsmaschinen
Arbeitsplatz/-umgebung
individuelle Lärmtoleranz
fehlende PSA, Kapselgehörschutz
Psychische Faktoren
Vorgabe, immer nett und freundlich zu den Kunden zu sein
Einräumen von Regalen, das von einigen Mitarbeitern als langweilig empfunden
Zeitdruck, der entstehen kann, wenn sich an der Kasse eine Schlange bildet
Musikberieselung während der Weihnachtszeit
Mangelnde Pausenregelungen und ungünstige Arbeitszeitverteilung
Unternehmensphilosophie
Unterforderung/Überforderung
Unzufriedenheit
monotone Arbeit
Lautstärke
Zeitraum
Schichtarbeit
Stress, Zeitdruck, sozialer Druck, Leistungsdruck
PSA (Kapselgehörschutz)
2) Wie beeinflussen sich die Faktoren?
keine pauschale Aussage machbar
psychische Faktoren sind eher durch mechanische Gefährdung bedingt
eher negative Ausrichtung
es besteht eine Wechselwirkung, gegenseitige Verstärkung
z. B.:
das Einräumen der Regale, während sich eine Schlange an der Kasse bildet.
MA wird vom Kunden im Außenbereich angesprochen und in ein Gespräch verwickelt (muss dabei nett und freundlich sein) und hat gleichzeitig keine warme Arbeitskleidung an und muss frieren.
Unebener Boden führt zu Lärm wenn Flurförderfahrzeuge darüberfahren und gleichzeitig zu einem erhöhten Stolperrisiko.
Nicht vorhersehbar sind die individuellen Voraussetzungen des MA, ob das Kundengespräch/der Kundenverkehr positiv oder negativ für den MA ist.
In einem Baumarkt arbeiten fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit. DerBaumarkt hat von 8.00 bis 20.00 Uhr geöffnet, am Samstag bis 16.00 Uhr.
3) Welche Interventionsansätze sind denkbar?
Ein möglicher Interventionsansatz könnte darin bestehen, eine Risikoanalyse durchzuführen, um die Hauptursachen für Unfälle und Erkrankungen zu identifizieren und Maßnahmen zu ergreifen, um diese zu vermeiden oder zu minimieren. Dazu gehören:
Verbesserung der Arbeitsbedingungen, z. B. durch die Reparatur von unebenen Pflastersteinen, die Bereitstellung von passenden Schuhen oder der Einsatz von Handschuhen, um Schnittwunden zu vermeiden
Schulungen und Informationen für Mitarbeiter zu sicheren Arbeitsmethoden und Verhaltensregeln, um Unfälle zu vermeiden
Einführung von Pausenregelungen und Arbeitszeitverteilung, Job Rotation, um Überlastung und Zeitdruck zu verringern
Schaffung von Möglichkeiten für Mitarbeiter, ihre Anliegen und Probleme zu äußern, z. B. durch ein Betriebsrat oder eine Anlaufstelle für Beschwerden
Bereitstellung von Schutzausrüstung und Technik, z. B. Gummihandschuhe, Schutzbrillen, Schallschutzkopfhörer, um Unfälle und Erkrankungen zu vermeiden
4) Welchen Stellenwert/Reichweite haben die einzelnen Maßnahmen?
Maßnahmenhierarchie
Mechanische Gefährdungen
Psychische Gefährdungen
1
S: weichen Boden, Beton/Asphalt
T: Ladehilfe, Flurfahrzeug
O: Mitarbeiterwechsel
P: PSA, festes Schuhwerk
I: Warnschild, Markierung
unebener Boden, unebene Pflastersteine
2
S: Übernahme der Verladung durch Kunden
T: Ameise, Gabelstabler
O: Verladezone
P: engangliegende Kleidung, Handschuhe
I: Schilder, Markierung Gewicht
Verletzungen durch Verladung
3
S: akkubetriebene Lampen, Fenster
T: ?
O: Reparatur, Durchführung von unterwiesener Person
P: PSA, isoliertes Werkzeug
I: Warnschild, Sicherheitsanweisung
Aufhängen von Lampen
4
S: Auslagerung der Arbeitsbereiche, separate Räume,
T: Boden-/Schallschutzdecken zur Isolierung/Dämmung (Schallhärte rausnehmen)
O: Aufenthaltsbeschränkung
P: PSA, Kapselgehörschutz
I: Gebotsschild Gehörschutz (blau)
laute Arbeitsmaschinen
5
S: Öffnungszeiten anpassen
T: Self-check-out-Kassen
O: Job Rotation, Serviceteams zur Kundenberatung
P: ?
I: Schulungen für den Umgang mit Kunden
Zuletzt geändertvor 2 Jahren